Scene

Id
383  
Name
Introduction to Altruism 101  
Summary
 
Position
5  
Scenetype
Live  
Created At
2012-10-23 02:53:22  
Edited At
2012-11-17 22:35:08  
Show
Vendetta 89  


Er ist vollkommen unbeachtet, nicht mehr wert als ein Schatten in dem Tross Menschen, der geschäftig an ihm vorbeizieht. Unbeachtet und unberührt. Man dachte, dass in diesen modernen Zeiten, in einer urbanen Gegend wie Pune die althergebrachten Gesetze nicht mehr soviel Gewicht hätten, doch er, dessen braune Haut, dessen schäbige Bekleidung ihn als Paria auswies, wusste, dass das nicht stimmte. Seine Augen sprechen für ihn, sie folgen den namenlosen Bewohnern Punes, die sich ihren Weg über den gepflasterten Grund dieser Straße bahnen. Sie folgen dem Essen in ihren Händen. Sein Mund ist trocken…

Dann schiebt sich vor sein Sichtfeld plötzlich eine Hand, die ein Paratha, ein unförmiges Fladenbrot, in der Hand hält. Die müden Augen des Parias weiten sich, wandern den muskulös wirkenden Arm weiter hoch und erblicken das lächelnde Gesicht eines Ausländers und einer ebenso ausländischen Frau mit rotblonden Locken.

Edwards: „Nehmen Sie es!“

Auch wenn er keine Ahnung hat, wer diese Ausländer eigentlich sind oder was der Mann da zu ihm gesagt hat, nimmt der Paria das Brot mit einem überraschten Blick entgegen, nickt den Fremden mehrmals dankbar zu und macht sich dann übermütig über das Essen her. Aufmerksame PCWA-Fans wissen natürlich, dass sich hinter dem strahlend weißen Lächeln der Rookie Ian Christopher Edwards verbirgt, den man noch bei der letzten Vendetta-Ausgabe dabei beobachten konnte, wie er mit seiner Unterschrift seinen Dienst bei K&G offiziell antrat. Doch auch die Frau, die er an seiner Seite hat, ist keine Unbekannte bei den Menschen vor dem TV. Es handelt sich dabei um Anna Richmond, jene Interviewerin, die noch vor Antritt der Asientour von Person B in Zwangsurlaub geschickt wurde. Beide spazieren ein Stück weiter, biegen in eine der weniger belebten Seitenstraßen ein und kommen dann, einige Meter vom chaotischen Lärm der Hauptstraße entfernt bei einem etwas schattigeren Plätzchen zum Stehen.

Edwards: „Dies ist doch ein geeigneter Ort für ein Interview, denken Sie nicht auch, Anna? Oh…! Verzeihen Sie diese Anmaßung! Ich meinte natürlich Ms. Richmond!“

Die sonst so schneidige und offensiv vorgehende Interviewerin streicht sich verlegen einige Locken aus dem Gesicht und lächelt nervös. Nach der Standpauke in Person B’s Büro und dem zwangsverordneten Heimaturlaub wirkte sie wie ausgewechselt. Sie nickt dem Mann ihr gegenüber, der sein Anzugjackett lässig über den Unterarm geworfen hat und angesichts der warmen Temperaturen die Ärmel seines hellgrünen Kragenhemdes hochgekrempelt hat, kurz zu.

Ms. Richmond: „Ja, das sollte genügen! Und Sie können mich Anna nennen!“

Der Neue im PCWA Lockerroom klatscht einmal zufrieden in die Hände und schmunzelt.

Edwards: „Sehr schön! Das freut mich wirklich, Anna! Nun, die Bühne gehört ganz Ihnen, meine werte Landsfrau! Für Sie geht es hier schließlich um so viel mehr als für mich.“

Erneutes Nicken von der Frau aus Cardiff. Ja, dieser Waliser hat die Situation richtig erkannt, es ging um nicht weniger als ihre Zukunft in der PCWA! Ein tiefes Einatmen, worauf ein langes, angestrengtes Seufzen der Rotgelockten folgt, dann kehrt die Konzentration in ihren Blick zurück. Das Interview kann beginnen!

Anna: „Nun, zu allererst einmal würde ich Sie bitten, sich doch noch mal den Fans vorzustellen, schließlich konnte man in der letzten Vendetta-Ausgabe nicht allzu viel über Sie erfahren!“

Ein versicherndes Lächeln huscht dem Rookie über die Lippen, dann richtet er seinen Blick direkt in die Linse, direkt zu den Zuschauern.

Edwards: „Aber selbstverständlich, Anna! Helo, shw mae, liebe PCWA-Fans? Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Ian Christopher Edwards und ich bin die neuste Akquisition von Kerry & Gaelic!“

Anna: „Ian, nach Ihrem eher zurückhaltenden Auftritt bei Vendetta 88 diskutierten die Fans munter auf Facebook, Twitter und anderen Plattformen darüber, wer Sie eigentlich sind. Können Sie mir etwas zu ihrem Hintergrund sagen? Sie haben es selbst schon angeschnitten, Ian, wir sind beide Kinder Wales. Doch was ist mit Ihrer Person darüber hinaus? Was ist mir Ihrer persönlichen Historie?“

Wieder lächelt der Mann, der sich Ian Christopher Edwards nennt, zuversichtlich und so langsam muss man sich fragen, ob der Anzugträger überhaupt schlechte Laune haben kann, so oft wie er die Mundwinkel nach oben zieht.

Edwards: „Nun, was gibt es zu mir zu sagen? Ich bin freilich nicht aus dem Nichts gekommen. Wie viele meiner geschätzten Kollegen trieb auch ich mich eine gewisse Zeit in den Indies herum und dies natürlich besonders in den urbanen Zentren Britanniens. Mein Vertrag mit der PCWA ist meine erste Festanstellung als Wrestler. Wie man sich denken kann, ist die finanzielle Unabhängigkeit durch Indiewrestling für die meisten unseres Fachs kaum möglich, weshalb ich vorher hauptberuflich noch einer anderen Tätigkeit nachgegangen bin!“

Schwammig, schwammiger, Edwards! Dies denkt sich nun auch Anna Richmond in diesem Augenblick. Offensichtlich ist die Waliserin mit der Antwort ihres Landsmannes nicht sonderlich zufrieden…

Anna: „Wenn Ihnen die Frage nichts ausmacht: Was war das für ein Beruf, den Sie vor Ihrer Zeit bei K&G ausgeübt haben?“

Edwards: „Ich war im Vertretergeschäft tätig und habe ‚Gerätschaften’ an meine Mitmenschen verkauft… Aber keine Angst, wir sprechen hier natürlich nicht von etwas Illegalem!“

Ein Grinsen kann sich der Mann aus Cardiff bei diesem Kommentar dann doch nicht verkneifen, wobei er beide Hände unschuldig vor sich hält. Anna Richmond hingegen hat einen skeptischen Blick aufgesetzt. Sicherlich, sie könnte nun noch weiterbohren, wie sie es sonst auch tun würde aber die erneute schwammige Antwort macht es deutlich, dass ihr Gegenüber auf diese Sache wohl nicht weiter eingehen will. Sie fährt unbeirrt fort.

Anna: „Ian, verraten Sie uns doch etwas mehr über Ihren Charakter! Wie wir noch vor dem eigentlichen Interview sehen konnten, haben Sie dem hungernden Mann, einem Kastenlosen, etwas zu Essen gegeben, während er, durch die indische Tradition bedingt, von seiner Umgebung bloß ignoriert wurde. Sie scheinen ein gutherziger Mensch zu sein!“

Edwards: „Liebe Anna, es freut mich außerordentlich, dass Sie mich auf dieses Thema ansprechen!“

Anna Richmond schaut ihren Stadtvetter entgeistert an? Woher diese plötzliche Euphorie?

Anna: „Ähm… Ach, wirklich?“

Edwards: „Oh ja! Schauen Sie, Anna, ich verstehe mich selbst als Philanthrop und Altruist! Es war selbstverständlich, dass ich diesem armen Mann aus seiner Not helfe und ihm etwas zu Essen gebe. In was für einer Welt leben wir denn, dass wir Leuten wie ihm nichts abgeben? Wo ist all die Menschlichkeit hin verschwunden? Dies soll bestimmt keine Kritik an der Firma sein, doch schauen sie sich nur meine Kollegen aus dem Lockerroom an! Besonders in der PCWA, besonders nach der ANGST muss man sich diese Frage doch berechtigterweise stellen!“

Die Aussage über die Firma lässt die Waliserin dann doch besser unkommentiert. Person B, welche auch immer, hatte sie, Luke und Lisa schließlich noch immer unter strenger Beobachtung.

Anna: „Wie darf man das verstehen wenn Sie sagen, dass Sie sich als Philanthrop und Altruist verstehen? Inwiefern wirkt sich das auf das Tagesgeschehen in der PCWA aus? Was bedeutet das für ihre Kollegen?“

Edwards: „Nun, ich bin mir durchaus bewusst, dass dies utopisch klingen mag, doch ich bin tatsächlich hier um meinen Mitmenschen zu helfen! Ich habe die Vision einer florierenden, sich selbst heilenden Gesellschaft und um diese Vision zu verwirklichen, muss ich mit gutem Beispiel vorangehen! Nennen Sie es, wie Sie wollen: Barmherzigkeit, Edelmut, Samaritertum. Ich bin gerne bereit einem oder einer meiner hochgeschätzten Kollegen und Kolleginnen den einen oder anderen Gefallen zu tun. Und – man mag es kaum glauben – dies vollkommen uneigennützig!

Gewiss, es gibt Leute, die werden Einspruch erheben und fragen, wo denn ausgerechnet in der PCWA überhaupt noch Platz für Philanthropie sein soll? Würde ein Jemand, der für solche Werte eintritt, nicht bloß ein weiteres Opfer des Halsabschneidertums in der Liga werden? Ein weiteres Schlachtopfer von jenen, die Versuchen die Lücke schnellstmöglich wieder zu schließen, die ein Robert Barker noch vor wenigen Monaten in der Liga hinterließ? Nun, liebe Anna, lassen Sie sich gesagt sein, dass Hilfsbereitschaft und Gutherzigkeit nicht gleichbedeutend mit Dummheit sind! Auch wenn die hochgeschätzten Kollegen da anderer Meinung sein mögen: Ich bin kein Narr!“

Hinter diesem plötzlichen Redeschwall des Walisers scheint sich nicht bloß reine Rhetorik zu verstecken, das Leuchten in seinen Augen scheint einen Hinweis darauf zu geben, dass er das Gesagte augenscheinlich vollkommen ernst meint. Anna Richmond räuspert sich, offenbar ist sie dem Kern der Wahrheit doch ein kleines Stück näher gekommen.

Anna: „Wie passt ihre Philosophie dann aber mit ihrer Anstellung bei der PCWA zusammen? Sie sagen, Sie möchten Ihren Kollegen helfen, gleichzeitig stehen Sie dann aber mit eben jenen Kollegen in einem Ring und schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein. Ist das nicht ein Paradoxon?“

Ian Christopher Edwards wirkt zuerst überrascht, dass die Interviewerin ihm solch eine Frage stellt, dann aber schüttelt er mit geschlossenen Augen seufzend den Kopf, legt anschließend seine Hand mit fast schon väterlichem Gestus auf ihre Schulter und spricht dann erneut.

Edwards: „Anna, Sie haben sich bei Ihrem Interview vorzüglich geschlagen! Ich denke nicht, dass Sie wegen dieser ominösen ‚Personaleinsparungen’ um Ihre Stelle bei K&G fürchten müssen. Sollte ich noch mal die Gelegenheit haben, mit Person B zu sprechen, dann werde ich sicherlich ein gutes Wort für Sie einlegen! Hywl fawr!“

Mit diesen vollkommen unpassenden Worten nimmt der Mann aus Cardiff seine Hand von Anna Richmonds Schulter und wendet sich sogleich dem Gehen zu. Die Rotgelockte schaut ihrem Stadtvettern bloß hinterher, kann dabei ihre Ratlosigkeit aber nicht verbergen. Kurz darauf fadet das Bild aus...

 

Mike Garland: "Da scheiß doch einer die Wand ein. Dieser Ian Christopher Edwards scheint ja ein regelrechter Menschenfreund zu sein. Ob er das unter Beweis stellen will, indem er sich freiwillig von seinen Gegner besiegen lässt?"

Vincent Craven: "Das würde mich doch sehr überraschen, aber wenigstens scheint er ein fairer Sportsmann und ein positiv gesinnter Mensch zu sein."

Mike Garland: "Du unterschlägst 'langweilig' gerade."

Vincent Craven: "Dass er bei dir nach seiner Kritik an der ANGST keine guten Karten mehr hat, das dürfte klar sein. Auf jeden Fall scheint er ein hoffnungsvoller Neuankömmling. Ein neues Gesicht, das nicht schaden kann. Nach dem Rumble hatten wir ja einen personellen Aderlass. Heritage, Reynolds, Barker, Yuma... große Namen, die aktuell nicht mehr bei uns antreten."

Mike Garland: "Um Reynolds und Barker ist es sogar schade."

Vincent Craven: "Vergessen wollen wir auch nicht Pavus Maximus, Wiley Cuts, Kevin Smash und Jamed Godd, die uns aus den verschiedensten Gründen nicht oder nicht mehr bei unserer Asien-Tour begleiten. Edwards kann sich also die Fußstapfen aussuchen, in die er tritt. Viel Erfolg dabei!"



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