Scene

Id
607  
Name
Bright Lights...die Erkenntnis  
Summary
 
Position
17  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2013-03-03 13:50:29  
Edited At
2013-03-03 14:19:32  
Show
Vendetta 91  


Flashback

- Einige Tage nach Out of Ashes -

http://www.youtube.com/watch?v=UlZA7WRjGlk

Der halbvolle Mond erstrahlt hell am leicht bewölkten Nachthimmel als die dunkle Gestalt den Berliner Friedhof betritt. Er ist das erste Mal seit ihrem Tod an diesem kargen Ort. Während er seinen schwarzen Stoffmantel ob der Kälte zuknöpft, starren seine Pupillen nach oben zu den wenigen sichtbaren Sternen am Firmament.

Nicht allein die Kälte ist es, die seinen Atem in der rauen Winterluft gefrieren lässt. Vielmehr befremden ihn die Behausungen der Toten generell, und das obwohl er sich früher vor seinem Anwesen selbst eine symbolische Grabstätte hielt, als Andenken an seine besiegten Feinde.

Aber das war einmal, wie so vieles. Nun ist aber vieles anders. Drum schreitet er geschwind über den tiefen Morast und verharrt nach einigen Momenten an einem der morschen Holzkreuze.

„Nicht mal ein Grabstein ist dir vergönnt…“

Traurig streift er über ihren eingravierten Namen. Dann hockt er sich hinunter und zieht eine Flasche aus seiner Manteltasche hervor. Flugs wird diese geöffnet. Ein billiger Schraubverschluss macht es möglich.

„…Und ich trinke meinen Chianti nun aus Behältnissen mit Schraubverschluss. Was ist nur aus uns geworden, Runa?“

Hastig nimmt der eherne Mythos einen kräftigen Schluck aus der Pulle.

Gabriel Lucifer: „Entschuldige bitte, dass ich jetzt erst komme. Wir waren auf Asientour. Dort hätte es dir gefallen, glaube ich. Oder vielleicht auch nicht. Eigentlich weiß ich es nicht. …nicht mehr. Zu lange ist es her, dass ich dich wirklich gekannt habe…und geliebt.“

Hastig schluckt er den billigen Fusel hinunter, prustet kurz wütend.

Gabriel Lucifer: „Verdammt, Runa – es war ein Fehler, dass du mich damals hast vorm Altar stehen lassen und fort gegangen bist! So konnte ich dich einfach nicht beschützen, auch wenn ich alles versucht habe, bis hin zur Selbstverleugnung. Was habe ich alles dafür getan, um dir zu beweisen, dass die PCWA zu einem Ort werden kann, in dem es sich lohnt zu leben…gemeinsam mit mir. Aber ich bin elendig gescheitert. Dein Tod, die Auflösung der ANGST…kaum einer meiner alten Weggefährten ist noch da…und nun auch noch das Ende der Firma. Ich stehe vor dem Scherbenhaufen meines Schaffens. Was ich die letzten zehn Jahre aufgebaut habe, ist dahin. Mein Einfluss, meine Macht, mein Status…schlichtweg alles.“

Resigniert lässt er sich aus der Hocke rückwärts auf den Hintern plumpsen.  

Gabriel Lucifer: „Vielleicht würdest du heute noch leben…und ich mich zumindest lebendig fühlen, wenn ich nicht diese irren Pläne, sondern…ach…weißt du, diese Hochzeit von Alistair und der kleinen Cindy, aber auch der Tod von Patricia und dann diese faszinierende Wut von Blaze, haben in mir Erinnerungen hervorgerufen, die ich längst verdrängt zu glauben hatte. So wie ich stets alles verdränge, was mir nicht behagt, nur um dann in meine eigene Wahrheit zu flüchten, die keiner außer mir im Stande ist zu begreifen. Darum habe ich ihnen jahrelang meine Wahrheit aufgezwungen, bis zum Erbrechen. Vorbei. Keiner versteht Mich mehr. Niemand will mein Freund sein, nicht mal mein Gegenpart. Niemand lebt noch in meiner Welt…“

Ein Geräusch holt ihn aus seinem Wehklagen. Hektisch blickt er sich um und erhebt sich mühsam. Aber…Niemand…hier…Niemand. Der Mythos senkt seinen Kopf zur Seite und ein nachdenkliches Lächeln umspielt seine spröden Lippen.

Gabriel Lucifer: „…NIEMAND…Wirklich? Nun, es gibt Stevie. Stevie würde dir gefallen. Er hat mir zumindest eine Chance gegeben. Vielleicht mehr aus Mitleid, denn aus Zuneigung. Aber das ist nur Semantik.  Oh, und dann ist da natürlich noch Blake. Mein Junge. Du würdest ihn nicht sonderlich mögen. Er sieht in mir eine Vaterfigur. Aber ich wollte nie sein Dad sein. Ich eigne mich nicht zum Vorbild. Im Gegenteil. Die Historie lehrt uns, dass ich derjenige bin, von dem sich die Leute abwenden müssen. Nur zu Beginn folgen sie mir, bereitwillig, oder nicht, aber sie hören auf mich, lassen sich führen, aller Warnungen zum Trotz…oder sogar deswegen. So war es bei Keevan, bei Azrael, bei Díego, bei Blaze, bei Alistair…ja…und dann emanzipieren sie sich…ohne Dank…"     

Wie auf Stichwort schüttet er etwas von der wohltuenden Flüssigkeit in sich hinein. Um sich selbst zu danken, prostet er gen Nachthimmel.

Gabriel Lucifer: „…Bitte, ihr Schnösel. Ohne Mich wärt ihr nie da, wo ihr heute seid. Und das wisst ihr auch. Und was ist der Dank? Ihr beschäftigt euch nur noch mit euch selbst. Darum komme ich nicht an die Neuen heran. Edwards oder Breads interessieren sich nicht für den alten Onkel Gabriel. Für sie bin ich nicht wichtig, weil…weil ich es nicht mal mehr für die Alten bin. Nur Blake ist übrig. Und ihm bin ich ZU wichtig! So wie DU mir stets zu wichtig warst, Runa, …so wichtig, dass ich den Fehler begangen habe, deinen Bruder zurück zu holen!“

Ein selbst geißelndes Schnaufen.  

Gabriel Lucifer: „Ja, Ausgerechnet ich habe deinen Mörder damals zurück nach Berlin geholt, damit er Elroys Horrorregentschaft als Undisputed Gerasy Champion beendet, diesen Unfall der Geschichte…Valkos wurde Gerasy, aber er dankte es mir nicht. Also machte ich Barker zu seinem Nachfolger, doch er machte den gleichen Fehler, wegen dem ich Keevan damals opfern musste…und John…oder Azrael…ja…jeden dieser Bastarde, die sich irgendwann für Größer als die PCWA selbst hielten! Niemand ist größer als die PCWA, Niemand steht über dem Phoenix…Ach, was erzähle ich dir das eigentlich alles? Du bist schon eine halbe Ewigkeit aus unserer Heimat verschwunden und kannst diese ganzen Entwicklungen genauso wenig nachvollziehen, wie all diese Frischlinge, die unsere Vergangenheit nicht mehr interessiert. Und wenn ich ehrlich bin, dann ist außer mir Niemand mehr da, den das interessiert… Niemand?“

Wieder dieses unnachahmliche Lächeln. Die Tristesse seines Daseins spiegelt sich in der fast geleerten Flasche wider.

Gabriel Lucifer: „NIEMAND! Runa, das ist es! Das ist die Lösung. Seine Demut war mein Tod. Meine Bedeutungslosigkeit ist seine Schuld. Er ist der Erste, der dem Fluch des Größenwahns widerstehen konnte. Und er war der Einzige, der sich schon immer meinem Einfluss widersetzt hat, in der Firma, in der PCWA. Das konnte er, weil er als Einziger meine Macht immer anerkannt hatte…mich ernst nahm. So ebnete er sich seinen Weg an die Spitze. Darum wollte ich ihn auch als Mentor für Blake. Damit der Junge nicht in meinem Fängen verharrt, sondern ein besseres Leben hat, so wie seine Vorgänger es führen dürfen – Ein Leben ohne Mich!“

Ein heiseres Lachen dringt aus seiner Kehle. Er dreht sich einmal im Mondlicht und beugt sich dann über das Holzkreuz.

Gabriel Lucifer: „…Danke, Runa. Das war ein gutes Gespräch. Ich weiß nun, dass ich Blake nicht weiter mein Leben aufzwängen darf. Nicht er darf meinen Krieg für Mich führen, nur weil ich nicht wahr haben möchte, dass ich wieder selbst anfangen muss zu kämpfen, auch wenn es mir nicht gefällt, dass ich wieder auf einer Stufe mit dem kläglichen Rest der Liga stehe...oder gar noch darunter. Es ist fast wie damals in der GCWF…nur bin ich heute älter, schwächer, morscher, langsamer…und WÜTENDER!“  

Sein Mund berührt das Holzkreuz seiner einstigen Verlobten und dann torkelt der eherne Mythos durch den Matsch zurück in sein neues Leben. Der Mond begleitet ihn bei seinem tanzähnlichen Abgang und wirft geisterhafte Schatten seiner selbst auf den Friedhof.

http://www.youtube.com/watch?v=JGCsyshUU-A   

„Auch wenn ich es nie wollte, aber Alistair hat mir einen nicht intendierten Gefallen getan, als er mich beim Out of Ashes mit der Offenbarung seines Bluffs endgültig zum ‚Normalen Wrestler‘ degradiert hat…ja…zu einem NIEMAND!“



Actions