Scene

Id
2332  
Name
Was kann ich für Sie tun, Miss Vark?  
Summary
 
Position
38  
Scenetype
Live  
Created At
2015-06-20 12:08:56  
Edited At
2015-06-22 06:23:18  
Show
Vendetta 110  


Als sie genervt das Vorzimmer ihres Büros betritt, befindet sich bereits jemand drinnen. Er sitzt auf dem ehemaligen Bürostuhl der entlassenen Madeleine Grimm.

"Miss Vark, schön Sie zu sehen. Ich sitze nun schon eine ganze Weile hier und freue mich, dass sie meinen Rat befolgt haben, und endlich die Atmosphäre dieser wundervollen Wrestlingshow aufsaugen, anstatt immer nur hier im sicherlich hübschen, aber staubtrockenen Büro zu sitzen."

Nach den Geschehnissen rund um Kriss Dalmi und Mad Dog vorhin sowie ihrer - vor den Augen der Öffentlichkeit geheim gehaltenen - Séance im Raum der Tausend Augen bei Clawrik Uriel Amon, hat sie gerade jetzt überhaupt keine Lust auf die zähen Vertragsverhandlungen über den Verbleib ihres Gesprächspartners. 

Jona Vark: "Bitte, Mister Lucifer. Nicht jetzt. Wir haben mehrere Wochen erfolglos über eine künftige Rolle für Sie gesprochen. Sie wissen, wie sehr die PCWA an einem Verbleib Ihrerseits interessiert ist. Wir werden nach wie vor mit Anfragen bombardiert, was nun mit Ihrer Zukunft ist. Aber mir fehlt mittlerweile die Fantasie, wo wir Sie einsetzen könnten. Kommentator? Road Agent? Sicherheitschef? Interviewer? Pressesprecher? Repräsentant? Alles, was ich Ihnen vorgeschlagen habe, gefällt Ihnen anscheinend nicht. Ich habe zumindest keine Antworten auf meine Angebote bekommen."

Erschöpft von der heutigen Vendetta trabt die Geschäftsführerin durch die offene Tür in ihr Büro und lässt sich auf ihren Chefsessel fallen. Gabriel schaut ihr undefinierbar hinterher und erhebt sich von dem einfachen Bürostuhl, auf dem bis vor kurzem noch Madeleine Grimm gesessen hat. Er stellt sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen und schaut nachdenklich zur Geschäftsführerin.

Gabriel Lucifer: "Harter Tag, was? Einer von vielen in der PCWA."

Die geschäftstüchtige junge Frau antwortet nicht. Sie ist in Gedanken versunken. Und diese Gedanken schweben um den Raum der tausend Augen. Sie drehen sich um das vierte Schloss. Lucifer hingegen schreitet vom Vorzimmer ins Chef-Büro hinein.

Gabriel Lucifer: "Ich kenne solche Tage, jeden Tag der PCWA. Sie müssen das ertragen können. Immer und immer wieder. Wissen Sie, diese Liga verspeist ihre Kinder bei lebendigem Leibe. Oh, so viele wurden bereits von ihr gefressen und alle kannte ich sie persönlich. Jeden Tag noch, höre ich ihre Schreie. Aber ich ertrage es. Mehr noch. Mir gefällt diese Qual, die Verantwortung dafür, jeden Tag, seit Tag Eins."

Während er in einen seiner legendären Monologe zu verfallen scheint, schenkt er ein Glas Wasser ein und stellt es Jona Vark auf ihren Schreibtisch.

Gabriel Lucifer: "Sie sollten etwas trinken, Miss Vark. Es nützt nur den Falschen, wenn sie an einem dieser Tage vor Stress dehydrieren. Und verstehen Sie meine Aussagen bitte nicht falsch. Ich traue Ihnen diese Verantwortung zu, das Leid der anderen zu ertragen. Sie sind nämlich Jona Vark, die Geschäftsführerin der PCWA. Zu ertragen, das ist ihr Job. Ja, Miss Vark, ich finde sogar, Sie machen ihren Job ganz hervorragend. Nur ist das, was Sie hier tun, nicht allein ein Job. Schauen Sie, als Sie mich nach meiner finalen Niederlage beim Imperial Impact backstage begrüßt haben, da sah ich in ihren leuchtenden Augen das erste Mal so etwas wie Leidenschaft. Diese Leidenschaft ist es, die Sie in der PCWA nicht nur überleben, sondern auch gestalten lässt. Gestalten, nicht verwalten, heißt die Zauberformel."

Sie blickt zu ihm auf, schaut aber mehr durch ihn hindurch, als ihn an. Ihre Augen betrachten den leeren Vorraum mit dem verwaisten Schreibtisch.

Gabriel Lucifer: "Sehen Sie, ich bin in dieser Liga seit dem ersten Tage. Zwar haben sich die Menschen geändert, jedoch nicht das Grundsätzliche. Es ging und es geht in der PCWA immer um Vorherrschaft, sportlich wie politisch. Einige beherrschen das eine Spiel besser, einige das andere. Viele behaupten ich wäre ein besserer Politiker als ein Wrestler. Aber noch nie hat einer meiner Pläne perfekt funktioniert, was wiederum nicht gerade für meinen sportlichen Wert spricht. Erst recht nicht nach dem Debakel beim Imperial Impact. Wie man es aber auch betrachten mag, ich bin zumindest jemand, der beide Spiele – mal mehr, mal weniger erfolgreich – gespielt hat."

Etwas angesäuert, beinahe enttäuscht, schüttelt sie den Kopf.

Jona Vark: "Was wollen Sie mir damit sagen, Mister Lucifer? Dass ich das Spiel nicht verstehe, nicht beherrsche... oder gar, dass ich es gar nicht spiele? Ich kenne die Vergangenheit dieser Liga mittlerweile sehr gut. Wie denn auch nicht, so oft sie wiedergekäut wird. All diese politischen Kräfte, die Sie meinen: Manuel Kaiser, Scheich Aliera, Bracchus, Jason Myers, Mahmoud Omar Medouni, Noah O’Wellhubly, Person B… ja, Sie selbst, Mister Lucifer... oder meine eigene Wenigkeit? Beziehungsweise nehmen wir dazu auch noch die sportlichen Könige: Ortega, Keevan, Bracchus, Smith, Rage, Schmidtke, Heritage, Barker, Mad Dog, Brunswick oder zuletzt Stevie van Crane? Was haben Sie alle gemein?" 

Fragend steht der Mythos vor ihr, zuckt mit den Schultern. Er überlegt kurz, dann antwortet er mit abfälliger Miene.

Gabriel Lucifer: "Wie meine Nemesis Barqas es 'an einem Tag wie jedem anderen' mal sinngemäß formulierte: Aus der Sicht der aktuell Herrschenden sind dies nur Ameisen am Wegesrand der Geschichte."

Wieder schüttelt sie den Kopf. Dieses Mal sogar vehement.

Jona Vark: "Mister Lucifer, ich habe Sie und Mich, sowie den amtierenden Undisputed Gerasy Champion Robert Barker, nicht umsonst in der Aufzählung erwähnt. Wir sind nichts anderes als Speichen eines Rads. Mal ist diese Speiche oben, mal jene, das Rad dreht sich weiter und weiter und zerdrückt die am Boden. Diese von Ihnen als Ameisen am Wegesrand titulierten Ameisen. Mir ist mittlerweile wohl bekannt wie dieses Spiel funktioniert, Mister Lucifer. Es erscheint mir allerdings nicht sehr zukunftsträchtig - weder für Mich persönlich, noch für das Geschäft."

Der Mythos lächelt beeindruckt, während die blonde Dame ihn sehr ernst anblickt.

Gabriel Lucifer: "Es ist ein schöner Traum, das Rad anzuhalten und für immer oben zu bleiben. Doch Sie sind nicht die erste Person, die diesen Traum gehabt hat."

Jona Vark: "Wer sagt, dass ich das Rad stoppen will? Ich werde es zertrümmern, damit es nie wieder zu drehen beginnt."

Seine Augen fokussieren begeistert die ihren. Er öffnet seinen Mund, befeuchtet die spröden Lippen mit Spucke. Aus seiner Kehle dringt ein Juchzen. 

Gabriel Lucifer: "Und ich dachte schon, ich sei wie ein Gespenst dazu verdammt, mich bis in alle Ewigkeit im Kreis zu drehen und zu wiederholen."

Die gleich doppelte Ironie der Aussage Gabriels ist Jona natürlich nicht entgangen.

Jona Vark: "Nun, der Tod steht Ihnen durchaus gut. Aber es ist nie zu spät, Mister Lucifer. Lassen Sie sich einfach mal neue Geschichten einfallen."

Gabriel Lucifer: "Das kann ich nicht mehr. Sogar meine Fantasie ist inzwischen vor mir geflüchtet. Vermutlich habe ich mir schon zu allem was ausgedacht. Dennoch, das Rampenlicht hat immer noch nicht seinen zweifelhaften Reiz verloren. Und unsere kleine Welt ist im Kern ja auch ziemlich simpel gestrickt. Wir überhöhen sie gerne rhetorisch etwas, verkomplizieren das ganze. Doch, was wenn all die Effekthascherei nicht wäre? Was, wenn dieser theatralische Nebel, der uns stets umhüllt, sich verziehen würde? Nun, dann bleibt nur noch der Kampf. Eins gegen Eins. Seit Tag Eins!"

Eins gegen Eins. Seit Tag Eins. Der Ursprung! Ihre Gedanken kreisen erneut um die Rätsel des Clawrik Uriel Amon, dem Mann, welchen Gabriel Lucifer einst von einer Klippe in den vermeintlichen Tod stieß.

Jona Vark: "Der anstehende CORE und das Quest 4 the Best Turnier stehen exakt für diesen Ursprung des Wrestling! Es geht nur um den Kampf, den Kern dieses Business. Welch gnadenloser Zufall, Mister Lucifer."

Ein Schmunzeln macht sich auf seinen Lippen breit. Auch er hört die Ironie selbstverständlich aus jedem Ton heraus. Vor ihm sitzt längst nicht mehr die blonde junge Frau, für die er zu Beginn ihres Engagements nur höhnische Verachtung übrig hatte.

Gabriel Lucifer: "An Zufälle habe ich noch nie geglaubt. Und Sie tun das natürlich ebenfalls nicht. Aber diesen Kampf, um den es geht, Miss Vark, müssen Sie erstmal gewinnen. Ja, um diesen einen zu gewinnen, müssen sie zuvor unendlich viele bestreiten. Sie kämpfen nämlich gegen Alle, ob Sie das wollen oder nicht. Ein Robert Barker, ein Eleven, ein Azrael Rage, ein Kriss Dalmi, ein Grizz Lee, ja, selbst Rookies wie Hannibal Cain oder Benedict White. Sogar die angeblichen Guten wie Kevin Sharpe, Chris McFly jr., Robert Breads oder ein Mad Dog. All diese Individuen bekämpfen Sie. Sie werden bekämpft, Miss Vark, weil Sie nie zu diesen Ameisen gehört haben. Sie, Miss Vark, waren nie am Boden. Deshalb respektiert sie keine dieser Maden. Stattdessen versucht jeder das Rad in seine Richtung zu bewegen, um nach oben zu gelangen. Jeden verdammten Tag. Und Sie sind allein, ganz allein, so sehr allein. Nur kämpft hier mittlerweile außer Ihnen selbst keiner mehr allein. Die anderen haben Verbündete, bilden regelrechte Ameisenschwärme. Jeder hat irgendwen. Eine Zusammenrottung findet statt: Erik Moranes und sein DEAL, Eleven und sein Keller, Rage… und Cain… und ihre… nun… Talente… dazu jetzt auch noch ausgerechnet Mad Dog... oder Kevin Sharpe und seine überbewerteten ‚Freunde‘… Nur Sie, Miss Vark… Sie sind allein, ganz allein… so allein... hier in Ihrem schicken Büro… ALLEIN…"

Sie erhebt sich, ihre Hände berühren mit festem Druck den Tisch. Der Blick ist auf Lucifer gerichtet, welcher mit einem milden Lächeln vor ihr steht.

Jona Vark: "…So wie Sie, Mister Lucifer?"

Er säuselt die Worte geradezu heraus.

Gabriel Lucifer: "Ja, so wie ich."

Sie beginnt ungewohnt übertrieben zu lachen. Nickend und mit einem undefinierbaren Grinsen im faltigen Gesicht wendet er sich von ihr ab. 

Gabriel Lucifer: "Danke!"

Überrascht starrt sie hinter ihm her.

Jona Vark: "Wofür?“

Er schlendert genüsslich gen Ausgang zum Vorzimmer, reagiert nicht auf die Frage.

Gabriel Lucifer: "Warum haben Sie mir all die Angebote gemacht in den letzten Wochen?"

Irritiert lässt sie sich auf den Chefsessel fallen. Bevor Sie sich dazu äußern kann, spricht der Mythos bereits energisch weiter, ohne Jona Vark dabei auch nur eines Blickes zu würdigen. Er steht, den Rücken zu ihr gewandt, im Türrahmen.

Gabriel Lucifer: "Sie sind Jona Vark. Die Geschäftsführerin der PCWA. Diese Liga gehört Ihrer Familie und Sie repräsentieren die Eigentümer. Damit gehöre Ich Ihnen, denn ich bin Teil des Inventars. Für mich gibt es keine andere Welt da draußen. Als Vark Enterprises die PCWA übernommen hat, ging auch Gabriel Lucifer in ihren Besitz über. Gabriel Lucifer ist der oberste Diener der PCWA. Sicherlich, er dient auf seine eigene Art und Weise. Aber er dient. Bedingungslos, seit Tag Eins. Und wie ich einst als Principal Bracchus' Vater diente, wie ich als Aushängeschild Kerry & Gaelic diente, wie ich in Abwesenheiten von Autoritäten im Sinne der PCWA als ihr ureigener Mythos diente, diene ich nun Ihnen, Miss Vark... und zwar seit ihrem ersten Tag in dieser Liga. Sie haben es nur nicht wahr haben wollen. Dabei habe ich geradezu darum gebettelt, Ihnen dienen zu dürfen: Meine Besuche bei Ihnen in Ihrem schicken Büro. Eri Osada, die ich zu Ihnen führte, damit Azrael Ihnen nichts antat. Als ich mich Eleven stellte. Die Briefe an Sie. Hannibal Cain, mein einstiger Protegé, und die Vark V.I.P. Experience. Nichts ließ ich unversucht, mich anzubiedern. Doch erst mein Karriereende brachte mir Ihre ganze Aufmerksamkeit..."

Er hat das Büro von Jona Vark verlassen. Seine Finger berühren den kargen Schreibtisch im Vorzimmer, dann nimmt er auf dem verwaisten Bürostuhl Platz. Durch die offene Tür beobachtet die Geschäftsführerin das Treiben.

Gabriel Lucifer: "... Also, was kann ich für Sie tun?"

Sie schmunzelt überrascht.

Jona Vark: "Wie wäre es zum Anfang mit einem Kaffee."

Der Mythos nickt wohlwollend und macht sich mit Schaffenskraft an die erste Aufgabe seiner neuen Tätigkeit.

Jona Vark: "Und damit das gleich klar ist. Sie tragen bei der Arbeit keinen Bademantel."  

Ein Nicken. Dann setzt er dieses unnachahmliche Lächeln auf.

Gabriel Lucifer: "Ganz wie Sie wünschen, Miss Vark!"

 



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