Donnerstag, 12.10.2017

Berlin ….

 

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Als die Kamera wieder aufblendet, fängt sie eine rege Arbeiterschaft ein: eine gewisse Komplexität innerhalb eines Chaos auf den ersten Blick. Auf den Zweiten jedoch möchte man eher den Vergleich dazu ziehen, wie das geschäftige Innere eines Ameisenhaufens wohl aussehen mag: Crewmember stapeln Stühle auf, schieben Kisten umher und verstauen Equipment für „das nächste Mal“. In den höheren Rangregionen wechseln sich die müllsammelnden Servicekräfte mit denen ab, welche nach und nach die Werbematerialien wieder zusammentragen. Die hörbare Betriebsamkeit in dem großen Gebäude wird dabei noch durch eine andere Geräuschkulisse durchsetzt: den hallenden Schall von verschiedenen Videoschnipseln, welche anscheinend einen gefüllten Gegensatz zu der gewissen Leere bilden, die aktuell vorherrscht.

„….Schmerz …. Euphorie ….. Neid …. Unsicherheit …. Triumph …. Zorn …. Stolz …. Dekadenz …. Hochmut …. Neugier …. Langweile …. Sinnlichkeit …. Hass ….. Anmut …. Dankbarkeit …. Geiz …. Seligkeit …. Trauer …. Gier …. Ehrhaftigkeit …. Melancholie …Angst …. Zuversicht …. Ratlosigkeit …………… Vertrauen ………“

Seine Worte fallen in dem Gewusel rundherum ebenso wenig auf wie er anscheinend selbst. Viel zu angestrengt ist die PCWA-eigene Ringcrew damit befasst, das Phoenix Center nach dem „Brawlin‘ Rumble“ wieder in den normalen Zustand zu bringen. Das weite Rund der Arena ist dabei, anders als am Kampfabend, gleißend hell erleuchtet, um den Werkelnden ihre Tätigkeit zu erleichtern. Zwar sind die großen Banner schon so gut wie abgebaut - zwei Liga-Intarsien stehen aber noch so gut wie im Urzustand da.

Zum einen der PCWA-Tron, über welchen nochmals die Bilder des PPVs flimmern. Eigentlich bloß ein Test für die Techniker dient er im weiteren Sinne scheinbar nochmals der Crew als unterschwellige Unterhaltung.

Zum anderen steht der Ring noch immer an Ort und Stelle: zwar recht nackt ohne Treppen und Ringschürzen, doch mit immer noch gespannten Seilen.

Die Kamera macht einen kleinen Schwenk drumherum - und filmt letztlich einen hier liegenden handtellergroßen Gegenstand: eine runde Theatermaske, auf deren bleichweißer Oberfläche eine einzelne stilisierte Träne aufgemalt ist. Wie beiläufig streichen ein paar dunkler Finger darüber …

… Finger einer in schwarzen Handschuhen steckenden Hand, die farblich passend zu der nahezu in schwarz gekleideten Gestalt passen, die in der Ringmitte sitzt.

Er ist es, der die Worte gesprochen hat - und die Einspieler auf dem PCWA-Tron anschaut, nochmal für sich kommentiert und Revue passieren lässt. Zumindest … müsste es das, denn die langen schwarzen Haare direkt vorm Gesicht wie ein Vorhang lassen einen nur mutmaßen, dass der selbsternannte Schatten zur großen Leinwand blickt.

Shadow: „….. es sind und waren all die guten Zutaten und stereotypen Rollen vorhanden gewesen, um den Brawlin‘ Rumble zu dem zu machen, was er ist, war - und sein wird: eine klassische Inszenierung in mehreren Akten….“

Er nimmt die Maske zur Hand, hält sie in Höhe seines Gesichtes und dreht sie ein wenig nach allen Seiten.

Shadow: „…. gut gespielt, unergründliches Dunkel….. gut gespielt ……….. und vor dem Vorhang ist nach dem Vorhang …..“

Er legt die Maske wieder auf den Ringboden, steht dann langsam auf und verharrt wiederum ringmittig. Die Kamera beginnt daraufhin in gemächlichem Tempo um ihn herum zu fahren, während sie ihn aufnimmt …. und er spricht.

Shadow: „Schicksal sagt man ist das, was so ist, wie es ist …. ohne dass man sagen könnte, warum …. und das woran alle Klugheit und Überlegung menschlicher Handlungen nichts ändern kann …. was gleichzeitig bedeutet, dass Vorsicht und Untätigkeit einen genausoweit bringen wie Vorbereitung und das rücksichtslose Ausmerzen aller Eventualitäten. Tja, ihr Helden und Emporkömmlinge: die Formel eures Erfolges wäre damit dahin.  Ihr schwimmt wie ich, wie alle anderen im Trüben. Wir tigern genauso orientierungslos durch die Mengen unserer Gegenüber ohne konkret zu wissen, wer Freund oder Feind ist. Letztlich … ziehen wir alle die Jacke an, die uns passt - ohne zu wissen, wann und wo das genau geschieht. Kismet …..“

In dem Moment flimmert die Szene von Shadows Entrance bei der Battle Royal ab …

Shadow: „… aber ich habe es gemeistert. Ich bin geschwommen - in der Trübheit genannt PCWA. Rettende Ufer waren ebenso drin wie das schnelle Ertrinken. Es kam so wie es war …. und ich habe mich auf beides eingelassen, als ich den Schritt wagte. Gut gespielt, unergründliches Dunkel …“

…. ein paar Momentaufnahmen des Empty Arena Matches …

Shadow: „….und doch habe ich den Schritt nur wegen dir gewagt, little boozehound. Glückwunsch …. und Respekt für Deinen Triumph an diesem Abend. Es ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass du am eigenen Leib erfahren hast, worin der Unterschied zwischen einer seelenlosen Variable und einer wahren Herausforderung besteht. Nun kann ich behaupten, dir die Grenzen aufgezeigt zu haben - wenngleich …. mir der letzte entscheidende Schritt dazu nicht persönlich vergönnt war ….“

… eine kleine Collage mit den Szenen der Scott Miller Academy ….

Shadow: „…. euch dagegen schon - Kompliment …. und im gewissen Sinne auch verdient. Doch wer Wind sät, wird Sturm ernten … oder eben die Finsternis. Miller, ich rechne es dir hoch an, dass du anders als üblich die Dinge selbst und in die eigene Hand genommen - sowie die Konsequenzen getragen hast. Das Blut des eigenen Schmerzens schmeckt immer am pursten, wenn man an vorderster Front steht statt als Heerführer hinter den Strategiekarten versteckt. Vielleicht ist das eine Chance - sowohl deiner Bitchmaker-Marionette auf Augenhöhe zu begegnen als auch sich mit ihm über den Geschmack eures Blutes auszutauschen ….“

… die Töle höchstpersönlich, S1margl, ist in seinen besten Szenen zu sehen ….

Shadow: „…. trotzdem ist der Geschmack der eigenen Niederlage immer am Bittersten. Speziell, wenn man mehrere Chancen besitzt, alles hineinwirft und dann doch der Kürzeren zieht. Schicksal halt …. Wie dem auch sei: nun hast du den Weg aus dem Rampenlicht heraus betreten, fliegender Hund. Für die paar gemeinsamen Schritte gebührt dir meine Anerkennung. Ein Dank wäre der falsche Ausdruck - dazu hättest du bestimmt die gleichen Ansichten wie zur Abgedroschenheit des Glücks gehabt. Du hast unlängst gemeint, dass wenn man allein leben muss, man sterbe ... nun ja:  ich kann nur sagen, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe. Wenn du es anders siehst, dann tritt wieder ins Rampenlicht ….“

Wie auf Stichwort enden dann auch die Übertragungen auf den PCWA-Tron, worauf sich die Crewmenber nun auch an den Abbau der Leinwandkonstruktion machen. Shadow hingegen ist inzwischen ans Toprope herangetreten und stützt sich daran ab.

Shadow: „…. nun denn: little boozehound  ist geschlagen, Miller wurde das Maul gestopft, für meinen Zweckpartner habe ich das getan, was ich konnte …. Ich habe meine Versprechen erfüllt. Daher - vielen Dank, große Liga ….“

Shadow geht in die Knie, slidet gekonnt unter dem Toprope durch und geht den halbabgebauten Weg Richtung Stage. Nach ein paar Schritten bleibt er allerdings stehen - und dreht den Kopf ein wenig.

Shadow: „… andererseits: manches ist so, wie es ist …. ohne dass man sagen könnte, warum …. und das woran alle Klugheit und Überlegung menschlicher Handlungen nichts ändern kann …. Man wird sehen, was das Schicksal für mich und die PCWA noch bereithält ….“

Dann geht Shadow endgültig ab - genau auf den Vorhang der Stage zu, wo die Technik noch ein letztes Mal die Spotscheinwerfer kreiseln lässt. Das Bild wird gleißend davon erhellt … wonach The Unfathomable Dark dann auch verschwunden ist. Mit den letzten Bildern nimmt die Kamera nochmals die im Ring liegende Theatermaske auf, ehe man im Abblenden sieht, wie sich die Arbeiter nun auch am Ring zu schaffen machen …

Mike Garland: "Shadow reflektiert nochmal über den Brawlin' Rumble, an dem er ja teilgenommen hat. Mal sehen, ob wir ihn auch weiterhin hier in der PCWA sehen?!"

Vincent Craven: "Diese Frage lässt der Gute ja offen. Wobei er sich mit dem fehlenden persönlichen Erfolg - einer Eliminierung Circumvents - scheinbar abgefunden hat."

Mike Garland: "Beachtlich fand ich auch die Worte in Richtung Simargl..."

Vincent Craven: "Si-wer?" 

Mike Garland: "Och komm, Vincent. Verschwiegen müssen wir den Mann jetzt auch nicht... Ich bedauere es jedenfalls, dass Vark seinen Vertrag nicht verlängert hat."

Vincent Craven: "Na hoffentlich macht er es so wie Shadow: Daraus lernen und ein wenig Dankbarkeit zeigen."

Mike Garland: "..."

Vincent Craven: "Schau mal, da tut sich etwas an der Stage."