Scene

Id
4919  
Name
"Danke. Ich schulde Ihnen was."  
Summary
 
Position
20  
Scenetype
Live  
Created At
2021-05-04 20:08:16  
Edited At
2021-06-15 09:41:57  
Show
Brawlin´ Rumble XIV  


"Sie schulden mir noch einen Gefallen. Ich erwarte Sie in meinem Büro."

Dann klickte es in der Leitung.

Er erkannte ihre Stimme auch ohne Höflichkeitsfloskeln.

Jona Varks Stimme.

Mehr Worte waren nicht nötig gewesen.

Um die neu gewonnene Leichtigkeit zu vertreiben.

Um das Gefühl von Stolz auf sich selbst ins Wanken zu bringen.

Seit einem Monat hatte er sich den Kopf zerbrochen, wann sie sich melden würde.

Und nach den Gesprächen mit Gewerkschaftersohn Ezra und Diego Sanchéz ...

... waren diese Gedanken endlich verstummt.

Er hatte sich erleichtert gefühlt.

Beinahe frei.

Als könne er all das endlich in den Griff kriegen.

SICH endlich in den Griff kriegen.

"Ich nehme nicht am Brawlin' Rumble teil", hatte er gesagt

und

ein Bergmassiv an Sorgen von den Schultern verloren.

Weil er selbst aus den Stromschnellen der Gewalt aufgetaucht war.

Weil er verstanden hatte, dass es nicht um ihn in einem Wrestling-Ring geht,

sondern einzig und allein um seinen Freund -

den Hund.

Und nun steht Jeffrey Ron Arrow vor dem Büro der Chefin der PCWA, hat bereits mehrfach die geschlossene rechte Faust gehoben um anzuklopfen und sie dann doch wieder gesenkt. Er schließt die Augen, wischt sich über die nervös juckende Nase und hält kurz inne. Atmet tief ein und noch länger aus. Kostet noch ein letztes Mal dieses befriedigende Gefühl, seine Angelegenheiten geklärt zu haben. Dieses Gefühl, seinere inne Mitte gefunden zu haben. Dann rollt er seine Schultern nach hinten, zupft die Jeansjacke zurecht und klopft.

Die Tür wird geöffnet und die massige Gestalt von Jona Varks Assistent verdunkelt das Licht. Schwarzer Anzug. Sonnenbrille. Alles wie immer. Er tritt zur Seite und macht mit dem rechten Arm eine einladende Geste.

Mister Joshua: "Treten sie ein, Mister Arrow."

Die Lüge verharrt vor der geöffneten Tür. Seine Augen ruhen auf Mister Joshua, wandern von seinen streng konturierten braunen Haaren über die schwarze, kaum reflektierende Sonnenbrille zu diesem kaum in Worte zu fassenden Körper, der nicht menschlich zu sein scheint. Dann wendet er den Blick zu Jona Vark, bemerkt, dass ihre eigentlich so wachen, jungen Augen von kleinen Schatten umgeben sind, bemerkt dieses leichte Flattern der zarten Haut um die Nase herum, bemerkt die Nuancen des zu unregelmäßig aufgetragenen Lippenstifts - und doch hat sie an Autorität gewonnen, seitdem er sie zuletzt am Affengehege des Berliner Zoos konfrontierte.

Er setzt zaghaft einen ersten Fuß in das Büro.

Schiebt den Kopf hinterher.

Schaut nach

links

dann nach

rechts.

Seufzt.

Sie sind nur zu dritt.

Keine weiteren Zeugen.

Noch ist unklar, ob das ein Vor- oder Nachteil ist.

Dann betritt er das Büro vollends.

Schließt die Tür hinter sich.

Nickt Mister Joshua zu, der das jedoch nicht erwidert.

Legt den Kopf schräg.

Die Stimme zerbricht an der Vorahnung, dass das hier

nichts

Gutes

bedeuten kann.

Arrow: "Sie wünschten, mich zu sprechen."

Die Chefin sitzt wie immer hinter ihrem massiven Schreibtisch.

Jona Vark: "Ich wünsche nicht, ich fordere einen Gefallen ein. Das klingt vielleicht dramatischer als es ist, dennoch, bevor sie interpretativ in diese Richtung schwenken wollen, hat dies nichts mit mafiösen Strukturen innerhalb meiner Firma zu tun."

Die Lüge macht einen weiteren Schritt in den Raum, seine Finger legen sich auf das kalte Leder der beiden Sessel, die vor dem massiven Eichenholzschreibtisch stehen und frontal zu Jona ausgerichtet sind. Er deutet stumm auf eine der beiden Sitzgelegenheiten und Jona bedeutet ihm mit einem Nicken, Platz zu nehmen. Die Kate Moss des professionellen Wrestlings leistet dem nonverbalen Angebot folge und setzt sich. Bemerkt nicht, wie sein Kopf nach vorne sackt. Bemerkt auch nicht, wie er mit Zeigefinger und Daumen der Rechten das Nagelbett des Zeigefingers der Linken malträtiert, bis es beginnt zu bluten. Ein Moment des Schweigens.

Jona Vark blickt der Lüge direkt in die Augen.

Er schaut weg.

Will das nicht.

Er will nicht hier sein.

Will sich diesen Gefallen nicht anhören.

Will nicht der kleine Junge sein, der die inferiore Gesprächsposition inne hat.

Er will doch einfach nur bei seinem Hund sein.

Will frei sein.

Gutes tun.

Endlich - Gutes tun.

Arrow: "Genug der Wortklauberei, Miss Vark. Bitte."

Er hebt langsam den Kopf.

Versucht, alle Aufrichtigkeit hineinzulegen, die ihm inne wohnt.

Kurz stocken seine Augen

und verharren an dem tiefen Riss im massiven Eichenholz des Tisches.

Zeichen eines Wutausbruchs Jonas bei einem Disput mit Kevin Sharpe und Lara Lee.

Aber das kann die Lüge nicht wissen.

Für ihn ist es nur genau das, weswegen Jona den Tisch nicht reparieren ließ -

ein Manifest ihrer Persönlichkeit.

Als ihre Blicke sich treffen, schaut er umgehend wieder

weg.

Flüstert.

Arrow: "Ich... bin so etwas wie frei, wenn es das denn gibt. Da ist mehr als Traurigkeit und Leere, wenn mein Herz pocht, irgendetwas in mir hat die raue Kruste durchstoßen und lässt Licht ein."

Flüstert noch leiser.

Haucht.

Arrow: "Bitte, Miss Vark - kann ich einfach frei sein? Kann ich ... atmen?"

Mit einem Kopfnicken gibt die CEO Mister Joshua ein Zeichen. Und der... öffnet das Fenster. Die Lüge verzieht das Gesicht, doch Jonas Miene bleibt hart.

Jona Vark: "Ich hoffe, sie bekommen nun etwas besser Luft. Und ich hoffe, dass wir dieses Palaver nun sein lassen können und uns dem Geschäft widmen? Ja? Ein Traum. Also, Mister Arrow... in Medias Res. Ich habe ihnen erlaubt, ein Match zu bestreiten. SIe hatten darum gebeten. Ich habe Ihnen ihren Wunsch gewährt. Aber dieses MASSAKER, was sie da angerichtet haben, das habe ich sicherlich NICHT genehmigt. Dennoch... ich habe es erlaubt. Und nun fordere ich den Gefallen zurück. Quid pro Quo, Mister Arrow."

"NICHT!"

Ein Schrei entfährt der Lüge. Mister Joshua zuckt für einen kaum wahrnehmbaren Bruchteil einer Sekunde zusammen, bereit, Arrow in den Sesselbezug einzuarbeiten.

Arrow: "Entschuldigen Sie. Ich meinte, 'nicht, bitte!'"

Er lehnt sich nach vorne, eine Hand fährt durch die goldfasanenen Haare, die andere krallt sich haltsuchend in die rustikale Maserung des Tischs. Deutlich treten die Adern durch die dünne Haut auf dem Handrücken.

Arrow: "Was auch immer es ist - nicht heute."

Laut kracht die filigrane Faust der CEO auf den Eichentisch.

Jona Vark: "NEIN! Ich bin es leid mit ihnen. Sie werden mir diesen Gefallen gewähren... und am Brawlin' Rumble Match teilnehmen!"

Die Gedanken fliegen in Schallgeschwindigkeit durch seinen Kopf.

Monatelang habe ich versucht, Jona Vark davon zu überzeugen, dass ich relevant bin, denkt er.

"Sie sind Jeffrey Ron Arrow. Ein PCWA-Wrestler. EINER. Nicht DER. Entweder erkennen Sie ihren Platz, ihre Wichtigkeit in der PCWA, die Ihnen zugeteilt wird oder wir müssen eine andere Lösung suchen", hört er ihre ferne Stimme von damals.

"Was haben Sie denn erreicht? Mein Resümee bezüglich ihres Engagements bei uns fällt jedenfalls nicht positiv aus", trifft es ihn wie eine Ohrfeige aus einer niemals vergessenen Zeit.

Er fällt beinahe bei dem Versuch, aufzustehen.

Taumelt gegen den anderen der beiden Sessel.

"Ich versuche wirklich jedem auf irgendeine Weise entgegen zu kommen, aber unsere Beziehung, Mister Lüge, wird nicht besser, wenn sie wie ein Kleinkind herummosern, dass keiner sie anstarrt", trifft es ihn auch nach acht Jahren mitten ins Mark.

Er sackt in die Knie.

Seine Fingernägel krallen sich in den Schreibtisch, als er versucht, sich wie ein Ertrinkender an Bord zu ziehen.

Schweiß steht ihm auf der Stirn.

Eine goldgelbe Strähne klebt daran fest.

Seine Stimme - ein Krächzen nur.

Arrow: "Warum? Warum jetzt? Damals habe ich sechs Monate lang versucht, sie davon zu überzeugen, dass das Spotlight auf mich gerichtet sein sollte. Auf mich, nicht auf Sharpe, Blaze oder den Schlächter ... und alles, was sie mir geboten haben, waren der Barbarian, O'Kelly und McFly in den Endzügen seiner Karriere. Ich war auf Knien vor Ihnen, so wie ich es jetzt bin, aber immer, wenn das Licht der Scheinwerfer endlich auf mich zeigte, haben Sie Ihre Finger davor gehalten und absurde Schattenspiele getrieben. Und jetzt..."

Die Finger rutschen vom Tisch.

Er verliert den Halt.

Verliert das Leuchten in seinem Herzen.

Willkommen zurück, alte Schwere.

Arrow: "... jetzt treiben Sie mich in das Rampenlicht, jetzt bin ich ihr Schattenspiel ... ein Opferlamm im Krieg mit einer Organisation, in dem ich kaum mehr als ein Kollateralschaden sein kann."

Wankend kommt er auf die Beine.

Hustet, kotzt beinahe, Speichelfäden fliegen durch die Luft,

sehen beinahe aus wie

Staubkörner im Sonnenlicht.

Er deutet mit dem blutenden linken Zeigefinger erst auf

Mister Joshua

dann

auf

Jona Vark.

Seine Füße verankern sich fester im Boden.

Arrow: "Meine Antwort ist 'nein'. Ich werde nicht an diesem verdammten Match teilnehmen. Sie werden nicht die Vorzeichen umdrehen und glauben, dass Sie die brillante Schachmeisterin sind. Sie werden nicht das Spotlight auf mich richten, während es so nah ist, dass ich darin verbrennen werde. Suchen Sie sich einen anderen Idioten, der ihre Schlachten schlägt."

Die Lüge torkelt zur Tür.

Knallt mit dem Rücken dagegen.

Fahrig erwischen seine Finger irgendwie den Türgriff.

Stößt die Tür auf.

Stolpert zurück auf die unendlichen Weiten der Backstage-Flure.

Nein, niemals, denkt er.

Sucht mit verschwommenem Blick nach seiner Kabine.

Ich bin doch endlich so etwas wie frei, denkt er.

Zurück bleibt die Chefin samt ihres Assistenten. Mit zusammen gekniffenen Augen fixiert sie die Tür.

Jona Vark: "Wir werden sehen, Mister Arrow. Wir werden sehen."


Vincent Craven: "Jona Vark verpflichtet Jeffrey Ron Arrow am Brawlin' Rumble Match teilzunehmen! Aber Arrow... Arrow will immer noch nicht."

Mike Garland: "Sie fordert bei ihm diesen Gefallen ein, den Sie aufgrund des Matches gegen Apfel Andy noch bei Jeffrey gut hat. Aber Arrow... Man, wieso zieht der denn die ganze Zeit den Schwanz ein?! Er wäre doch echt eine tolle Unbekannte gleich im Ring."

Vincent Craven: "Er scheint Angst zu haben. Angst davor, dass es wieder so aus ihm herausbricht wie bei der letzten Vendetta."

Mike Garland: "Ach komm! Wählen wir nicht bald den 'Most shocking Moment' Award und haben noch kaum was auf der Liste?!"

Vincent Craven: "... Ja... und... nein. Denn darum geht es ja nicht. Die Frage ist nun, ob Arrow den Gefallen erfüllt oder nicht. Bisher sieht es eher nach Letzterem aus."

Mike Garland: "Ich sage es nur ungern, aber vielleicht sollte sein Busenfreund der Night Fighter ihm da mal ordentlich ins Gewissen reden."

Vincent Craven: "Dann lass uns doch mal sehen, was der so treibt."



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