Scene

Id
594  
Name
Mike und Vincent in Nöten  
Summary
 
Position
7  
Scenetype
Video  
Created At
2013-02-22 09:10:59  
Edited At
2013-03-03 11:29:52  
Show
Vendetta 91  


"Schönen guten Tag. Wir sind die Ergo Direktversicherung und möchten uns mit ihnen über ihren Versicherungsschutz unterhalten."

*klick*

Argh.

"Schönen guten Tag. Wir sind die Ergo Direktversicherung und möchten uns mit ihnen über ihren Versicherungsschutz unterhalten."

*klick*

Nicht schon wieder.

"Schönen guten Tag. Wir sind die Ergo Direktversicherung und möchten uns mit ihnen über ihren Versicherungsschutz unterhalten."

"DU DUMMER PISSER, DU WIRST SELBST EINE VERSICHERUNG BRAUCHEN, WENN DU MICH NOCH EINMAL ANRUFST!"

*klick*

Entnervt lehnt Mike Garland sich in seinem Bürostuhl zurück. Dummer Pisser. So wurde er heute erst zum vierten Mal genannt. Er beugt sich wieder nach vorne, um einen Strich auf dem Blatt Papier zu machen, das er 'Beleidungsliste' nennt. Würde er es schaffen, heute wieder häufiger beleidigt zu werden als sein Arbeitskollege neben ihm, dann würde dieser ihm nach der Arbeit ein Bier ausgeben müssen. Es wäre das neunte Mal in Folge.

Mike Garland befindet sich in einem Callcenter. Wir alle kennen diese Situation: Man ist zuhause und wartet auf einen wichtigen Anruf. Es klingelt, aber am anderen Ende der Leitung ist dann nur ein Mensch wie Mike, der dir irgend etwas Überflüssiges andrehen möchte. Wer einmal in einem solchen Callcenter gearbeitet hat, der hat gelernt, einiges zu ertragen: Miese Arbeitszeiten, einen lächerlichen Lohn und vor allem Kunden, die eigentlich gar nicht deine Kunden sein möchten. Aber so ist nun einmal das Geschäft und wer nicht spurt, der wird rausgeschmissen, noch bevor die Tinte auf seinem Beschwerdeschreiben getrocknet ist. Und im schlimmsten Fall drohen sie damit, das Callcenter nach Indien oder Bangladesch zu verlegen. Die Mitarbeiter dort arbeiten noch länger für noch weniger Geld. Und viele davon sprechen vermutlich auch ein besseres Deutsch als die Mandys, Ronnys oder Doreens, die hier manchmal anheuern.

Mike schließt die Augen. Soll das etwa seine Zukunft sein? Er kann sich noch an den seltsamen Blick seines Sachbearbeiters im Arbeitsamt erinnern, als er ihm erzählt hatte, dass er ein Kommentator von Weltklasseformat sei und nur zu den größten Sendern gehen wollte. Der hatte ihn offenbar als Spinner abgetan und stattdessen in diese moderne Form des unterbezahlten Sklaventums vermittelt. Vermutlich kein Wrestlingfan.

Nein, so kann es nicht weiter gehen.

Mit einem Mausklick deaktiviert Mike die automatische Wählfunktion. Stattdessen tippt er per Hand eine andere Nummer ein.

Ein Klingeln.
Dann hebt jemand ab.

"Alter, wir müssen uns unterhalten."

< >

"Du kannst mich doch nicht einfach auf der Arbeit anrufen, Mike!"

Vincent rollt mit den Augen. Natürlich kommt der Anruf ungelegen, aber irgendwie freut er sich auch, die Stimme seines früheren Kollegen wieder zu hören. Wenn man so viele Jahre Seite an Seite arbeitet, dann vermisst man sich doch irgendwann, auch wenn Vincent das vermutlich niemals zugeben würde.

Wir erkennen, dass sich Vincent Craven auf dem Fahrersitz eines Gabelstaplers befindet, der in einer Lagerhalle zwischen turmhohen Regalen steht. Auf der Gabel des Fahrzeugs befinden sich einige Europaletten mit eingeschweißten Büchern. Die Aufdrucke auf den Verpackungen zeigen, dass wir uns in der Logistik-Zentrale bei einem Internet-Versandhandel befinden. Einem großen.

Mike am anderen Ende der Leitung sagt etwas und Vincents Augen weiten sich.

"Aufruf? Was für ein Aufruf?"

Seine Neugier scheint geweckt zu sein.

"Azrael will also tatsächlich eine Show auf die Beine stellen? Nun, ich weiß nicht, ob ich an dem Tag frei bekomme und du weißt, dass ich noch in der Probezeit bin."

Wieder das andere Ende der Leitung. Vincent seufzt.

"Das weiß ich selbst. Aber erzähl's bitte nicht Virchowa, die macht mir sonst die Hölle heiß."

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Konnte seine Frau einem Mann böse sein, der nur seinem Traum nachgeht? Vermutlich nicht. Vincent nickt.

"Gut. Ich bin da."

Klick. Das war ein kurzes Telefonat. Aber vielleicht eines mit weitreichenden Folgen.

 

Student # 2: "Das machen also Mike und Vincent mittlerweile."

Student # 1: "Hey, wie es aussieht, sind beide in ihren neuen Jobs nicht so ganz zufrieden. Und das kann nur eines bedeuten."

Student # 2: "Richtig - die beiden kommen heute auch hierher und werden die Show kommentieren."

Student # 1: "Oh."

Student # 2: "Das bedeutet dann wohl, dass wir für den Rest des Abends arbeitslos sind."

Student # 1: "Scheinbar. Damit verabschieden wir uns dann auch schon für diesmal. Mein Name ist... hey, hatten wir uns überhaupt vorgestellt?"

Student # 2: "Oh, verdammt. Mir war ja gleich so, als hätten wir etwas vergessen."

Student # 1: "Dann sollten wir das schnell nachholen, denn die Soundanlage ist glaube ich gerade heiß gelaufen."

Student # 2: "Hey, ich habe dir doch gesagt, dass du den zusätzlichen Lüfter anbringen sollst. Gott, kann man nicht einmal mit Profis hier arbeiten?"

Student # 1: "Profi? Du arbeitest hier genau so für eine warme Mahlzeit wie ich, also komme mir nicht mit 'Profi'. Also, ich bin..."

*knister*



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