Scene

Id
2442  
Name
Ein interessanter Name  
Summary
 
Position
35  
Scenetype
Live  
Created At
2015-09-08 08:27:22  
Edited At
2015-10-11 20:17:56  
Show
CORE 2015  


Robert Barker steht der Schweiß auf der Stirn. Er ist so schnell gelaufen wie er konnte, ohne den Eindruck zu erwecken es eilig zu haben. Er muss Souveränität ausstrahlen, wenn er will, dass Stevie ihm glaubt, dass Robert jemanden gefunden hat. Irgendjemanden, der das Match im Notfall zu seinen Gunsten entscheiden würde. In jeder Aktion am heutigen Abend muss er dieses Bild abgeben und deshalb ist diese ganze Benedict-Geschichte unfassbar unpassend. Vor sich sieht er die Tür. Mit den letzten Schritten wird er noch etwas langsamer. Kontrolliert seinen Atem. Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Dreiundzwanzig. Calm as fuck.

Sein Gesicht ist eine Maske der Gelassenheit, als er die Klinke zu Gabriel Lucifers Büro herunterdrückt. Er klopft nicht. Das macht hier niemand, der etwas auf sich hält. Mit einem leisen Quietschen öffnet sich der hölzerne Eingang. Robert sieht sofort wo das Gespräch stattgefunden hat. Zwei leere Stühle an einem einfachen Tisch. Ein einzelner Ordner ist darauf platziert. Davor eine unangerührte Tasse mit vermutlich kaltem Kaffee. Zucker und Milch stehen dort ebenfalls, doch sie sind genauso wenig angerührt wie der Kaffee. Das sieht man zwar nicht, aber Robert weiß es. Weiß, dass Benedict normalerweise so viel Milch und Zucker für seinen Kaffee nimmt, dass man den Kaffee kaum noch schmeckt. Allerdings trinkt er genauso wenig wie er isst, wenn er nervös ist.

Für einen Moment bleibt ihm die Luft weg. Verdammt, ist er zu spät? Ja, natürlich ist er zu spät. Was sollte Lucifer so lange aufhalten? Aber wo ist dann Benedict? Wo hat Lucifer ihn hingeschleppt?

Genau diesen Moment wählt Gabriel Lucifer, um aus einem Nebenraum zu kommen. Frischgekochter Kaffee dampft in der Vark Enterprises Tasse in seiner rechten Hand.

Gabriel Lucifer: „Guten Abend, Robert.“

Fast hätte Robert geknurrt. Dieses ekelhaft legere Auftreten. Lucifer fragt ihn nicht, was er hier will, weil er es weiß. Hat er ihn beobachtet? Vermutlich. Und selbst wenn nicht. Lucifer hatte wissen müssen, dass Robert kommen würde. Er hat Benedict nicht ohne Grund hier her bestellt und es war auch nicht ohne Grund, dass er es heute getan hat. Lucifer muss etwas wissen, oder? Nein! Es würde reichen, wenn er etwas vermuten würde. Und dann hätte Robert ihm gerade bestätigt, dass seine Vermutungen begründet sind. Ärger macht sich ob dieser Erkenntnis auf seinem Gesicht breit, was genauso schnell zu einem Lächeln bei Lucifer führt.

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Gabriel Lucifer: „…Abend, Benedict.“

Der junge Brite zittert. Robert hat ihn schon vor Monaten davor gewarnt, dass Lucifer mit ihm sprechen wollen würde. Aber das war in der Nacht des Imperial Impacts. Dieses Versprechen hatte Robert dem Mythos gegeben, bevor Lucifers Karriere beendet wurde. Benedict hatte seitdem so viel Zeit im Fight Club verbracht, ohne dass Lucifer ihn auch nur angeschaut hätte, dass er sich selbst davon überzeugt hatte, er würde davon verschont bleiben. Oh wie gerne hätte er sich ein Gespräch mit diesem Mann erspart? Lieber würde er sich von Rage beim Training misshandeln lassen, als sich Gabriel Lucifer in einem Eins-zu-Eins Gespräch zu stellen.

Benedict White: „Guten Abend…“

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Robert Barker: „…Lucifer.“

Der Undisputed Gerasy Champion der Welt hat sich gefangen. Der kurze Moment, in dem er sich selbst gescholten hat, ist vorbei. Er darf sich jetzt keine weiteren Fehler erlauben. Er muss wissen, was Lucifer weiß, ohne ihm weitere Informationen zu geben.

Gabriel Lucifer: „Ich fürchte du kommst zu spät, Robert.“

Diesen nächsten Versuch der lebenden Legende hat Robert erwartet. Er zeigt nichts weiter als seine Maske.

Robert Barker: „Bin ich das? Es ist eine Schande. Benedict hat mir versprochen, dass er mir beim Aufwärmen für den Main Event helfen würde. Stattdessen muss er sich hier mit dir herumtreiben. Man könnte fast meinen, dass es deine Absicht gewesen wäre mir zu schaden, indem du ihn gerade heute zu dir bestellst.“

Genüsslich schlürft Lucifer an seinem Kaffee. Er ist stark. Genau so wie er ihn mag, auch wenn er das zusätzliche Adrenalin im Moment überhaupt nicht nötig hat. Sich mit diesem vermaledeiten Robert Barker zu messen ist für den Moment Erregung genug.

Gabriel Lucifer: „Aber was hätte ich elender Greis davon, lieber Robert? Was könnte ich unbedeutende 'Vorzimmerdame' schon mit Benedict erreichen, was ich ohne ihn nicht erreichen könnte?“

Fragt er und fragt eigentlich etwas anderes. Was bringt dieser Junge dir, Robert? Aber fragt er Robert, weil er wirklich keine Ahnung hat, oder will er seinen Verdacht bestätigt wissen?

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Gabriel Lucifer: „Sage mir Benedict. Wer bist du?“

Ben schluckt. Genau diese Frage hat Robert ihm vor Monaten ebenfalls gestellt. Immer und immer wieder. Es sollte eine einfache Frage sein. Die Antwort kommt wie von einer Mailbox. Er kann nur hoffen, dass sie nicht zu auswendig gelernt klingt.

Benedict White: „Ich… ich bin Benedict White. I..ii.ch bin Wrestler in der PCWA. Teil der Religion of Death. Und… und ich bin die Zukunft des Wrestlings.“

Gabriel schmunzelt. Der Junge hat sogar das Stottern auswendig gelernt, damit es natürlicher klingt. Bestimmt Roberts Idee. Netter touch. Mehr aber auch nicht. Das Schmunzeln verschwindet deshalb, weicht dem Blick, der früher nur Leuten wie Barqas oder Keevan vorbehalten war.

Gabriel Lucifer: „Klar bist du das. Und jetzt sage mir, wer du wirklich bist. Sage mir, warum ein Arschloch wie Robert Barker dich aufnimmt, dich trainiert und bereitwillig dein Mentor sein will. Sage mir, was Robert Barker in dir sieht? Was kann Robert durch dich erreichen, was er alleine nicht erreichen könnte?“

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Robert Barker: „Genau das frage ich mich auch. Benedict ist ein Junge. Ein talentierter Junge mit unbändigem Willen, aber eben bisher doch nur ein Junge. Mein Junge.“

Er betont das ‚mein‘, lässt Aggressivität mitschwingen. Er beansprucht ihn für sich, so wie er Blake für sich beansprucht hat. Jede Verbindung die Lucifer fälschlicherweise zwischen diesen beiden Namen schlägt, könnte hilfreich sein.

Gabriel Lucifer: „Ach, Robert. 'Mein Junge'. Willst mich in Nostalgie versinken lassen, was? Nicht heute... Vielleicht hast du ihn tatsächlich nur deshalb unter deine Fittiche genommen, weil er dir damals geholfen hat Mad Dog zu besiegen.“

Der Champ schaut ihn an. Hat Benedict ihm das erzählt? Konnte der Junge wirklich so dumm sein? Nein. Nein nein nein. Sie hatten nicht explizit darüber gesprochen, aber Robert hatte ihm bessere Tipps gegeben, als so eine dumme Lüge. Bei Gott, hoffentlich hat er Benedict nicht überschätzt. Hätten Sie mehr auswendig lernen sollen? Nein, das hätte nichts gebracht. Soll er die Lüge bestätigen? Nein. Zeit für ein wenig Wahrheit. Die Pause nach Lucifers Worten ist längst zu groß, um darauf einzugehen.

Robert Barker: „Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.“

Lucifer gestikuliert so abrupt mit seiner Tasse, dass er ein wenig Kaffee auf dem Fußboden verteilt. Ungeniert tritt er hindurch, geht auf Robert zu.

Gabriel Lucifer: „Das brauchst du mir nicht sagen, Robert. Sage du mir: Warum hast du Benedict unter deine Fittiche genommen?“

Robert weicht dem Blick des Mythos aus. Ein Zeichen für eine Lüge, doch er denkt gar nicht daran direkt zu antworten.

Robert Barker: „Warum willst du das unbedingt wissen? Was hast du davon?“

Der Mythos verharrt eine Sekunde, dann dreht er sich um. Mit dem Rücken zu Robert beginnt er zu reden. Ein noch viel deutlicheres Zeichen, dass er nicht die Wahrheit sagt. So deutlich und offensichtlich, dass man nicht umhinkommt zu denken, dass er es mit Absicht macht. Lucifer beginnt mit seinen Worten über die feine Linie zwischen Wahrheit und Lüge zu tanzen.

Gabriel Lucifer: „Was ich davon habe? Okay. Lass uns ehrlich miteinander sein, Robert. Lass uns so ehrlich miteinander sein, wie Benedict ehrlich mit mir war. Ich will wissen, warum du dich um Benedict kümmerst, weil das die einzige Art von Wettkampf ist, die ich hier in der PCWA noch kämpfen darf. Meine In-Ring-Karriere ist beendet. Offiziell habe ich keine Entscheidungsgewalt mehr. Nach allen Gesetzen der Logik sollte ich in der Bedeutungslosigkeit verschwinden und doch bin ich hier. Und doch hast du einen Abend damit verbracht Benedict zu suchen, um ihn davon abzuhalten mit mir zu sprechen. Und doch bist du nun zu mir gekommen. Der Undisputed Gerasy Champion. Zu mir! Das ist Macht. Macht, die kein Titel, keine Führungsposition im Office mit sich bringt. Macht, die eine alte Vorzimmerdame wie mich in die Verlegenheit bringt, in Nostalgie zu schwelgen.“

Das ist so eine gottverdammt typische Lucifer-Aussage. Es ist nicht gelogen, aber ganz sicher auch nicht die Wahrheit. Nicht die volle Wahrheit, nur gerade genug Wahrheit, um glaubhaft zu wirken.

Robert Barker: „Du willst die Wahrheit? Du willst wissen, warum ich an diesem Tag, an dem all meine Konzentration auf dem Co-Main Event liegen sollte, wie ein Idiot durch das Gebäude renne, um Benedict zu finden? Ich wollte ihn warnen. Nicht einmal aufhalten. Das hätte schließlich nichts gebracht. Ich wollte ihn einfach nur vor dir warnen, davor sich nicht von dir benutzen zu lassen. Sich keine deiner Lügen zu Herzen zu nehmen… ich wollte ihm erklären, was du für ein Mensch bist und was du mit Menschen machst, die nicht darauf vorbereitet sind... ich wollte ihn warnen, weil du ihn zerstören würdest, so wie du alle zerstörst, die dir zu nahe kommen… so wie du Blake zerstört hast…“

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Benedict White: „…ich glaube, manchmal vermisst er ihn immer noch, weißt du? Er… er hat mich Blake genannt. Mehr… mehr als einmal.“

Lucifer schweigt. Lauscht einfach nur.

Benedict White: „Ich hatte… Glück? Kann man das so sagen? Das glaube ich zumindest. Ich hatte Glück, dass ich in dem Moment in der PCWA aufgetaucht bin, als Blake gerade verschwunden ist, als Mad Dog seine Sünde begangen hat. Robert wird ihm das niemals verzeihen, weißt du?“

Der Mythos nickt. Er weiß das. Jeder weiß das. Genauso wie Robert Lucifer seinen Anteil an Blakes Geschichte niemals verzeihen würde, egal wie ungerechtfertigt das ist. Blake war sein Junge, bevor Robert zu ihm fand, doch in Roberts Augen hat auch Lucifer versagt, was Blake anging. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht nicht.

Benedict White: „Und dann kam ich und habe Mad Dog… attackiert. Für ihn. Weil ich ihm helfen wollte. Und als ich ihm gestanden habe, dass ich dahinter steckte, da hatte er getrunken und… und er hatte auch getrunken, als ich ihn zum ersten Mal angesprochen habe… und da hat er mich zum ersten Mal Blake genannt… Aber das ist okay. Wirklich. Ich bin… mit dem Traum aufgewachsen Wrestler zu werden, weil ich ihn im Fernsehen gesehen habe. Ich habe den Schlächter gesehen, wie er sie alle vernichtet hat, um sich beim Brawlin‘ Rumble das zu nehmen, was er haben wollte. Und ich habe ihn vergöttert… und seit dem Brawlin‘ Rumble VIII wollte ich nichts anderes mehr, als eines Tages in seiner Nähe zu sein… einfach nur irgendwie in seiner Nähe zu sein… ich hätte seine Schuhe geputzt, das Blut aus seinen Klamotten gewaschen, oder in Stacheldraht geschlafen, wenn mich das nur irgendwie in die Nähe dieses Mannes gebracht hätte. Und nun bin ich hier und darf mit ihm reden und trainieren und… und… er kümmert sich um mich, wenn ich nicht weiter weiß… und… er braucht meine Hilfe… manchmal… und wenn… wenn ich mich ab und zu Blake nennen muss, um das zu bekommen, was ich immer wollte, dann ist das okay… verstehst du?“

Der Mythos… zögert. Er versteht, weil er sich schon immer mit verqueren Köpfen auseinander gesetzt hat. Er versteht voll und ganz, was Benedict denkt und warum es für ihn Sinn macht, aber ist das alles? Sieht Robert in dem Jungen einfach nur seinen letzten Jungen? Vermisst er Blake so sehr? Oder kann Benedict besser lügen, als er gedacht hatte?

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Der Mythos dreht sich wieder zum Champion. Er zeigt deutlich, dass er ihm nicht glaubt. Zeigt wie sicher er in seiner Antwort ist, sicherer als er tatsächlich ist. Es ist ein Spiel. Es ist alles ein Spiel.

Gabriel Lucifer: „Das ist es? Das soll ich dir abnehmen, Robert? Du kümmerst dich um Benedict, weil du Angst um ihn hast? Das ist bullshit und das weißt du. Beleidige mich nicht mit solch offensichtlichen Lügen!“

Der Mann ohne Grenzen geht auf Lucifer zu. Ein, zwei Schritte. Am Stuhl, auf den Benedict vorhin gesessen haben muss, bleibt er stehen. Er stützt sich an der Lehne ab. Blickt beiläufig auf den Tisch.

Robert Barker: „Ich wünschte, dass es wirklich eine Lüge wäre, Lucifer. Ich habe wirklich Besseres zu tun, als mir Sorgen um einen Teenager zu machen. Stevie van Crane steht heute auf meinem Kampfzettel, falls du es vergessen hast. Der Mann war eine Schande für diesen Titel, der mir mehr bedeutet als alles andere hier, mehr als die PCWA selber und es ist meine Pflicht dafür zu sorgen, dass er niemals wieder Hand daran legen kann. Und auch, wenn ich besser bin als Stevie, schon immer besser war und auch immer besser sein werde, so ist dieses Gespräch, dieser Stress, diese Sorgen genau die Art von Scheiße, die ich vermeiden muss, wenn ich mein Ziel erreichen will.“

Und dann liest er ganz nebenbei, was auf dem Ordner steht, der da auf dem Tisch liegt. Als hätte er einen kleinen Schock erhalten, lässt er den Stuhl los. Dreht sich um. Geht. Über die Schulter will er sich verabschieden.

Robert Barker: „Ich wollte mit Benedict reden. Benedict ist nicht hier. Also gibt es für mich auch keinen Grund mehr mich hier mit dir abzuquälen, um deine Machtfantasien zu befriedigen, Lucifer. Zeit Stevie van Crane für immer aus der Relevanz zu verbannen!“

Mit einem flachen Knall landet etwas auf dem Fußboden direkt hinter Robert. Er dreht sich um, schaut runter, liest. Als wenn er diese beiden Worte wirklich noch lesen müsste. Es ist der Ordner, der bis eben auf dem Tisch lag und dessen Titel Robert hat gehen lassen wollen. Vorne auf dem Ordner steht nämlich nur ein Name: Benedict White.

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Benedict schaut auf den Ordner, den Gabriel Lucifer soeben auf den Tisch vor ihn gelegt hat. Sein Name steht darauf. Seine trockene Kehle wird immer trockener. Wenn er jetzt etwas sagen würde, es käme nicht mehr als ein Krächzen heraus, doch wenn er den Kaffee anrühren würde, würde er sich übergeben müssen. Da ist er sich absolut sicher.

Gabriel Lucifer: „Das, mein lieber Benedict, ist deine Personalakte. Alles, was die PCWA von dir abgelegt hat. Und soll ich dir etwas verraten?“

Benedict will nicht, dass Gabriel Lucifer ihm etwas verrät. Er will nicht einmal mehr hier sein. Er will einfach nur weg hier. Raus. In den Fight Club. Zu Rafa. Zu Robert. Nach Hause. Irgendwohin, wo Gabriel Lucifer ihm nichts verraten könne. Aber er weiß, dass er das nicht kann. Er weiß es, also nickt er. Vielleicht hätte er doch trinken und sich übergeben sollen. Vielleicht wäre er dann schon erlöst.

Gabriel Lucifer: „Ich glaube, dass hier in diesen Akten eine ganze Menge ekelige Lügen stehen und weißt du auch warum? Seit ich in diesem Büro arbeite, hatte ich eine Menge Zeit mir die Personalakten unserer Kollegen anzugucken und sie alle haben etwas gemeinsam. Sie alle sind voll von Verzögerungen und Dokumenten, die eigentlich unnötig wären. Sie sind voller Übertreibungen und geschönter Daten. Dokumente wurden unvollständig eingereicht und später nachgetragen. Wir sind Wrestler, keine Bürokraten. Du würdest nicht glauben, wie viele dieser Möchtegernstars beinahe ihren Vertrag riskiert hätten, weil sie irgendwelche nebensächlichen Dokumente erst nach der zweiten Mahnung eingereicht haben… Aber weißt du, was ich dagegen in deiner Akte gefunden habe? Nichts! Sie ist absolut perfekt. Jedes Dokument ist zum ersten Termin in absolut vollständiger Fassung eingereicht. Nichts ist doppelt, nichts ist unnötig, nichts ist verknickt, nichts ist schmutzig, nichts fehlt, nichts erscheint dreckig. Es ist alles… perfekt.“

Benedicts Augen weiten sich. Er kann nicht anders. Emotionen kommen im Affekt. Wie soll man so etwas kontrollieren?

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Der Champion schaut noch einen Moment auf den Ordner, bevor er sich dem Mann zuwendet, der ihm die Dokumente gerade vor die Füße geworfen hat. In seinem Gesicht ist nichts, aber auch gar nichts zu lesen. Jahre der Manipulationen und Mindgames in der PCWA haben ihn darin geschult im entscheidenden Moment nichts zu zeigen.

Robert Barker: „Was soll ich damit?“

Gabriel Lucifer: „Wie wäre es, wenn du sie dir anschaust und mir sagst, warum darin steht, was darin steht.“

Robert schaut den Ordner nicht einmal an. Lucifer und sonst nichts befindet sich in seinem Fokus.

Robert Barker: „Und woher soll ich das wissen? Sieht nach einer Personalakte aus. Dafür sind Vorzimmerdamen wie du zuständig, nicht die Champions dieser Welt.“

Ein gezielter Nadelstich in das Ego des Mythos. Ein Versuch ihn zu erzürnen, Lucifers Ärger auf Robert zu steuern.

Gabriel Lucifer: „Fang nicht auf einmal an, mich zu unterschätzen, Robert. Das steht dir nicht. Ich habe deine Pläne schon einmal sabotiert, ich kann es jeder Zeit wieder tun.“

Der Undisputed Gerasy Champion baut sich zu voller Größe auf. Begegnet Lucifers Drohung mit all seiner Präsenz. In Gold gehüllte Gewalt in Menschenform.

Robert Barker: „Und ich habe dich schon einmal zum Krüppel gemacht, Lucifer. Und das kann ich jederzeit wieder tun!"

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Gabriel Lucifer: „Benedict White… ist ein interessanter Name.“

Die tellergroßen Augen des Briten drohen zu zersplittern wie ein fallengelassenes Teeservice.

Gabriel Lucifer: „Ich frage mich… wer bist du wirklich, Benedict? Wer bist du wirklich? Wer ist Benedict White? Wen versteckst du? WER BIST DU WIRKLICH? Wer versteckst sich hinter diesem Namen Benedict White? Wer bist du? WER BIST DU?“

Der Junge zittert und zittert und zittert. Aber er schweigt. Er schweigt und wird so lange schweigen bis Lucifer ihn vernichtet, oder ihn gehen lässt.

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Gabriel Lucifer: „Geh nur, Robert. Geh und verteidige deinen Titel. Ich werde dich beobachten. Dich und deinen Jungen. Ah, es ist irgendwie auch von Vorteil nicht mehr aktiv am Geschehen teilzunehmen. Man erhält soviel Luft für andere Dinge, die einem ungeahnte Erkenntnisse verschaffen.“

Robert Barker: „Beobachte so viel du willst, Lucifer, aber halt dich von uns fern."

Robert dreht sich um.

Robert Barker: „Und wage es nie wieder, eine meiner Titelverteidigungen zu stören.“

Er jagt aus dem Büro. Hämmert die Tür hinter sich ins Schloss, als wolle er sie für immer schließen. Das war ... nicht gut gelaufen. Lucifer ist ein Problem.
Gabriel macht sich derweil daran, die Akte aufzuheben. ‚Benedict White‘. Sie sieht perfekt aus. Aber das ist sie nicht. Kann sie nicht sein. Sollte sie nicht sein. Und er würde herausfinden, was damit nicht stimmt. Er kann es fühlen. Die Intrigen, die Lügen, sie erregen ihn. Die Worte, die scheinbar so makellos sind und doch nicht sein können, sind Pornographie für ihn.

 

Mike Garland: "Unser Undisputed Gerasy Champion ist not amused, dass Gabriel Lucifer hinter Benedict White herschnüffelt."

Vincent Craven: "Robert scheint das als Einmischung in seine Titelverteidigung zu sehen. Immerhin hat er besseres zu tun, als sich um White und Lucifer zu kümmern."

Mike Garland: "Irgendwas stimmt da mit White nicht, wenn Barker soviel Elan investiert, um Gabriel von weiteren Nachforschungen über Benedict White abzuhalten."

Vincent Craven: "Am Ende findet Barker dann klare Worte in Richtung unseres Ex-Principals..."

Über die Absperrung springt jemand und setzt sich völlig außer Atem neben Mike und Vincent.

"Puh, der Gabriel Security zu entkommen ist gar nicht so einfach. Die haben mich in irgendeinen Nebenraum bei Gabriels Büro gesperrt. Zum Glück kam Barker irgendwann. Da konnte ich fliehen."

Mike Garland: "Elroy, ähm, schön, dass du wieder da bist. Geht es deinem Magen besser?"

Elroy: "Magen? Mein Magen ist längst wieder okay. Die wollten mich zensieren, weil ich wohl etwas zu schlecht über Jona Vark und ihre Führungskompetenz gesprochen habe. Absoluter Skandal. Dass Gabriel so tief sinken kann, hätte ich nie gedacht."

Vincent Craven: "Vielleicht solltest du etwas vorsichtiger sein, denn Robert Barker hat das Büro von Lucifer wieder verlassen. Wohl nur eine Frage der Zeit, bis er und seine Security merken, dass du entwischt bist."

Elroy: "Ach was. Nochmal trauen die sich nicht, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Jetzt habe ich Öffentlichkeit hergestellt. Die Welt weiß, was mit mir passiert ist. Ich bin quasi der Snowden der PCWA!"

Mike Garland: "Ein bisschen Snowden hat Lucifer in der Szene gerade auch gespielt..."

Elroy: "... Nun mal keine Vergleiche zwischen Mir und ihm, auch wenn einige behaupten wir hätten den gleichen geistigen Vater..."

Vincent Craven: "... Wegen eurer Intelligenz?"

Elroy: "... Ähm, nein, damit ist eher gemeint, dass... Oh Godd... Nein... da ist dieser ekelhafte Brite auf dem Tron..." 



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