Jona Vark sitzt in ihrem Büro. Ganz alleine und untypisch mit den Beinen auf der dunklen, fein gemaserten Tischplatte. Definitiv ein schöner Ort, wenn nur die ganzen Dokumente nicht wären. Und der ganze Stress.

Die Geschäftsführerin der PCWA hat im Moment alle Hände voll zu tun, der zehnte Imperial Impact steht an, der interaktivste Event im Wrestling. Die Server müssen stehen, die Fans involviert und animiert werden. Und die Wrestler müssen ihr absolut Bestes geben, denn alle Augen werden erneut auf den Phoenix gerichtet sein. Jeder Athlet wird an diesem Tag dafür kämpfen, seine persönlichen Ziele zu erreichen. Vom Titel bis zum Achtungserfolg. Vom Singles Match bis zum 6-Man Tag Team Match. Vom Dach der Arenen bis zum Keller.

Elf.

Elfen.

Die Finger der rechten Hand umspielen das schwarze, matte, knapp 11 Zentimeter lange Objekt mit dem silbernen Ring und dem Plastikknopf in der Mitte. Dann setzt sich Jona Vark auf, öffnet eine Schublade in ihrem Schreibtisch, kramt ein kleines Etui hervor und öffnet den Reißverschluss. Kleine Fläschchen aus Glas gefüllt mit durchsichtiger Flüssigkeit und verschiedenen, bunten Früchten darauf. Ein weiteres kleines Fläschchen aus Plastik, leer, mit spitzer Nadel auf dem Deckel. Miss Vark öffnet eines der Glasflächchen, auf welchem eine Kirsche abgebildet ist, öffnet den spitzen Deckel des Plastikbehälters und lässt mehrere Tropfen der Flüssigkeit in das Plastik laufen. Dann nimmt sie ein weiteres Objekt aus Plastik aus dem Etui und spritzt die Flüssigkeit in eine kleine Öffnung. Dieses knapp zwei Zentimeter lange Objekt steckt sie dann auf das lange, schwarze Objekt und voilá - die eGo-T ist fertig.

Jona Vark starrt den elektronischen Verdampfer an, die E-Zigarette. Drückt dann den Knopf in der Mitte, der sofort hell und weiß leuchtet. Das Mundstück aus Plastik nimmt sie zwischen die Lippen, zieht daran und atmet kräftig durch, wobei dichter Rauch mit Kirschgeschmack und -geruch sich ausbreitet und sofort auflöst.

Irgendwie doch nicht wie eine Zigarette. Wieso raucht man sowas? Unzufrieden legt sie die E-Zigarette weg und steht dann von ihrem Schreibtischstuhl auf. 

Elf.

Elfen.

Sie läuft durch ihr Büro und bleibt vor einem Spiegel stehen. Makelloses Gesicht, obwohl es durch den ganzen Stress gezeichnet sein sollte. Kein Wunder, dass es Stimmen gibt die Fragen stellen. Fragen, ob Jona Vark dieser Aufgabe gewachsen ist. Ob Jona Vark Gefahr nicht einmal erkennt, wenn sie ihr ins Gesicht lacht. Ober ob Jona Vark ein eiskaltes Biest ist, welches Finanzen vor Wohlergehen stellt. So wie jeder. Andere. Vor. Ihr.

Nun verlässt sie ihr Büro und tritt ins leere Vorzimmer. Sie blickt auf den Schreibtisch ihrer Sekretärin, die sich derzeitig nicht an diesem Ort aufhält. Dann verlässt sie das Vorzimmer wortlos und läuft den Gang entlang zu einem Aufzug. Sie wartet, wünscht sich eine richtige Zigarette in ihrer rechten Hand. Ein elektronisches Klingen, dann öffnet sich die schwere Tür aus Metall und die Geschäftsführerin verschwindet in einer ca. zwei Quadratmeter großen Kabine. Sie drückt eine Taste und fährt mit dem Fahrstuhl in das oberste Stockwerk des PCWA Domes. 

Eine leere Hülle mit einem Ring in der Mitte. Schwarz wie die Nacht, weil das Leben heute an einem anderen Ort stattfindet. Nebenan. Im PCWA Theater. Just in diesem Augenblick.

Ganz oben angekommen steigt Jona Vark aus und blickt nach links und rechts einen schier endlosen Gang entlang. Zielstrebig, weil sie ganz genau weiß, wo sie hin muss. Einmal um die Ecke. Die dritte Tür auf der rechten Seite. Minimale Details, an die man sich nicht erinnern muss. Aber sie tut es, weil sie diesen Weg nicht das erste Mal beschreitet. Und dann steht sie vor einer massiven Tür mit vier Schlössern. Sie braucht nicht nach einem Schlüssel kramen, denn nach und nach heben die Schlösser mit einer Mischung aus einem elektrischen Surren und einem mechanischem Klicken nach.

Die Tür zum Raum der tausend Augen steht für Jona Vark offen. Willkommen zurück.