Scene

Id
788  
Name
Völlig. Egal. Egal. Egal. Egal. Einfach. Egal.  
Summary
 
Position
7  
Scenetype
Live  
Created At
2013-06-08 15:33:53  
Edited At
2013-06-13 14:55:55  
Show
Behind the Blood  


Er will aufspringen, jetzt gleich. Kniebeugen. Gewichte stemmen. Liegestützen. Rennen. Schreien. Wann ist es für ihn mühsam geworden, nichts zu tun? Und das an einem Ort wie diesen?

Sein Blick schweift an den sphärischen Wolkenfetzen entlang, die nur von Sonnenstreifen der Dämmerung gebrochen werden. Eine leichte Brise weht ihm durch die Haare. Seine Finger kreisen hektisch am Glas Mojito entlang. Ein Kellner im schwarzen Vrack serviert am anderen Tisch gerade Drinks. Das Pärchen in den Liegestühlen bekommt es nicht mal mit. Ihre Hände ineinander verschlungen, beobachten sie friedlich die traumhafte Kulisse Havannas.

„Entspann dich endlich.“

Abelia berührt ihn sanft an der Schulter. Sofort plärrt seine Stimme los. Wort um Wort, Schlag um Atemzug.

José: „Es fühlt sich falsch an. Ich sollte in Berlin sein. Azrael und Mad Dog kämpfen um den Gerasy, Breads verteidigt meine alte Krone, für die PCWA geht es um die Zukunft! Und ich bin hier...“

Ihre Lippen streifen seine Stirn. Sie greift seine Hand und führt sie zum orangenen Horizont.

Abelia: „Und? Schau dich um. Wir sind im Paradies, Bruder."

Die Ausstattung der Lounge Bar auf dem Dach des Hotels lässt keine Wünsche offen.

Abelia: "Du hast hart gearbeitet. Nur dank dir können wir hier sitzen, hundert Meter über den Dächern Havannas, Mojito schlürfend, im Blick nur Wolken, Sonne und das Meer.“

Er weiß das. Sein logischer Verstand weiß es, aber seine Brust will keine Ruhe geben.

José: „Aber wozu? Wozu sitzen wir hier? Ich habe nichts erreicht. Niemand jubelt mir zu, niemand hasst mich hier. Niemand braucht mich, niemand will mich, niemand sucht mich. Wahrscheinlich haben sie meinen Namen in Berlin bereits vergessen.“

Die Finger kreiseln immer schneller am Rand des Glases entlang.

José: „Ich weiß, wie schön es hier ist. Ich sehe es. Ich muss mich nur zurücklehnen und nach vorne schauen. Aber verdammt, was bringt es mir? Soll ich so alt werden? Für immer der Gescheiterte sein?“

Ihre Stimme wird laut. Das Pärchen dreht sich zu ihnen um. Ärgerlich mustern sie die Störenfriede der Idylle.

Abelia: „HÖR AUF! Wo bist du gescheitert, Bruder? SAG ES MIR! WO? Hast du alles bereits vergessen? Bevor mich Robert vor ein paar Monaten gefunden hat, habe ich meinen Körper in einer miesen Absteige verkauft. Jedes Mal, wenn ich durch den Hintereingang gegangen bin, hatte ich Angst, die Balken würden brechen und mich unter dem morschen Dach begraben. Die Matratzen haben nach Pisse, Schweiß und Blut gestunken. Der Rum war mein bester Freund, wenn mein Rücken steif wurde von all dem Geficke.“

Tränen kullern ihm über die Wange. Er hat diese Gespräche seit seiner Heimkehr vermieden, hat dieses Wissen zu verdrängen versucht.

José: „Ich werde dich nie wieder allein lassen...“

Und doch kreist sein Blick in die sich langsam entfaltende Dunkelheit. In eine Richtung, die die dunkelste ist. Dorthin, wo Europa liegt. Nach Berlin. Er denkt an die zweite Heimat, die er nicht vergessen kann. Die PCWA.

José: „Bei dir bin ich gescheitert. Wäre ich nur viel früher...“

Seine Stimme bricht. Er wollte sagen: wäre ich nur viel früher erfolgreich gewesen, Gerasy geworden, dann hätte ich dich früher suchen können. Er schämt sich.

Abelia: „Jetzt bist du hier.“

Sie küsst ihn auf die Wange. José lehnt sich gezwungen zurück. Er nimmt einen Schluck. Die Finger kreisen zuckend am Rand des Glases entlang. Unter der Sonne sieht er Asche. In der Asche liegt der Phoenix. Unfertig. er. Gerasy. Dann greift sie nach seiner rechten Hand und streichelt seine Härchen, die sich furchtsam aufstellen. Ihre Finger sind warm. Sie ist ihm nah. Sein Puls beruhigt sich und schlägt gleichzeitig noch härter. Angst. Wenn alles gut ist, woraus soll er Kraft schöpfen, um zu kämpfen? Ohne Angst kein Willen. Ohne Willen keine Kraft. Sie packt ihn mit der anderen Hand an den Kieferknochen und dreht ihn um. Ihre rechte verweilt in seiner rechten. Drückt sie fest.

Abelia: "Erinnerst du dich daran, als wir uns aus dem Heim geschlichen haben und uns drei Wochen in der Höhle bei den Klippen versteckt haben? Wir hatten die Küche komplett geplündert. Meistens lagen wir einfach auf dem Sand und haben geschlafen."

Und dann ging ihnen das Wasser aus. Sie mussten zurück in die Stadt. Sie wurden geschnappt. Nicht von den Heimleitern. Vielleicht ist alles nicht so schlecht, wie er denkt. Vielleicht kann der Gerasy warten. Er drückt ihre Hand zurück. Soll die PCWA doch sterben. Es ist ihm egal. Völlig. Egal. Egal. Egal. Egal. Einfach. Egal.

 

Cinderella Brunswick: „Was für ein Egoist! Die PCWA hat es schwer und er schlürft Cocktails mit Schirmchen in der Sonne.“

Luke Tyler: „Naja, er weiß halt wie man seine Freizeit genießt.“

Cinderella Brunswick: „Ich hoffe allerdings, dass der Student den Trip aus eigener Tasche bezahlt hat. Wenn ich das bei den Abrechnungen entdecke, stecke ich ihm die Rechnung in…“

Luke Tyler: „CINDERELLA!“

Cinderella Brunswick: „Was denn? Ist doch wahr! Wir alle arbeiten hier um die PCWA zu retten und er lässt sich am anderen Ende der Welt den Arsch nachtragen.“

Luke Tyler: „Blaze war jahrelang stolzer Teil der PCWA und hat diese immer gut nach außen hin vertreten. Ein wenig Frieden und Freizeit sollten ihm daher gegönnt sein.“

Cinderella Brunswick: „Das sollen sie, aber der Moment ist schlecht gewählt. Schließlich könnte ihn die PCWA aktuell gut gebrauchen. Er wirkt aber stattdessen so, als ob ihn das alles vollkommen egal wäre.“

Luke Tyler: „Vielleicht hat er ja sein Glück gefunden und ist es für den Moment.“

Cinderella Brunswick: „Grml… machen wir weiter!“



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