Scene

Id
2683  
Name
Der beste Freund des (Un)Menschen  
Summary
 
Position
36  
Scenetype
Live  
Created At
2016-01-26 15:07:40  
Edited At
2016-02-21 00:12:37  
Show
Vendetta 115  


Die Tür zum Keller.
Eigentlich ist es nur eine ganz normale Tür, die nun mal in den Keller führt. Schon seit einiger Zeit ist er auf dem Weg hierher. Nicht direkt. Sondern mit einem kleinen Zwischenstopp, der auf den Namen Azrael Rage hört, verbunden; aber er wusste, dass es ihn schließlich hierher bringen würde. Die Zeichen konnten schließlich nicht missinterpretiert werden. Es gab keine andere Möglichkeit, als sich hierher zu begeben. So kurz bevor die Zeit abgelaufen sein wird.

„Es ist eine Falle.“

Die Worte aus Chris McFlys Mund sind kalt. Und voller Gewissheit. Es ist für ihn wie in einem schlechten Teenager-Horror-Film. Was sonst sollte es sein, als eben eine Falle. Nicotine & Bacteria, allen voran Kriss Dalm1, waren keine Kinder von Traurigkeit. In dem Moment, als er sich sicher sein musste um die Cryption Crown, sein fehlendes Stück in seinem ganz persönlichem Puzzle, anzutreten, wusste er, es würde ein Kampf bis an die Grenze seines Verstandes werden. Und nun war es soweit.

CMJ: „Es. Ist. Eine. Falle.“

Was würde es nun sein, das ihn erwarten wird? Seine Hand findet wie von selbst den Griff zum Öffnen der Tür und schon bald offenbart sich das schlecht ausgeleuchtete Treppenhaus, das in die Betongruft führen wird. Dabei ist es keine Angst, die seinen Körper momentan bis in die Spitzen angespannt sein lässt, sondern vielmehr die unzähligen möglichen und unmöglichen Szenarien, die sich hinter diesem stählernen Tor verbergen könnten. Freilich könnte er bei der grenzenlosen Kreativität, die die N&B-Mitglieder bei ihren kranken Psycho-Spielchen an den Tag legten, niemals erraten, was ihn am Ende wirklich erwartet. Trotzdem kann er sich nicht dagegen wehren, wie das Durcheinander seiner Gedanken die Eckpfeiler des perversen Schaffens von Kriss Dalm1 durchgeht, um einen letztlich wertlosen Vergleichswert für sein eigenes psychisches Wohlbefinden zu schaffen. So sehr er die Tatsache, solche Überlegungen anstellen zu müssen, auch verabscheut und sie lieber aus seinem Kopf verbannen würde, muss er doch zugeben, dass es Kriss Dalm1, oder welches Kellerkind auch immer für den Raub seiner Zeitzeugnisse verantwortlich war, in seinen Kopf geschafft hat. Welche fürchterliche Saat man ihm dort einpflanzen will, würde er nun erfahren, denn nun kommt der hallende Rhythmus seiner Schritte vor der eisernen Pforte zu einem Stopp. Noch einmal atmet er tief durch, durchschreitet dann den letzten Schleier des Neonlichtes der Decke und betritt jetzt die Tiefen des verseuchten Kellers. Seine Finger legen sich auf die zweite Türklinke und mit einem leichten Ruckeln und einem schrillen Knirschen der Scharniere öffnet sich die eiserne Pforte, ein Tor in den Abgrund des Kellers, wo man – wie nicht anders anzunehmen war – bereits auf ihn gewartet hat.

"Schön, dass Du zu uns gefunden hast."

Grizz Lee. L33. Der vermeintliche Anführer dieser Armee der Finsternis ist der erste, der McFly hier unten willkommen heißt. Selbst unwissend, was ihn genau erwarten wird, legt er ein hämisches Grinsen auf. Auch wenn es nicht detailliert mit ihm abgesprochen wurde, eine Schikane für McFly, den man beinahe schon als so etwas wie einen Rivalen Lees bezeichnen könnte, ist ein kleines Geheimnis wert.

Und er ist nicht alleine. Mad Dog/S1margl steht unweit eines kleinen Tisches mit einem Laptop, auf dessen Bildschirm sich der Unheil verheißende Countdown langsam aber sicher dem Ende nähert. Wie ein Tempeldiener oder ein Torwächter wirkt die einstige Töle und scheint mit seinen Augen den Chicagoer mit aller Kälte zu durchbohren.

CMJ: „Was soll das Ganze? Auf was für ein Spiel darf ich mich hier nun einstellen?“

L33: "Wieso schon alles jetzt verraten?"

S1margl: „Wäre dann nicht jeglicher Reiz verloren?“

Der Beflügelte denkt bei seinen Worten sogleich an das Ende seines Gesprächs mit Gabriel Lucifer zurück, während McFly erschreckend zur Kenntnis nehmen muss, dass sich der verrückte Hund in einer für ihn kaum nachvollziehbaren Geschwindigkeit seinen neuen Brüdern im Geiste angepasst hat. Die Gestik, Mimik, ja sogar die Art wie er die Worte betont und spricht, lassen ihn bereits jetzt, nach verhältnismäßig kurzer Zeit, als einen von ihnen erscheinen. Falls es jemanden gab, der je eine Hoffnung darin gesetzt hat, dass es je wieder den alten Mad Dog geben würde, wird die Realität diesen Jemand mit aller Härte in diesen Tagen überrollt haben.
Zu tief sitzen Mad Dogs Enttäuschung, Wut und Verdrossenheit von damals und zu groß sind Freiheit, Bewegungsspielraum und Chancen von heute.

L33: "Setz' Dich einfach und lass' Dich überraschen. Die Show beginnt in Kürze."

Knapp waren die.. Anweisungen, die er bekommen hat. Er überspielt den Widerwillen. Mit einer ausladenden Geste deutet Grizz L33 auf den Stuhl, der direkt vor dem kleinen Tisch mit dem Laptop steht. 

CMJ: „Und wenn ich mich weigere?“

Simple Frage, die dem Abstecken der Grenzen dienen soll. Doch die sind enger, als es sich der Chicagoer vorgestellt hat. Mit einem dreckigen Lachen deutet ihm der fliegende Hund die Lächerlichkeit seiner Frage an. CMJ aber nimmt dem Lachen mit einem ernsten Blick den Wind aus den Segeln.

CMJ: "Das ist genau so unlustig wie das, was du mit Kevin gemacht hast."

Ohne Reaktion darauf offenbart die unbekannte Konstante, indem sie einen Schritt zurück geht und sich auf den Boden kniet, das perfide Spiel, welches hier orchestriert werden soll. Mit einer lässigen Handbewegung schüttet der einstige Darsteller von Nelson Friedrich Töle eine Tasche aus und schleudert somit alle Zeitzeugnisse aus dem Regal des Amerikaners auf den Boden. Wie die Bilder aus der Ahnengalerie der PCWA, sind es nun die Sammlerstücke McFlys, die ihren Weg in den Keller gefunden haben.
Die Augen von Chris McFly weiten sich als Mad Dog eine Dose mit Haarspray und ein Feuerzeug mit dem Logo des einstigen, geistigen Keller-Führers hervorholt. Wieder so ein Zeichen der Identifikation: Ein Feuerzeug, das E11’s Logo trägt und von ihm verschenkt wurde.

S1margl: „Wer nicht hören will, muss fühlen, huh?! Denn so wie das peinliche Auffüllen der Leerstellen in der Ahnengalerie, die wir als Mahnmal geschaffen hatten, nochmals deutlich zeigt, dass dort goldene Kälber hängen, so wird auch deinem Schrott, mit welchem du dich an die PCWA gehangen hast wie ein Ertrinkender, der Aberglaube, in diesen Gegenständen läge etwas Überweltliches, entzogen. Sie spenden keine Macht, sie enthalten keine Werte, bewirken nie ein Heimatgefühl und erschließen auch nicht die Zeiten. Weigerst du dich, nehm ich dir die Chance, diesen Abfall selbst zu dem zu machen, was er schließlich ist... vergängliche Asche!"

Bedrohlich klackert der Hund mit dem Feuerzeug.

S1margl: "So wie euer zwanghaftes Gutmenschentum. Ich habe nicht über Kevin gelacht, er hat über sich selbst gelacht. Über seine Idiotie, seine Illusionen. Sie machten ihn, so wie damals mich und heute dich, so leicht durchschaubar... Dabei sind deine Schnüre, die dich tanzen lassen wie eine kleine Puppe, noch leichter zu ziehen.“

Das Grinsen in Lees Gesicht wird breiter, als er einen Blick auf die Gegenstände wirft. Die neuen Boots haben Van Crane ja nicht sonderlich weit getragen.

L33: "Und wir wollen doch nicht, dass die Schnüre reißen, weil wir Dich all zu sehr auf diesen Stuhl zwingen müssen."

Widerwillig nimmt McFly Platz und starrt auf den Laptop, auf dem gerade die letzten Sekunden des Countdowns herunterticken. Dabei nimmt das Bild des Tweets die komplette Bildfläche ein und tickt langsam und gnadenlos nach unten. 3… 2… 1…

CMJ: „IHR…!!!“

Kaum bei Null angelangt, erscheinen, wo zuvor gleichmäßiges Schwarz in dem rechteckigen Fenster vorherrschte, grobkörnige Pixel und setzen für den Chicagoer ein Bild des Grauens zusammen. Kathy. Seine Schülerin. Gefesselt auf einem Stuhl und lediglich mit einem Slip und einem Unterhemd bekleidet. Sie wollte sich nach dem Fotoshooting und der Unterhaltung mit Dante Rodriguez nur wieder frisch machen. Doch nun sitzt sie mitten in ihrer Umkleidekabine und wird von der anderen Hälfte der Bacteria flankiert – Bleed und Kriss Dalm1. Letzterer stößt, als er auf seiner Seite der ins Web übertragenen Videokonferenz das entsetzte Gesicht des Technical Streetfighters sieht, ein furchtbares, sich überschlagendes Lachen des Triumphes aus.

CMJ: „IHR BASTARDE!!!“

Die Kamera überträgt ohne wirklich fühlbaren Zeitverlust und das Lachen verstummt, wandelt sich zu einem fratzenhaften, wahnsinnigen Grinsen, dessen Breite nur durch die anatomischen Limitierungen des menschlichen Körpers daran gehindert wird, seinen gesamten Kopf zu umrunden. Nun, da alle Akteure in seinem kleinen Kammerspiel an ihren Positionen sind, gilt es, keine Zeit zu verschwenden, bis die breitschultrige, schwarzgewandete Schwarmintelligenz von Gabriel Lucifer ihren Standort ausmacht und bei ihrer Party frühzeitig den Stecker zieht. Kriss Dalm1 breitet präsentierend die Arme zu den Seiten aus.

Dalm1: „Willkommen! Willkommen, liebe Vendetta-Zuschauer vor den TV-Geräten, Notebooks und Tablets! Willkommen, liebe Twitter-Grinder, Wreddit-Nutzer, 8chan-Geschädigte und Spacedicks-Entarteten! Aber ganz besonders heiße ich heute Abend dich willkommen, lieber Chris!“

Wieder entfährt dem Serben ein kehliges Lachen, wobei seine beinahe krampfhaft verzerrten Gesichtszüge das gesamte Stream-Fenster ausfüllen, bevor er sich wieder an die Seite von Kathy Strong und Bleed begibt.

Dalm1: „Ich, Kriss Dalm1, King of the Cryption Crown, und meine wundervolle Assistentin Bleed, sind immer darauf bedacht, der PCWA und denen, die diese Liga auf die eine oder andere Weise am Leben erhalten, Momente zu bereiten, die sich wie ein Brandzeichen in den Gedächtnissen der Zuschauer verewigen, denn das ist das, wonach der Kunstschaffende wirklich trachtet. Er will verzaubern, er will schockieren, er will... zum Nachdenken anregen. Ja, das ist auch das, wonach ich, selbst nachdem meine Tage als der karmesinbesudelte Da Vinci der Neuzeit längst gezählt sind, immer noch strebe wie Alchimisten nach dem Stein der Weisen. Zu unserem Leidwesen, Chris, verschwindet ein solcher Anspruch an das eigene kreative Schaffen allerdings nicht, wenn man Pinsel und Farbpalette in einer Kiste auf dem Dachboden verstaut hat. Nein! Der Anspruch bleibt auch weit über die aktive Zeit als Kunstschaffender bestehen, der Anspruch, Menschen wie dich zum Nachdenken zu bewegen, ihre Sichtweise herauszufordern, die Regeln ihres Establishments aufzubrechen. Mithilfe dieser schönen... dieser wunderwunderschönen jungen Frau, der du in deinem naiven Altruismus den direkten Weg in die Hölle geebnet hast, ...“

Dabei packt der Meister der Geschmacklosigkeiten die vor Angst erstarrte Kathy Strong am Kinn und drückt ihren mit Panzertape überklebten Mund gewaltsam zusammen.

Dalm1: „...hast du uns ein Stück näher an dieses Ziel gebracht. Wenn dir beschissenem, kleinem Hurenbock also irgendetwas an der kleinen Kathy liegt, wirst du jetzt schön brav zuhören und das tun, was ich dir zu sagen habe.“

Daraufhin lockert der Irre vom Balkan seinen Griff wieder und täschtelt die geknebelte Frau sanft auf die Wange.

Dalm1: „Mir ist bewusst, dass ich mit meinem Tun keine ganzen Menschenmassen dazu animieren kann, sich über ihr Sein und Tun in dieser Gesellschaft aufzuklären. Natürlich mehren sich die Aktivisten der Bewegung in der Anonymität des Deep Webs, versammeln sich unter dem Banner des Dying Culture Networks und tragen ihren Teil dazu bei, dass dieser Moloch, den ihr die Errungenschaften der modernen Zivilisation nennt, langsam aber sicher in sich zusammenfällt. Die Freiheit des Geistes in diesem zutiefst verabscheuungswürdigen System kommt jedoch nicht von heute auf morgen. Wir müssen im Kleinen anfangen, müssen uns unsere Fehler eingestehen, um in wahrhaftiger Unabhängigkeit in den Ruinen des Jetzt zu leben. Darum muss jemand den Anfang machen. Jemand muss den ersten Schritt tun und sich zu seinen Makeln bekennen. Dieser Jemand, Chris, wirst du sein. Du wirst Dreh- und Angelpunkt dieses kleinen sozialen Experiments sein, denn – mit Verlaub – du hast verdammt viele Fehler gemacht, seit du dich dazu entschlossen hast, mir meinen Titel streitig zu machen. Ich werde dir nun die Möglichkeit bieten, die Sache zu bereinigen, indem wir gemeinsam herausfinden, wie tief du bereit bist, deine Schnauze in den Kothaufen zu drücken, um das Wohl derer zu schützen, die dir etwas bedeuten.“

Der serbische Berserker tritt nun wieder in den Vordergrund und verdeckt zur Hälfte den Blick auf Kathy Strong und Bleed, die immer wieder einen kontrollierenden Blick auf die verkeilte Eingangstür der Kabine wirft. In den weit aufgerissenen Augen des Serben spiegelt sich Vorfreude wider.

Dalm1: „Also. Wenn ich mich recht entsinne, dann hast du mich vor einigen Wochen 'L33s Schoßhund' genannt und soll ich dir was sagen, Chris? Auch wenn ich es mir nicht habe ansehen lassen, hat mich das damals verletzt, tief verletzt. Du hast meine grenzenlose Loyalität unserem Wortführer gegenüber in den Schmutz gezogen, und das obwohl dich die Welt fälschlicherweise für genau diese Eigenschaft feiert wie die Auferstehung von Jesus fuckin' Christ?! Ich kann es jetzt noch nicht fassen und just in diesem Moment brechen all diese seelischen Narben auf...“

Der Belgrader fächert sich mit seinen beiden Handflächen Wind zu und seine zittrige Stimme scheint anzudeuten, dass er kurz davor ist, aufgrund dieser unerhörten Ehrverletzung loszuheulen..

Not really. But you get the idea.

Dalm1: „Es würde mir also wirklich sehr viel bedeuten, wenn du diese unschönen Dinge, die du gesagt hast, jetzt und hier zurücknehmen würdest.“

Chris McFly starrt ihn am anderen Ende des Streams bloß mit einer Mischung aus Fassungs- und Hilflosigkeit an. Dafür dieser Aufwand? Dafür dieses kranke Spiel? Damit er sich für so etwas Dahergesagtes bei ihm entschuldigt?

Das dauerte dem Träger der Cryption Crown eine Sekunde zu lang. Auf einmal schließt er wieder zu Kathy auf und verpasst dieser mit seiner Rückhand eine schallende Ohrfeige. Der Kopf des SCW-Schützlings wird ob der Wucht des Schlages zur Seite geworfen und Tränen füllen die Augen der jungen Halbdeutschen. Doch sie weint nicht. Sie bleibt trotzig und stur. Sie will dem Irren vom Balkan keine Befriedigung geben. Allerdings scheint der wahnsinnige Titelträger im Moment ausnahmsweise nicht an seine gewaltsamen Triebe zu denken. Er ist sauer, sauer darüber, dass McFly offensichtlich nicht so will, wie er will. Das suggeriert zumindest sein erbostes Zähnefletschen.

Dalm1: „Siehst du, was passiert, wenn man sich seine eigenen Fehlbarkeiten nicht eingesteht? Kathy muss leiden und ich verspreche dir, sie wird noch mehr leiden, wenn du diese furchtbaren, hässlichen und gemeinen Worte nicht zurücknimmst!!“

McFlys Blick klebt förmlich am Bildschirm. Seine Augen wandern zwischen Kathy und Dalm1 hin und her. Sie ist stark, das weiß er. Aber gegen zwei Menschen diesen Kalibers hatte sie keine Chance und sie haben auch beide jetzt keine Chance.

CMJ: „Also gut… ich… ich nehme das zurück! Du bist nicht der Schoßhund von L33.“

Dalm1: „Was!? Ich glaube, die W-Lan-Verbindung im Theater ist hier so schlecht. Ich hab' überhaupt nicht verstanden, was du gerade gesagt hast.“

CMJ: „ICH NEHME ES ZURÜCK! DU BIST NICHT L33s SCHOSSHUND!“

Augenblicklich entsteigt dem Serben ein kindliches Kichern, wobei er begeistert in die Hände klatscht. Immer wieder schaut er dabei zu seiner "Assistentin", die das Kind im Körper des Psychopathen mit einem Schmunzeln bedenkt.

Dalm1: „Bravo, McFly! Es freut mich, dass du bereit bist, aus deinen Fehlern zu lernen... Aaaber, das ist mir ehrlich gesagt noch nicht genug, denn – und das musst du wohl zugeben – erinnert mich deine schnelle Auffassungsgabe irgendwie... an einen Hund! Ein konditionierbarer, unterwürfiger Hund im reinsten Pawlow'schen Sinne!“

Der Serbe umrundet den Stuhl, an den Kathy Strong gefesselt ist, positioniert sich hinter sie und stützt seine Hände auf ihren Schultern ab.

Dalm1: „Ich finde, du solltest deine wahre Natur nicht verleugnen.“

Langsam beginnt er Kathys Schultern zu massieren und mit einzelnen Strähnen ihres Haars zu spielen.

Dalm1: „Ich finde, du solltest zugeben, dass du kein Mensch, sondern in Wirklichkeit ein Hund bist. Ein Köter. Ein schmutziger, sich von Abfällen ernährender Straßenköter. Oder stehe ich mit dieser Meinung etwa allein?“

Kathys Augen drücken Todesangst aus, als der Serbe beginnt, mit seinem Handrücken über ihre Oberarme zu streicheln. Ihre Tränen kann sie inzwischen nicht mehr zurückhalten. Auch die Miene von Bleed, die das Treiben des N&B-Soldaten bisher still im Hintergrund beobachtet hat, verändert sich. Ist das Unbehagen in ihren zusammengezogenen Augen?

Dalm1: „Sag es, Chris! Sag, dass du ein Hund bist... Gott, sie hat so wunderbar zarte Haut... Was für ein Fang!“

CMJ: „Okay! Okay, okay!!! Ich gebe es zu: Ich bin ein Hund, ein Straßenköter! Bist du jetzt zufrieden, Dalm1?? BIST DU ZUFRIEDEN???“

Aber der hat momentan nur Augen für seine Geisel und fährt mit seiner Nasenspitze über ihren Hals, während seine entweihenden Griffel über die Seile ihrer gefesselten Taille fahren.

CMJ: „LASS SIE ENDLICH GEHEN, DALM1!!“

Dalm1: „Ich weiß nicht, Kathy. Soll ich dich jetzt wirklich gehen lassen, wo wir zwei doch gerade erst in Stimmung geraten? Oder soll ich darauf bestehen, dass ein Hund sich auch wie ein Hund benimmt?“

Mit verzweifeltem Blick wendet sich Chris McFly an L33 und S1margl, die nicht den Anschein erwecken, als ob sie die Ohnmacht des Chicagoers sonderlich berührt. Ihr eiserner Blick verweilt weiterhin auf dem verachtenswerten Treiben von Dalm1 in dem Videofenster. Wobei die Blicke der beiden Männer insbesondere auf Bleed und ihrer Reaktion liegen.

CMJ: „WIE KÖNNT IHR DAS ZULASSEN? IHR SEID MENSCHEN, VERDAMMT! DAS KANN DOCH NICHT IN EUREM SINNE SEIN! SAGT IHM ENDLICH, DASS ER DAMIT AUFHÖREN SOLL!!“

In L33 brodelt allerdings ein Vulkan, dessen Eruptionen seine geballten Fäuste, die er in den Hosentaschen verstecken muss, die Adern auf seinen Unterarmen hervortreten lassen. Ja, wie konnte er das nur zulassen? Dieser Dalm1 ist ein Gefahrenherd, immer noch, das sollte er wissen. Doch im Moment kann er nichts weiter tun, als es geschehen zu lassen, denn jegliche Intervention würde die Gruppierung und die Philosophie der Freiheit schwächen.

Längst dringt Lees Blick durch das Laptopdisplay in weite Ferne. Dumpf unterdrückt nimmt er die Stimme seines Mitstreiters neben ihm wahr.

S1marg: "Es porträtiert die Misshandlungen der PCWA an uns... Ist es nicht besser, sich einmal bewusst in den Finger schneiden und es verheilen zu lassen, als den Finger unbemerkt über hunderte Mikroläsionen Tag für Tag, Millimeter für Millimeter, abgeschabt zu bekommen?"

Die verstörende, Astro-Happy geschwängerte Begründung des Night Fighters, der scheinbar selbst in diesen grässlichen Bildern noch etwas Gutes sieht, zerschneidet Herz und Verstand.

Während das Flehen McFlys also einerseits verkopft wird, zeigen die matschigen Pixel andererseits, wie der Irre vom Balkan damit beginnt, den Bauch der Gefesselten zu liebkosen. Der ekelhafte Kuss auf ihren Nacken jagt einen eiskalten Schauer durch ihren bebenden Körper und lässt die Frequenz ihrer panischen Atemstöße noch weiter ansteigen. Kriss Dalm1s monströs verzerrtes Gesicht ist auf die Webcam, auf Chris McFly jr. gerichtet, sein Blick nur noch dem eines tollwütigen Tieres gleich.

Dalm1: „Wie macht ein Hund, Chris?“

Bleed: „Hör auf damit.“

Dalm1: „Er bellt, oder, Chris?“

Bleed: „Ich sagte, du sollst aufhören.“

Dalm1: „Bell' für mich!“

Bleed: „HÖR AUF!“

Dalm1: „Bell' für dein Herrchen, Chris, oder Kathy wird...“

Bleed: „AUS!!!“

Der Widerhall von Bleeds schrillem Kreischen verwandelt den entmenschlichten Serben für einen Moment in eine Eisstatue. Lediglich das leise Wimmern von Kathy Strong durchdringt die Stille und bildet für die darauf folgenden Sekunden den bedrückenden Soundtrack zu diesem menschlichen Stillleben. Das Apocalypse Girl atmet schwer, unverfängliches Entsetzen in ihrem Antlitz, das auch ihre beste Schauspielleistung nicht zu verschleiern vermag.

Scham bildet sich auf den Zügen des Belgraders ab, der seinen Blick zum Boden gerichtet hat und seine entweihenden Hände von Kathys bebenden Oberschenkeln nimmt. Plötzlich fühlt er ein Rumoren in seinem Bauch. Übelkeit. Erinnerungen. Lange verdrängte, grauenhafte Erinnerungen, die er mit dem Apocalypse Girl teilt.

Irgendetwas hat ihn die Kontrolle verlieren lassen, obwohl er sich und ihr geschworen hatte, nie wieder an diesen dunklen Ort seines Es zurückzukehren. Ihr zuliebe. Und nun starrt sie ihn mit derselben Verachtung und demselben Ekel an, wie an dem Tag, als er sich an seiner Königin versündigte...

Dalm1: „Es ist deine Schuld.“

...sagt er, ohne Bleed oder Kathy anzuschauen.

Dalm1: „Du bist dafür verantwortlich, dass passiert ist, was passiert ist, Chris. Sieh sie dir nur an: Nicht mal zwei Monate besitzt sie einen offiziellen Vertrag in der PCWA und schon habe ich ihren Willen gebrochen... nein, hast du ihren Willen gebrochen... weil du zu stur warst, einzusehen, dass du an den falschen Cryption Crown-Träger geraten bist, um der Liga zu beweisen, wie groß deine Cojones sind.“

Ein Poltern an der Tür und gedämpftes Stimmengestöber lenken den Meister der Geschmacklosigkeiten ab. Die Kavallerie ist eingetroffen. Egal. Sie sind sowieso zu spät. Dalm1 wendet sich wieder der Kamera zu. Abscheu ist aus seinem Gesicht abzulesen. Für ihn ist klar, McFly hat ihn wieder zu diesem Ungeheuer werden lassen.

Dalm1: „Das alles hier ist dein Werk, dein Monument des Scheiterns, welches du dir in den letzten Wochen und Monaten mühsam aufgebaut hast. Aber wir haben es noch nicht vollendet, noch ist dein Fall nicht beendet, noch bist du nicht auf dem Boden aufgeschlagen und hast die Eingeweide aus deinem aufgeplatzten Körper in der Gosse verteilt. Brawlin' Rumble XI. Da wird alles enden, da wird deine menschliche Existenz enden, wenn ich dich deiner Rolle als Straßenköter zuführe und auf alle Viere zwinge. Bedanke dich dementsprechend bei Bleed hechelnd und schwänzchenwedelnd dafür, dass sie Schlimmeres verhindert hat.“

Woraufhin plötzlich die Pranke L33s hinuntersaust und den Laptop materialschädigend schließt. Er hätte es so oder so getan, auch wenn der kranke Wortschwall des Serben hier noch nicht sein Ende genommen hätte.

McFly atmet schwer. Seine Augen sprechen eine eindeutige Sprache und ihr Name lautet HASS. Wenn Dalmi ihn an den Rand des Wahnsinns bringen wollte, dann hat er es soeben geschafft. Wortlos schiebt er sich an Mad Dog und L33 vorbei. Ohne ein Wort weiter zu sagen, greift er nach seinen Zeitzeugnissen. Sie lassen ihn gewähren. Die Stille ist gespenstisch. Wenige Augenblicke später wirft der Chicagoer noch einmal einen Blick über seine Schulter und der neutrale Beobachter vermag nicht zu sagen, ob dieser Blick gebrochen oder nur gebeugt ist.
Fast wirkt es, als wolle er noch etwas sagen. Doch er bringt kein Wort mehr über die Lippen. Dann schließt sich die Tür, durch die er erst vor wenigen Minuten in seine ganz persönliche Hölle eingetreten ist. Auch die Blicke von L33 und S1margl bleiben undeutbar. Hier sind die letzten Worte noch nicht nicht gesprochen.

 

Vincent Craven: "Nichts... nichts auf dieser Welt ist so abartig, wie Kriss Dalmi."

Mike Garland: "Vincent... deine Fäuste...."

Vincent Craven: "Ja, ich habe sie geballt. Kriss Dalmi ist ein erbärmlicher Bastard. Er versteckt sich hinter dieser Gruppierung, könnte aber so viel mehr sein. Ein guter Wrestler. Ein ernstzunehmender Main Eventer. Stattdessen versteckt er sich hinter Blut, Angst und Gewalt."

Mike Garland: "Ich glaube... es macht ihm einfach Spaß... Spaß Leute zu quälen. Seine Gegner und alle, die etwas mit seinen Gegnern zu tun haben."

Vincent Craven: "Irgendwann ist das Maß einfach voll. Chris... bitte, bitte mach Dalmi fertig. Irgendwer muss es doch endlich schaffen, diesen widerlichen Bastard fertig zu machen. Kathy Strong will hier ihren Einstand feiern und sofort vergeht sich Dalmi auf diese niederträchtige Art an ihr. Es reicht irgendwann."

Mike Garland: "Das ist eben das Mittel von Nicotine & Bacteria. Provokation. Damit brechen sie ihre Gegner... guck dir Kevin Sharpe an, wie fertig er ist nach all den Schlachten mit Grizz Lee und nun muss er gegen Mad Dog ran und kann einfach nicht mehr. Und Chris McFly? Dem wird es nicht anders gehen, wenn er sein Duell gegen Kriss Dalmi übersteht."

Vincent Craven: "Irgendwer muss sie aufhalten... irgendwer..."



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