Scene

Id
85  
Name
Díego und die Bestie  
Summary
 
Position
11  
Scenetype
Live  
Created At
2012-04-12 19:53:44  
Edited At
2012-05-06 13:09:50  
Show
Vendetta 85  


Core 2012 ist Vergangenheit. So viel ist passiert, während er nur dazu verdammt war, von außen zu beobachten. Er war anwesend, doch ein Platz im Ring war für ihn genauso weit weg, wie es der Undisputed Gerasy aktuell ist. Er hat seinen Fokus verloren, vergessen, weswegen er eigentlich hier ist. Er muss sich endlich wieder einen Platz in seiner PCWA, in seinem Haifischbecken behaupten. Und genau damit wird er heute anfangen.
Díego Alejandro Sanchéz befindet sich vor dem PCWA Theater und genießt die Frühlingsluft. Er wartet auf jemanden, auch wenn er nicht weiß, wie dieses Treffen ausgehen wird. Oder ob es überhaupt stattfinden wird.
Ein wenig nervös wandert der Deutschmexikaner auf und ab, begutachtet jeden, der sich ihm nähert. Dann dringt ein Motorengeräusch an sein Ohr und sofort ist alle Nervosität verschwunden. Das muss er sein...der Regenläufer, die Bestie der PCWA.

Die Limousine hält. Es ist wieder Zeit den Boden zu betreten… und sich einzugestehen, dass er nicht gut genug war. CORE stand bei ihm für Verlieren. Er verlor gegen Barker. Der Regenläufer Azrael Rage unterlag dem Schlächter. Der Undisputed Gerasy ist wieder in weite Ferne gerückt. Jetzt ist es die Aufgabe des verrückten Hundes den Schlächter zu schlagen. Doch auf welcher Seite steht Mad Dog? Das ist… unbekannt.

Dann ist da noch Cinderella. Auch sie hat er verloren. Obwohl verloren klingt falsch. Sie hat sich von ihm abgewendet… er möchte ihr sogar verzeihen, aber er kann es nicht. Im Gegenteil. Tief in ihm schreit sogar etwas nach Rache… aber niemals könnte er Hand an seine Tochter anlegen.

Schlussendlich ist da noch eine Stimme in ihm. Sie brüllt, obwohl er versucht sie zu ignorieren… sie sagt deutlich – DU VERLIERST, REGENLÄUFER!

So steigt er vorsichtig aus der Limousine aus und als der Fuß den Boden berührt, fühlt es sich irgendwie kalt an. Ein Schauer. Diego Sanchéz wird einfach von ihm ignoriert… Eigentlich weiß er gar nicht, warum er heute hier ist. Eine Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken.

Sanchéz: „Uno momento, Regenläufer."

Fast ist er versucht, Rage an der Schulter festzuhalten, doch diesen Gedanken verwirft er schnell wieder.

Sanchéz: „Schenk mir einen Augenblick dein Ohr und deine Zeit."

Ein kritischer Blick vom Regenläufer.

Azrael Rage: „Ich wüsste nicht worüber Du und ich zu reden hätte, Diego.“

Sanchéz: „Sagen wir einfach, es ist zum Wohle der PCWA. Das kann dem Schild doch nicht egal sein, oder?"

Ein gespielt fragender Blick, gepaart mit einer ausholenden Geste in Richtung des Theaters, stellvertretend für die PCWA. Ein Nicken seitens Rage reicht dem Deutschmexikaner als Antwort.

Sanchéz: „Nun, Azrael. Du kennst meine Geschichte, meine Vergangenheit in der Firma. Ich kenne die Geschichten über dich und habe viele davon selbst verfolgen können. Nicht am eigenen Leib, was vielleicht Schicksal oder einfach nur Glück war."

Er erinnert sich an eine Begegnung kurz nach seinem Debüt, als Rage ihn gestellt hat wegen seiner Fehde gegen Smith. Erst später hatte er erfahren, dass der oberste Teufel ein Messer hinter seinem Rücken hatte, bereit jederzeit anzugreifen, sollte Díego nicht das sagen, was Azrael hören wollte.

Sanchéz: „Wir waren nie Freunde und wir werden wahrscheinlich auch niemals welche werden. Das weißt du genauso gut wie ich. Dafür sind wir zu verschieden, haben zu bestimmten Dingen eine andere Einstellung. Doch..."

Er überlegt kurz, schaut dem Regenläufer in die Augen, die ihn hinter der Porzellanmaske mustern.

Sanchéz: „...zum ersten Mal scheinen wir irgendwie auf der gleichen Seite zu stehen. Versteh mich nicht falsch. Ich will mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen oder mich bei dir einschleimen. Ich denke nur, dass wir uns, solang wir den gleichen Weg haben, nicht gegenseitig Steine in den Weg schmeißen müssen."

Zum ersten Mal scheinen wir irgendwie auf der gleichen Seite zu stehen – Ein Satz den Rage trotz edler Motive zum ersten Mal hört. Unter der Porzellanmaske beginnt er zu denken. Hat der Regen womöglich aufgehört? Nein, aber ein Lichtstrahl ist trotzdem zu erkennen und er symbolisiert einen Wunsch… Das die Menschen immer so mit ihm reden würden. Blake Milton hätte mit ihm so reden sollen, Mad Dog hätte mit ihm so reden sollen und Blaze hätte mit ihm so reden sollen. Blaze… So denkt der Regenläufer kurz über seine Worte nach. Diplomatie war selten seine starke Seite.

Azrael Rage: „Diego… ich bin überrascht. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar ein wenig erfreut… auch wenn heute nicht meine Seele im Sonnenschein tanzt. Deine Worte beinhalten viel Weisheit. Ich stimme ihnen zu. Es wäre unnötig und närrisch sich gegenseitig aufhalten, wo da draußen doch so viele Gefahren auf uns lauern.“

Kurz denkt der Regenläufer wieder nach und schlussendlich entscheidet er sich dazu, Díego sein Gesicht zu zeigen. Kurzerhand wird die Kapuze abgestreift und die Maske wird langsam von der vernarbten Fratze gelöst.

Azrael Rage: „Ich denke, dass es angemessener ist mit Dir Auge in Auge zu reden. Kein schöner Anblick.“

Sanchéz: „Ich habe Schlimmeres gesehen.“

…und erlebt. Doch das bleibt in seinen Gedanken.

Azrael Rage: „Dennoch… einst waren meine Gesichtszüge, die eines Engels… nun hingegen gleichen sie einem Acker… ich bin nicht eitel, aber ich bedauere dennoch was ich opfern musste für ein zweites Leben. Man merkt erst, was einem fehlt, wenn man es verloren hat… Als ich starb verlor ich meine Schönheit. Doch soll ich Dir etwas sagen? Das war es wert. Seitdem habe ich das Gefühl mir wieder selbst ins Gesicht gucken zu können. Ich erkenne nicht mehr den Teufel im Spiegel. Ich sehe mich… den Regenläufer.“

Kurz blickt er Díego von oben bis unten an und dann lächelt er.

Azrael Rage: „Und nun zum ersten Mal sieht scheinbar auch jemand anderes ihn in diesem zerfurchten Gesicht. Das ist ein Grund zur Hoffnung.“

Verwundert blickt Díego ihn an, aber mit einer gewissen Ehrfurcht. Es ist unbestreitbar. Rage hat eine Metamorphose durchgemacht, die er nie für möglich gehalten hätte.

Sanchéz: „Das ist ja alles schön und gut, aber was hat dieser Monolog mit mir zu tun?“

Die Augen des Regenläufers weiten sich.

Azrael Rage: „Alles! Es hat alles mit Dir zu tun.“

Ausführend bewegt sich die rechte Hand des Mannes im Regen.

Azrael Rage: „Sieh, ob wir wollen, oder nicht, wir haben unsere Seite gewählt in diesen Zeiten. Wir wollen beschützen, wollen Rückhalt bieten. Doch dafür brauchen wir nicht nur den Willen zum Kampf. Wir brauchen Glauben, gegenseitigen Respekt und Aufopferung. Leider… leider ist all das ein zweischneidiges Schwert. Niedertracht ist einfach zu handhaben, aber wahre Größe die hierfür benötigt wird, erfordert mehr… und da kommst Du, mein lieber Diego, ins Spiel. Du hast einen ersten Schritt gemacht, indem Du vor einem ehemaligen Feind stehst…“

Eine kurze nachdenkliche Pause.

Azrael Rage: „… und ihn nicht verurteilst, sondern ihn anerkennst. Du bist damit deutlich weiser, als ich es manches Mal war. Übrigens spielst Du Dame?“

Ein kritischer, aber auch leicht amüsierter Blick von Diego. Niemand will irgendwas mit Azrael spielen. Mist…

Azrael Rage: „Na gut, ich meine nur… Aber das ist ein Schritt wahrer Größe.“

Kurz überlegt der Regenläufer, ob er nicht Blaze auch hätte so begegnen können, und ob ihre Verbindung dann nicht besser sein würde… DU VERLIERST, REGENLÄUFER! Der Kopf wird geschüttelt.

Sanchéz: „Hm, damit magst du Recht haben, aber wer sagt, dass Du nicht eines Tages wieder die Seiten wechselst und ich dann im Regen stehe, Regenläufer? Ich meine, nimm es mir nicht übel, aber deine Tage als Teufel sind bis heute bekannt und berüchtigt. Wie schützen wir uns vor Vertrauensmissbrauch und Hinterlist?“

Azrael Rage: „Das können wir nicht. Wir müssen einfach an uns selber glauben und stets wieder aufstehen… zudem warst auch Du nicht immer auf der Seite des Lichtes, Diego.“

Schulterzucken beim Deutsch-Mexikaner. Damit hat Rage wohl gar nicht so Unrecht.

Sanchéz: „Genau das ist das Problem, dass ich so lange hatte, Azrael. Wer bestimmt über Licht und Schatten? Wenn du keinen freien Willen mehr hast und man dir sagt, du tust das richtige, obwohl es das nicht ist. Was ist dann richtig und falsch? Erst als sich der Nebel so langsam gelichtet hatte, konnte ich es wirklich erkennen. Vielleicht ist das eine Erfahrung, die wir alle früher oder später machen, was? Auf die eine oder andere Art. Ich habe dennoch noch eine Frage an dich. Mal angenommen eines Tages siegen wir, was kommt dann? Wo stehen wir dann?“

Im Kopf ist Azrael dieses Szenario schon an die tausend Mal und öfter durchgegangen. Aber ob dieser Tag jemals kommen mag… wahrscheinlich nicht, denn das würde… DU SIEGST NICHT! DU VERLIERST, REGENLÄUFER! … die Antwort von Rage Ad absurdum führen.

Azrael Rage: „Dann kämpfen wir weiter. Es ist ein endloser Kampf. Wir sind nicht da, um endgültig zu siegen. Wir sind dafür da, damit die fauligen Kräfte der PCWA nicht dominieren. Es geht nur um Dominanz. Ein Endsieg ist nicht möglich. Sicherlich wird früher oder später der Schlächter, oder auch Godd, als zweiter Schlächter, aufgehalten, aber dann werden sich andere hervortun, die diesen Platz für sich beanspruchen… und weißt Du was? Das ist gut. Verdammt gut. Denn wir sind hier, an diesem Ort… in der schönen PCWA um zu kämpfen. Es gibt für uns nur eine Art von Sieg in diesem Kampf…“

FÜR DICH GIBT ES KEINEN SIEG… ein freundliches Lächeln, die Gedanken bei der Niederlage und bei einem Fehler… Blaze… vielleicht hätte er genauso mit ihm reden sollen.

Azrael Rage: „Wenn wir den Menschen zeigen, dass man besser sein kann. Das ist meine Motivation… und ich denke, es ist auch Deine.“

Ein Lächeln von Díego. So hatte er das nie gesehen, aber es macht Sinn. Sehr viel Sinn sogar. Denn vollkommen gleich wie viele Gerasys sie gewinnen, wie oft sie den Brawlin’ Rumble für sich entscheiden… im Endeffekt zählen nur die Menschen denen sie ein Vorbild sein können. Das ist der einzige dauerhafte Erfolg an diesem Ort. Macht das die PCWA zu einem Hort der Trostlosigkeit, oder zu einem Zuhause für die Hoffnung? Eine schwere Frage und selbst Díego Sanchéz traut sich nicht sie auszusprechen, denn die Antwort könnte erschreckend sein. Zudem beschließt er die Antwort darauf lieber für sich selber zu finden, als zu fragen. Für diesen Moment ist es ein gutes Gefühl, erst einmal wieder einen Platz für sich gefunden zu haben. Zudem war das Gespräch schon antwortreich genug. Es gibt wohl nur noch eins zu tun.

So streckt Díego die Hand aus.

Sanchéz: „Ich denke so sollte dieses Gespräch enden.“

Just in diesem Moment denkt Díego noch einmal darüber nach wem er gerade die Hand zum schütteln reicht. Es ist der Eine, der Keine, der Verbannte, der Verkannte… es ist der oberste Teufel… Nein, es ist einfach nur Azrael Rage, der Regenläufer.

Ohne zu zögern ergreift der Mann im Regen die Hand und schüttelt sie fast euphorisch. Vielleicht verliert er doch nicht, denkt er sich… doch… DU WIRST SCHEITERN! OHNE MICH WIRST DU IMMER SCHEITERN!

Azrael Rage: „Einen erfüllenden Abend noch, Diego.“

Die Hände trennen sich wieder und Azrael dreht sich zum dunkeln und blickt in das Firmament. Díego hingegen geht nun in die Halle. Wirklich glauben kann er das nicht. Er hat soeben Azrael Rage die Hand geschüttelt…und überlebt. Eigentlich war das nicht der Plan, aber es waren seine Worte. Sie wirkten so ehrlich… so motivierend. Vielleicht wird das ein guter Abend für dich, Drache. Auf, auf ins Theater.

Zurück im Dunklen bleibt er stehen. Azrael Rage. Seine Worte… sie waren zwar voller Hoffen, aber der Glaube an ihnen fehlt ihm in diesem Moment! Es ist einfach viel zu laut in seinem Kopf… er tut das was er schon die ganzen Tage bis Vendetta tat, um die Stimme zu beruhigen. Er holt einen Flachmann hervor und trinkt einen kräftigen Schluck… nein, tut er nicht. Er ist leer. Dabei hat er ihn erst aufgefüllt, bevor er zum Theater gefahren ist. DU VERLIERST, DU VERLIERST, DU VERLIERST! OHNE MICH VERLIERST DU IMMER! Plötzlich ein lautes Brüllen in den stillen Abend.

Azrael Rage: „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRHHHHHHHH!“

Er sinkt dabei in die Knie und zieht seine Maske wieder über, damit niemand sieht, dass seine Augen glasig sind. Er will nicht verlieren. Er weigert sich zu verlieren. Er muss wieder kämpfen gegen sich, gegen die Stimme, gegen seine Gegner… und gegen den Gedanken einen Fehler gleich zu Anfang gemacht zu haben. Diego hat ihm gerade beeindruckend gezeigt, dass es anders geht. Rage muss mit Blaze sprechen und hoffen, dass er einen Fehler korrigieren kann. Er will nicht verlieren…

Will er nicht… Verfluchter Regen… oder ist es etwas Schlimmeres?



Actions