Scene

Id
679  
Name
Cinderella Rage, Alistair Brunswick & Blake Milton  
Summary
 
Position
7  
Scenetype
Live  
Created At
2013-05-04 10:51:36  
Edited At
2013-05-04 10:55:36  
Show
Vendetta 84  


„Und sie sind echt gleich da? Die komplette Busladung?“

„…“

„Haben sie denn auch die… Utensilien dabei?“

„…“

Wir befinden uns im Backstage-Bereich des PCWA Theatres, genauer gesagt auf einem Flur im Trakt mit den Umkleidekabinen. Gerade eben haben wir den selbsternannten „Superstar“ Alistair Brunswick bei einem Telefonat belauscht, welches offenbar zufriedenstellend für ihn verlaufen ist. Nach einer letzten Antwort huscht ihm ein breites Grinsen über das Gesicht. Selbstgefällig beendet er das Gespräch und steckt das Handy wieder in die Tasche, um seinen Weg fortzusetzen. An einem Spiegel hält er kurz, um seine Frisur zu richten.

„Oh scheiße, sehe ich gut aus.“

Wie immer gefällt ihm, was er dort sieht. Alistair trägt bereits seine Ringkleidung, die diesmal nach dem Motto „Mehr zeigen ist besser als weniger“ zusammengestellt ist. Die schwarze nietenverstärkte Lederhose liegt hauteng an und lässt kaum Spielraum für schmutzige Phantasien. Über die Schultern hat er eine Jacke mit einem dicken Pelzbesatz geworfen, die uns einen nicht nur flüchtigen Blick auf seinen perfekt durchtrainierten Oberkörper gewährt, der noch vom Schweiß eines harten Aufwärmprogramms glänzt. Zufrieden wirft Alistair sich selbst einen nach oben gestreckten Daumen zu, schiebt sich die verspiegelte Sonnenbrille ins Haar und zieht dann etwas aus der Tasche.

Ein Plektrum. Passend zu der Gitarre in seiner anderen Hand.

Ein paar schnelle Schritte noch und schon hat er sein Ziel erreicht. Eine Umkleidekabine.
IHRE Umkleidekabine.

Alistair räuspert sich etwas verlegen und wirft noch einmal einen Blick nach links und rechts. Niemand ist zu sehen. Er hat also freie Bahn. Freie Bahn, alle seine Gefühle, seine gesamte Leidenschaft und seine Beharrlichkeit in die Waagschale zu werfen und der einzig wichtigen Person auf der Welt zu zeigen, dass er mehr ist als nur der Sonnyboy von nebenan. Zu zeigen, dass auch er nur ein wehrloses Opfer ist, wenn es um wahre Gefühle geht. Zu zeigen, dass Männer in Wirklichkeit das schwache Geschlecht sind, wenn es um das berühmte „Five Letter Word“ geht.

P – E – N – I – S.
Unsere gute alte Hiroshima-Rakete wieder einmal.

Leise beginnt Alistair zu spielen. Fast zärtlich zupfen seine Finger die Saiten. Dazu singt er – und das überraschend gut – ein Lied, zu dem vermutlich seit 1997 mehr kostbare junge Weine entkorkt wurden als zu jedem anderen.

I sit and wait
Does an angel contemplate my fate
And do they know
The places where we go
When we're grey and old
'Cause I have been told
That salvation lets their wings unfold
So when I'm lying in my bed
Thoughts running through my head
And I feel the love is dead
I'm loving angels instead

Robbie Williams, “Angels”. Mit jeder Zeile ist Alistairs Stimme kräftiger geworden und gerade, als er fortsetzen möchte, werden seine Gebete erhört und die Tür vor ihm öffnet sich.

Und dann steht sie einfach so vor ihm. Cinderella Rage. Die Tochter des Teufels scheint gerade aus der Dusche zu kommen, denn sie trägt einen weiten Bademantel und hat sich ein Handtuch wie einen Turban um den Kopf gewickelt. Sie mustert den Musikanten mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung. Alistair lässt die Gitarre sinken und blickt sie schüchtern lächelnd an.

Cinderella Rage: „Hm. Hi, Alistair.“

Alistair: „Hi, Cinderella. Ich hoffe, ich störe dich nicht. Magst du Robbie Williams? Ich… konnte einfach nicht anders.“

Übrigens eine Lüge. „Closer“ von den Nine Inch Nails hatte er, auch wenn es seine Gefühle eigentlich besser beschrieb,  kurz vor dem Auftritt von seiner möglichen Playlist gestrichen.

Ein Lächeln huscht über Cinderellas Gesicht. Ein Lächeln, das Alistairs Herz sogleich einen kleinen Hüpfer machen lässt. Im Wesentlichen deshalb, um Blut in ein tiefer gelegenes Körperteil pumpen zu können.

Cinderella Rage: „Oh, guck mal, da ist ja auch Blake!“

Okay, stoppen wir die Blutzufuhr.

Alistair: „Blake Milton?“

Alistair wirbelt herum. Tatsächlich: Der Sicherheitschef der PCWA, zugleich Gegner im heutigen Opener, kommt gerade den Gang hinuntergelaufen. Er tippt auf seinem Smartphone herum, tut so, als wäre er beschäftigt, und es fällt auf, dass er nicht seine gewohnte Security-Jacke trägt. Nur ein viel zu weites Oberteil mit langen Ärmeln, die ihm die Hände bedecken, mit denen er sich an das kleine, schwarze Blackberry klammert.

Erst bemerkt er Cinderella und Alistair nicht – absichtlich. Zu tief ist er in Gedanken versunken, fährt sich durch das gekürzte Haar und vermisst es so sehr, Gabriel Lucifer kleine Dienste zu erweisen. „Tu mir einen Gefallen und lass dir die Haare schneiden“, hatte er gesagt. Seitdem war der Junge sechs Mal beim Friseur. „Nur die Spitzen, bitte.“ Mit jedem Besuch nur fünf Millimeter weniger. „Ich weiß. Das ist jetzt schon das sechste Mal, Herr Milton.“ Mit jedem Besuch das befriedigende Gefühl, Gabriel einen Gefallen zu tun.

Dann fallen die Augen des jungen Sicherheitschefs auf Cinderella, die er schon vor Tagen am Telefon wissen ließ, dass es ihm Leid täte, das mit ihrem Vater. Ihre Antwort war lediglich ein schluchzendes Kichern. Sie sagte: „Das ist ganz allein seine Schuld!“ Sie sagte: „Vielleicht öffnet ihm das endlich die Augen, wie lächerlich es ist, seine wahre Natur zu verleugnen!“

Mit zwei schnellen Schritten ist sie an Alistair vorbeigetreten, packt Blake am Arm und hält ihn fest.

Cinderella Rage: „Das ist ja ein lustiger Zufall, dass ausgerechnet ihr beide hier seid. Ich wollte euch nämlich etwas zeigen…“

Sie blickt in zwei fragende Gesichter. Flink dreht sie sich um und holt etwas aus ihrer Kabine. Für einen kurzen Moment sind Alistair und Blake allein.

Alistair (flüsternd): „Verzieh dich, du schwächlicher Wicht. Hier wird gerade ein spektakulärer Fick vorbereitet.“

Milton wirft seinem Gegenüber einen strafenden Blick zu. Der selbsternannte Superstar ist ein Stück größer als er, hat mehr Erfolg und scheint auch sonst alles besser zu machen, während Blake nur dieses viel zu weite Oberteil bleibt. Und der Neid.

Alistair (immer noch flüsternd): „Hast du nicht gehört?“

Blake ist neidisch auf Alistair, denn dieses nCg-Arschloch darf in Gabriels Nähe sein, wann und wo immer er will. Es ist nicht zum Aushalten. „Ich will doch nur bei ihm sein“, hatte er Caleb als letztes anvertraut und dieser meinte: „Ich mache mir langsam Sorgen um dich, Blake.“

Der Junge erträgt es einfach nicht, will gehen und wird erneut von Cinderella, die just in diesem Moment zurückkehrt, am Ärmel gepackt und gestoppt. In der Hand hält sie ein zusammengerolltes Magazin. Als sie es entrollt, erkennen wir Robert Barker. Das aktuelle PCWA-Magazin. Noch druckfrisch und ab morgen im Handel.

Cinderella Rage: „Ihr habt doch beide letzte Woche Shootings gemacht, oder? Ich bin ja so gespannt, welche Bilder sie genommen haben…“ – Ach bitte! Als hätte sie nicht schon längst nachgeschaut!

Alistairs Miene erhellt sich deutlich. Zu gut kann er sich an die zurückliegenden Fotoaufnahmen erinnern. Seine Aufnahmen waren sehr freizügig geworden und die hübsche Fotografin hatte ihm gesagt, dass er ein wenig wie Chris Evans aussehe. Am Abend hatte Alistair dann mit ihr Sex gehabt, aber das ist eine andere Geschichte.

Cinderella Rage: „Ach, da!“

Nach kurzem Blättern hat sie das große Mittelposter des Magazins gefunden. Mit einem Lächeln klappt sie es auf…

Alistairs selbstgefälliges Grinsen erstarrt zu Eis. Blake hält nur ein Stück weit sein schwarzes Shirt nach oben, gerade mal so viel, dass man auf alle Fälle seine Hose sehen kann, die auf seinen Hüften beinahe schon unanständig weit nach unten gerutscht ist. Die hübsche Fotografin meinte, das wäre als Postermotiv perfekt. Anvisierte Zielgruppe: Fangirls. „Heb das Shirt bis über den Bauchnabel!“ Knips. „Dieser irritierte Unschuldsblick ist prima! Bleib so!“ Knips. „Ja, genau so!“ Knips. „Perfekt!“ Knips. Dann – es war schon spät – musste sie plötzlich weg, weil sie noch ein wichtiges Date mit irgendjemandem hatte, aber das ist ja eine andere Geschichte.

Peinliche Stille.

Cinderella Rage: „Also, ich finde die Aufnahmen super-süß.“

Sie streicht Blake kurz über den Arm. Irgendwie scheint sie sein weites Oberteil zu mögen. Vielleicht ist das der Grund, warum sie es immer wieder greifen und anfassen möchte. Es erinnert sie an jemanden, aber an wen? Verlegen murmelt „Lucifers Schützling“ etwas in sich hinein, während sie leise kichert und dann ihre stahlblauen Augen auf Alistair richtet.

Cinderella Rage: „Ich bin mir sicher, deine Aufnahmen sind auch super geworden. Vielleicht kommen die dann ja in die nächste Ausgabe.“

Alistair kann mühsam ein „vielleicht“ heraus pressen, innerlich aber kocht er. Verstohlen harrt sein Blick auf Blake Milton.

Blake Milton: „Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich weiter.“

Alistair sieht ihn an. Wenn Blicke töten könnten, dann würde Milton jetzt vermutlich umkippen.

Cinderella Rage: „Dann wünsche ich meinen beiden Jungs viel Erfolg!“

Sie beugt sich nach vorne und haucht erst dem einen und dann dem anderen einen Kuss auf die Wange.

Cinderella Rage: „Ich mag übrigens Gewinner.“

Mit einem koketten Lächeln verschwindet sie in ihrer Kabine, während die beiden Kontrahenten alleine auf dem Flur zurück bleiben. Alistair blickt sein Gegenüber an.

Alistair: „Ach ja.“

Ohne groß auszuholen, verpasst er Blake einen kraftvollen Schwinger mitten ins Gesicht. Der Australier, vollkommen überrascht von diesem Schlag, taumelt zurück und nur die Wand hinter ihm verhindert, dass er zu Boden geht.

Alistair: „Das nur als Vorgeschmack. Mach dir erst gar keine Hoffnungen, dass du im Ring gegen mich eine Chance hättest. Eines schwöre ich dir: Nach dem Match gleich, wird deine Visage nur noch in medizinischen Fachwerken für plastische Wiederherstellung abgebildet werden.“

Blake greift sich benommen an die Schläfe und Alistair will gerade noch einmal ausholen, als sich schwere Schritte nähern. Ein Security-Trupp. Es ist also besser, den Rückzug anzutreten.

Alistair: „Man sieht sich dann gleich, Kleiner. Ich freue mich schon darauf.“

Lachend macht er sich von dannen, bevor die heraneilenden Sicherheitskollegen vor „Lucifers Schützling“ zum Stehen kommen.

Die Fragen überschlagen sich: „Was ist passiert? Bist du ok? Sollen wir ihm folgen?“

Eine Security legt Blake besorgt die Hand auf die Schulter und greift in den schwarzen Stoff seines Oberteils. Der Junge schließt genervt die Augen. Warum wollen ihn ständig alle anfassen? Er hasst das! Verstört schlägt er den Arm seines Kollegen beiseite und stößt sich von der Wand ab. Die beiden Sicherheitsmänner sehen sich fragend an, während der Junge seine Kleidung richtet und beinahe schon liebevoll die Falten in den viel zu langen Ärmeln glattstreicht. Kommentarlos läuft er los.

Vincent Craven: „Da haben wir doch wieder diese interessante Dreiecksgeschichte… und außerdem zwei Männer, die gleich im Opener um den Einzug ins Quest 4 the Best Halbfinale kämpfen.“

Mike Garland: „Alistair hat Blakes Poster im neuen PCWA Magazin, der Fanatic, sichtlich gewurmt. Eigentlich war er ja dafür vorgesehen…“

Vincent Craven: „Aber die Leser wollten eben Blake. So wie Cinderella auch, nach meinem Dafürhalten.“

Mike Garland: „Es sei denn Alistair kann sie gleich mit einem Sieg überzeugen. Und sportlich hat er für mich auch die Nase vorne. Wie Milton sich von diesem Schwinger überraschen ließ…“

Vincent Craven: „Na, Blake hat nicht nur einen anderen Wrestler, sondern uns alle überrascht. Das solltest du bedenken.“

Mike Garland: „Er hat bei einer Battle Royal durchgehalten und sich am Ende an Rage geklammert. Letzte Show, als es drauf ankam, hat er versagt. Er ist einfach noch zu grün.“

Vincent Craven: „Ich denke du unterschätzt ihn. Und das wird er gleich im Opener beweisen, glaub es mir.“



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