Scene

Id
2394  
Name
Das Ende der Eiszeit  
Summary
 
Position
6  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2015-08-07 20:04:12  
Edited At
2016-04-03 16:47:08  
Show
Vendetta 112  


Was mache ich hier?

Das erste Mal, als sich Kevin Sharpe diese Frage gestellt hatte, saß er um 3 a.m. angezogen auf seinem Bett, drückte der schlafenden Anna Richmond einen Kuss auf die Stirn, nahm die gepackte Sporttasche in die Hand und verschwand durch die Haustür. Das nächste Mal, als ihm diese Frage erneut in den Sinn kam, war, als er aus dem Taxi stieg und vor der Eingangshalle des Wichita Eisenhower National Airports stand. Dann, als er das Ticket in der Hand hielt. Und dann wieder, als das Flugzeug mit einem Heulen von der Rollbahn abhob. Seitdem wurde sie immer lauter und aufdringlicher, doch je öfter sich diese Frage ihren Weg in sein Bewusstsein zurückbahnte, desto vehementer redete er sich ein, wie wichtig es war, hierherzukommen, hier in einem kleinen Club mitten in Northhampton, umgeben von einer Meute betrunkener Engländer, um sich eine Wrestlingshow anzuschauen.

Dass er sich hier, mit heruntergezogener Kapuze und mit einem Bier an der Bar sitzend, befand, hatte er wohl dem Zufall zu verdanken, war es doch vor wenigen Tagen, als ihm ein digitaler Flyer für eben besagte Show in die Hände fiel, als er beim ziellosen Surfen durch das Internet versuchte, die Gedanken an das Match, das ihm bei Vendetta 112 bevorstand, zu verdrängen. Der Name, den er auf der Card jenes Flyers las, war der Samen einer Idee, die in den darauffolgenden Tagen zu einem immer prächtigeren Baum vor seinem inneren Auge heranwuchs. Gleichzeitig wusste Kevin, wie hanebüchen es war, eine solche Reise auf sich zu nehmen, um vor seinem Kampf den Kopf freizukriegen. Weder wusste er, was passieren würde, wie er auf ihn reagieren würde, noch ob es ihm in seinem Fall konkret etwas bringen würde. Und trotz allem, trotz eines vorprogrammierten Streits mit Anna und dem Wissen, für diese Sache weitere wichtige Trainingstage geopfert zu haben, blieb das Gefühl bestehen, den richtigen Schritt getan zu haben.

Mit dem Blick in Richtung des Squared Circle, wo sich gerade zwei Wrestler, von denen er noch nie etwas gehört hat, gegenseitig Hold for Hold auskontern, sitzt er an der Bar und nippt an seinem Bier, um mit einem angewiderten Gesichtsausdruck kurz darauf festzustellen, dass es schal geworden ist. Noch immer kein Zeichen von ihm. Er hatte es nicht rechtzeitig geschafft und den Beginn der Show versäumt. Fand sein Match womöglich wohl schon statt?

All diese Fragen lösen sich in dem Augenblick auf, als er zwischen all dem Lärm, den die um den Ring versammelte Crowd veranstaltet, eine vertraute Stimme ausmachen kann, die in ungläubiger Tonlage seinen Namen ausruft.

Sharpe: "Heute muss mein Glückstag sein, ich dachte schon, ich hätte dich verpasst... "

Neben ihm steht Ian Christopher Edwards. Ex-Mitglied von Kerry & Gaelic, Ex-Mitglied des kurzlebigen Celtic Clans, Ex-Freund von Anna. Und einer seiner größten Feinde in seiner Anfangszeit der PCWA. Und eben jener Ian Christopher Edwards steht nun vor ihm und glotzt ihn aus geweiteten, braunen Augen an, derweil Kevin Sharpe sich nicht anders zu helfen weiß, als ein unsicheres Lächeln aufzusetzen. Einer der unangenehmeren Momente in letzter Zeit für Kevin Sharpe, der die Kapuze seines Sweaters herunterzieht.

Der Waliser hat sich, verglichen mit jenem schicksalhaften Abend, optisch durchaus verändert. Die zu einer klassischen Mittelmanagement-Schmierlappenfrisur zurückgekämmten, dunkelbraunen Haare sind einem praktischen Kurzhaarschnitt gewichen, wogegen die kantigen Gesichtszüge von einem mehrtätigen Bart umrahmt sind. Auch der Businesslook scheint der Geschichte anzugehören, erinnert die schlichte Kombination aus ausgewaschenen Jeans, Sneakern und dem Merchandise-Shirt der ansässigen Promotion mehr denn je an den klassischen Indy-Wrestler-Stereotypen. Kevins erstaunter Blick, mit dem er sein Gegenüber mustert, fällt auch auf den linken Unterarm des Mannes aus Cardiff, um den sich die Tätowierung eines Rosenkranzes schlängelt. Für wenige Sekunden stehen beide wortlos da, während die Wrestlingfans im Hintergrund ihrem bierseligen Freudentaumel eine lautstarke Stimme verleihen.

ICE: "Was zur Hölle machst du hier?"

Abermals bilden die Lippen des Sickman ein Lächeln ab. Ein ehrliches, spöttisches.

Sharpe: "Um ehrlich zu sein, stelle ich mir diese Frage auch schon seit mehreren Stunden. Und tatsächlich... ich weiss es selbst noch nicht so genau... "

Der verwirrte Gesichtsausdruck des Walisers verdeutlicht ihm, dass er diese Anspielung nicht verstanden hat. Wie hätte er auch? Er weiss es doch selbst noch nicht zu hundert Prozent. Mit einer Geste bedeutet er den Mann, dem er bis auf die britische Insel gefolgt ist, auf den freien Barhocker, woraufhin dieser Platz nimmt und bei dem Barkeeper einen Scotch bestellt. Dann beginnt es. Das endlos anmutende, gegenseitige Anschweigen.

Das letzte Mal, als sie sich die beiden sahen, war bei Vendetta 97, eine Show nach dem letzten CORE, was Kevin in diesem Zusammenhang bezeichnend fand. Ihre kurze aber intensive Rivalität endete darin, dass er gegen Ian Christopher Edwards in einem No Holds Barred-Match antrat und ihm nach einem Maximum Violence durch einen Tisch zwei Nackenwirbel brach.

Sharpe: "Well... ähm... "

Er stockt, kratzt sich verlegen am Hinterkopf, während die Miene des Walisers zwischen Zweifel und Interesse taumelt.

Sharpe: "Vielleicht bist du das letzte fehlende Puzzleteil für meinen Seelenfrieden."

Ungläubig starrt der Waliser seinen Gegenüber an.

ICE: "Ich bin WAS?"

Der Scotch scheint im Moment der einzige Rettungsanker in diesem bizarren Gespräch zu sein. Gierig lässt ICE die Flüssigkeit seine Kehle hinunter laufen. Mit Schwung wird das Glas auf die Theke geknallt und der ehemalige PCWA-Wrestler wischt sich den Mund ab. Dann lehnt er sich an die Bar und fixiert Kevin Sharpe.

ICE: "Du magst einiges sein, Kevin, aber ich hatte in den letzten Monaten nicht den Eindruck gewonnen, dass du den Wahnsinn so sehr an dich herangelassen hast, um mir so eine fantastische Geschichten aufzutischen. Meiner Beobachtung nach, scheinst du eigentlich genau zu wissen, was du tust. Immerhin kümmerst du dich recht rührend um meine Ex-Freundin."

Verdammt. Das hatte er natürlich nicht bedacht. Die PCWA Shows waren frei im TV zu sehen. Dieses Gespräch durfte nicht so früh schon in die falsche Richtung abdriften. Er bestellt sich ein neues Bier und nimmt einen großen Schluck. Dann versucht er zu retten, was zu retten ist.

Sharpe: "Ich bin nicht wegen Anna hier, Ian. Und sie würde mich sicherlich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich jetzt in diesem Moment mit dir rede."

Entnervt schnaubend bestellt der Waliser ebenfalls einen neuen Whiskey und deutet dann mit einer kreisenden Handbewegung an, dass er fortfahren soll.

ICE: "Spuck's schon aus, alter Mann. Warum bist du hier?"

Mit jeder verstreichenden Sekunde scheint ihm die Situation mehr und mehr zu entgleiten. Er merkt es an dem Tonfall des Walisers. Kevin nippt erneut an seinem Bier, versucht das Gespräch zu entschleunigen. Dieses elende, schale Britenbier. Widerlich.

Sharpe: "Wie geht es dem Rücken?"

 

<>

MAXIMUM VIOLENCE!!!

FISHERMAN BUSTER DURCH DEN TISCH!

 

Krachen von Holz, die sich überschlagenden Schreie der Fans, zwei ineinander verschlungene Körper, ein einziges Chaos! Aus allen Teilen der Arena einträchtige "HOLY SHIT!" rufe. Das sah nicht gesund aus und auch wenn das kein Zereo Killer-Match ist, kann man diese Aktion ruhigen Gewissens in die Kategorie "Kranke Scheiße" einsortieren. Kevin Sharpe, neben Edwards liegend, schüttelt den Kopf, schüttelt die Holzsplitter von sich ab und erhebt sich aus den Trümmern. Seine Augen richten sich auf seinen Kontrahenten und dessen spastisch zitternden Körper. Er greift nach ihm, um ihn in den Ring zu zerren, doch hält inne... Irgendetwas... stimmt da nicht! Auch der misstrauisch zu ihnen schauende des Referees Charlie Swanson suggeriert das. Dieser steigt nun aus dem Ring, um sich die Sachlage aus der Nähe anzusetzen. Es scheint, als ob Edwards gar nicht mehr mit Zittern aufhört. Die weit aufgerissenen, glasigen Augen, die Schaumbläschen, die sein Speichel an seinen Mundwinkeln bilden, es ist ein beunruhigendes Bild. Der Unparteiische redet auf Edwards ein, fragt ihn, ob er noch da ist, bekommt aber keine Antwort.

Vincent Craven: "Da ist irgendwas passiert! Irgendwas ist da schiefgelaufen!"

Diese Vermutung wird sogleich zur Tatsache, denn Swanson kreuzt die Arme und formt das berüchtigte X.

<>

 

Unweigerlich fährt Ian, darauf angesprochen, über seinen Nacken, streicht mit seinen Fingerkuppen über die kleine Narbe, die von dem Eingriff übriggeblieben ist. Der Waliser legt seinen Kopf zur Seite, mustert Kevin Sharpe. Er macht nicht den Eindruck, als sei er hierhergekommen, um das Spiel zu spielen, welches man zwangsläufig erlernen musste, um in seiner alten Ligenheimat überleben zu können.

ICE: "Nun, ich würde sagen, die 10 Monate Klinikaufenthalt samt Rehamaßnahmen haben sich gelohnt und das sage ich dir ohne jeglichen Hohn. Ich hatte Glück, unglaubliches Glück und bin dankbar dafür, dass ich nicht in einem Rollstuhl geendet bin."

Sein Blick driftet ab, hin zu seinem linken Unterarm, auf dem sich der tätowierte Rosenkranz befindet.

ICE: "Während ich im Krankenbett vor mich hinvegitierte war die Hoffnung darauf, mich jemals wieder bewegen zu können, das einzige, was mir blieb. Die Chancen, eine solche Verletzung unbeschadet zu überstehen, sind nicht sonderlich hoch, aber irgendwie hat es geklappt. Irgendwie bin ich unter den Glücklichen gelandet und als ich nach der OP aufgewacht bin und begriffen habe, dass ich meine Glieder fühlen und bewegen konnte, konnte ich nicht anders, als zu weinen. Mir ist bewusst, wie kitschig das gerade für dich klingen muss, aber ich hatte am Abend, als es passierte einen Schutzengel an meiner Seite. Gott hat dafür gesorgt, dass ich heute hier sitzen und mich mit dir unterhalten kann."

Die Augen des Waliser treffen einmal mehr auf die des Angesprochen, formen einen ernsten Blick. Fast schon ehrfürchtig senkt der Mann aus Cardiff seine Stimme, sodass sie droht unter dem Raunen der englischen Wrestlingfans unterzugehen.

ICE: "Es war ein Zeichen, Kevin! Ein Wink mit dem himmlischen Zaunpfahl, wie sehr ich mich vom rechten Weg entfernt hatte. Und dank dieses Zeichens, ist es mir vergönnt, dass ich meinen Lebensunterhalt nach wie vor mit unserem Sport verdienen kann, wenn auch nicht mehr auf dem Niveau wie noch zu PCWA-Zeiten, aber es reicht, um über die Runden zu kommen."

Erneut nimmt Ian Christopher Edwards einen Schluck von seinem Scotch und mustert dabei die Reaktion von Kevin Sharpe. Dann erhebt er einmal mehr die Stimme.

ICE: "Also, was ist es nun, weshalb du extra ins Vereinigte Königreich gereist bist, um ausgerechnet mit mir zu sprechen?"

Kevin leert sein Bier mit einem Zug und stellt den Humpen auf der Theke ab. Dann rutscht er etwas näher an seinen Gegenüber heran.

Sharpe: "Es vergeht keine Woche, in der ich nicht an diesen verhängnisvollen Abend vor knapp zwei Jahren denke. Das, was ich Grizz angetan habe... die daraus folgenden Konsequenzen sind dir sicherlich bekannt. Und wozu es geführt hat. Aber das ist etwas anderes gewesen.  Dies war beinahe vorbestimmt, um zu passieren. Somit fühle ich mich deswegen nicht... nicht MEHR schuldig. Bei ihm und mir hat unterschwellig schon die Missgunst geschwelt, die es bei dir einfach nicht gab. Ich war neu in der Liga und wollte mich beweisen. Ich habe mich dir aufgedrängt, dich bis zum Äußersten gereizt. Nur um darauf zu warten, bis du explodierst und mich im Ring forderst."

Er fingert eine Schachtel Kippen aus der Tasche und zündet sich einen Glimmstengel an. Die angebotene Packung lehnt Ian Christopher Edwards ab, und Sharpe verstaut die Lungentorpedos wieder in seiner Tasche. Drei Züge später fährt er fort, während der Waliser wie gebannt an seinen Lippen klebt.

Sharpe: "Ich habe sogar ein Versprechen gegeben, dich nicht zu verletzen... welches ich nicht eingehalten habe. Du warst ein Unschuldiger, der meinem Drang, wieder ins Spotlight zu rücken, zum Opfer gefallen ist. Ein Mann mit einer aufstrebenden Karriere, im Sommer seiner körperlichen Fitness. ICH habe diese Karriere zerstört. Und deshalb bin ich hier... "

Er drückt die Kippe im Aschenbecher aus. Er weiss nun genau, was er hier tut und wieso er ausgerechnet diesen Mann treffen wollte. Eines der letzten Puzzleteile, um befreit in das Match bei der kommenden Vendetta zu gehen.

Sharpe: "Ich bin hier, um Vergebung von dir zu erbitten."

Der Effekt ist faszinierend. Es ist, als würde eine Last von ihm abfallen, die er unterbewusst schon seit langer Zeit mit sich herum schleppt. Er hatte das, was er Ian Christopher Edwards angetan hatte, nie wirklich ganz ad acta legen können. Die nächsten Minuten schweigen sich die beide Männer nur an. In Sharpe keimen Zweifel auf... was, wenn Edwards seine Bitte nach Absolution ablehnt? Wäre dann nicht der gegenteilige Effekt erwirkt? Er versucht, im Gesicht des Walisers irgendeine Reaktion zu erkennen, doch ICE starrt wie abwesend durch ihn hindurch. Kevin seufzt und will sich von seinem Stuhl erheben.

Sharpe: "Das war vielleicht doch keine gute... "

Urplötzlich streckt Edwards die Hand aus und drückt Kevin sanft, aber bestimmt in den Stuhl zurück. Er hebt zwei Finger in Richtung des Barmanns, der sogleich zwei frische Gläser Scotch vor beiden abstellt. Der Waliser nimmt das eine Glas und nickt knapp in Richtung des anderen. Kevin's Hand schliesst sich um das Gefäß, aber er hebt es nicht an... zu offensichtlich wäre sein leichtes, aufgeregtes Zittern. Dann formen die Lippen des Walisers endlich die erlösende Antwort.

ICE: "Nein."

Mit einem Mal fühlt es sich so an, als würde er in ein tiefes Loch fallen. Aber dem Gesichtsausdruck seines Gegenübers entnimmt er, dass das noch nicht alles zu dem angesprochenen Thema gewesen ist.

ICE: "Ich werde es dir nicht vergeben, weil ich es nicht kann, Kevin. Weil es nichts gibt, das ich dir vergeben müsste."

Kevin Sharpe schaut ihn perplex an. Was soll das jetzt? Warum nicht?

ICE: "Hör mir zu, ich habe nie eine Entschuldigung von dir erwartet. Das habe ich nicht getan, als ich mit einer Halskrause im Krankenbett erwacht bin und auch nicht, als Anna sich verständlicherweise in deine tröstenden Arme geflüchtet hat. Ich werde es auch jetzt nicht tun, weil eine der unabdingbaren Wahrheiten in unserem Geschäft ist, dass Verletzungen eng verflochten mit diesem Tribut fordernden Sport sind, ob man es will oder nicht. Ich wurde gewarnt, als ich in Cardiff das erste Mal einen Fuß in eine Wrestlingschule setzte und ich bin mir sicher, dass auch du gewarnt wurdest, als du mit dem Training begonnen hast. Wir betreten einen jeden Ring mit diesem Wissen im Hinterkopf und sind uns dieses Risikos bewusst. Was geschehen ist, ist also geschehen und das können weder ich, noch Grizz L33 dir vorhalten."

ICE nimmt einen Schluck aus dem neuen Glas, lässt einen Moment das Brennen in seiner Kehle abklingen und fährt dann fort.

ICE: "Ich kann verstehen, dass du möglichst ohne seelischen Ballast in dein kommendes Match gehen willst. Es geht um alles für dich, mehr denn je. Aber das hier zwischen uns, ist nichts, worüber du dich sorgen solltest. Es gibt wahrlich wichtigere Dinge, um die du dich kümmern musst, wenn du wieder in Berlin bist."

Die Kellerbrut. Es bleibt unausgesprochen, aber beide wissen, was gemeint, war es doch schon als sie noch Feinde waren, ein Gesprächsthema in der PCWA.

ICE: "Was dein Verhältnis zu Grizz L33 angeht, glaube mir, dass sich von hier..."

Mit dem Zeigefinger deutet er auf einen der Fernseher, die eine sich immer wiederholende Animation der ortsangsässigen Promotion abspielt.

ICE: "...außerhalb des berüchtigten Haifischbeckens andere Blickwinkel auftun. Mit dem nötigen Abstand betrachtet hat sich nämlich nicht viel verändert. Vielleicht hat dich die langjährige Freundschaft zu Grizz blind werden lassen, aber aus der Perspektive eines Außenstehenden war er – pardon my French – schon immer ein Arschloch, auch als ihr Seite an Seite standet und in der PCWA die ersten wart, die sich Elevens Pest aus dem Keller entgegengestellt haben. Das einzige, was sich verändert hat, ist, dass seine alten Feinde ausgedient haben und er sich neue gesucht hat. Und weil du ihm am nächsten warst, hat es dich dabei leider zuerst getroffen. L33 weiß, dass es für dich persönlich ist, weil du der warst, der von ihm den Dolch in den Rücken gejagt bekommen hat, weil er bereit war, eure Freundschaft ohne mit der Wimper für einen Titelgürtel einzutauschen. Ihm bedeutet sie nichts. Aber er weiß, dass sie dir etwas bedeutet hat und aus diesem Wissen zehrt er Macht, die du ihm zugestehst, so wie du sie mir in dieser Spanne bis zum jetzigen Zeitpunkt zugestanden hast. Wenn du allerdings willst, dass er diese Macht nicht mehr über dich ausüben kann, dann musst du bereit sein, die Vergangenheit loszulassen. Lass ihn nicht dieses Spiel mit dir treiben. Verbanne ihn aus deinem Kopf."

Ein weiterer Schluck, der das Glas leert, welches im Anschluss auf den Bartresen gedonnert wird.

ICE: "Ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, wie vermessen es sein muss, als Beobachter über das, was zwischen euch war, zu urteilen, aber es sind Beobachtungen, die wahrscheinlich nur mit der nötigen Distanz zum Sujet möglich sind. Vielleicht kannst du daraus aber trotzdem etwas für dich mitnehmen. Ansonsten würde dieser Trip sich wohl noch weniger lohnen, als er es ohnehin schon tut, denkst du nicht auch?"

Kevin leert sein Glas Scotch in einem Zug und erhebt sich. Dann legt er Ian Christopher Edwards die Hand auf die Schulter.

Sharpe: "Du ahnst gar nicht, wie sehr sich diese Reise gelohnt hat. Ich danke dir!"

Der Waliser erhebt sich ebenfalls und beide Männer schütteln sich die Hände. Daraufhin nestelt Sharpe einen zusammenknüllten Geldschein aus seiner Hosentasche und legt diesen auf den Tresen. Dann wirft er sich die Kapuze über und dreht sich in Richtung des Ausgangs. Doch bevor er los geht, dreht er sich noch einmal um.

Sharpe: "Wenn dir das britische Dreckswetter mal zum Hals raushängen sollte... besuch mich mal auf meiner Farm."

Der Mann aus Cardiff schaut ihn ob dieser Einladung für die Dauer eines Lidschlag verdutzt an, nimmt dann aber sein leeres Glas in die Hand und prostet ihm zu.

ICE: "Will do, old man."

Sharpe lächelt nickend, dann dreht er sich um und bahnt sich seinen Weg durch die lärmende Menge.

"Vielleicht kannst du daraus etwas für dich mitnehmen."

Ohja... das hat er.



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