Scene

Id
866  
Name
Doomsday 2  
Summary
 
Position
27  
Scenetype
Live  
Created At
2013-07-12 16:50:10  
Edited At
2013-07-21 16:48:00  
Show
Vendetta 94  


Ein Jedes Ende braucht seinen Anfang

Die Kamera machte einen Schwenk durch die Fanreihen um dem Zuschauer vor dem Fernseher ein Gefühl davon zu vermitteln wie grandios die Stimmung vor Ort sei. Und der Schein trügte nicht. Begeistert nutzten aufmerksame Fans die Gunst der Stunde um ihre selbstangefertigten Transparente in die Kamera zu halten. "Marry me, Sanchez!!!" war auf einem grünem Pappschild zu lesen. Eine Frau, anfang dreißig, mit üppiger Oberweite und aufreizendem Top, welches einen tiefen Einblick auf ihre inneren Werte zuließ, hielt es mit freudigem Grinsen vor die Linse. Neben ihr winkte eine Gruppe angetrunkener Männer dem Fernsehpublikum entgegen und der, der am meisten wankte rief lauthals "Julia, ich liebe dich!". Daneben gröhlten zwei, nicht weniger besoffene, Godd-Anhänger dessen Namen, während einem von beiden etwas Bier übers Kinn lief  und schließlich auf sein T-Shirt kleckerte, was ihn aber nicht weiter störte falls er’s überhaupt registrierte. Die Stimmung  glich auch heute Abend wieder einem brodelndem Hexenkessel. Ein lautes, lebendiges und farbenfrohes Spektakel.

Das war der Moment auf den ER so lange warten musste. Monate, Jahre! Endlich war es soweit.  Sein Comeback stand kurz bevor. Er stand direkt hinter dem Vorhang. Er müsste ihn jetzt nur noch zur Seite schieben und durch ihn hindurchschreiten. Oft hatte er sich vorgestellt wie es sein würde, wenn er nach all der Zeit überraschend aus dem Backstagebereich hervorkommen und die Masse ihn jubelnd empfangen würde. Auch jetzt erschien ihm eben jene Szenarie wieder vor seinem geistigen Auge und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch nur für einen Sekundenbruchteil. Denn das waren nur Vorstellungen. Die Realität sah anders aus. Stattdessen würde er in wenigen Augenblicken die Halle betreten um jäh dem freudigen Treiben ein Ende zu bereiten. Auch wenn das nicht in seinem Sinne war. Der Plan sah es so vor. Und all die ahnungslosen Seelen da draussen wüssten nicht mal seinen wahren Namen, obwohl sie ihn doch alle kannten.

Das Licht in der Halle verdunkelte sich und Scheinwerfer färbten sie in ein bedrohliches rot. Der Lautstärkepegel senkte sich mit einem mal ab. Dann setzten die ersten Töne seiner Musik ein. Zu den Klängen von "Red Pyramids" betrat er, nach langer Abstinenz, die ihm selbst im Nachhinein wie eine Ewigkeit erschien, endlich wieder einen Wrestlingring...Und fühlte sich miserabel dabei.

Doomsday glitt durch den Vorhang hindurch und erschien, nun für die Fans sichtbar, auf der Rampe. Er erntete erste verwunderte Blicke. Natürlich erkannte man ihn nicht. Die Zuschauer blickten auf eine finstere Gestalt, verhüllt in eine alte, zerfetzte Kutte. Doomsday warf erste zögerliche Blicke in die Zuschauerreihen. Statt begeisterter Jubelstürme empfingen ihn fragende Gesichter. Er versuchte routiniert zu wirken, was ihm mehr oder weniger gelang und setzte dabei seinen Weg zum Ring fort. Begleitet wurde sein Einmarsch, welcher an den finalen Auftritt des axtschwingenden, übermenschlichen Massenmörder eines Horrorfilms erinnerte, von einem dumpfen Glockenläuten und ächzenden Maschinen. Irgendwo im Hintergrund kreischte von Zeit zu Zeit eine Sägeblatt auf, welches über Metall oder etwas ähnliches hinwegraste. Irgendwie verschwammen diese Geräusche zu einem wundersamen Einklang und ergaben so im Zusammenspiel eine bizarre Melodie. Doomsday bahnte sich seinen Weg, vorbei an offenen Mündern, verängstigten Kindern und krakehlnden Säufern. Es zog ihm den Magen zusammen als er  einen kleinen Jungen in der ersten Reihe weinen sah. So hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Gerne hätte er dem Jungen Mut zugesprochen, doch natürlich war das unmöglich. Er stand nun genau vor der Ringtreppe und schaute hinauf zum Seilgeviert, seinem persönlichen Olymp. Er verharrte für einen Moment und sah sich selbst, wie er das Turnbuckle erklomm, seine Arme triumphal in die Höhe streckte und sich von den Fans bejubeln ließ. So würde es nicht kommen. Behäbig stapfte Doomsday die eisernen Stufen der Ringtreppe hinauf und sprang schließlich über das oberste Ringseil. Das Publikum reagierte auch jetzt noch verhalten. Hier und da war ein Pfiff zu hören. Die blutrot gefärbte Halle und das abweisende Verhalten der Fans zerstörten seinen "großen" Moment schon jetzt. Doch sie konnten nichts dafür. Die Schuldigen hielten sich im Hintergrund verborgen.

Zum Glück sollte diese Mär nicht lang andauern. Mit flauem Gefühl im Magen zauberte er ein Mikrofon aus den Tiefen der Seitentasche seiner Kutte. Doomsday ging noch einige Male im Ring auf und ab und wartete  bis die Musik langsam verstummte. Die Lichtverhältnisse jedoch, ließen die Halle weiterhin wie einen Vorort der Hölle erscheinen. Nachdem auch die letzten Pfiffe verhallt waren, ergriff Doomsday das Wort.

"Ihr Alle sollt verdammt sein!"

... begann er seine kurze Rede, wobei er probierte die Stimme möglichst düster klingen zu lassen. Er selbst spürte seine Ungewissheit. Es war einfach nicht sein Ding. Aber er musste probieren das Beste daraus zu machen. Dem Publikum schien es immerhin noch nicht aufgefallen zu sein.

Doomsday: "Ihr, die ihr viel Geld zahlt, um euch dafür mit Drogen zu versorgen um sie dann willenlos in euch hineinzukippen. Ihr, die ihr eine Welt aus Lügen um euch herum aufgebaut habt um euch wohlfühlen zu können… Diese Welt ist zu einem Schandfleck verkommen...."

Erste Buhrufe waren zu vernehmen. Doomsday ließ sich davon aber nicht beirren.

Doomsday: "...Und nun!...Müsst ihr für eure Sünden büßen! Die Rettung naht! Die Rettung... Das Ende!"

Das wars. Alles wurde gesagt und Doomsdays Arbeit für den heutigen Abend war getan. Einen kurzen Moment noch verharrte er in seiner Pose, ließ die Atmosphäre der Halle auf sich wirken, bevor er sich aufmachte den Ring wieder zu verlassen. Die Reaktionen der Fans reichten von desinteressierter Stille bis hin zu gellenden Pfiffen und Buhrufen. Über alles andere wäre Doomsday auch mehr als verwundert gewesen. Er ging langsam die Rampe hinauf. Dabei hielt er sich unaufällig die Magengegend in der es mittlerweile stark rumorte. Von beiden Seiten der Fanreihen durfte er sich noch die ein oder andere Beleidigung gefallen lassen. Allerdings überhörte er die meisten sowieso da seine Gedanken ganz woanders waren. Er war beinahe erleichtert als er endlich den Vorhang erreichte und dahinter verschwinden konnte.

 

Mike Garland: "Was war das denn für ein seltsamer Auftritt?"

Vincent Craven: "Gute Frage. Seit es Wrestler wie Azrael Rage gibt, haut mich so ein Buhmanngehabe aber  auch nicht mehr wirklich aus den Latschen. ausser man verleiht dem Ganzen in irgendeiner Form Nachdruck, was hier nicht der Fall war. Gut, die Musik war wirklich irre!"

Mike Garland: "Allerdings. Hoffen wir der Typ nimmt dich dabei nicht allzu ernst und verleiht seinen Worten nicht zuuuuviel Nachdruck. Das wäre verheerend!"



Actions