Scene

Id
948  
Name
Bruch mit Traditionen?  
Summary
 
Position
4  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2013-09-12 22:44:11  
Edited At
2013-09-27 14:25:24  
Show
Vendetta 96  


Flashback

Er wollte nie diesen Schritt gehen. Dennoch ist er hier. Sie werden ihn für verrückt halten, sollte er tatsächlich mit dieser Tradition brechen. Doch für ihn gibt es keinen anderen Weg. Es ist Zeit endlich mit der Vergangenheit aufzuräumen. Das ist das einzig Richtige auf seinem Weg zu sich selbst. Er muss über seinen eigenen Schatten springen und tun, was vor ihm noch keiner getan hat.

Díego Alejandro Sanchéz betritt das Krankenzimmer, vor dem er seit zehn Minuten gewartet hatte. Innerlich hin- und hergerissen konnte er sich nicht entscheiden. Doch auf dem Weg zurück zur Spitze der PCWA darf er sich keinen weiteren Rückzieher, keinen weiteren Rückschlag erlauben.

Dort liegt er, der eherne Mythos. Ruhig, sanft, ja geradezu friedfertig. Der treue Leser merkt es bereits. Dieser Besuch fand noch statt, bevor Blake Milton seinen "Dad" mit Klebeband traktiert hat. Es war aufwendig gewesen, heraus zu bekommen, wo Gabriel Lucifer behandelt wird. Aber schließlich hat jeder seinen Preis. Díego huscht ein Lächeln über das Gesicht.  Er kennt die PCWA Legende viel zu gut, um diesem Bild große Beachtung zu schenken. Seine Beine tragen ihn an das Bett in diesem Einzelzimmer. Denn auch wenn Gabriel von Azrael Rage entlassen wurde, scheint man oder jemand ihm diesen Luxus noch zu gönnen. Díego setzt sich ans Bett und muss sich ein Lachen verkneifen. Wie würde Blake Milton reagieren, wenn er das jetzt sehen könnte?

Der Gedanke wird beiseite geschoben, denn dieser kleine Psychopath ist nicht sein Problem. Sein Problem liegt vor ihm in diesem Bett. Bewegungsunfähig und dem Anschein nach im Land der Träume. Díego schaut sich den ehernen Mythos genauer an. Die vielen Schläuche die unter der Bettdecke verschwinden, die Plastikdose mit den Schmerztabletten. Dieser verdammte Bastard ist einfach nicht klein zu kriegen.

Díego schüttelt bedächtig den Kopf. Wer weiß schon, was in diesem kranken Hirn so vor geht. Letztlich wird Gabriel diese halbe Hinrichtung als weiteren Masterplan outen und irgendwann ist dann wieder alles wie immer.

Sanchéz: "Sieh dich an, Gabriel. Sieh mich an. Was ist nur mit uns passiert. Du, die lebende PCWA-Legende, wieder einmal an ein Krankenbett gefesselt. Ich, ein ehemaliger Reisender auf der Überholspur, ein Gefangener meiner Selbst."

Er steht auf, nimmt sich vom Nachttisch des ehernen Mythos ein Glas und gießt sich etwas Mineralwasser ein.

Sanchéz: "Du erlaubst? Und selbst wenn, wie könntest du mich davon abhalten, was?"

Ein kurzes, bitteres Lachen. Er nimmt noch einen Schluck, ehe er sich wieder setzt und den Blick gen Fenster richtet.

Sanchéz: "Seit ich einen Fuß in die PCWA gesetzt habe warst du ein steter Begleiter. Du warst es letztlich, der mich hier her gebracht und mich unter den Flügeln des Phönix verwurzelt hat. Als Mai Eht warst du die Herausforderung, die ich brauchte und du konntest mir sogar eine Art Freund sein. Als du zur Firma gestoßen bist, hast du mir deine andere Seite gezeigt und mich dennoch immer weiter angespornt, mich zu steigern, mich zu verbessern. Auch wenn man den Tribune nun wohl für immer mit John Smith in Verbindung setzen wird, so hab ich diesen Titel doch zu dem gemacht, was er bis zum Ende war: Ein Titel des Volkes. Ein Ausblick auf eine mögliche neue Ausrichtung der PCWA. Und das..."

Der Deutschmexikaner schluckt kurz. Die Worte fallen ihm schwer. Nicht weil sie der Wahrheit entsprechen, sondern weil ihm gegenüber DER Gabriel Lucifer liegt. 

Sanchéz: "...verdanke ich wohl auch dir. Wir hatten ein grandioses Match, muchacho. Ein Match, das mich über meine eigenen Grenzen hat gehen lassen. Du hast mir einen Moment geschenkt, in dem ich mich unbesiegbar gefühlt habe."

Seine Worte verlieren sich in Gedanken. Wie nah Höhe- und Tiefpunkt doch beieinander gelegen haben. Seltsam, nicht wahr? Gerade eben war er noch oben und kurze Zeit später stand er vor dem Nichts.

Sanchéz: "Nun steh ich hier vor dir altem, legendären Krüppel und bin wieder dort, wo meine Reise vor fast acht Jahren in der PCWA begonnen hat. Ich steh vor dir und versuch mich in deiner Paradedisziplin. Doch ich war nie ein Mann der vielen Worte."

Er legt eine Hand aufs Bett. Eine Geste, die man eher bei Freunden erwartet als bei diesen beiden. Díego versucht das Gesicht des Mythos zu fixieren und kann sich letztlich dazu überwinden.

Sanchéz: "Egal, ob du nur so tust als wenn du schläfst oder ob du mich tatsächlich nicht hörst...danke, Gabriel. Danke für alles, was du für mich und was du mir alles angetan hast. Ohne dich wäre es langweilig gewesen. Ich hoffe, das gibt dir endlich Befriedigung. Doch ab heute beginnt für mich ein neuer Weg. Ein Weg ohne dich."

Worte purer Überzeugung. Für einen Moment verharrt er in seiner Position, doch dann kann er sich los reißen. Er steht ruhig auf und richtet sich seine Klamotten. Seine Füße bringen ihn zur Tür und er verlässt nicht nur dieses Zimmer sondern auch ein Stück Vergangenheit lässt er hier zurück.

"Au revoir Díego, gute Entscheidung."

Ein ekliges Lachen dringt aus der Kehle des Mythos.

Gabriel Lucifer: "Nicht jeder kann diese Entscheidung treffen. Es gibt Menschen, die können nicht loslassen. Zu denen gehöre wohlgemerkt auch ich selbst. Doch zum Glück gibt es weitere. Sie sind es, die mich weiterleben werden lassen. Egal, ob ich körperlich anwesend bin oder nicht. Diese Art von Menschen sind mein Erbe...und eines Tages werde ich wieder vor euch stehen. Und ihr werdet nicht gemerkt haben, was passiert ist, wo ich meine Finger drin hatte. Aber eines ist Gesetz in der PCWA - ICH BIN IMMER DA - Irgendwo - Irgendwie. Sonst wäre uns allen tatsächlich langweilig..."

Mitten im Satz nickt er einfach weg und Sanchéz kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, ehe er aus dem Raum tritt.



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