Scene

Id
2773  
Name
Über Wölfe  
Summary
 
Position
49  
Scenetype
Live  
Created At
2016-03-17 20:14:21  
Edited At
2016-04-03 11:53:23  
Show
Brawlin´ Rumble XI  


Die Verhandlung war kurz.
Ein Deal, mit dem beide Parteien zufrieden sein konnten.
Lisa bekommt ihr Interview, Dean das Spotlights der eigenen Kameras.

~ ~ ~

 

Das folgende Segment wird präsentiert von:

Dean Welkey und Lisa Sanders stehen sich gegenüber wie Junglehrerin und Schüler. Sie: Motiviert und kompetent. Er: Betont lässig und respektlos. Welkey lehnt mit dem Rücken an eine Wand, nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Er schenkt Sanders einen gleichgültigen Blick.

Lisa Sanders: "Der Brawlin' Rumble rückt immer näher. Minute für Minute verdichtet sich die Spannung. Bei mir ist einer, der heute zum ersten Mal in einen PCWA-Ring steigen wird. Ich bin mir sicher, Sie kennen ihn schon: Dean Welkey. Aufgeregt, Dean?"

Er nimmt einen weiteren Schluck Wasser, zuckt mit den Schultern. Reicht ihm als Antwort.

Lisa Sanders: "Nun, dann..."

Sie ist zu professionell, hat schon zu viel erlebt als Interviewerin, um sich aus der Ruhe bringen zu lassen.

Lisa Sanders: "Du hast noch keinen Ring in der PCWA betreten und trotzdem gibt es schon zwei, drei Anwärter, die dich wohl nur zu gerne in die Finger kriegen würden. Angefangen von Shinsuke Hondo, über Diego Ortega..."

Dean Welkey: "Mr. Nobody und ein alter Zirkushund. Gibt Schlimmeres."

Sanders lässt sich von Welkeys Zwischenbemerkung nicht vom Plan abbringen, ihre Frage auszuführen.

Lisa Sanders: "...und auch andere werden deinen Worten nicht mit viel Sympathie gefolgt sein. Du stehst beim Rumble rund dreißig Männern gegenüber. Es ist die Königsdisziplin des Wrestlings und bis jetzt scheint es so, als ob du nur Gegenspieler, keine Verbündeten hast. Woher diese...nun ja..."

Dean Welkey: "Arroganz."

Lisa Sanders: "Bitte?"

Der Amerikaner stößt sich von der Wand ab und verschränkt die Arme vor der Brust. Er lächelt Lisa Sanders an.

Dean Welkey: "Arroganz. Das ist, was du sagen wolltest."

Lisa Sanders: "Nun, das meinte ich eigentlich ni...-"

Dean Welkey: "Und du bist im Recht. Ich bin arrogant. Furchtbar arrogant. Überheblich, blasiert, aufs Schrecklichste impertinent. Doch damit kann ich leben, Lisa."

Er blickt der Interviewerin genau in die Augen.

Dean Welkey: "Ich bin arrogant und kann es mir leisten."

Lisa Sanders: "Gut...gut. Aber trotzdem kannst du nicht bestreiten, dass es eine wirkliche Herausforderung wird. Für JEDEN Wrestler der Welt. Ein paar deiner Kontrahenten hast du ja schon in Aktion erlebt, falls du backstage die Matches angesehen hast. Es wurden beeindruckende Leistungen geboten. Zum Beispiel grad vorhin im Cotatores-Match. Ein paar der Leute werden dir im Rumble wieder begegnen. Was ist dein Eindruck?

Kaum hat Sanders den Satz beendet, lacht Welkey herzlich auf. Zum ersten Mal an diesem Abend, wohl zum ersten Mal in der PCWA. Man könnte sogar den Eindruck bekommen, er lacht zum ersten Mal in seinem ganzen Leben, so ungewohnt, irgendwie falsch, ist es zu sehen, wie der ganze Körper des Amerikaners immer wieder vor Lachstößen pulsiert.
Es dauert lange, so schrecklich lange, dass es kein normales Lachen sein kann. Ohne Frage ist es ein Schauspiel, eine aufgesetzte Maske der Verachtung. Für Sanders. Für die PCWA. Für die ganze Welt, vor allem aber wohl für die von Sanders angesprochenen Wrestler.
Welkey wischt sich eine Träne, wahrscheinlich imaginär, aus dem Augenwinkel.

Dean Welkey: „Weißt du, was an Wrestling so unglaublich lächerlich ist“

Eine Chance zu antworten, auch nur den Ansatz eines Geräusches zu machen, bekommt Sanders überhaupt nicht. Mit seiner gesamten Haltung macht Welkey klar, dass er die gestellte Frage selbst beantworten will. Und wird. Denn er ist Dean Welkey.

Dean Welkey: „Schau' dir Boxen an. MMA. Vale Tudo. Karate. Meinetwegen sogar Damen-Capoeira. Oder jeden beschissenen Faustkampf in irgendeinem Hinterhof. Du wirst nirgends eine so große Lächerlichkeit erblicken wie im Wrestling. Denn unter all diesen Kampfsportarten findest du keine Einzige, die wie das Wrestling Versagern und Mitläufern die Chance auf Rampenlicht gibt. Dies hier ist tatsächlich die einzige ernste Sportart, in der es nicht immer Mann gegen Mann heißt.! Wir haben für die schutzlosen Häschen, die wir damit heranzüchten, weil sie sich nicht alleine im Ring behaupten können, Teammatches ersonnen.“

Er seufzt.

Dean Welkey: „Wir geben unsere Sportart der Lächerlichkeit preis, indem ein Mann aus dem Kampf zurücktreten kann und jemand anderen einwechselt, der für ihn weiterkämpft. Damit er sich ausruhen kann. Ist das nicht furchtbar absurd? Vielleicht können wir das auch im Krieg versuchen oder, weniger martialisch, bei der nächsten Prügelei. Wann immer wir den Schwanz einziehen wollen, klatschen wir einfach mit wem ab und dürfen entspannen. Ein Witz. Ein ganz Schlechter.
Wir lassen es ernsthaft zu, dass diese Hasen, meinetwegen auch Schafe, Ratten oder was sonst noch in Gruppen herumstreunert, ungeschoren Teams und Allianzen bilden können und dafür nicht mal so ausgelacht werden, wie es ihnen eigentlich gebürt. Die da draußen...“

Er deutet grob in die Richtung, in der sich die Zuschauer vermuten lassen.

Dean Welkey: „...glauben dann auch noch, es sei gut und innovativ, wenn man sich zu Gruppen zusammenfindet. Wahrscheinlich wird es noch von ihnen zelebriert, falls einige dieser Schafe sich heute wieder zu Allianzen zusammenschließen um einen Wettbewerb zu gewinnen, der ja eigentlich Mann gegen Mann heißen sollte. Versager klatschen gerne für Versager, fürchte ich.“

Und da reißt ihn ein spontanes Klatschen, das nur so vor Verachtung trieft, aus seinem Interview. Der Kameramann sucht den Urheber und findet ihn problemlos. El Libramorte, Rafael Azpiri. Der Mann der heute zusammen mit Jacob Kwabena die Cotatores Trophy gewinnen konnte und dementsprechend zufrieden mit sich ist. Auch wenn dieser Kwabena den Großteil des Ruhms für sich in Anspruch nimmt.

Rafael Azpiri: "Ich habe gehört, was du gesagt hast, Cabron. Ganz schön mutig, deine Worte. Aber auch unfassbar dumm! So etwas kann nur jemand sagen, der nur für sich allein steht.!"

Interessiert mustert Welkey den Maskierten, der sich vor ihm aufgebaut hat. Er kneift die Augen zusammen und überlegt.

Dean Welkey: „Ich...ich kenne dich. Bist du nicht der Typ, den ich vorhin mit halben Auge im Match gesehen habe, als es um die Cotatores ging?“

Rafael Azpiri: "Ich hoffe doch, es hat dich beeindruckt. Zu schade, dass du nicht mehr Fokus auf diesem Match hattest. Du hättest einiges lernen können. Und du würdest nicht so abfällig über all das hier sprechen."

Wieder lacht Welkey. Von Beginn an ist diesmal aber die überbordende Falschheit zu erkennen. Er gibt sich nicht einmal Mühe, es echt klingen zu lassen.

Dean Welkey: „Beeindruckt? Oh, ja, es hat mit schrecklich beeindruckt. Wie du da durch den Ring gekrochen bist und dein Händchen nach deinem Partner ausgestreckt hast, weil es alleine nicht mehr weiterging. Vor allem beeindruckt es mich auch, dass du auf Cotatores-Kurs bist. Cotatores oder Champion-im-alleine-zu-versagen-sein, ist schon klasse.“

Rafael starrt sein Gegenüber an. Er weiß für einen Augenblick nicht, ob er lachen oder mit dem Kopf schütteln soll.

Rafael Azpiri: "Vielleicht solltest du mal aus deinem Schneckenhaus ausbrechen und erkennen, was Tag Team Wrestling tatsächlich ist. Es ist eine eigene Kunstform. Es geht nicht nur um Athletik und Stärke. Sondern auch um Ringintelligenz und Timing. Man muss sich perfekt ergänzen und sich auf seinen Partner verlassen können. Und angesichts des anstehenden Rumbles ist es auch sehr wichtig, Leute zu haben, auf die man sich verlassen kann. So wie die Religion of Death. Jemand wie du, der den anderen auch noch auf den Sack geht und sich viele 'Freunde' macht, wird es dagegen sehr, sehr schwer haben."

Dean Welkey: „Beeindruckend. Sehr beeindruckend, Pedro. Ihr habt euch sogar in einer großen Hasengruppe zusammengefunden und das hat offenbar so gut gefallen, dass ihr gleich einen ganzen Verein mit spritzigem Namen draus gemacht habt. Und übrigens...“

Er macht einen Schritt auf Azpiri zu, fuchtelt mit der Hand vor dem Gesicht des Mexikaners. Der bleibt davon weitgehend unbeeindruckt, ist aber dennoch wachsam.

Dean Welkey: „Du magst hinter deinem Mäskchen nun schnaufen und ganz fest daran glauben, dass ihr keine Schafe oder Hasen seid, sondern Wölfe. Echte Wölfe. Doch selbst wenn das stimmt, ändert das immer noch nichts daran, dass Wölfe schwach sind.“

Sein Tonfall wird aggressiver, Wut mischt sich unter den Spott und das provozierende Gehabe. Zusammen bildet das eine hassenwerte Mixtur, eine höchst unsympathische Sprechweise.

Dean Welkey: „Tiere, die nur im Rudel überleben. Die im Leben damit zufrieden sind, mit einer Horde gleichschwacher Individuen rumzulaufen, sich hier und da wem unterzuordnen und ab und zu am Arsch des Nebenwolfs zu riechen. Bemitleidenswerte Kreaturen. Doch weißt du, was ich an ihnen mag?“

Resignierend senkt der ehemalige mexikanische Traum den Kopf.

Rafael Azpiri: "Weißt du, was du magst oder nicht, interessiert mich überhaupt nicht. Das gilt auch für deine anderen, todlangweiligen und ignoranten Ansichten. Andererseits danke ich dir für deine Art, mit mir zu reden. So machst du es der Religion leichter, ein erstes Ziel im Rumble auszuwählen."

Ein intensiver Blick aus den, von der Maske umrandeten, Augen.

Rafael Azpiri: "Weißt du, was ich mich frage? Was wärst du wohl für ein Tier?"

Dean Welkey: „Ich hatte dich was gefragt. Was – ich – wohl – an – Wölfen – mag?“

Wenn ein Mensch es schaffen kann, fragend hochgezogene Augenbrauen gleichzeitig aggressiv wirken zu lassen, dann gelingt es Dean in diesem Moment. Er möchte das wirklich gern erzählen, die Sache mit den Wölfen. Aber Azpiri zeigt nach wie vor kein wirkliches Interesse.

Dean Welkey: „Wie leicht man sie erschlagen kann, wenn sie alleine sind. Dann sind sie nichts mehr. Nur noch das, was sie immer waren: Schwächlinge. Rudeltiere. Beides das Gleiche. Sie mögen sich noch so sehr auf das Rudel verlassen, doch irgendwann werden sie immer getrennt. Deswegen gibt es tote Wölfe, kranke Wölfe, erniedrigte Wölfe. Wölfe, die von Menschen domestiziert und zu kleinen, haarlosen Ratten gezüchtet werden. Ratten, die man in Handtaschen trägt.“

Er tippt Azpiri auf die Brust.

Dean Welkey: „Und du, Azpiri, bist genau so ein Vertreter.“

Der Mexikaner packt sofort die Hand des Amerikaners und drückt fest zu. Fester als er müsste, doch er will sehen, ob sein Gegenüber das Gesicht verzieht.

Rafael Azpiri: "Und du bist in deinen Vergleichen nicht zu vergleichen. Ich habe lange überlegt, aber ich kann einfach nicht sagen, was du wärst. Denn in der Natur herrscht die natürliche Auslese. Kein Tier der WElt könnte es sich erlauben, so eine große Klappe gegenüber Stärkeren zu haben. Und das obwohl es in der Realität vollkommen chancenlos ist. Du stellst dich auf die Liste der bedrohten Arten, Welkey. Und heute wirst du erleben, wie schnell man zu den ausgestorbenen Arten zählt."

Dean macht einen Schritt zurück, betrachtet Azpiri aus kalten Augen. Fast wirken die beiden wirklich wie Raubtiere, die einander umkreisen und nur auf den richtigen Augenblick warten um sich anzugehen. Zu zerfleischen.
Doch dann ist es Welkey, der einen Schritt zurück macht. Den Rückzug vorbereitet.

Dean Welkey: „Wir werden uns noch begegnen, Rafael. Spätestens im Ring, falls du dich halten kannst, bis ich komme...“

Er dreht sich auf dem Absatz um, nickt Lisa Sanders zu, die dem Zwist der Männer gebannt gefolgt war. Dann bleibt er noch einmal stehen. Dreht sich langsam, auch nur zur Hälfte, um und blickt über die Schulter.

Dean Welkey: „Weißt du eigentlich, was Wölfe machen, wenn das Rudel nicht erfolgreich ist? Wenn sie hungern und es um das eigene Überleben geht?“

Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwindet Welkey aus dem Bild. Nur noch seine Stimme ist präsent.

Dean Welkey: „Sie fallen übereinander her, Rafael. Sie fallen übereinander her.“

 

Mike Garland: „Dean Welkey und Gabriel Lucifer müssten sich eigentlich sehr gut verstehen. Vielleicht gibt der Übergangspräsident ihm ja einen dauerhaften Vertrag.“

Vincent Craven: „Nur, weil er das Tag Team Wrestling und Gruppenbildungen verurteilt?“

Mike Garland: „Einem Gabriel Lucifer könnte dies genügen.“

Vincent Craven: „Rafael Azpiri genügt das nicht. Der frisch gebackene Halter der Cotatores Trophy stellt sich dem Free Agent argumentativ entgegen.“

Mike Garland: „Er wird jedoch entwaffnet. Der Vergleich war nicht schlecht. Wölfe fallen übereinander her. Da hat Recht. Aber man merkt eben, dass Welkey sich nicht auskennt in der PCWA – Niemals wird die Religion of Death übereinander her fallen, niemals. Sie sind eine Gemeinschaft.“

Vincent Craven: „Zumindest sind sie im Besitz der Trophy und das könnte selbst kleine Spannungen überdecken. Es könnte tatsächlich der Rumble der Religion of Death werden und für Dean Welkey bleibt zu hoffen, dass er sich in diesem Dialog nicht zusätzliche Feinde in Form der RoD gemacht hat, denn sonst könnte es sein, dass die Wölfe über ihn in der Battle Royal herfallen.“   



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