Scene

Id
2757  
Name
Der Traum ist aus.  
Summary
 
Position
76  
Scenetype
Live  
Created At
2016-03-09 13:52:30  
Edited At
2016-04-03 17:13:37  
Show
Brawlin´ Rumble XI  


"Nach stundenlangem Sitzen, nach über fünfzig gesehenen Segmenten, nach sechs betrachteten Matches, lohnt sich das Eintrittsgeld nun endlich".
Denkt Dean Welkey, als er die Rampe zum Ring herunterläuft.

 

"Bitte nicht".
Denken die Fans, als sie Welkey sehen.

Dean Welkey in 14 Worten
Ehemaliger
GFCW World Champion.
Fünf Monate nach dem Debüt.
Können:
Unantasbar.
Beliebheit: Martin Shkreli.

 

 

"YOU SUCK!"

"YOU SUCK!"

Scheiß drauf. Er ist nicht irgendwer, er ist Dean Welkey.
Von dem Moment, an dem jemand in sein Telefon stammelte und nach einem Auftritt fragte, war doch klar, dass dies sein Tag wird.
Seine Nacht.
Seine Show. 
Der Deanin' Rumble. Das größte Event seit Anbeginn des Homo sapiens sapiens.

 

Vor dem stolzierenden Dominator der Kampfsportszene sprinten einige Mitarbeiter Welkey TVs zum Ring. Sie bauen hektisch ihre Kameras auf, schießen Bilder des Vollkommenen, der sich langsam dem Squared Circle nähert. Er ignoriert die nach ihm ausgestreckten Hände sowie die gesamte Zuschauerschaft generell, hat nur Augen für die Linie in seinem Kopf, die die besten Bilder garantieren müsste.
Es ist schwer, Superstar zu sein. Man muss an so viel denken.

präsentiert

Nun im Ring: Dean Welkey.

Dean Welkey: "Wisst ihr, was ich wirklich lustig finde?"

Demnächst: Der Fisch, der vom Fahrradfahren spricht.

Dean Welkey: "Träume."

Lächeln. Kunstpause. Blick ins Publikum.

Dean Welkey: "Nun ja, vielleicht muss man auf der Sonnenseite des Lebens stehen, um den Witz zu genießen. Aber ich finde die ganze Sache mit den Träumen einfach fantastisch. Nirgendwo sonst zeigt das Schicksal seine zynistische Seite derartig offen. Ich erklär's euch."

Er lehnt sich gemütlich an den Ringpfosten, lässt einen Arm über die Seile baumeln.

Dean Welkey: "Der Witz daran ist, dass jeder sie hat. Jeder von euch. Massenhaft, wette ich. Ich meine nur..."

Der Amerikaner schaut interessiert ins Publikum, deutet dann in Richtung Westen.

Dean Welkey: "Schaut euch das Dickerchen dort an. Im weißen Shirt. Vielleicht ist es ihr Traum, einmal in Mailand oder Paris über den Catwalk zu laufen. Große Menschen brauchen wohl große Träume."

Welkey TV hält voll drauf. Schamlos. Die PCWA-Regie erspart der unbescholtenen Zuschauerin allerdings, ins Fernsehen gezogen zu werden.

Dean Welkey: "Oder was ist mit dem alten Herren in der ersten Reihe hier vorne? Der mit der pusteligen Haut und den roten Wangen. Sein Traum könnte es sein, dass er es noch zehn Jahre macht. Oder - direkt neben ihm - der bemalte Junge mit dem Robert-Breads-Shirt. Vielleicht träumt er insgeheim davon, dass es irgendwann einen Tag gibt, an dem sein Vater ihn nicht für ein jämmerlichen Ärgernis hält.
Seht, worauf ich hinauswill, ist einfach. Jedem von euch werden Träume ins Hirn gepflanzt, man strebt ein ganzes Leben danach. Aber kaum jemand wird sie je erreichen. Ist das nicht furchtbar witzig?"

Ähnlich witzig: Autobahnunfälle.

Dean Welkey: "Vor mehr als fünfzehn Jahren hatten ein paar Männer auch einen großen Traum. Dieser Traum trug einen Namen. Erst hieß er GCWF, später PCWA. Doch das war den Leuten, die es sicherlich gut meinten, leider nicht genug. Sie hatten noch einen größeren Traum, der, sobald er Gestalt annahm, alles überschatten sollte, was es je gab. Auch diesem gaben sie einen Namen: Brawlin' Rumble..."

Fingerzeig auf das riesige Logo am Ende der Rampe.

Dean Welkey: "Hinter diesem Traum stand das Ziel, das Mekka des Wrestling zu errichten. Eine Pilgerstätte für jeden, der das Business liebt. Die ultimative Herausforderung in unvorstellbaren Ausmaßen. Ein Gladiatorenkampf voll wabernder Leidenschaft. Sie sahen in ihren Versionen dreißig oder mehr Männer, die im Ring Herzblut vergießen, sich aufreiben für den Sieg und für die Unterhaltung der Zuschauer. Und am Ende sollte der triumphieren, der sich für die Passion Wrestling am meisten verzehren kann. Der seine Grenzen übertreten konnte.
Doch dieser Traum ist Fiktion geblieben."

Buhrufe. Zu Tausenden sehen sie das in der Halle anders.

Dean Welkey: "Dieser Traum ist schlicht und ergreifend gescheitert, denn heute wird nicht derjenige gewinnen, der die größte Leidenschaft hat. Niemand, der ein schweres Schicksal hat oder mit dem Rücken zur Wand steht. Kein Junge wird seinen Jugendtraum erfüllen und kein alter Mann wird nach vierzehn Jahren seinen zweiten Frühling erleben. Ihr wisst, wen ich meine."

"ORTEGA!"

"ORTEGA!"

Dean Welkey: "Heute werden alle diese kleinen Träume zerschmettert und auch der eine große namens Brawlin' Rumble, den die einst jungen, sicherlich enthusiastischen Männer damals in Berlin hatten.
Doch das ist das Problem an Träumen, die wahr werden sollen. Sie müssen sich an der Realität messen. Und in dieser gibt es keine Wunder und keine versteckten Kräfte in den Körpern irgendwelcher Männer, die sich auf magische Weise aktivieren, nur weil heute der Brawlin' Rumble ist.  Was es gibt, sind Fakten. Der Fakt, dass ich der Beste bin. Der talentierteste Mann, der je in einen Wrestlingring gestiegen ist. Willkommen in der Realität."

Er schlendert in die Mitte des Ringes, ist umgeben von vier Himmelsrichtungen voller Buhrufe. Sie legen sich wie ein Tuch über die Szenerie.

Dean Welkey: "Es ist wirklich unterhaltend, in eure Gesichter zu sehen. Die wutverzerrten Grimassen. Die entblößten gelblichen Zähne. Die ärgerlich vor der Brust verschränkten Arme. Aufwachen scheint wirklich hart zu sein. Ihr legt mehr Herzblut darein, mich in diesem Moment zu hassen, als ich in meine gesamte Karriere. Denn bei der ging es immer nur um das eine..."

Welkey reibt den Daumen an Mittel- und Ringfinger. Eine bekannte Geste.

Dean Welkey: "Ums Geld. Deswegen gönnt ihr es mir nicht, zu gewinnen. Weil ich keiner euch bin. Keiner, dessen Kinderzimmer voll Postern muskelbepackter Männer war. Niemand, der Hotels irgendwelcher Wrestler belagerte, nur damit sie ihm ein Autogramm geben. Keiner, der hunderte von Euros ausgab um dort zu sitzen, wo ihr nun sitzt. Um anderen Leuten im Ring zuzuschauen, Bier zu trinken und Chips zu fressen. Ich habe nicht einmal jeden Rumble im Fernsehen gesehen. Genau aus diesem Grund gönnt ihr mir es nicht, denn ich bin keiner aus eurer Mitte, der einen Traum wahrgemacht hat. Ich bin einfach ein Typ, der verdammt viel Glück hatte, mit einem riesigen Talent fürs Wrestling geboren zu sein und es tut, weil er darin so unglaublich gut ist, ohne sich wirklich anzustrengen.
Stattdessen gönnt ihr es vielleicht Leuten wie Chris McFly Jr., Kevin Sharpe oder Robert Breads."

Überwiegende Zustimmung beim Publikum.

Dean Welkey: "Oh ja, der gute Robert Breads. Der Leidenschaftliche. So voller Inbrunst, dass er seit Jahrzehnten im Ring steht und in den letzten vier davon tagtäglich alles dafür gegeben hat, gegen alle Widerstände PCWA Gerasy Champion zu werden. Solche Leute, oder so ähnlich, wollt ihr triumphieren sehen. Doch, hey, werft mal einen Blick in die Realität."

Er deutet auf den Tron. Dort startet ein Video.

~ ~ ~ GFCW War Evening. 26.07.2012 ~ ~ ~

Robert Breads im Ring.
Schmerzverkrümmt steht er da, wird gepackt und wuchtvoll durch einen Move zu Boden geschleudert.
Der Pin: 1. 2. 3.
Triumphator gegen ihn: Dean Welkey

~ ~ ~

Dean Welkey: "Entschuldigung für die zerstören Träume. Doch herzlichen Glückwunsch zu eurem Gerasy-Titelbild. Wie schön, dass dort die besten Leute stehen. Typen, die seit Jahren im Ring leben und sich so kaputt machen, dass sie nicht mehr laufen können, wenn sie in zwanzig, dreißig Jahren in irgendeinem Krankenhaus dahinraffen und vergessen sind. 
Breads, Rage oder Lucifer und nicht etwa ein leidenschaftsloser Amerikaner, der, nicht einmal ein Jahr nach seinem Debüt, das unfassbar passionierte, sich aufopfernde Stehaufmännchen, im Ring pinnt. Eins, zwei, drei. Wollt ihr es übrigens nochmal sehen?"

Wieder lässt Welkey das Video spielen. Gellende Pfiffe. Gerade nach dem abgelaufenen Titelmatch Breads vs. Barker kommt das nicht gut. Sie haben den harten Fight genossen.

Dean Welkey: "Ich habe die letzten Jahre nicht einmal gekämpft, sondern zuhause auf dem Sofa gesessen. Trotzdem werde ich erst heute den Brawlin' Rumble und dann bei Out of Ashes den PCWA Gerasy Titel gewinnen. Was ich dann mache, weiß ich noch nicht. Wenn das Geld nicht stimmt, gehe ich wohl einfach wieder nach Hause."

"YOU SUCK!"

"YOU SUCK!"

Dean Welkey: "Was erwartet ihr denn? Es geht ums Geschäft. Überall. Nur weil die PCWA einmal im Jahr anfängt, den Ausnahmezustand auszurufen und Videos mit dramatischer Musik zu produzieren, werden Durchschnittswrestler nicht plötzlich zu Übermenschen. Wir sind nicht beim Film, nicht in der Traumfabrik. Ich bin einfach besser, weil es so ist. Das ist Schicksal. Zwölf Monate im Jahr. 365 Tage im Jahr."

Er schlendert zu einer Ringecke. Dort, wo die Welkey TV Kameras stehen. Lächelt.

Dean Welkey: "Wir haben die Zeit, wo die PCWA wieder schwanger ist. So unglaublich bedeutungsschwanger. Und ihr alle genießt das. Doch leider ist nun jemand gekommen, um der Dirne PCWA nach über fünfzehn Jahren Schwangerschaft den Bastard aus dem Leib zu treten."

Ein schönes Bild. Wirklich anschaulich.

Dean Welkey: "Und wenn ich ihn dann in der Hand habe, den Bastard namens Brawlin' Rumble, werde ich euch allen sein wahres Gesicht zeigen. Das hier..."

Schweif durch die Halle.

Dean Welkey: "...ist kein magischer Ort. Das ist alles nur Kulisse. Alles nur Geschäft."

 

Mike Garland: „Harsche Worte von Dean Welkey. Ganz ehrlich. Der überzeugt rein rhetorisch sehr am heutigen Abend.“

Vincent Craven: „Da bin ich ausnahmsweise bei dir. Wenn er seinen Worten gleich Taten folgen lässt, dann ist er ein ernstzunehmender Kandidat für die Final Four.“

Mike Garland: „Das wird natürlich auch ein bisschen von seiner Startnummer abhängen.“

Vincent Craven: „Sicherlich. Aber Entschlossenheit besitzt dieser Mann. Absolut.“



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