Scene

Id
747  
Name
Es ist doch nur Geld, mein Freund  
Summary
 
Position
57  
Scenetype
Live  
Created At
2013-06-01 14:09:18  
Edited At
2013-06-16 11:44:21  
Show
Imperial Impact 9  


Erschöpft aber fröhlich lächelnd trabt der verblasste Mythos durch die Katakomben. Sein Gang ist träge, die Knochen schmerzen. Was er jetzt braucht ist eine gute Flasche Chianti. Die Vorfreude auf den roten Zaubertrank lässt ihn schneller werden, als eine wohlbekannte Stimme ihn stoppen und zusammen zucken lässt.

„Ich verstehe es nicht, Gabriel!"

Der Adressat der Worte dreht sich langsam um und erblickt einen ernst drein schauenden Azrael Rage.

Gabriel Lucifer: „Was genau verstehst du nicht?"

Jetzt setzt der einstige Stable Partner Gabriels ein nachdenkliches Grinsen auf und senkt schüttelnd sein Haupt, ehe er sich einige Meter auf sein Gegenüber zu bewegt.

Azrael Rage: „Dein Lächeln? Ich verstehe nicht, warum du lächelst?"

Gabriel Lucifer: „Hast du das da draußen denn eben gerade nicht gesehen?"

Die Augen des früher als Obersten Teufel bekannten Mannes weiten sich leicht überrascht, während er sich Lucifer immer weiter nähert. Fragend legt er seinen Kopf schief.

Azrael Rage: „Doch! Natürlich habe ich es gesehen. Deswegen bin ich ja verwundert!"

Jetzt ist Gabriel sichtlich verwundert.

Gabriel Lucifer: „Standing Ovations! Ich habe noch nie Standing Ovations bekommen!"

Azrael Rage: „Ich auch nicht... zumindest nicht für Niederlagen!"

Da klingelt es beim Ex-Principal.

Gabriel Lucifer: „Ah, ja. Verstehe. Es geht dir um die Million!"

Gespielt verständnisvoll breitet Azrael die Arme aus.

Azrael Rage: „Exakt! Die Million, welche du gerade verloren hast. Richtig! MEINE Million!"

Als Reaktion erhält der edle Spender nur ein leidenschaftsloses Schulterzucken.

Gabriel Lucifer: „Es ist doch nur Geld, mein Freund!"

Azrael Rage: „Nur Geld?"

Gabriel Lucifer:  „Ja, einfach nur Geld. Ein bisschen Papier. Wirklich bedeutend ist, dass die Zuschauer mich so akzeptieren wie ich bin. Und es gefällt ihnen sogar. Ich bin nun einer von ihnen. Teil des Pöbels. Das ist neu für mich. Es ist elektrisierend. Schlichtweg großartig. Meine Erhabenheit ist dahin und damit auch meine Einsamkeit. Viel früher hätte ich erkennen müssen, dass wir nicht besser sind als die jenigen, die uns jeden Tag so beigeistert zuschauen."

Der Nummer Eins Herausforderer auf den Undisputed Gerasy Title Mad Dogs ist mittlerweile bei Gabriel angelangt. Die Arme hat er immer noch ausgebreitet und seine Ader droht ein Zucken im Gesicht an.

Azrael Rage: „Nicht besser… als die da draußen? Interessante These. Wie Sklaven im alten Rom, wie Tiere schlachten wir uns im Ring ab.  Sie beobachten uns dabei genüsslich, genießen entspannt ihren ruhigen ungefährlichen Sitz. In der Nahrungskette stehen wir demnach sogar weit unter den Zuschauern, denn immerhin bezahlen sie uns für dieses bestialische Vergnügen mit Silberlingen und Huren. Ja, wir erhalten Geld. Dafür demütigen und verletzen wir uns. Aber natürlich, es ist ja nur Geld, oder? Ein bisschen Papier?"

Mit ausgebreiteten Armen bleibt Azrael vor seinem alten Freund stehen, der ihm zum letztgesagten nickend zustimmt.

Azrael Rage: „Das würde implizieren, dass wir nicht besser sind als Stripperinnen und Dirnen, Gabriel. Spreizen wir im Ring nur die Beine, damit fette Kerle uns das Geld in die Unterwäsche stecken dürfen? Sind wir wirklich nicht besser, als das? Nicht besser als HUREN?“

Gabriel Lucifer: „Weißt du, Azrael. Eine gewisse Sache mochte ich schon immer an dir - Diesen Hang zur bildhaften Übertreibung, der überdeckt, was du wirklich bist."

Die Augen des Mythos verziehen sich zu kleinen Schlitzen. Er kennt Azrael besser als jeder andere und daher weiß er längst, worauf diese Unterredung hinaus laufen wird. Dies ist kein Treffen wie jedes andere. Kein gemütliches Chiantitrinken mit einem Freund. Es ist der Moment der Wahrheit. Der Moment seiner Wahrheit und beide spüren es, merken wie es unter der Haut kribbelt. Ein Moment, den Gabriel im Kopf immer wieder durchgespielt hat, seit er Azrael Rage das erste Mal begegnet ist.

Azrael Rage: „Wer ich wirklich bin? Erzähl mir, wer ich wirklich bin, Gabriel."

Noch immer lässt der Interims-Chef die Arme ausgebreitet, als wartete er nur darauf Lucifer zu umschlingen. Dieser geht jedoch stattdessen einige Schritte zurück.

Azrael Rage: „Raus damit. Sprich zu mir!"

Wütend schreit Azrael den schwer schluckenden Gabriel an.

Gabriel Lucifer: „Nun, vielleicht werden das gleich meine letzten Worte. Die sollten doch gut überlegt sein..."

Auf einmal beginnt Azrael herzhaft zu lachen und legt Lucifer melancholisch drein blickend seine Hände auf die Schultern.

Azrael Rage: „... Du hast sie Dir doch längst überlegt. Wir beide wissen das. Na los, keine Scheu! Wir sind doch Freunde, Gabriel."

Da stehen sie nun. Zwei Männer, die einander so lange kennen, wohlwissend, was gleich passieren wird. Azrael nimmt die Hände von Gabriels Schultern und umarmt dessen Kopf. Dieser lässt es geschehen und schaut dann empor. Er setzt es auf, dieses unnachahmliche Grinsen. Dann spricht Lucifer es aus.

Gabriel Lucifer: „Du bist schlichtweg der Beste darin, deine Mittelmäßigkeit zu verstecken... Au revoir, mein treuer Azr..."

... Weiter kommt der Mythos nicht, denn Azrael schleudert ihn aus der Umklammerung gegen die Wand. Elendig liegt Lucifer am Boden und wird vom heran stürmenden Rage mit dem Fuß im Magen erwischt. Am Schopfe hoch gezogen muss Gabriel mit dem Gesicht vornweg auf die gegenüberliegende Wandseite und hinterlässt einen roten Fleck an der weißen Wand. Ein wahres Inferno bricht über den Ex-Principal herein und selbst die heran stürmenden Männer der <Gabriel Security> können dessen Peiniger nicht bändigen. Er schlägt sie einfach nieder, ist völlig außer Rand und Band. Erst nach mehreren Minuten beruhigt er sich und hält die gerufene Verstärkung der Sicherheitsfirma mit einer beschwichtigenden Geste auf Abstand.

Azrael Rage: „Es ist gut.“

Azrael beugt sich dann zum blutüberströmten und schmerzverzerrt röchelnden Gabriel Lucifer hinunter. Seine rechte Pranke ergreift das faltige Gesicht des Mythos und zieht es leicht nach oben.

Azrael Rage: „Kennst Du die Geschichte von Prometheus, Gabriel? Er trotzte den Göttern und stahl das Feuer vom Olymp. Er übergab es den Menschen und ermöglichte ihnen damit Technologie und Handwerk. Er gab ihnen somit Macht. Zur Strafe wurde er von Zeus an einen Felsen gekettet, wo ihm jede Nacht die Leber nachwuchs, während sie tagsüber stets von einem Adler ausgepickt wurde. Weißt Du wovon ich rede, Gabriel? Nein… einerlei… kommen wir zu Dir! Es geht doch immer nur um den großen Gabriel Lucifer, oder? Oder nicht? Geht es hier vielleicht um… MICH?“

Er quetscht das Gesicht von Lucifer noch ein wenig mehr in seiner gewaltigen Klaue zusammen. Genießt, wie sich die alte Haut unter seinen Druck durch seine Handritzen drückt.

Azrael Rage: „Du hast sie alle überlebt. Jeden einzelnen. Die anderen Gerasys. Keevan. Ortega. Bracchus, Heritage. Schmidtke. Oh, Gabriel, seit Anbeginn der PCWA wandelst Du durch diese heiligen Hallen, als ob sie Dir gehören würden. Doch was hast Du nun erwartet? Du hast versagt. Kein Applaus für Scheiße! Wofür solltest Du Standing Ovations bekommen? Ich bin es doch, der diese Liga schon so lange am Leben erhält. Sei es mit Macht, Popularität oder zuletzt mit Geld. Meine schützende Hand ist es, die diese Liga noch vor dem Tod bewahrt. Mein Name ist es, der jedem Backstage erzittern lässt. Mein Name ist es, der die Massen anlockt. Wenn man an die PCWA denkt, denkt man stets zuerst an mich. Sollte die PCWA heute tatsächlich untergehen, werde ich es gewesen sein, der alles getan hat, um den Phoenix zu retten. Es war nicht Mad Dog, nicht Blake Milton, nicht Alistair Brunswick, nicht Stevie van Crane und erst recht nicht Du! Ich war es ganz alleine. Ich bin das schlagende Herz der PCWA. Ihr Lebensspender, ihre größte Schöpfung, ihr liebstes Kind, ihr Alpha und Omega…“

Skeptisch blickt er Lucifer an.

Azrael Rage: „… ihr Gott. Mein Wille geschehe!“

Brutal stößt Azrael sein Opfer mit dem Hinterkopf zurück auf den harten Beton und hinterlässt wieder einen Blutfleck, der sich unter dem Kopf von Lucifer ausbreitet. Benommen bleibt Lucifer liegen. So richtig bekommt er gar nicht mehr mit wie Rage ihn hoch hievt und auf seinen Händen in die Luft stemmt. Dabei verzieht der aktuell wichtigste Geldgeber der PCWA seine Mundwinkel zu einer zornigen Fratze. Zwei mutige Security-Angestellte wollen zwar eingreifen, werden aber jeweils mit einem gewaltigen Big Boot ausgeschaltet.

Azrael Rage: „Dieser ganze Schwindel endet nun! Ich werde der letzte verbliebene große Name dieser ehrfürchtigen Liga sein! Niemand ist länger hier... als ICH! Niemand kann sich hier noch als PCWA-Original bezeichnen... außer MIR! Niemand hat mehr Erfolge vorzuweisen... als EIN NAME... der letzte andere Gerasy, DER NAME, den DU nicht überleben konntest... Und dieser Name lautet... bis hin zur Unendlichkeit... und ein für alle Mal... AZRAEL RAGE!"  

Mit dem größtmöglichen Ausbruch purer Gewalt lässt Rage den beinahe bewusstlosen Lucifer aus angestammter Höhe mit dem Rücken vorweg auf sein rechtes Knie krachen. Biegt ihn mit seinen Händen in diesem Schwung über sein Knie. Man hört es, wie in Zeitlupe, als ob es nur ein Ast wäre… Ein dumpfes Knacken, das weitere kleinere Knacken hinter sich herzieht. Mit stumpfem Blick schaut Azrael auf sein Opfer herunter, keine Emotion sichtbar, während er Lucifer von seinem Knie auf den Boden fallen lässt. Dieser bleibt anschließend reglos liegen und scheint sich nicht mehr bewegen zu können. Seine Augen sind weit aufgerissen, der Blick sagt aber keinen Schmerz aus. Er sagt etwas viel schlimmeres aus. Verzweiflung und Angst.

Azrael Rage erhebt sich, blickt die langsam aufstehenden Securitys an und dann richtet er seinen Fokus wieder auf Lucifer. Mit einem Zischgeräusch spuckt er auf den Mann, der sich offenbar nicht mehr rühren kann. Der Speichel trifft das Gesicht des Mannes, der soeben zum ersten Mal in seinem Leben Standing Ovations bekam. Der schönste Augenblick seines Lebens. Danach kam der Schlimmste…

Azrael Rage: „Du bist entlassen, Gabriel! Selbst falls die PCWA heute Abend untergeht, bist Du kein Teil mehr von ihr.“

Dann geht er davon. Keiner der Securitys wagt es Hand an ihn zu legen. Stattdessen kümmern sie sich, um das Wrack auf dem Boden. Das LETZTE PCWA-Urgestein geht unentwegt weiter. Keine Reue, oder Resignation in seinem Gesicht. Eine Freundschaft, die über viele Jahre hielt, wurde soeben auf seinem Knie zertrümmert. Eine Legende endete gerade durch seine Hand. Ein Stern erlosch soeben.

Er wartet bis er um die Ecke ist, öffnet die Tür einer Besenkammer und verschwindet in ihr.

Off the Camera…

Sein Gesicht kneift sich zusammen. Hier ist sie. Die Reue, das Bedauern und Bekennen. Er weiß, was er getan hat. Es war nötig. Es gab kein Drumherum. Das Zeichen musste sein und doch tut es ihm um seinen Freund leid… aber so ist das bei großen Menschen. Sie müssen Dinge opfern, um noch größere Dinge zu erreichen. Er drückt seine Fäuste an seine Brust, als ob er nicht wollte, dass sein Herz aus seiner Brust springt.

Azrael Rage: „Ich weiß… eines Tages wirst Du es verstehen, Gabriel. Es ging nicht anders. Niemand darf heute Abend größer sein, als der Retter der PCWA… als der zukünftige Gerasy… als… als… Azrael… Rage.“

Die Hände bleiben vor seiner Brust.

Azrael Rage: „Als Anführer und Undisputed Gerasy muss man schwere Entscheidungen treffen. Das ist meine Verantwortung. Deswegen kann es nur einen… größten Gerasy aller Zeiten geben, Mad Dog.“

Er nimmt die Hände herunter, richtet seinen Anzug und verlässt die Besenkammer, nachdem er die Sonnenbrille aufgesetzt hat.

Es sind die Pflichten einer Führungspersönlichkeit, die ihn rufen… Ein letztes Interview vor dem Match… Ein letztes… Kurzer Blick zurück… Alles endet irgendwann. Gabriel Lucifer weiß das jetzt. Jetzt und für immer. Die Worte von Azrael Rage machen das klar, die er an sich selbst richtet.

Azrael Rage: „Mad Dog… kein Applaus für Scheiße!“

 

Mike Garland: "OH MEIN GOTT! Azrael Rage beendet die Karriere von Gabriel Lucifer in der PCWA! Da wurde gerade Geschichte geschrieben!"

Vincent Craven: "Gabriel hat die Million Euro verloren und damit die Zukunft der Liga verspielt. Genau dafür bestraft Azrael ihn."

Mike Garland: "Er hat ihm eine unlösbare Aufhabe gestellt, die Gabriel überhaupt nicht meistern konnte!"

Vincent Craven: "Und nun hat er die Liga von ihrem Mythos befreit, von dem einzigen Mann, der noch mehr mit der PCWA in Verbindung gebracht wurde als Azrael Rage selbst. Nun bleibt nur noch er selbst..."

Mike Garland: "Aber wie soll ein einzelner Mann die PCWA retten? Azraels finanzielle Mittel sind erschöpft und von einem neuen Investor fehlt immer noch jede Spur. Die Männer, die in unserer Lounge sitzen, werden uns nicht wie der Phönix aus der Asche auferstehen lassen. Sie werden gar nichts machen, heute nach Hause gehen und über uns lachen. Das ist das Ende, Vince."

Vincent Craven: "So langsam sehe ich auch schwarz. Azrael hat jetzt scheinbar nur noch ein Ziel. Er will der letzte Undisputed Gerasy Champion der PCWA werden. Nur noch dafür kämpft er."

Mike Garland: "..."

Starr blickt Mike auf die Tischplatte des Kommentatorenpults. Seine Augen schimmern feucht.
Es ist vorbei, darüber ist er sich nun auch klar.



Actions