Miss Cinderella: „Ihr wartet draußen.“

Missmutig blicken ihre beiden Schützlinge sie an. Sie wirken fast schon empört.

Gordon Banes: "Wieso das? Wir haben das recht zu erfahren, was Gabriel zu sagen hat!"

Cornwallace nickt zustimmend mit dem Kopf.

Brandon Cornwallace: "Gerade nach dieser unglücklichen Niederlage!"

Welche die Jungs ja im grunde genommen sich selbst zu verdanken haben, und die so unglücklich nun auch nicht war. Dies wollen die beiden jedoch scheinbar nicht wahrhaben. Entschlossen blicken sie Cindy an. Miss Cinderella steht bereits mit einem Bein im Büro der Vorzimmerdame Jona Varks. Brandon Cornwallace und Gordon Banes verweilen genau hinter ihr, immer noch absolut bereit ihr ins Innere zu folgen.

Gabriel Lucifer: „Steh da doch nicht so lange in der Zugluft, Mädchen. Komm schon rein.“

Die Managerin von Team Happy Hour, die bei United As One knapp ihren ersten Titelgewinn in der PCWA verpasst haben, dreht sich noch einmal zu ihren beiden Schützlingen um. Sie sucht nach einem passenden Grund dafür, dass die beiden draußen bleiben sollen, dann merkt sie jedoch selbst wie unsinnig ein solches Unterfangen wäre. Zischend wiederholt sie also:

Miss Cinderella: "Ihr wartet jetzt einfach draußen!"

Ohne auf die aufkeimenden Widerworte zu achten betritt Cindy den Raum nun gänzlich und schließt einfach die Tür hinter sich.

Miss Cinderella: „Onkel Gabriel, schön dich zu sehen.“

Gabriel Lucifer: „Ich freue mich auch, mein Kind. Du bist immer ein gern gesehener Gast im Gegensatz zu vielen anderen. Aber du stattest mir doch nicht einfach einen Besuch ab, um den besten Kaffee der PCWA zu trinken. Was kann ich also für dich tun?“

Verschmitzt schaut die kleine Rage drein. Lucifer kennt sie bereits seit dem Schulalter, hat sie im Grunde mit groß gezogen. Auch, wenn da jetzt eine erwachsene Frau vor ihm steht, sie bleibt stets die kleine Cindy.

Miss Cinderella: „Nun, ich habe Brandon und Gordon draußen gelassen, um mit dir unter vier Augen zu sprechen…“

Gabriel Lucifer: „… Soll ich die Kameras ausstellen lassen?“

Miss Cinderella: „Nein, nein, was ich zu sagen habe, kann jeder hören. Ich wollte nur nicht, dass die Zwei ständig dazwischen reden. Du weißt ja wie sie sind…“

Ein amüsiertes Nicken beim ehernen Mythos.

Miss Cinderella: „Mein Team hatte die Finger bereits an den Gürteln. Am Ende hatten diese Rookies einfach unverschämtes Glück…“

Gabriel Lucifer: „… Du meinst Sato und Cruz?“

Miss Cinderella: „Ja, natürlich? Unfassbar. Happy Hour sind das einzig konstante Tag Team im vergangenen Jahr gewesen. Sie haben sich zum Jahresende nichts sehnlicher gewünscht als die Cotatores Trophy. Es wäre der krönende und verdiente Abschluss gewesen.“

Keine Reaktion bei der Vorzimmerdame.

Miss Cinderella: „Aber diese beiden Neulinge haben ihnen diesen Erfolg ruiniert. Onkel Gabriel, daher fordere ich ein Match um die Cotatores Titel für Team Happy Hour.“

Der Ex-Principal lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

Gabriel Lucifer: „Das kann ich nicht.“

Irritiert, fast empört starrt Cindy ihn an.

Miss Cinderella: „Wer, wenn nicht du, könnte es? Außerdem wolltest du doch auch, dass sie gewinnen, oder irre ich mich hier?“

Gabriel Lucifer: „Mir war nur wichtig, dass die Religion of Death oder Nicotine & Bacteria die Titel nicht holen und damit ihre Gruppierungen schmücken.“

Miss Cinderella: „Glückwunsch. Denn die Religion of Death kann sich heute ein Titelmatch für den Brawlin‘ Rumble sichern, wenn Raphael Azpiri Archibaldo Cruz im Opener besiegt.“

Die schwarzen Augen Lucifers werden zu kleinen Schlitzen.

Gabriel Lucifer: „Seit wann trifft Archibaldo Cruz in der PCWA irgendwelche Entscheidungen?“

Zustimmend klopft Cindy auf den Tisch.

Miss Cinderella: „Genau, das meine ich ja. Das geht so nicht. Du musst das ändern. Die einzig legitimen Herausforderer sind schließlich Team Happy Hour.“

Kopfschütteln bei Lucifer.

Gabriel Lucifer: „Du hast mich falsch verstanden. Cruz trifft hier gar keine Entscheidungen. Die Cotatores sind keine regulären Titel in der PCWA. Sie werden zu besonderen Anlässen als Trophäe ausgekämpft. Ich sehe keinen Anlass dies zu ändern.“

Miss Cinderella: „Aber die Tag Teams brauchen einen Anreiz, sonst sterben sie irgendwann hier aus.“

Gabriel Lucifer: „Der Weg ist dann nicht mehr weit und wir haben wieder einen Gruppentitel. Nicht mit mir… Miss Vark muss jedoch letztlich die Entscheidung treffen, wie mit den Cotatores verfahren wird. Bisher konnten wir uns dazu noch nicht verständigen. Cruz und Sato sind da ohne Absprache mit der Geschäftsführung vor geprescht.“

Ein wenig enttäuscht nimmt Cindy auf einem Stuhl Platz.

Miss Cinderella: „Bedauerlich. Backstage weiß bereits jeder, dass du hier längst wieder die Entscheidungen triffst. Wenn du ihr also davon abrätst, wird es auch keine regelmäßigen Cotatores Titelverteidigungen geben. Schade.“

Gabriel Lucifer: „Was backstage so erzählt wird hat mich noch nie interessiert. Und was alle zu wissen glauben, ist meistens – vor allem in Bezug auf mich – falsch. Fakt ist nämlich, dass Miss Vark die Entscheidungen trifft. Ich berate sie hier und da. Richtig. Ab und an hört sie sogar auf mich. Am Ende zählt aber nur, was sie wirklich will. Wenn ich das sage, ist das so, denn Gabriel Lucifer spricht stets die Wahrheit.“

Das mag stimmen, wenngleich diese Wahrheit oft kryptisch formuliert ist und eine Menge Dinge schlichtweg verheimlicht werden, was genau genommen eben keine ‚echten‘ Lügen sind.

Die junge Rage verzieht das Gesicht.

Miss Cinderella: „Okay, schon klar. Ich habe verstanden. Hätte mich wohl lieber an Cruz wenden sollen. Schade.“

Sie erhebt sich. Lucifer lächelt sie amüsiert an.

Miss Cinderella: „Was ist denn so amüsant? Machst du dich auch noch lustig über mich?“

Gabriel Lucifer: „Nein, mich überrascht nur wie schnell du aufgibst. Muss wohl in der Familie liegen.“

Fragend schaut sie Lucifer an.

Miss Cinderella: „Was soll das heißen?“

Gedankenverloren winkt der Mythos ab.

Gabriel Lucifer: „Ach nichts. Vergiss es. Ich habe nur so daher geredet.“

Miss Cinderella: „Nein, du redest nie nur so daher.“

Er hätte sich den Kommentar verkneifen sollen. Azrael will nicht, dass irgendjemand von der Krankheit erfährt, eben gerade seine eigene Tochter nicht. Immerhin hat er eingewilligt sich nach dem Brawlin‘ Rumble in Behandlung zu begeben, auch wenn er für sich selbst eigentlich keine Überlebenschance sieht. Gabriel kann seinen Freund aber nicht einfach aufgeben. Deshalb lässt er ihn bis zum Brawlin‘ Rumble gewähren, deckt ihn, verheimlicht die Bestie. Das ist der Deal.

Gabriel Lucifer: „Hör zu, Cindy. Ich gebe dir jetzt einen Rat. Gib nicht so schnell auf. Auch wenn ich in den Cotatores eine Gefahr sehe, lässt sich nicht leugnen, dass sie geschäftlich ein Erfolg sein könnten. Die Challenge bei United As One wurde in Umfragen positiv bewertet. Von daher denke ich, dass Miss Vark die Gürtel dauerhaft verteidigen lassen wird.“

Hellhörig dreht sich die bereits an der Tür befindliche Frau um.

Miss Cinderella: „Schön für die Religion of Death. Die interessieren mich aber nicht. Ich bin hier wegen Team Happy Hour und meine beiden Jungs sollen wieder die Angeschissenen hier sein. Oder wie soll ich das verstehen?“

Der Mann, der gerne Bademäntel trägt, erhebt sich gemächlich von seinen Stuhl.

Gabriel Lucifer: „Nun, du hast im Grunde Recht. Deine Boys waren knapp davor. Wenn man es genau nimmt, sind sie die zweiten des Main Events von United As One, auch wenn es sowas halt in einem TLC-Match nicht gibt. Die Religion of Death hat eigentlich kein Anrecht auf einen Titelkampf.“

Miss Cinderella: „Heißt das du wirst Miss Vark empfehlen, dass Team Happy Hour den Titelkampf bekommen?“

Gabriel Lucifer: „Nein, das geht nicht. Unsere persönliche Beziehung darf deinem Team keine Vorteile bringen. Vielleicht können sich die zwei aber selbst ins Spiel bringen. Mir missfällt, dass Cruz diesem elenden Hannibal Cain-Jünger Azpiri ein Titelmatch im Falle eines Sieges zugesichert hat. Aus der Kiste kommen wir nur schwer wieder raus. Die Fans werden die Fortsetzung der Auseinandersetzung zwischen der Religion of Death und Aggressive Expansion sehen wollen. Um Happy Hour darin einen Platz zu geben, brauchen wir etwas, dass dies rechtfertigt.“

Angestrengt überlegt Cinderella, was man machen könnte. Lucifer ist aber schneller.

Gabriel Lucifer: „Die beiden werden den Opener kommentieren. Sie können sich so selbst pushen am Mikrofon. Wir geben ihnen eine Bühne. Naja, und wenn die Religion of Death wieder irgendwelche Tricks versucht, habe ich mit Gordon und Brandon wenigstens zwei Wrestler am Ring, die – mit etwas Unterstützung ihrer cleveren Managerin – wissen, was zu tun ist, wenn etwas nicht so läuft wie es soll.“

Fordernd schaut er Cinderella an, die verstehend nickt. Da kommt ihr doch eine Idee.

Miss Cinderella: „Danke dir, Onkel Gabriel.“

Er setzt sein unnachahmliches Lachen auf.

Gabriel Lucifer: „Wofür? Ich tue nur, was gut für die PCWA ist. All meine Anstrengung gilt dem Wohle unserer schönen Liga.“

Sie zwinkert ihm zu.

Gabriel Lucifer: „Ach, hast du in letzter Zeit mal mit deinem Vater gesprochen?“

Miss Cinderella: „Ja, war vorhin erst bei ihm zu Hause. Er sagte, er will dich heute auch noch besuchen kommen.“

Gabriel Lucifer: „Ah. Weißt du, Cindy, es ist gut, dass du wieder in der PCWA bist. Der Name Rage wird weiterleben, auch wenn dein Vater eines Tages nicht mehr da ist.“

Miss Cinderella: „Das dauert aber noch eine ganze Weile. Ich habe vorhin einen Blick auf seine aktuellen Blutwerte geworfen. Sie lagen bei ihm auf dem Tisch. Wie ein junger Gott. Gute Gene.“

Zufrieden verlässt sie das Büro. Zurück bleibt ein undefinierbar dreinblickender Gabriel Lucifer. 

 

Mike Garland: „Oh wie süß. Cindy guckt mal bei Onkel Gabriel rein. Natürlich nicht ohne Hintergedanken.“

Vincent Craven: „Ich finde einen Shot auf die Cotatores für Team Happy Hour aber durchaus berechtigt. Wie Gabriel sagt, sie waren im Grunde Zweiter im TLC-Match.“

Mike Garland: „In einem TLC gibt es keine zweiten Plätze. Außerdem hatte ich vorhin den richtigen Riecher. Unsere Vorzimmerdame scheint gar nicht angetan davon zu sein, dass Archi und Kenji die Cotatores Belts regelmäßig verteidigen wollen.“

Vincent Craven: „Am Ende entscheidet das Jona Vark. Jedenfalls werden wir Team Happy Hour nachher neben uns am Kommentatorenpult ertragen müssen.“

Mike Garland: „Wenn das so weiter geht, können wir in 2016 auch die beliebtesten Gastkommentatoren wählen. Irgendwie haben wir jetzt jedes Mal jemanden neben uns. Ob die Geschäftsführung mit unserer Arbeit etwa nicht mehr zufrieden ist?“

Vincent Craven: „Meinst du? Das kann ich mir kaum vorstellen. Wir sind solch herausragende Persönlichkeiten und versuchen auch ständig was Neues zu bringen, manchmal glaubt man sogar wir wären während des Matchkommentars ganz andere Personen als in den Zwischensequenzen.“