Scene

Id
510  
Name
Alistair Brunswick & Gabriel Lucifer  
Summary
 
Position
42  
Scenetype
Live  
Created At
2013-01-13 13:20:38  
Edited At
2013-01-28 01:15:44  
Show
Out of Ashes 2013  


Die Geschichte eines… Jungen
Part I

Die Nacht, in der Alistair Brunswick geboren wurde, war eine ganz normale Nacht. Weder regnete es, noch waren die Temperaturen für südkalifornische Verhältnisse besonders warm oder besonders kalt. Nichts also, was den dramaturgischen Aspekt dieser Nacht besonders hervorheben würde, wie es manchen Literaten nur zu oft zugute kommt.

Eine Besonderheit aber hatte diese Nacht. Der Zeitpunkt, bei dem bei Mrs. Eleonore Brunswick die Wehen einsetzten, lag etwa 13 Wochen vor dem berechneten Termin. Man könnte jetzt sagen, dass der kleine Alistair, den seine Eltern nach einem im Zweiten Weltkrieg gefallenen Großvater benannten, es besonders eilig hatte, das Licht dieser Welt zu erblicken. Er tat dies im Schein einer flackernden Glühlampe im überfüllten Warteraum vor dem Kreißsaal des Long Beach Memorial Medical Center, während sich sein Vater mit dem Chefarzt noch um die beste Versorgung für seine in den Wehen liegende Frau stritt.

Die nächsten beiden Monate verbrachte Alistair in einem Brutkasten. Man kann eigentlich nicht behaupten, dass ihm die Wärme seiner Mutter fehlte und so wurde dieser beheizte Glaskasten sein erstes richtiges Zuhause.

Als seine Eltern ihn schließlich mit nach Hause nehmen konnten, da war Alistair nicht viel mehr als ein winziges Bündel aus Haut und Knochen, ein wenig zu blaß und ein wenig zu kränklich. Aber eines hatte er trotz oder vielleicht gerade wegen dieser widrigen Umstände gelernt: Dass es sich zu kämpfen lohnt. Denn wie soll man sonst all die Dinge, die das Leben für einen bereit hält, kennen lernen, wenn man einfach aufgibt?

Und so wird auch Alistair später niemals aufgeben.
Egal, was das Leben auch für ihn bereit hält.

< >

Nachdenklich betrachtet Alistair das Foto seiner Eltern, das er in der Hand hält. Sie hatten fest an ihn geglaubt, auch wenn er es ihnen nicht immer leicht gemacht hatte. Für einen Moment steht er einfach nur so da, den Blick fest auf das Bild gerichtet. Wenn sie heute doch nur hier sein könnten, wenn er ihnen doch nur ihre Schwiegertochter vorstellen könnte. Sie würden sicherlich stolz auf ihn sein.

Aber seine Eltern würden nie wieder stolz auf ihn sein. Vor fünf Jahren waren sie bei einem Verkehrsunfall gestorben. Ein betrunkener LKW-Fahrer hatte ihre Existenz innerhalb eines Augenblicks ausgelöscht und seitdem war Alistair auf sich allein gestellt. Er vermisst sie.

Alistair betrachtet sich in dem Spiegel, vor dem er steht. Seltsam sieht er aus in dem guten Anzug, den er sich gerade angezogen hat. Der feine Zwirn will so gar nicht zu seinem ramponierten Antlitz passen. Das Match hat eben Spuren hinterlassen, aber das ist ihm in diesem Moment egal. Die eigens dafür engagierte Kosmetikerin würde ihn schon wieder auf Vordermann bringen. Alistair steckt das Foto wieder in die Tasche seines Hemds, dort wo er seine Eltern ganz dicht an seinem Herzen trägt.

Das leise Klacken einer Tür verrät ihm, dass jemand seine Umkleidekabine betreten hat. Im Spiegel erkennt er, um wen es sich dabei handelt. Alistair wusste, dass er früher oder später kommen würde.
Gabriel Lucifer.

Der eherne Mythos bleibt einige Schritte hinter ihm stehen und betrachtet den Bräutigam ohne den Hauch einer Regung durch den Spiegel hindurch.

Sind es Sekunden oder sogar Minuten, die vergehen, ohne dass einer der beiden ein Wort spricht? Schließlich beendet Alistair die Stille.

Alistair: "Gabriel Lucifer. Was willst du hier? Dich über meine Niederlage lustig machen?"

Gabriel Lucifer: "Gewiss nicht. Solch emotionale Banalitäten waren mir schon immer zuwider. Was mich hertreibt ist dennoch etwas gefühlsduselig. Ich bin enttäuscht. Da feierst du mit John und STEVIE, ja, meinem Stevie, einfach so Jungesellenabschied und der gute alte Onkel Gabriel ist nicht eingeladen? Vielleicht wäre der Kampf zwischen Stevie und mir anders verlaufen, wenn wir vorher etwas zusammen unternommen hätten. Es wäre wirklich eine schöne Gelegenheit gewesen uns privat etwas näher zu kommen. Dieser Möglichkeit hast du Mich beraubt und das möchte ich kritisieren, ehe es noch zu einem unkontrollierbaren Gefühlsausbruch kommt - quasi zu einer Explosion, wenn du verstehst was ich meine?"  

Das unnachahmliche Lächeln Lucifers hängt regelrecht in dessen Gesicht fest. Alistair schluckt den Satz herunter, der ihm gerade auf der Zunge liegt. Stattdessen hebt er beschwichtigend die Hände. Vielleicht die letzte Chance, der letzte Versuch, diese Situation gütlich zu beenden.

Alistair: "However. Ich möchte keinen Ärger mit dir. Ich sagte dir ja bereits: Wir sind quitt und dabei würde ich es gerne belassen."

Gabriel Lucifer: "Klar doch. Es sei dir verziehen. Ich wollte das nur klären, bevor ich gleich als dein Trautzeuge fungiere. Ja, guck nicht so. Smartin fand die Idee grandios und er ist bekannt dafür einen guten Riecher bei der Auswahl von Menschen zu haben."

Alistairs Augen weiten sich vor Überraschung. Trauzeuge? Darüber hat er sich, um ehrlich zu sein, noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Nun dreht er sich um und blickt Gabriel das erste mal direkt an.

Alistair: "Ich... ich weiß nicht , was ich davon halten soll..."

Gabriel Lucifer: "Keine Sorge. Das wird bestimmt ganz großartig. Wer ist denn besser geeignet als der Mann, der dir als Principal deinen Vertrag in der PCWA genehmigt hat und der dazu noch maßgeblich an deinem ersten Titelgewinn und dieser wunderbaren Tribune Regentschaft beteiligt war. Man könnte sogar sagen, ohne Mich hättest du die kleine Cindy nie kennengelernt und diese Hochzeit würde vermutlich gar nicht stattfinden. Aber ehe ich zu ausschweifend werde und alle hinterher wieder kritisieren, ich würde mir alles so hinbiegen, wie es mir passt und meinen Einfluss völlig überbewerten, höre ich lieber auf und bitte dich, einem alten Mann wie mir diesen bescheidenen Wunsch nicht abzuschlagen...Oh, was für ein toller Fernseher!"

Gabriel schnappt sich euphorisiert die Fernbedienung des großen Flachbildschirms, während Alistair jede einzelne seiner Bewegungen mit Mißtrauen verfolgt. Wieder fühlt er sich an diese eine Nacht in Berlin erinnert, an die Gier in Gabriels Augen, als er den Inhalt des Schließfaches von ihm einforderte. Ein Schauer läuft Alistair dabei über die Haut. Zurecht, denn Lucifer begibt sich zur Überwachungskamera und winkt fröhlich hinein.

Gabriel Lucifer: "Ich habe da noch ein Geschenk, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt hat. Au revoir!"

Nachdem er mit einem Knopfdruck die Kamera ausgeschaltet hat, macht Gabriel den Fernseher an und man erkennt eine verwackelte Aufnahme, offenbar mit einer Handkamera aufgenommen. Man erkennt einen Teil des Phoenix Centres und einen Obdachlosen. Die Parkanlage, in der er steht, wirkt seltsamerweise etwas ungepflegt, aber das ist in diesem Moment nicht von Bedeutung. Der geneigte PCWA-Zuschauer weiß, dass Gabriel in seiner Mai-Eht-Phase lange Zeit unter Berlins Pennern verbrachte und diese häufig als Botschafter benutzt. Gabriel greift zu seinem Handy und gibt eine kryptische Anweisung, dass der verdreckte Mann die große Show beginnen solle.

Entgeistert lässt Alistair seinen Blick von dem Monitor zu Gabriel und wieder zurück schweifen. Der eherne Mythos der PCWA wirkt... traurig.

Gabriel Lucifer: "Weißt du Alistair, du stehst nun vor einem neuen Leben. Das bedeutet gleichzeitig, dass du zwingend von alten Gewohnheiten ablassen musst. Vielleicht hätte ich das auch längst tun sollen. Gerade dann, wenn einem das bisherige Leben aus den Händen zu gleiten droht und sich in eine Richtung entwickelt, die man selbst mit noch so viel Leidensfähigkeit einfach nicht gutheißen kann."

In diesem Moment wird Alistair klar, was Gabriel plant. Das Schließfach. Die versteckten Sprengsätze in den Gewölben unter dem PCWA Dome. Und ausgerechnet er, Alistair, hatte diesem Scheusal den Zünder überlassen. Unbeirrt setzt Gabriel fort.

Gabriel Lucifer: "Es wird endlich Zeit, etwas neues zu beginnen...GENAU JETZT..."

...Flüstert er bedrohlich ins Handy. Vielleicht hätte Alistair in diesem Moment Gabriel mit einem Hechtsprung daran hindern sollten, das finale Kommando zu geben. Aber er steht einfach nur da, ganz ruhig, fast wie gelähmt. So bleibt ihm nichts anderes übrig als mitanzusehen, wie der verarmte Gehilfe auf dem Bildschirm den Schalter auf dem kleinen Gerät drückt und...

... nichts passiert.

Irritiert starrt Gabriel auf den Bildschirm. Es ist dunkel in Berlin und man erkennt kaum etwas. Er reisst das Handy hoch und brüllt hektisch einige Befehle hinein.

Gabriel Lucifer: "JETZT! Hörst du nicht? Hallo? Los, Feuer frei!"

Der Penner zuckt mit den Schultern. Gabriel geht immer näher an den Bildschirm. Er sieht wie der Obdachlose den Zünder drückt aber es passiert einfach nichts. Lucifer versteht die Welt nicht mehr. Mehr noch. Der Obdachlose will Gabriel irgendetwas wichtiges mitteilen, aber Lucifer ignoriert die Stimme, denn...

...Alistairs Lachen reisst ihn ruckartig aus seinen düsteren Gedanken. Als er sich zu ihm umwendet, blickt dieser ihn amüsiert an.

Alistair: "Dass du tatsächlich so weit gehen würdest..."

Zwar will der Obdachlose vorm PCWA Dome Lucifer weiterhin irgendwas mitteilen, aber Gabriel lässt das Telefon achtlos zu Boden fallen. Langsam wendet Lucifer sein Haupt vom Bildschirm nach hinten zu Alistair. Es ist ein Blick wie Brunswick ihn so noch nicht erlebt hat.  

Gabriel Lucifer: "Was...hat...das...zu...bedeuten?" 

Alistairs Blick wird auf einmal ernst.

Alistair: "Du hast genau das getan, was ich vermutet habe. Zuviel Macht in den Händen eines Mannes kann niemals gut sein. Glaubst du wirklich, ich hätte dir den Zünder für einen Sprengsatz überlassen, der unter dem PCWA Dome platziert ist? Glaubst du wirklich, dass dies das Vermächtnis des 'Last Warriors' war, eine simple Bombe? Ich habe das Schließfach schon viel früher geöffnet als du dachtest. Oh, Gabriel, du tust mir so leid."

Just in diesem Moment wird Gabriel klar, dass er auf einen billigen Trick hereingefallen ist. Ausgerechnet Er, Gabriel Lucifer, der Meister des Bluffs. Es hat niemals eine Bombe gegeben. So wie die Tretmine, auf die er Barqas einst führte. Dem Mythos wurde eine Falle gestellt - Und er ist genau hineingetappt. Kopfschüttelnd setzt Lucifer ein deprimiertes Grinsen auf.

Gabriel Lucifer: "Ein Betrug also?"

Alistair schüttelt energisch den Kopf.

Alistair: "Nein. Nennen wir es besser 'Befreiung'. Denn jetzt weiß ich, wie weit du wirklich gehen würdest, Gabriel. Ich habe dir die Möglichkeit gegeben, sauber aus dieser Sache heraus zu kommen. Du hättest den angeblichen Zünder zerstören können, aber du warst eher bereit all das zu zerstören, was auch dir soviel bedeutet. Und warum? Nur, weil du die PCWA nicht mehr unter Kontrolle hast, warst du bereit, sie und all das, wofür sie steht, auszulöschen. Du bist entlarvt, Gabriel."

Gabriel Lucifer: "Zerstören? Ich wollte die PCWA retten! Diese Liga verdankt mir ihre Geburt und ich kann nicht zulassen wie sie nun dahin siecht. Es ging mir um Fortschritt. Die PCWA, wie ich sie mir vorstelle, ist doch längst tot - so wie es die GCWF vor zehn Jahren war. Vernichtet habe ich diesen Kadaver von einer Liga damals und der Out of Ashes wäre abermals der perfekte Zeitpunkt für eine neue Geburt gewesen. Ein neuer Phönix, entwachsen aus der Asche der PCWA, meiner einzigen wahren Liebe. Verstehst du denn nicht? Sie will mich nicht mehr - und das kann ich nicht akzeptieren. Niemals! ICH BIN GABRIEL LUCIFER und ohne MICH darf sie nicht existieren! Was soll ich denn für sie sein, wenn nicht mehr ihr EIN- und ALLES?" 

Alistair geht mit leicht tänzelnden Schritten um ihn herum.

Alistair: "Und genau darum geht es. So wie dieser Zünder versagt hat, so hast auch du versagt. Ich bin nicht mehr von dir abhängig, denn du hast nicht mehr die Fäden in der Hand... und genau das habe ich dir gerade gezeigt. Du hättest ein Held werden können, du hättest mein Vertrauen zurück gewinnen können... aber alles, was du getan hast, hat dich und deine eigen Hilflosigkeit nur noch mehr entlarvt. Willkommen im Hier und Jetzt. Du bist nur noch ein... ganz... normaler... Wrestler."

Mit Wut in den Augen macht Lucifer sich daran, Alistair zu attackieren, hält sich aber doch im letzten Moment zurück. Stattdessen sackt er auf die Knie und in diesem Moment verliert er all seine Bedrohlichkeit, all seine Faszination. Gabriel Lucifer ist kein Mythos mehr. Er ist ein Mensch. Die emotionale Banalität hat ihn voll erwischt.

Just in diesem Moment klopft es an der Tür. Beide halten inne. Augenblicke später öffnet sich die Tür einen Spalt und der Kopf einer etwas dicklichen Dame wird hindurch geschoben. Die bestellte Kosmetikerin.

"Ihr Termin, Mr. Brunswick?"

Alistair: "Aber natürlich. Ich habe mich nur noch kurz mit meinem..."

Sein gespielt-freundlicher Blick fällt auf Gabriel, der apathisch neben ihm kniet und von einer unendlichen Leere ergriffen scheint.

Alistair: "... Trauzeugen unterhalten. Aber wir sind auch schon durch. Kommen sie ruhig herein, er wollte eben gerade gehen. Nicht wahr, Gabriel?"

Gedankenverloren schaut Lucifer nach oben zu Alistair und nickt. Schnurstracks erhebt er sich und raunt ein irre anmutendes 'Au revoir' in den Raum. Es wirkt fast so als freue er sich auf die Hochzeit. Ehe er den Raum verlässt, dreht er sich nochmal um. Elegant nimmt er seinen Zylinder vom Kopf und wirft ihm den Bräutigam zu.

Gabriel Lucifer: "Hier, fehlt noch zu deiner Aufmachung... und es ist was Geborgtes. Nimm es wörtlich!"

Alistair fängt den Zylinder mit einer eleganten Bewegung. Als die Kosmetikerin mit ihrer Arbeit beginnt, denkt er noch einmal nach. Vielleicht hatte er Gabriel tatsächlich den Spiegel vorgehalten und sich damit die Befreiung verschafft, die er so lange herbei gesehnt hatte. Vielleicht... hatte er sich aber auch einen neuen Feind gemacht.

Das Leben ist viel zu kurz, um lange über solchen Fragen zu brüten.
Etwas viel wichtigeres steht in Kürze an.
Und darauf freut er sich wie ein kleiner Junge.

 

Mike Garland: "Das ist ja gemein: Ausgerechnet dann, wenn es interessant wird, schalten die einfach die Überwachungskamera aus."

Vincent Craven: "Halten wir fest, was wir bis dahin erfahren haben: Gabriel Lucifer ist Alistairs Trauzeuge. Eine Situation, vor der man vielleicht Angst haben könnte."

Mike Garland: "Ach, 'Onkel Gabe' ist doch ganz umgänglich wenn man ihn nur näher kennt. Das ist wie mit allen Schrecken: Wenn man sie kennt, dann verlieren sie einen Großteil ihrer Bedrohlichkeit."

Vincent Craven: "Gabriel Lucifer ist die Bedrohlichkeit in Person, wenn du mich fragst. Und daran wird sich so bald auch nichts ändern."

Mike Garland: "Du immer mit deinen Paranoia. Immerhin ist er nur noch ein ganz normaler Wrestler... und der Sklave von Blake Milton darüber hinaus."

Vincent Craven: "Ja, wer's glaubt. Am Ende hält er doch wieder die Fäden in der Hand."

 



Actions