Scene

Id
4719  
Name
Licking wounds  
Summary
 
Position
22  
Scenetype
Live  
Created At
2020-11-08 17:15:10  
Edited At
2020-12-04 10:50:27  
Show
CORE 2020  


Nun ist es nicht mehr lange hin - zum großen Moment. Seinem Moment, auf den er immer und wieder gehofft und gebaut hatte. Klar, der Ringrost war längst abgeschüttelt - zumindest glaubten das diejenigen, welche ihn mit jugendlichem Hormonüberschuss noch immer als didaktisches Fossil ansahen. Da war nie irgendwelcher Ringrost.
Er würde sie alle eines Besseren belehren. Er hatte sie teilweise schon belehrt - als er Seit an Seit mit ihr zwischen die Seile stieg … die Atmosphäre aufsaugen … das Gefühl in sich vereinen … die Äonen glorreicher Schlachten in jeder Faser des Ringkonstrukts vermuten …

Er war wieder jemand - und die PCWA würde dies als erste erfahren. SIE würde es erfahren. Denn er war kein Sekundant mehr - jetzt war er ihr Gegner. Und obwohl sie ihm erst die Tür wieder geöffnet hatte, würde er sie bezahlen lassen.

Er ist bereit. Mal wieder. Es geht um einen Titel der PCWA. Ein Gefühl, das er hier, unter den Flügeln des Phönix, länger nicht mehr erlebt hatte. Von der Cotatores Trophy einmal abgesehen. Doch obwohl es - gefühlt - eine Ewigkeit her ist, ist ihm dieses Gefühl, dieses Kribbeln, diese Vorfreude noch immer so sehr vertraut. Er hätte nie mit dieser Chance gerechnet, doch er ist bereit. Díego Alejandro Sanchéz hat es sich in einer Nische nahe der Gorilla Position gemütlich gemacht. Das letzte Aufwärmprogramm, ein ritueller Automatismus, bei dem seine Gedanken nochmals alles Wichtige durchspielen. Das Knie hält. Die Rippen sind angeschlagen, sollten aber keine Probleme machen, solange er etwas aufpasst. Lara Lee ist gefährlich und schreckt nicht vor miesen Tricks zurück. Nichts Ungewöhnliches, aber es muss definitiv beachtet werden. Und dann wäre noch die Geshichte der Cryption Crown an sich. Die Ehre sich in die Riege der großen Namen einreihen zu können: Novoselic, Keevan, Melina, Barqas, Rage, McFly jr., Heritage, Breads, Sharpe, Grizz Lee, Mad Dog...

Ja, das könnte ihm tatsächlich gefallen.

"Wenn dich etwas packt, etwas fesselt..."

Mit einem Mal hält er inne und sieht sich um. Die Backstage-Crew steht einige Meter entfernt - und doch war die Stimme wie zum Greifen nah. Sanchéz wirft weitere Blicke in die Runde - will sichergehen. Einen weiteren Beweis, dass er sich nicht verhört hatte. Verhört beim Lauschen … seiner eigenen Stimme.

"...und du alles dafür gibst, dann kannst du hier alles erreichen …“

Wieder war es erklungen. Aber nun, da er bereits den richtigen Blickwinkel besaß, war es nicht schwer, die Quelle auszumachen. Und so geht der Deutschmexikaner darauf zu…
… in Richtung des Flachbild-Screens an der Wand, über welchen sonst die Live-Bilder und Matchwiederholungen der aktuellen Show flimmern. Nur nicht in diesem Fall: Diego blickt auf eine ihm bekannte Szenerie, welcher er aus diesem Blickwinkel vielleicht einmal bei der Wiederholung gesehen hatte. Und bei der er einmal mehr feststellte, wie merkwürdig es war, sich selbst aus der dritten Person heraus zu begutachten.

Sanchez: „…Daran glaube ich. Deswegen bin ich hier. Deswegen werde ich noch einmal den Brawlin' Rumble in Angriff nehmen."

Wie war das möglich? Er kannte diese Szene genau - sie war mittlerweile zu einem Stück Geschichte der Liga geworden - und lag doch noch eine gefühlte Schlagdistanz zurück.
Die Begegnung … mit IHM. Dem großen Fragezeichen, dessen Wege früher oder später jeder in der PCWA kreuzte. Er war und ist das personifizierte Enigma der Liga … und der Mann, welcher unlängst seine Championship auf bizarre Weise verlor. Ein Gürtel, um welchen Diego nun selbst antrat.

Shadow: „… nur über eines musst du dir im Klaren sein: auch ich habe ein Sehnsuchtsziel in gewisser Hinsicht, wie du weißt ……………. Dann haben wir das gleiche Ziel - nebst dieses vielgerühmten und zu überwindenden Highlander-Problems.“

Sanchéz: "Es würde mich freuen, Schattenmann. Auf dieser großen Bühne soll die Herausforderung möglichst extrem sein, damit dieser Sieg auch etwas ganz besonderes wird. Denn was wäre dieser einzigartige Moment wert, wenn man am Ende irgendeinen Klaus aus dem Ring werfen würde?"

Shadow: „… wie heißt es so schön in den Urlauten meiner Heimat: church ain't out till they quit singing … es freut mich, dass wir beide unsere Unnachgiebigkeit feilbieten. Zu lange musste ich schon dumpfe Schwüre hinter hochgefahrenen Visieren erdulden. Es wäre mir daher eine Ehre, herauszufinden, wessen Streben letztlich stärker ist. Verzeih mir nur, wenn ich für mich bereits eine Antwort gefunden habe. Du … sicherlich auch, oder?“

Die Erinnerungsfetzen kehrten stückweise zurück: es war dieser spezielle Dialog zur 150. Vendetta … als der Schatten sich mit ihm über alte Zeiten austauschen wollte. Über Konstellationen und Seelenqualen.  Einen kleinen Kniff herausfiltern, welcher ihm eine Möglichkeit böte, den Zwist mit Poe in eine andere Richtung zu lenken.
Und er hatte beflissen und ehrlich geantwortet. Zumindest, soweit er es zuließ.

Sanchéz: "Si, señor. Doch die Antwort werde ich erst präsentieren, wenn ich die Rampe hinunter laufe und mich in diese legendäre Schlacht stürze...."

… Díego schaut ihm noch eine Weile nach …

… dann nestelt er an seiner Hosentasche, holt von dort sein Smartphone hervor und tippt etwas darauf. Er schielt nochmals in die Abgangsrichtung des Schattens - der allerdings mittlerweile verschwunden ist - und dann wieder zum Display.
Mit einem abwägenden Blick, zu dem sich mehr und mehr Anflüge eines Lächelns gesellen…

Ein Rauschen, dann beginnt die Szenen-Collage wieder von neuem. Ein weiteres Mal wird der Einakter der 150. gesendet, welchen er letztlich sogar als recht geradlinig empfunden hatte. Und herausfordernd…
Noch kann er sich keinen Reim darauf machen - aber vermutlich bald. Denn eins wurde über die Jahre mittels Erfahrung bei ihm geschärft: sein Instinkt. Und so wendet er schließlich den Kopf … und blickt auf den nachtschwarzen Haarvorhang, welcher nebst zugehörigem Körper an der Wand lehnt.

Shadow: „Dornen und Disteln stechen sehr, falsche Zungen noch viel mehr. Aber während die Mundmuskeln die formvollendete Möglichkeit besitzen ihr Unheil im gewissen Sinne wieder zu lindern, verbleiben die Stiche von Dornen und Disteln, wenn man sie nicht entfernt. Eine peinigende Plage - vor allem dann, wenn der Eindringling nicht entfernt wird … oder er so unzugänglich eingedrungen ist, dass man ihn erst sieht, wenn das eigene Fleisch einen schmerzerfüllt quält…“

Der entthronte Cryption Crown deutet zu Diego.

Shadow: „Du hast es also geschafft, Mestize. Der erste Schritt einer beschwerlichen Reise ist immer der Ärgste. Selbst … wenn es in deinem Fall gerade eher der Dritte sein dürfte - nach deinem Wandeln im pseudo-royalen Fahrwasser. Was jetzt dein Fokus sein dürfte - fragt sich nur zu welchem Preis. Dem von Silberstücken wie damals oder eher ein heutigen whistleblowenden Machtgleichgewicht?“

Der Deutschmexikaner mustert sein Gegenüber genau, doch wie bei ihrem letzten Treffen gibt es kaum "Lesestoff".

Sanchéz: "Sei gegrüßt, Herrscher über die Schatten. Es ist mir eine Freude unser Gespräch fortzusetzen. Doch ich muss zugeben, dass ich dieses Mal aus deinen Worten nicht schlau werde."

Die Fragezeichen liegen ihm quasi in den Augen. 

Sanchéz: "Was möchtest du?"

Da ist es wieder - dieses mehrdeutige Glucksen. Für den Altstar klingt es allerdings mehr gekünstelt denn natürlich heiter.

Shadow: „Loyal bis zuletzt … ein ultimativer böhmischer Dorfarchitekt - oder doch bloß ein Lemming? Wir werden es wohl gleich erfahren, wenn du die Hand ausstreckst … nach der Insignie, welche bis vor kurzem meine war und welche mir mit rififihafter Gelassenheit kaltblutig von den Hüften gerissen wurde. Deine Chance - dein Vorteil. Also lang zu … und hol sie dir. Das Kopfgeld für eure ehrlose Intrige.“

Der ehemalige Kronprinz der PCWA starrt den Schatten an. Augenblicke verstreichen, die Umgebung ist totenstill. Er versucht das Unmögliche und sucht im Schatten nach Antworten für dessen Verhalten. Offensichtlich vergeblich, trotzdem behält er die Fassung. Noch...

Sanchéz: "Hör mal, muchacho, ich habe gleich ein wichtiges Match und daher keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Was willst du von mir? Wovon sprichst du?"

Blitzschnell fährt die Hand des Schattens nach vorn zum Bildschirm.

Shadow: „Davon!“

Über den Screen flimmert die offenbar entscheidende Sequenz: den Zeitpunkt nach Shadows Abgang aus dem Gym und Diegos Blick zum Handy, wonach er damit herumhantiert.

Dann geht der Bildschirm auf Standbild - und der Haarvorhang wendet sich mit offener Hand dem Deutschmexikaner zu. Der versteht scheinbar noch immer nicht - aber die Erklärung folgt umgehend.

Shadow: „Ich rede hierüber … über eine augenscheinliche Kanaille, welche ihre Rolle in dieser Posse ausgezeichnet gespielt hat. Lara wusste, dass sie mir in meiner Paradedisziplin die entscheidenden Worte nie entlocken würde. Also musste ein Betrug her - dessen Zeuge wir alle wurden. Und das nicht nur angesichts des naiven Regularien-Holzhammers, um die Stipulation abzuändern, nein … weitaus tückischer war Plan B: die zwei Aufgabeworte im entscheidenden Augenblick so einspielen zu lassen, dass es den Anschein hätte, der wandelnde dunkle Zitatenschatz der PCWA wäre eingeknickt. Was er aber tatsächlich nicht ist …“

Der Soul Survivor rückt noch ein Stück näher heran, um den Größenunterschied zu betonen. Und die latente Bedrohlichkeit…

Shadow: „… dank eines Haudegens der Wrestling-Annalen, dessen Ring-Sehnsucht größer war als das Ehrgefühl, wofür er einst bekannt war. Der sich hat kaufen und vor den Karren spannen lassen, um einer ruch- und geistlosen Irren ihr illegales Präsent zu kredenzen. Der mit seinem Handy unseren Dialog bespitzelt hat und sich so die magischen Worte sicherte, um sie seiner Pseudo-Regentin devot darzubieten. Und zum Dank dreht sie es noch so, dass der Lakai seine große Chance bekommt. Bravo…“

Ein angedeuteter stiller Applaus … dann hält Shadow Sanchéz die offene Rechte hin wie zur Offerte hin.

Shadow: „Nur zu: streck die Hand aus. Aber bedenke, dass Laras und mein Blut bereits am Gürtel klebt. Und es wird nicht das Letzte sein…“

Díegos Augen sind ein Stück geweitet. Ungläubig wandert sein Blick zu der Hand. Er fährt sich selbst über die roten Spitzen seiner Igel-Frisur, ehe er wieder das Gesicht bzw. die Region, wo sich dieses befinden müsste, fixiert.

Sanchéz: "Dios mio! Das kann doch nicht dein Ernst sein?! Hast du gerade in deinem Match zu viel an den Schädel bekommen? Warum sollte ich dich betrügen? Wozu sollte ich die Worte beschafft haben? Ich weiß doch selbst, was das für ein beschissenes Gefühl ist, ein Match auf diese Art zu verlieren."

Seine Gedanken gehen kurz zurück zur Best-of-5-Serie um den Tribune Title und das "I Quit-Match" gegen Mai Eht aka Gabriel Lucifer, das schon geendet hatte, bevor es richtig angefangen hatte. Nur konnte er damals recht schnell herausfinden, dass Cinderella Rage und Mini Gabriel hinter diesem Betrug gesteckt hatten.

Sanchéz: "Nichts liegt mir ferner. Was hätte ich denn davon? Warum sollte ich Lara helfen, die mir ihre Schläger auf den Hals gehetzt hat? Wozu? Nur um diesen Titelshot zu bekommen? Das war nicht der Plan. Mein Plan ist immer noch der Rumble und wenn ich auf dem Weg dahin die Cryption Crown gewinnen sollte, dann soll es halt so sein. Es sollte ein normales Match werden, in dem endlich alles geklärt werden wird und nach dem ich endlich frei sein werde."

Díego stemmt die Hände in die Hüften und kann sich kaum beruhigen. Solche Anschuldigungen hätte er von vielen erwartet, aber nicht von einem Leidensgenossen.

Sanchéz: "Du denkst, ich spiele hier allen etwas vor? Die letzte Vendetta hat gezeigt, wie ich zugerichtet wurde. Aber bitte, für dich gern noch einmal..."

Er lupft das PCWA-Shirt etwas an, wodurch man die Verbände sehen kann, die seine Rippen schützen sollen. Der Verband wird etwas gelockert und die Haut darunter freigelegt. Selbst nach den Wochen, die seit Vendetta 152 vergangen sind, sind immer noch leichte bläuliche Verfärbungen zu sehen. Der Cut an der Stirn ist zwar wieder gut verheilt, aber auch dort ist noch ein bisschen was zu erkennen.

Sanchéz: "Das waren IHRE Lakaien, IHR Hofstaat. Du müsstest doch wissen, wie das ist. Oder Muchacho? Wenn ich mich an dein Match mit Cornwallace erinnere, warst du auch ziemlich gezeichnet. Niemand wusste woher, du hast dich in Schweigen gehüllt. Wenn du mich fragst, klingt das nach Ihr. Nach einer seltsamen Art von Markenzeichen."

Die Hand des dunklen Kriegers wandert - über seinen rechten Brustmuskel hinauf unter den Schleier blickdichter schwarzer Haare. Díego kann nur vermuten, dass beziehungsweise ob er mit seiner Vermutung recht behält.
Und tatsächlich scheint sich Shadow Zeit zu nehmen, das Gesagte und dessen Sinn zu sezieren. Dann…

Shadow: „Blut ist immer noch die beste Tinte, seinen Namen der Menschheit ins Gedächtnis zu schreiben … oder ein Stück Utopie in Almanache, welche alle Welt für bare Münze hält. Der anerkannteste Beleg für ein glaubwürdiges Dementi ist und bleibt Friendly Fire. Selbst … wenn es mit mordähnlicher Brutalität daherkommt. Aber was will man erwarten … von einer fleischgewordenen Loose Cannon in der Optik einer Hartz 4 - Harley Quinn.“

Seine Hand taucht wieder auf - als Faust.

Shadow: „Red also, was du willst, Mestize - aber die Fakten sprechen eindeutig gegen dich. Du hast dich von dieser Ladyboy-Lolita mit allen Lippen einlullen lassen, um mir den Prestige-Gürtel abzugaunern, welchen ihr beide mir sonst nie hättet entreißen können. Also erwarte von mir weder Nächstenliebe noch Nachsicht.“

Ein fassungsloses Kopfschütteln beim Berliner mit mexikanischen Wurzeln. Der Schatten ist hier so anders als bei ihrem ersten Treffen.

Sanchéz: "Hör mal, Shadow. Ich erwarte keines von beidem. Ich will lediglich, dass du deinen Verstand benutzt. Du hast in so vielen verschiedenen Situationen die magischen Worte gesagt. Unzählige Leute hätten das aufnehmen können und nur weil ich scheinbar davon profitiere, ist das noch lange kein Beweis. Außerdem war dein Gesicht in der Situation nicht zu sehen."

Genau wie bei ihm damals. Sein Blick wird ernster und er macht einen Schritt weg von Shadow. Seine nächsten Worte werden dem Schatten nicht gefallen und er will sich Raum zum Reagieren schaffen.

Sanchéz: "Mir scheint es eher, als suchst du nach einem Sündenbock. Jemanden, dem du Schuld an deiner Niederlage geben kannst. Vielleicht kannst du es nicht ertragen, gegen eine Frau verloren zu haben..."

Shadow: „ICH HABE NICHT AUFGEGEBEN!!!“

Mit wütender Wucht donnert die behandschuhte Faust so hart auf den Screen, dass dieser splittert und flackernd den Geist aufgibt.
Ein hartes Atmen … dann dreht sich der gesichtslose Kopf zum angerichteten Schaden und der Schatten senkt langsam die Faust und entballt sie.

Shadow: „Ich gab der Liga und den Fans ein Versprechen und ich habe es eingehalten. Ich habe gefightet und alles aufgeboten, was möglich war. Habe mich auf das wacklige Lügenkonstrukt der Metal-Schickse eingelassen und allen Schlechtigkeiten getrotzt, welche sie aufgefahren hat … bis auf die Niedertracht …“

Er wischt über seinen Handschuh, zieht ihn gerade und geht wieder ein Stück weg von Sanchez.

Shadow: „Du und das Universe kennen mein Ziel. Es hat sich seit damals im Gym nicht geändert. Und auch wenn ich nachher im Finale die Gelegenheit bekomme, Homeboy Demut und seinen Platz  in der Hierarchie einzubläuen - es wird nicht das Ende sein. Seine und meine Geschichte wird fortgeschrieben werden … und gedenke mir dabei nicht ins Schicksal pfuschen zu lassen. Schon gar nicht von einer hirn- und niveaulosen Krampfadern-Hostess und ihrem Stiefellecker, die scheinbar ihr eigenes Kapitel wollen.“

Díegos Augen funkeln bedrohlich. Es kostet ihn einiges an Willenskraft, um seine Emotionen zu zügeln. Hier ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, um mehr als nur Worte auszutauschen. So bleibt ihm nur der diplomatische Weg.

Sanchéz: "Amigo...du verrennst dich in deinem Wahn, in deiner Wut auf das Geschehene. Ich war bisher auch immer ein standhafter Krieger, der immer alles gegeben hat. Ich habe immer alles im Ring gelassen, habe härter gearbeitet, als die meisten hier..."

...und doch hat ihn sein Körper immer im entscheidenden Moment im Stich gelassen. Wie oft hat er schon die Schuld bei anderen gesucht? Er schüttelt leicht den Kopf und fixiert den Schatten. Er wird ihm das heute nicht ausreden können, aber vielleicht kann er Shadow etwas zum Nachdenken mitgeben, damit ein zukünftiges Treffen nicht noch vergifteter sein wird.

Sanchéz: "Ich habe versucht, immer ein ehrenwerter Kämpfer zu sein. Während meiner Zeit bei der TNE ist mir das nicht immer geglückt. Aber das war vor so langer Zeit. Da sind viele Fans noch durch die Gegend gekrabbelt. Ich habe mit Ehre gekämpft und nach meinen Prinzipien gehandelt. Dafür habe ich bei der letzten Vendetta mit Blut bezahlt. Ich hätte werden können - wie die Rages, die Barkers oder Gabriels der Wrestling-Geschichte. Dann hätte ich wahrscheinlich nicht in Mexico City vor meinen Landsleuten aufgeben müssen. Und ja: ich sehe diese Kleine immer noch in der ersten Reihe stehen und ihre Tränen brechen mir immer noch das Herz. Doch das ist der Preis, den man zahlen muss, damit man sich morgens noch im Spiegel anschauen kann. Ich hätte meine Karriere gegen Barker retten können. Ich hätte nur zu seinen Mitteln greifen müssen. Wäre es das wert gewesen? Es wäre einfacher gewesen, das definitiv."

Seine Gedanken schweifen kurz ab, ehe er wieder ins Hier und Jetzt zurückkommt.

Sanchéz: "Doch ich habe mich nicht verraten und das habe ich mit dir auch nicht getan. Glaub mir oder lass es bleiben."

Er dreht sich von Shadow weg in Richtung Entrance. Es kann nicht mehr lange dauern. Seine Freiheit ist quasi zum Greifen nah.

Sanchéz: "Egal, wie das hier heute ausgeht, Shadow. Wir werden uns wieder sehen. Spätestens beim Rumble. Denn dort wird wieder jemand aus seiner Asche empor steigen, seine Flügel ausbreiten und jeden verbrennen, der in diese verdammte Schlacht geht."

Für den Deutschmexikaner ist alles gesagt - jetzt liegt sein Fokus voraus. Und er gedenkt sich nicht davon abbringen zu lassen. Doch…

Shadow: „Sei immer redlich, wenn du auch betrogen wirst … denn das ist der Probierstein des Wackeren, dass er selten auf redliche Menschen trifft und doch sich selber gleich bleibt …“

Ohne sichtlich mit der Wimper zu zucken oder eine andere Nuance preiszugeben, dass diese Worte ihn irgendwie noch erreichen, macht Diego sich auf der Stelle wippend warm.
Und doch: Shadows Worte dringen wie auch immer unterschwellig noch zu ihm vor … und aus den Augenwinkeln sieht er in der Spiegelung des Monitors vor ihm, wie es sichtbar in dem Schatten arbeitet.

Shadow: „Womöglich bin ich noch immer der Fanatiker, Mestize, dem das Adrenalin vernebelt, wie die Karten des Schicksals gefallen sind. Es ist halt immer schwierig, seine Weltbilder und Motive von einem auf den anderen Tag einfach so umzuswitchen. Das braucht Zeit … und ich ebenfalls.“

Der Soul Survivor kommt ein paar Schritte auf Sanchéz zu - aber nur soweit, um sich wieder dem demolierten Screen zuzuwenden.

Shadow: „Sollte dem also so sein, steht im Grunde nur eins zwischen uns: die Worte, welche gerade gefallen sind … und die kann man recht einfach aus der Welt befördern. Sei es mit klaren Beweisen - oder mit einer harten bodenständigen Ringschlacht, welche alle Emotionen befriedigt und im Keim erstickt.“

In einer zähen wie flüssigen Bewegung sieht Díego, wie Shadow sein Haupthaar vom Gesicht schiebt und die rotschwarze CORE-Maskerade im gesplitterten Monitor betrachtet. Ein bizarres, vielteiliges Bild … er selbst erkennt die Allegorie - sieht Shadow sie ebenfalls.
Bevor die Frage eine Antwort findet, lässt dieser den schwarzen Haarvorhang wieder zufallen.

Shadow: „Lass die Zeit diese Wunden heilen und eine Entscheidung reifen … genau wie bei mir die Art und Weise, wie ich zukünftig mein Spiegelbild betrachten möchte. Noch fehlen mir die kampfgestählten Jahresringe zurückliegender Äonen, so wie du sie dein Eigen nennst. Aber sie werden kommen … daran arbeite ich … darauf dränge ich…“

Er kommt noch einen Schritt näher, wie Díego in der Spiegelung sieht. Doch er verharrt ungerührt nach vorn blickend. Die nächsten Aktionen werden bestimmen, wo sie beide zukünftig stehen werden.

Shadow: „… und wenn es bedeutet, dass sich unsere Wege erneut between the ropes kreuzen, dürfte dir ein gerüttelt Maß an Level und Intensität zugesichert sein … doch solange das Flämmchen des Zweifels züngelt, solange nicht bewiesen ist, wie, wo, wann und durch wen mir übel mitgespielt wurde, darfst du dir nur einer Sache sicher sein. Dass nämlich kein großer und vom Geschichtsbuch dahingehauchter Name ein Vorrecht für die Topplätze der Contenderreihe beanspruchen, ohne mir Rechenschaft abgeleistet zu haben. Egal, in welche Höhen er sich auch aufschwingen mag.“

Das haarverhangene Gesicht befindet sich nun fast neben seiner Schulter - so dass er die Worte, seien sie auch noch so leise, deutlich aufnehmen kann.

Shadow: „Flügel ausbreiten? Aus der Asche emporsteigen? Rumble - Sieg? Viel Glück, Ikarus … aber das Spiel mit dem Feuer beherrsche ich inzwischen besser. Also kenne deine Grenzen - sonst zeige ich sie dir auf…“

Ohne ein weiteres Wort macht der frühere Cryption Crown auf dem Hacken kehrt und geht in anderer Richtung davon … bis ihn die düstere Schwärze des Katakomben-Ganges regelrecht zu schlucken scheint.
Zurück bleibt ein Deutschmexikaner, der ihm nicht hinterherschaut. Weder kann er sich das in diesem Moment erlauben, noch hat er es nötig. Er denkt an sein großes Vorhaben und muss unweigerlich lächeln.

Sanchéz: "Bisher wurde das Feuer nur angedeutet, muchacho. Vereinzelte Flammen züngeln empor, doch ihr seht schon das große Flammeninferno. Ihr denkt, ihr würdet mich kennen. Ihr glaubt Díego Alejandro Sanchéz zu kennen, den am längsten amtierenden Tribune Champion, einmaliger Cotatores Champion?!"

Zum ersten Mal in dieser Sequenz fixiert er direkt die Kamera.

Sanchéz: "Ich konnte mich von meiner Vergangenheit lösen, Shadow. Von allem, was mich eingeschränkt hat. Vielleicht solltest du das Feuer mehr respektieren, statt mit ihm zu spielen. Du könntest dich verbrennen..."

Er bricht den Kontakt mit der Kamera, wendet sich dem Vorhang zu und schließt die Augen. Wird das sein Neustart werden? Time will tell...


Vincent Craven: "Was für ein furioses Rededuell! Shadow wirft Sanchéz vor für seine Niederlage die Tonaufnahme gemacht und eingespielt zu haben - doch dieser versichert ihm aus treuem Holz geschnitzt zu sein."

Mike Garland: "Der Schatten will die Angelegenheit im Ring klären, doch beide haben heute noch andere Duelle vor sich!"

Vincent Craven: "Nach seinem Sieg über Mad Dog sieht Shadow nun seinem Traumfinale entgegen. Doch seine Gedanken hängen an der Vergangenheit. Bei Díego ist es andersherum. Er schaut nach vorne in der Hoffnung, dass ihn die Vergangenheit nicht erneut einholt."

Mike Garland: "Das könnte zwischen den beiden noch ordentlich krachen, wenn der Schatten bei seinen Anschuldigungen bleibt..."

Vincent Craven: "Und wenn Sanchéz jetzt auch noch die Cryption gewinnt, dann dürfte es den Hass des Schattens noch einmal steigern. Das Match um die Crown startet nach einem kurzen weiteren Video!"



Actions