Scene

Id
5018  
Name
In guten wie in schweren Tagen  
Summary
 
Position
6  
Scenetype
Live  
Created At
2021-09-08 10:17:31  
Edited At
2021-12-02 08:18:46  
Show
Vendetta 157  


Kurz nach Vendetta 156:

Dieses Mal war es kein großer Abschied, kein Abgesang oder gar ein Loblied auf ihre beiden Charaktere – auf den Steten auf der einen und den Unsteten auf der anderen Seite. Nein. Es war eine einfache Umarmung. Ein kurzes „Goodbye“ mit maximal einer Träne im Knopfloch. Nicht mehr! Keine bedeutungsschwangeren Worte, Liebesbekundungen oder Reden, die ob ihrer Ewigkeit an eben dieser festhalten wollen und doch den traurigen Abschied nur hinauszögern können… verhindern wollen, was nicht zu verhindern ist.
Denn der Abschied folgt.

Gnadenlos.

Immer.

So auch heute.
Die Zeit, als die Theatralik des Abschieds noch bedeutend war, lag hinter ihnen. Wie so vieles in ihrer nunmehr fast zwanzigjährigen Beziehung, in welcher sie sich in diesem Business immer mal wieder sahen. Und immer mal wieder verabschiedeten. Egal ob freundlich oder grob, irgendetwas verband sie über das Wrestling Business hinaus. Irgendwas war größer als dieser Zirkus. Und obwohl ihre letzte Begegnung bei Vendetta 156 war, als sie gemeinsam die Red Queen Rangers angingen, fühlte sich dieses (vorerst) letzte Gemetzel mal wieder wie eine halbe Ewigkeit an. 

Jeffrey Ron Arrow war (wieder) Geschichte. In der PCWA. Und damit auch – und dem waren sich beide so sicher wie das Amen in der Kirche – auch irgendwie in seinem Leben. In Mad Dogs Leben. Denn dieses… das war stets die PCWA, diese große Berliner Wrestlingliga, jener Zirkus, wo halbnackte Männer einander wie Wölfe zerfleischen – auf Brettern, die die Welt bedeuten. Vielleicht brauchte es daher auch keine Worte mehr, denn in ihren Augen spiegelte sich die längst gewonnene und kundgetane Erkenntnis: MD kann nicht ohne PCWA - und mancher ist der Meinung, dass die Liga auch nicht ohne ihn kann. Arrow hingegen kann nicht mit PCWA - und viele sind der Meinung, dass die Liga auch nicht mit ihm kann.
Als der Night Fighter dem fahrenden Zug, in den JRA gestiegen ist, nachschaut, sind es diese Gegensätze, die der Hund im Kopf behält und als diejenigen ausmacht, die sie aneinander so faszinierten... In den Tiefen ihrer Seelen wünschten sich beide vermutlich nichts sehnlicher, als das Leben des Anderen leben zu können.
Doch schon beim Versuch scheiterten sie beide.

Gnadenlos.

Immer.

Arrow im Wrestling, Mad Dog ohne Wrestling...

"Schon sonderbar, hm?!"

Den Night Fighter durchzuckt es, als ihn ihre zarte Stimme anrührt und sich der warmer Klang sogleich an sein Herz schmiegt. Mit einem Mal dreht er sich um und kann nicht anders, als seiner Frau ein Lächeln zu schenken. Gleich gefangen von ihren Augen und ihrer Aura. Sofort voll von sehnsüchtiger Liebe.
Doch sie entzieht sich seinem Blick, entzieht sich den ganz ähnlichen Gefühlen, die auch in ihr für Wirbel sorgen. 
Schaut lediglich auf seine Brust.

Wo ist sein Herz?

Mad Dog: "D-d-du?"

Er stottert mehr, als dass er spricht. Doch weder Angst noch Schrecken schnüren ihm die Kehle zu - eher das schlechte Gewissen.

Mad Dog: "Hier?"

Verlegen presst sie die Lippen aufeinander und steckt die Hände in die weiten Taschen ihrer schwarzen Regenjacke. Neigt den Kopf leicht nach unten, so als schäme sie sich.

Yai: "Ich wollte ihm auch irgendwie 'Tschüss' sagen... auch wenn ich das in Helsiniki schon irgendwie gemacht habe..."

Endlich schaut sie der Töle in die Augen. Tastet suchend nach ihnen. Den Schmerz und das Misstrauen verbergend, was Lara Lee wieder geweckt hat. Diesen alten Schmerz, über den sie immer noch nicht hinweg ist, und der am ehesten mit dem Namen "Simargl" zu beschreiben ist.
Der geflügelte Hund nickt verstehend. Froh sich thematisch mit Arrow beschäftigen zu können, statt ihre Probleme miteinander ansprechen zu müssen.

Mad Dog: "Glaubst Du, wir sehen ihn nochmal wieder?"

Irritiert zieht sie die Augenbrauen zusammen, nicht ganz sicher, ob MD die Frage ernst meint oder einfach gestellt hat, um irgendetwas zu sagen.
Irgendetwas. Bedeutungsloses.

Yai: "Bevor was passiert, hm?!"

Da ist sie wieder. Yai. Seine Freundin. Seine Frau.
Denn die Gegenfrage wirft den Hund unweigerlich für einen Moment auf sich selbst. Die Frage nach seinem Ende ist gestellt. 
Die Frage nach seiner Karriere. Doch Yai wäre nicht Yai, wenn sie diese Frage nicht nochmal präzisieren könnte.

Yai: "Es mag ja sein, dass Du nicht ohne Wrestling kannst. Aber andererseits kann Wrestling definitiv ohne Dich. Und zum anderen wird auch dein Körper, egal wie sehr du es auch willst, irgendwann die Reißleine ziehen, irgendwann aufgeben. Ich habe erst nicht verstanden, warum Du unbedingt zurückkommen musstest, aber jetzt verstehe ich schon. Du willst dich reinwaschen und ein gutes Ende, vielleicht das perfekte Ende für dich finden. Du glaubst, dass du es verdient hast. Mr. PCWA hat es verdient - wenn nicht ER, wer sonst, hm?!"

Sie zuckt mit den Schultern und reißt ohnmächtig die Augen auf.

Yai: "Wer will... wer kann Dir da überhaupt widersprechen?! Es gibt niemanden! Selbst mir ging es nicht darum, dass du es nicht verdienen würdest; mir ging es eher darum, dass du es nicht brauchst. Simargl hin oder her - du bist eine Legende... im Wrestling, in der PCWA. Vielleicht dachte Arrow genauso, hm?! Vielleicht wollte er Dich auf deinen letzten Schritten in der PCWA und den ersten im "normalen" Leben begleiten. Doch Du hast ihm signalisiert, dass es umgekehrt zu laufen hat. DU bist derjenige, der ihn auf seinem Weg in die PCWA und aus dem "normalen" Leben heraus begleiten muss."

Verdeutlichend hebt sie die Augenbrauen. Dann zieht sie die Hände aus den Taschen und deutet auf die leeren Bahngleise.

Yai: "Und mal wieder hast du nichts davon, es bleibt alles beim Alten. Am Ende wird Arrow da sein und seine 'Mission' erfüllen! Deine 'Mission' mit ihm war schon immer zum Scheitern verurteilt."

Auch der Night Fighter schaut nun nochmal in die Ferne, den wegfahrenden Zug nur noch erahnend.

Mad Dog: "Ich glaube kaum, dass es seine Mission war, mich von diesem Geschäft loszueisen."

Er denkt an das Foto von Isabell, das er beim Rumble gefundet hatte und welches aus Arrows Tasche gefallen war. Doch ehe er dies aussprechen kann, spricht Yai weiter.

Yai: "Wie auch immer... Sind es nicht bald genug Leute, die du kommen und ziehen lassen musstest? Sie werden doch nicht zurückkommen."

Nun wendet er sich wieder seiner Frau zu, nickt sogar.

Mad Dog: "Es sind definitiv zu viele... Manchmal glaube ich fast, dass eine Begegnung gar nicht mehr die Bedeutung entfalten kann; da ich schon alles gesehen, alles erlebt habe. Höhen und Tiefen durchwanderte. Ich bin zwar noch da - aber wo sind die Wegbegleiter, huh?! Es sind ja nicht nur meine Feinde gegangen, nein, auch meine Freunde sind fort. James, Stevie oder nun erneut Jeffrey..."

Er legt seine Hand auf ihre Schulter und sie lässt es zu. Schließt kurz die Augen und genießt den Kontakt für eine Sekunde.
Beide genießen. Diese Sekunde voll Glück.
Diesen Moment der Erlösung aus ihren quälenden und trennenden Gedanken.

Mad Dog: "Du hast Recht! Irgendwann wird mein Ende kommen, das Ende der Karriere. Der Tag, an dem der Night Fighter nur noch ein Name auf dem Papier ist... oder ein Name in irgendeiner Titelhistorie. Und wenn ich mir den letzten Moment im Ring ausmalen könnte, so wäre er vielleicht mit all den Freunden zusammen - ein letztes Gespräch, ein letztes Mal Augenkontakt, ein letztes Mal resümieren. Aber ja, vermutlich bleibt das ein Wunsch; sie werden nicht zurückkommen - auch nicht für ein 'Goodbye' für einen, mit dem sie Freud und Leid geteilt haben. Dessen Narben ihren und deren Narben meinen Körper zieren. Ja, das ist ein Traum. Aber, was die wichtigste Person in meinem Leben betrifft, dich... Yai, was die Narben betrifft, die wir einander zufügten und was wir an Freude, Schmerz und Tränen geteilt haben... Das. DAS ist kein Traum."

Er schaut ihr so intensiv in die Augen, dass sie sich nicht entziehen kann.

Mad Dog: "Und wenn es ein Ende gäbe, dass alle anderen Enden überschatten könnte. Einen Abschluss meiner Geschichte, das jeden anderen Schluss als billigen Abklatsch deklassieren würde, so wäre dies... Du und Ich. In der Mitte des Rings. Unsere Lippen aufeinander. Dann ein Gruß in die Menge und schließlich... Hand in Hand durch den fallenden Vorhang."

Ohne die Augen von ihm zu lassen, bebt ihre Unterlippe. Zucken ihre Wangen. Ihre Augen füllen sich mit Tränen.
Laufen über. Ein Tropfen.

Fällt. 

Hinab.

Sie reißt sich los.

Torkelt. Wankt.
Einen Schritt zurück. Wieder auf ihn zu. Nickt.

Yai: "Das wäre schön."

Mit dem Ärmel wischt sie sich das Nass aus ihren Augen, beißt sich auf die Unterlippe.
Schüttelt den Kopf.

Yai: "Aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich habe es ja versucht... und es war wirklich wieder schön mit dir. Besonders der eine Abend."

Sehnsüchtig schaut sie ihn an. Schaut ihn so an, als müsse er ihr helfen. Als könne er all die Zweifel mit einem Wort, einer Geste fortzaubern.
Doch er scheint sich nicht zu erinnern. 

Mad Dog: "Zwischen mir und DeWynters lief nichts und läuft auch nichts."

Die Erwähnung von Juliette DeWynters scheint sogleich Nüchternheit in Yais Blick zu bringen. 

Yai: "Wo ist sie denn?"

Mit einem prüfenden Blick bedenkt sie ihren Mann, der enttäuscht die Schultern hochhebt und fallen lässt.

Mad Dog: "Keine Ahnung. Was soll das, huh?!"

Yai: "Lara meint, du hälst sie irgendwo versteckt... Hast du sie, wie mich damals, in deine Laube im Wald gebracht?!"

Die Augenbrauen der unbekannten Konstante fallen hinab. Voll Unverständnis schüttelt er den Kopf.

Mad Dog: "What?!"

Die Töle schlägt sich vor die Stirn.

Mad Dog: "Ich weiß nicht, wo sie ist, sondern habe selbst versucht, sie ausfindig zu machen. Habe Nachforschungen angestellt..."

Yai: "Oho..."

Unterbricht sie ihn zynisch.

Yai: "Hört, hört! Ganz schön viel Aufwand für eine, für die man eigentlich nichts empfindet, hm?!!"

Augenrollend atmet er laut ein und wieder aus. 

Mad Dog: "Glaubst du das wirklich?"

Sie tritt noch einen Schritt von ihm weg. Mustert ihn. 
Dann atmet auch sie laut aus und ein.
Senkt den Kopf.

Yai: "Ich weiß es nicht."

Mad Dog: "Aber bei Lara weißt du bescheid, huh?! Ihr kannst du vertrauen? Ihr..."

Auf einmal fällt es dem Fighter wie Schuppen von den Augen. Auch Yai reißt erschrocken die Augen auf.
Weiß, was ihm gewahr wurde.
Weiß, was er erkannt hat.

Mad Dog: "Wo ist Jeffrey?"

Erbarmungslos bohrt sich sein Blick in die Bardame. Diese schaut verlegen zu Boden.
Er eilt auf sie zu. Greift ihr in die Oberarme.

Mad Dog: "WO IST JEFFREY???"

Yai: "Lass mich los!"

Mad Dog: "WO. IST. ER?"

Mit wuchtigen Schlägen versucht sie ihren Mann von sich zu schlagen.

Yai: "Lass mich los. Man! Du tust mir weh!"

Endlich löst er seinen Griff, doch ist bereit, sie sofort wieder zu packen.

Mad Dog: "Wo?"

Yai: "Lara passt auf ihn auf."

Kurz sinken seine Augenlider herab. So als könnte das Schließen der Augen die Wahrheit davon abhalten, ihn vollkommen umzuhauen.

Fassungslos starrt er auf seine Frau.

Wo ist ihr Verstand?

Mad Dog: "Ich fass es nicht."

Ihm ist schlecht, doch sie schüttelt den Kopf.

Yai: "Er ist bei ihr in guten Händen. Ich bin gleich auch wieder bei ihm."

Mad Dog: "Ich komm mit!"

Sie verneint mit erhobenem Zeigefinger, denn sie weiß genau, dass MD über Lara herfallen würde. Und das musste sie unter allen Umständen verhindern.

Yai: "Das wirst du nicht tun! Entweder ich gehe alleine oder ich gehe gar nicht."

Immer noch liegt Unglaube in seinem Blick, der in einem weiteren Kopfschütteln mündet. Dann dreht Mad Dog sich ab, starrt zum Boden.
Lässt die ganze Begegnung noch einmal an sich vorbeiziehen.
Vor dem inneren Auge.

Flüstert dann.

Mad Dog: "Es wäre schön, huh?!"

Irritiert legt sie den Kopf schief. Macht einen Schritt auf ihn zu.

Yai: "Was sagst du?"

Immer noch auf den Boden schauend, hebt er die eine Hand und winkt sie fort.

Mad Dog: "Dann geh' halt... Geh schon!"

Yai schaut ihn noch für einen kurzen Moment an. Als er aber ihren Blick nicht erwidert, dreht sie sich um und geht.



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