Scene

Id
350  
Name
Gabriel Lucifer und der alte Mann  
Summary
 
Position
3  
Scenetype
Video  
Created At
2012-09-23 19:17:38  
Edited At
2012-10-07 11:14:19  
Show
Vendetta 88  


Der Raum ähnelt einem Gewölbe, mit hoher Decke und zahlreichen Winkeln und Erkern, in denen sich die Finsternis sammelt. Erst bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass es sich um eine Umkleidekabine handelt, deren spärliche Beleuchtung uns einen Streich gespielt hat.

Kein Streich ist allerdings der Mann, der in der Mitte des Raumes auf und ab geht. Gerade können wir seinen massigen Körper nur als dunkle Silhouette inmitten des Zwielichts erkennen. Er humpelt und jeder Schritt scheint ihm Schmerzen zu bereiten. Erst als er sich wieder zu uns umwendet und einige Schritte in das Blickfeld der Überwachungskamera tritt, erkennen wir, um wen es sich dabei handelt.

Der Mann, der einmal Adam Reynolds war, lächelt. Es ist kein fröhliches Lächeln, sondern vielmehr eine von Erkenntnis geprägte Geste, gedacht als flüchtige Begrüßung dem zweiten Mann gegenüber, der gerade den Raum betreten hat.

Adam: „Gabriel Lucifer.“

Gebückt durchschreitet der Angesprochene den Raum. Er hält sich das Kreuz, ist selbst auch nicht mehr der Jüngste. Sein Nacken knackt als er sein Haupt zur Entspannung einmal von links nach rechts dreht und dann leicht deprimiert wirkend auf den Last Warrior zugeht.

Gabriel Lucifer: „Tja, Risiko zahlt sich nicht immer aus. Du hast alles auf eine Karte gesetzt… und verloren. Aber wer bin ich denn, dass ausgerechnet ich das zu kritisieren vermöge. Mir ergeht es ähnlich, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ich wegen Blake in der PCWA festhänge. Da bist du besser dran. Du darfst, nein, du musst verschwinden. Alles weg, einfach so!“

Ein Schatten huscht über das von Falten und zahlreichen Narben zerfurchte Gesicht des letzten Kriegers. Er wendet den Blick ab. Seine Stimme ist ganz leise in diesem Moment.

Adam: „Vielleicht war das ja das große Ziel, auf das alles hinaus lief. Mein Weg hätte schon viel früher enden müssen, aber die Flamme ist noch einmal kurz aufgelodert, hat sich noch einmal in Erinnerung gerufen und ist dann erloschen.“

Kurz schüttelt Lucifer sich ob der Worte. Dann setzt er einen verbitterten Gesichtsausdruck auf.

Gabriel Lucifer: „Weißt du, auch wenn ich das Feuer nicht mag, so hätte es der PCWA – zumindest meiner bescheidenen Meinung nach – durchaus gut getan, wenn deine Flamme weiter gebrannt hätte. Dein kleiner Auftritt bei uns hat doch wohl klar gezeigt, dass du noch lange nicht zum alten Eisen gehörst, mein guter alter Adam.“

Adam wendet sich zu ihm um. Eindringlich blickt er ihn mit seinen stahlblauen Augen an. Er wirkt müde.

Adam: „Um denjenigen, die es so viel mehr verdient haben, das Spotlight zu rauben? Nein. Meine Zeit ist vorbei. Ich werde gehen und nie wieder einen Fuß in diese Halle setzen.“

Leidenschaftslos winkt der Mythos ab, brabbelt sich irgendetwas unverständliches in den Bart, ehe er sich klar gen Adam artikuliert.

Gabriel Lucifer: „Sei nicht so demütig. Das steht dir überhaupt nicht. Adam, bei allem, was mir hier in den letzten Monaten widerfahren ist, besitze ich nach wie vor viele Kontakte, und verfüge über Mittel und Wege, eine solch banale ‚Career-Ending‘-Klausel obsolet erscheinen zu lassen. Seien wir doch mal ehrlich, in diesem verlogenen Business kümmert es niemanden, ob jemand ein solches Match verloren hat. Valkos selbst hat mal eines gegen mich verloren…Na und? Er ist wieder hier und scheucht stattdessen dich aus der PCWA. Ist das etwa gerecht? Nein! Aber euer Kampf hat der Firma… ähm… der PCWA eine Menge Kohle eingespielt. Ihr wart das Gesprächsthema Nummer Eins. Nichts wäre einfacher als DICH reaktivieren zu lassen!“

Mit einem schnellen Schritt ist Adam auf einmal bei Gabriel. Die Rechte hat er bedrohlich erhoben, so als wolle er Gabriel jeden Moment schlagen. Seine Stimme ist wie ein Donnergrollen.

Adam: „Ich sagte... NEIN.“

Für einen Moment sieht es so aus, als wolle er tatsächlich auf den ehernen Mythos losgehen. Dann aber lässt er die Faust sinken. Eine Spur Traurigkeit huscht über sein Gesicht.

Adam: „Jeder muss einmal loslassen können. Auch ich. Das Rampenlicht, der Jubel der Fans... was ist all das in unseren Erinnerungen noch wert, wenn wir schon längst den Moment verpasst haben, in dem wir hätten gehen sollen? Was sind wir noch wert, wenn wir nur noch Karikaturen unserer selbst sind, verhöhnt und verspottet von den Zuschauern da draußen? Nein. Ich werde nie eine dieser Witzfiguren, überflüssig wie ein es Spielzeug, das schon lange unbeachtet in der Ecke liegt.“

Beleidigt stützt Lucifer die Hände in die Hüften und tritt wütend mit dem Fuß auf den Boden.

Gabriel Lucifer: „Ach was!? Ich habe auch NEIN gesagt als Blake mich von DER ANGST befreien wollte. Hat es etwa irgendjemanden interessiert? NEIN! Und nun? Jetzt bin ich eines dieser ausgelutschten Spielzeuge oder was!? Na toll!“

Kurz denkt Gabriel über seine eigene Frage nach, dann ziert auf einmal dieses unnachahmliche Lächeln seine Lippen.

Gabriel Lucifer: „Wobei, wenn ich es mir recht überlege, dann kann ich Mir ausnahmsweise selbst nicht zustimmen. Ist es nicht gerade das alte Spielzeug, das mit dem höchsten Erinnerungswert versehen ist? Ich meine, welches Kind klammert sich nicht an seinen ersten Teddy, welcher Erwachsene erinnert sich nicht mit leuchtenden Augen an das erste Spielzeug, welches er unter dem Weihnachtsbaum bekommen hat? Ist dieses Spielzeug nicht auch später noch das liebste? Etwas für die Ewigkeit – unsterblich schön!“

Adam schüttelt den Kopf.

Adam: „Nicht wir sind das Spielzeug, dieses Business ist es. Auch du klammerst dich an die PCWA wie ein Ertrinkender an eine im Meer treibende Bohle. Warum? Weil du nicht anders kannst, weil du Angst davor hast, dass diese Geschichte ohne dich weiter erzählt werden könnte. Du hast Angst davor, vergessen zu werden.“

Wildes Kopfschütteln. Erzürnt hebt Gabriel den Zeigefinger.

Gabriel Lucifer: „Nein. So ist das nicht. Niemand wird je ganz vergessen. Guck dir doch nur den Brawlin‘ Rumble an: Keevan… oder Diego Ortega… sie sind hier. Ihr Erbe ist live erlebbar. Man erinnert sich ihrer.“

Adams Blick wird finster.

Adam: „Ach ja? Was macht dich da so sicher? Vielen der heutigen Fans sagt doch der Name Diego Ortega nichts, für sie ist er nur noch beliebiger Name unter vielen. So wird es mir niemals gehen... und ich wünsche dir, Gabriel Lucifer, dass es dir auch niemals so gehen wird.“

Mit einem seine Unsicherheit überspielenden Grinsen versucht Gabriel die Worte seines Gegenübers zu relativieren.

Gabriel Lucifer: „Lass das, Adam. Verhöhne mich nicht. Das hast du nicht nötig. Nicht du! Wenn ich könnte, würde ich diese Liga sofort verlassen. Sie würde weiter existieren. Anders zwar, aber sie würde weiterleben. Ohne mich als Person. Mein Mythos jedoch lebt weiter, solange es die PCWA gibt. Diese Liga ist Mein Vermächtnis.“

Adam: „Ja, vielleicht mag das so sein. Vielleicht aber auch nicht. Aber... wie lange wird es die PCWA noch geben? Die Maschine lebt so lange weiter, wie man ihr frisches Fleisch zum Fraß vorwirft. Aber was ist, wenn irgendwann einmal keine neuen Gesichter mehr kommen? Was ist, wenn da nur noch die alten ewig gleichen Gestalten da sind, die sich an diese Liga klammern wie Ratten an ein untergehendes Schiff? Oh, verteufelte diesen Gedanken nicht. Ich habe ihn in Frankfurt selbst erlebt.“

Wieder einmal schüttelt Lucifer ablehnend sein Haupt.

Gabriel Lucifer: „Das Ende der GCW doch war etwas völlig anderes. Auch wenn ich mich nie für irgendwas anderes als die PCWA interessiert habe, so weiß ich doch, dass die GCW auf ihrem Höhepunkt war als sie geschlossen wurde.“

Adam blickt ihn vielsagend an. Seine Miene ist eine Mischung aus Erkenntnis und Resignation.

Adam: „Die Liga wurde ausgelöscht, von einem Tag auf den anderen. Vielleicht solltest du dir die Frage stellen, ob es der PCWA nicht ähnlich gehen könnte.“

Jetzt ist die Neugier des Ex-Principals geweckt. Mit einer Handbewegung fordert er Adam auf etwas deutlicher zu werden, was er konkret meint.

Der Mann, der einmal der 'Last Warrior' war, lässt seinen Blick durch den Raum wandern. Seine Hand fährt vorsichtig über die Wand neben ihm. Die schwarzen Pupillen Lucifers verfolgen jede Bewegung ganz genau.

Adam: „Auch Steine sind nicht für die Ewigkeit. Hast du dir einmal vorgestellt, wie es wäre, wenn all das, was die Firma in all den Jahren aufgebaut hat, auf einmal nicht mehr da wäre? Wäre dies ein Ende mit Schrecken oder könnten wir dann alle endlich unser Leben in Freiheit genießen, weil wir wüssten, dass diese Geschichte ein für alle Mal beendet wäre? Dass wir nichts verpassen würden, wenn wir uns nicht mehr an das klammerten, was uns selbst zerstört?“

Erstaunte Verwunderung macht sich in den Augen des ehemaligen Undisputed Gerasy Champions breit.

Gabriel Lucifer: „Deine kruden Gedankengänge überraschen mich gewaltig. Und ich hasse Überraschungen. Insbesondere, wenn sie so schreckliche Vorstellungen beinhalten wie die deine gerade. Dennoch verspüre ich am Angesicht der jüngsten Ereignisse rund um meine Person eine wohlige Ruhe, wenn ich mich gefühlsmäßig auf dein Konstrukt einlasse. So ein deftiges Ende mit Schrecken ist immerhin besser als ein Dahinsiechen. Ja, es wäre zumindest eine Möglichkeit, das Ende der Geschichte selbst in der Hand zu halten. Denn eines werde ich nie akzeptieren können – Meine Heimat regungslos ihrem Schicksal zu überlassen!“

Adam schließt kurz die Augen. Seine Gedanken kreisen um ein Thema.
Den 21. November 2012, fünf Jahre nach dem Untergang von German Championship Wrestling.
Der Moment, in dem alles vorbei sein kann.
Und alle endlich ihren Frieden finden werden.

Adam: „It’s better to burn out than to fade away...“

Mit brummiger Stimme greift ein genervter Mythos ein.

Gabriel Lucifer: „Lass diese kryptischen Sprüche, Adam. Ich will mich nicht selbst genauso fühlen wie meine sonstigen Gesprächspartner.“

Adam schreckt auf. Seine Augen wirken glasig, als er Gabriel Lucifer anblickt.

Adam: „Ihr habt es selbst in der Hand. Nutzt diese Chance. Dies ist das einzige Geschenk, das ich euch noch machen kann.“

Gabriel ist nun sichtlich verwirrt, aber vor seinen inneren Augen spielen sich noch einmal die Szenen vom CORE ab, als er sich mit Adam über dasselbe Thema unterhalten hatte, wenngleich dies in einer Art Fiebertraum geschah. Es wirkt von Tag zu Tag realer.

< CORE 2012 >

Adam: „Sprich es aus. Sage die Worte, vor denen du dich so fürchtest.“

Da ist es wieder. Dieses unnachahmliche Lächeln des Mythos. Er senkt sein Haupt, schließt die Augen und breitet seine Arme aus.

Gabriel Lucifer: „Au revoir…

Der Blitz schlägt ein, alles ist hell erleuchtet. Adam und Gabriel sind nur noch schemenhaft zu erkennen, scheinen zu verschwinden. Ein verschimmelter Granatapfel rollt einsam über den Boden. Wie ein Echo verhallt das fast verschluckte letzte Wort Gabriels…

„…PCWA…“

< >

 

Plötzlich leuchten Gabriels Augen. Er beginnt sich mit einem gewissen destruktiven Gedanken anzufreunden, der ihm die Kontrolle zurückgeben würde, die Blake Milton ihm genommen hat.

Gabriel Lucifer: „Wie, Adam...?“

Seine Pupillen weiten sich. Zerstörerische Euphorie erlangt die Übermacht. Rasend. Gewaltig. Er brüllt es mit ätzender Sehnsucht heraus.

Gabriel Lucifer: „WIE? Sage mir WIE?“

Adam blickt ihn direkt an.

Adam: „Du wirst es erfahren, sobald der Moment gekommen ist.“

Er wendet sich ab und macht sich daran, seine Sachen zu packen, indem er achtlos einige Dinge in die große Tasche wirft, die neben ihm steht. Gabriel ist erfahren und klug genug, dass er von Adam nichts weiter erfahren wird. Es gefällt ihm nicht, aber er wird einen Weg finden, zu erfahren, wie ER die Kontrolle zurückerobert. Die Kontrolle über alles. Ein vielsagendes Nicken gen Adam. Der letzte Krieger hat ein Erbe hinterlassen und Gabriel wird alles daran setzen im Testament aufzutauchen. Endlich wieder ein Ziel vor Augen. Apropos Augen. Vielleicht erblicken die seinen den guten alten Adam heute zum letzten Mal. Sehr wahrscheinlich sogar. Theatralische Abschiede waren ihm jedoch schon immer zuwider. Stattdessen dreht er sich einfach um und verlässt den Raum ohne ein Wort des Abschieds.

Als die Schritte sich entfernen, blickt Adam noch einmal in die Richtung, in die Gabriel Lucifer verschwunden ist. Sein Blick verliert sich in der Leere, die er hinterlässt. Ein letztes kurzes Winken, wie eine unnütze Geste, die niemand mehr sieht.

Draußen auf dem Gang prallt Gabriel Lucifer fast mit Alistair Brunswick zusammen, der ihm schnellen Schrittes entgegen kommt. Der selbsternannte Superstar beachtet ihn aber kaum, sondern eilt zielstrebig weiter. Auch er scheint Adam aufsuchen zu wollen. Der Mythos stoppt seinen Gang, dreht sein Haupt nach hinten, verfolgt den selbsternannten Playboy mit seinen Blicken. Da ist es wieder dieses unnachahmliche Lächeln.

Gabriel Lucifer: „Sieh an, sieh an.“

Als Gabriel nach einiger Zeit zufrieden grinsend weiter geht, kommt er an einem Monitor vorbei, auf dem gerade das Geschehen in der Halle übertragen wird.

Gerade läuft dort das Match zwischen Robert Barker und Mad Dog.

Wir schreiben den 26. August 2012 und es ist der Brawlin' Rumble IX.

 

Lisa Sanders: "HOLY SHIT!"

Luke Tyler: "Am Anfang dachte ich fast, Adam Reynolds wäre doch noch einmal hier in der PCWA."

Lisa Sanders: "Der 'Last Warrior' hat beim Brawlin' Rumble ein Career Ending Match gegen Valkos Heritage verloren uns ist seitdem wie vom Erdboden verschwunden."

Über die Festnahme von Valkos Heritage spricht man nicht. Firmenpolitik. Es kommt nicht häufig vor, dass ein Wrestler der PCWA vom Ring weg direkt verhaftet und als Mörder angeklagt wird.

Luke Tyler: "Beim Rumble haben sich diese beiden Männer also noch einmal getroffen. Gabriel wollte Adam tatsächlich zu einem Verbleib in der PCWA überreden. Der lehnte diesen Ansinnen aber mehr als deutlich ab."

Lisa Sanders: "Warten wir es ab. Man sieht sich im Leben immer zweimal. Oder... hm... dreimal, wie man im Falle von Adam Reynolds vielleicht sagen sollte. Nichts ist in diesem Business so alltäglich wie ein Comeback nach einem Karriereende."

Luke Tyler: "Was ist nicht ganz verstanden habe: Von was für einem Geschenk spricht Adam da? Gabriel Lucifer scheint ja ganz versessen davon zu sein."

Lisa Sanders: "Auch das werden wir sicherlich noch früh genug erfahren. Aber irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl dabei im Bauch. So, als würde irgend etwas bedrohliches dahinter stecken."

Luke Tyler: "Kryptischer geht's fast gar nicht mehr. Wenden wir uns besser wieder etwas Bodenständigerem zu. Die Firma hat sich nämlich nicht Lumpen lassen und die versammelte Riege unserer Champions zu einer anderen Autogrammstunde geschickt."



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