Scene

Id
2114  
Name
Scourge The Earth, Paint The Sky  
Summary
 
Position
32  
Scenetype
Live  
Created At
2015-02-09 23:15:54  
Edited At
2015-03-08 13:19:07  
Show
Vendetta 108  


 

Als ihn unten in der Arena jemand darauf aufmerksam machte, mochte es Stevie Van Crane kaum glauben. Bis ihm jemand eine Handyaufnahme zeigte und gleichzeitig darauf verwies, dass sich selbst inmitten der Vendetta Show Menschen draussen vor der Arena versammelt hatten und hinauf in den Nachthimmel starrten. Und zwar aus einem bestimmten Grund.

Stevie Van Crane war kurz in seiner Kabine gewesen, hatte sich seine schwarze Lederjacke geholt und vergeblich nach Michael Thera gesucht. Wahrscheinlich war die Purity Machine immer noch unterwegs, um für seine ganz persönliche Einbindung ins Tagesgeschäft der PCWA zu werben. Stevie war vorsichtig genug, um Diego’s Nummer zu wählen und sich den Gerasy Title um die Hüften zu schnallen, bevor er aufbrach. Sicher ist sicher, grad im Falle von Leuten wie Robert Barker. Und während er hinauf zum Dach unterwegs war, um sich die kranke Botschaft aus der Nähe anzusehen, sind ihm tausend Gedanken durch den Kopf geschossen.

Musste er es wieder haben? Hatte er nicht genug Zeit mit der Pest verbracht, dass es für den Rest seines Lebens in diesem Business reichte? Einst war er den selben Dämonen verfallen wie heute andere. Und obgleich ihm die Anziehungskraft des Rattenfängers aus dem Keller bekannt war, so wuchs in ihm mit jedem Schritt die Wut auf Grizz Lee und Kriss Dalmi.

Sie waren verloren. Sie wussten es nur noch nicht.

Momente später ist auch Diego Alejandro Sanchez zu ihm gestossen. Nach seinem Treffen mit den High-Five-Affen, dem Disput mit Benedict White und seinem Match sieht er zwar etwas erschöpft aus, doch er ist glücklich. Nicht nur wegen dem Match, sondern weil er sich endlich wieder lebendig fühlt innerhalb der PCWA. Stevie Van Crane und er hatten ein paar Worte gewechselt und jetzt ist der amtierende Undisputed Gerasy Champion froh, dass der Mexikaner an seiner Seite ist, als er die metallische Tür zum Dachbereich der Arena aufstösst.

SVC: „Was zur Hölle..“

Nichts ist in diesem Augenblick treffender als diese drei Worte. Denn vor Stevie Van Crane und Diego Alejandro Sanchez tut sich ein Anblick auf, den man so in der Geschichte der Liga wohl noch nie zuvor gesehen hat.

Es ist leibhaftig genau das, was Stevie Van Crane zuvor schon auf den Handydisplays gesehen hatte. Im finsteren Nachthimmel wabert zwischen schwärzesten Wolken das dort gleissend hell angestrahlte Symbol der Nicotine & Bacteria – und direkt darunter seine Initialien. SVC. Doch dieses batmangleiche Leuchtbild im Nachthimmel über Berlin ist beileibe nicht die alleinige Lichtquelle auf dem Dach.

Fassungslos stehen Stevie Van Crane und Diego Alejandro Sanchez vor einem wahren Inferno. Überall auf dem Dach sind bengalische Feuer plaziert, soweit man schauen kann. Die Fackeln brennen in feurigem Rot, ihr Rauch wird vom Nachtwind weggetragen, doch die Glut der roten Fackeln taucht das gesamte Dach in eine Bühne aus scharlachrotem Leuchtfeuer. Es sieht aus, als würde das Dach in Flammen stehen – und der Himmel darüber würde Feuer fangen.

Sanchéz: "Dios mio. Was zum Teufel ist nur mit der PCWA passiert?"

Stevie Van Crane zwingt sich ein gequältes Lächeln ab, während er sich umschaut und den ersten Eindruck sinken lässt.

SVC: „Du hast die Frage bereits beantwortet, mein Freund.“

Im selben Moment sieht er vor sich eine Gestalt in dem Inferno aus bengalischem Feuer und dem daraus resultierenden Nebel. Deutlich zu erkennende Umrisse inmitten des Qualms und der wabernden Lichter, die selbst den Nachthimmel einfärben.
Nicht irgendeine Gestalt. Jemand sitzt dort, als hätte ihn all das Feuer und der Nebel geboren.

Stevie Van Crane weiss, dass er nicht umkehren kann.
Er richtet den Blick nach vorne auf die Gestalt, doch seine Stimme gilt dem Mann neben ihm.


SVC: „Ist es das, Diego? Ist das der Fluch des Gerasy Titles? Barker versucht Mad Dog zu erledigen und schwingt den Stuhl, als müsste er den Night Fighter einen Kopf kürzer machen. Und ich kann nicht stehenbleiben. Thera ist den ganzen Abend über weg – und keine Ahnung was mit ihm passiert ist. Als Highlight schickt sich ein Nobody an, meinen gesamten Ruf mit einem Blitzsieg beim PPV über mich ins Nirvana zu schicken. Und was mich am meisten ärgert.. ich weiss selbst ganz GENAU, dass Hannibal Cain viel mehr ist als das. Und dass ich, wenn ich beim Impact nur auf Barker schaue, bereits jetzt verloren habe."

Díego starrt in den roten Rauch, der langsam gen Himmel schwebt.

Sanchéz: "Was hier passiert, amigo, passiert nicht wegen des Titels. Klar, der Titel ist Segen und Fluch zugleich. Doch du trägst nun eine größere Verantwortung als vorher. Was du tust ist richtig. Du versuchst zu helfen und genau das liegt auch in deiner Natur. Du könntest dich jetzt umdrehen, gehen und so tun, als wenn dich das ganze hier nichts mehr angehen würde. So wie ich es schon oft genug getan... versucht habe."

Doch letztlich ist er auch nie wirklich weg gewesen.

Sanchéz: "Doch wenn wir ehrlich sind, sind wir am Ende des Tages nicht mehr in der Position, einfach wegzusehen. Nicht wenn uns das alles hier noch wichtig ist." 

In den Augen des Mexikaners spiegelt sich das Feuer der bengalischen Fackeln.

Doch ebenso ist es sein Kampfeswille, der in den letzten Wochen neue Nahrung erhalten hatte. Nicht zuletzt dank der CRAFT, die ihn aufgenommen hat wie ein Bruder.

Sanchéz: "Geh nur, amigo. Ich bin hinter dir. Nicht aus Angst oder weil ich dich in dem ganzen hier allein lassen will. Ich habe keine Ahnung was das hier wird, aber ich will uns absichern. Nicht dass uns hier noch jemand in den Rücken fällt. Genauso wie du und Michael mir in letzter Zeit den Rücken frei gehalten habt. Komme was wolle."

Stevie Van Crane nickt dem Mexikaner zu, klopft ihm kurz auf die Schulter, bevor er die die Stoffkapuze seiner Lederjacke über den Kopf zieht und auf die im roten Feuernebel sitzende Gestalt zugeht.

Klick.

Klack.

Klick.

Klack.

Selbst durch das mehrstimmige Konzert der fortwährend zischenden Fackeln geht das unverkennbare Geräusch des auf- und wieder zuschnappenden Benzinfeuerzeugs nicht unter. Ein immergleicher Ablauf, der den ureigensten Spieltrieb von Kriss Dalmi in Schach zu halten vermochte, bevor er der Menschheit wie Prometheus das Feuer schenken würde. Das Bild des von einer Aura aus blutigem Rauch umgebenen Serben hatte auf eine perverse Art etwas Religiöses an sich, wäre da nicht der Gegenstand, der sich in seinem Schoß auf Höhe des Schritts unter seinen Hosenbund zwängte – Michael Thera's Handprothese.

Angewidert schaut Stevie Van Crane auf die Prothese, die für seinen besten Freund seit Jahren so etwas wie ein Objekt der Hassliebe ist. Michael verachtete das Teil, weil es ihn ständig daran erinnert, einen Teil seiner selbst verloren zu haben. Auf der anderen Seite – und das konnte nur jemand wie Stevie Van Crane merken – hat Thera sie nicht ohne Stolz getragen. Ganz einfach deshalb, weil es – sobald er den Schock des Verlustes seiner Hand überwunden hatte – ihn einzigartig gemacht hatte und er immer das Gefühl hatte, auch mit diesem Handicap akzeptiert zu sein. Beruflich und vor allem auch innerhalb der Familie.

SVC: „Kriss Dalmi.. natürlich. Das ist genau deine Handschrift.“

Stevie Van Crane muss fast husten, so sehr zieht der Nebel der bengalischen Fackeln in seine Richtung. Er spürt das Gold des Gerasy Titles beruhigend und schwer um seine Hüften. Fast ist es ihm so, als würde er ihm als eine Art Schutzschild dienen.

SVC: „Ist Michael auch hier oben, bei dir?“

Klack. Dann verstummt das griffige Metronom in der Hand von Kriss Dalmi und seine Mundwinkel bilden ein euphorisches Lächeln ab.

Dalm1: „Ein Teil von ihm, yeah! Wo der Rest abgeblieben, weiß ich nicht, aber das ist im Moment auch vollkommen nebensächlich. Du bist hier, womit er seinen Zweck erfüllt hat, und wir wollen uns nicht mit solchen Lappalien wie dem Verbleib dieses entbehrlichen Krüppels aufhalten, nicht wahr, Champ?“

Der Belgrader wartet nicht erst auf eine Bestätigung seines Gegenübers und fährt gestenreich fort.

Dalm1: „Nun, da der einzig relevante Teil der CRAFT hier ist...“

Kopfschütteln.

Dalm1: „Nein, das ist so nicht richtig. Lass es mich anders ausdrücken: Nun, da der einzig relevante Teil der PCWA da ist, sollten wir über andere Dinge reden, als die Sinnkrise deines invaliden Kumpels. Lass uns stattdessen über dich reden. Über dich und das, was du fühlst und denkst, während du siehst, wie dieses bildgewaltige Werk sich vor deinen Augen in den Himmel auftürmt, als versuchten wir einmal mehr, in babylonischem Hochmut unserem Erschaffer nachzueifern.“

Begeistert wirft Kriss Dalmi die Arme auseinander und starrt mit weit aufgerissenen Augen gackernd in den Nachthimmel, der fast vollkommen von dem zischenden und wabernden Ungetüm aus Rauch verdeckt wird, um seinen Blick daraufhin wieder auf den Gerasy Champion zu wenden.

Dalm1: „Gefällt dir diese kleine Show? Ich habe mir bei der Organisation dieses dramatischen Happenings redliche Mühe gegeben, dass sie den Ansprüchen eines Mannes in deiner Position gerecht wird.“

Stevie Van Crane sieht sich um. Und er wirft auch noch einen Blick über die Schultern zu Diego Alejandro Sanchez, dessen Gestalt vor dem Dachzugang ihm zumindest etwas Sicherheit gibt.

SVC: „Soll mich das einschüchtern? Wäre es besser, ich würde Kevin allein zum Ring kommen lassen? Würde all das Feuer hier gelöscht, bekäme ich Michael’s Prothese zurück, wenn ich dir versichern würde, ihn im Stich zu lassen? Wir beide wissen, dass ich das niemals tun würde. Wenn ich am heutigen Abend eines gelernt habe – inklusive diesem Theater hier – dann ist es, dass ich doch nicht so unwichtig bin wie mich anscheinend alle glauben lassen wollen. Alle erklären mir, das meine Zeit vorüber ist, dass ich einer anderen Generation Platz machen werde, unweigerlich. Und doch kann ich als alter Veteran einen Mad Dog vor Schlimmerem bewahren und sehe den versteckten, ihn selbst schmerzenden Respekt in den Augen von Hannibal Cain, während selbst ein Robert Barker sich nicht dafür zu schade ist, in meine Kabine einzubrechen und meinen Hund zu bedrohen, weil er meint, dadurch im Rennen mit mir einen Vorsprung zu bekommen.“

Dalm1: „Und das ist, wo sie sich irren! Allesamt!! Du bist wichtig, sehr wichtig sogar! Für die PCWA, für uns! Vielleicht der wichtigste Gerasy-Champion, den dieser Moloch jemals zu Gesicht bekommen hat!“

Eine verwegene Aussage im Angesichte von Männern wie Azrael Rage, Keevan oder Elroy Schmidtke, die auf die eine oder andere Weise über den Gewinn des prestigeträchtigen Gerasy Titles hinaus Geschichte schrieben, aber Kriss Dalmi scheint mit seiner Erzählung auch noch nicht am Ende zu sein und führt weiter aus.

Dalm1: „Du weißt genau wie ich, dass diese Liga seit Jahren in einem immerwährenden Kreislauf aus Scheiße gefangen ist. Lügen, Verrat, Terror, das waren die Stützpfeiler der despotischen Macht, die sich Männer wie Lucifer oder Barker zunutze gemacht haben, um ihre eigenen Stellung zu festigen, wobei es nie eine Rolle gespielt hat, in welcher Ära des Schreckens wir uns befanden. Hat einer von ihnen abgedankt, stand der Nächste schon bereit, um ihn direkt wieder zu ersetzen ein sich selbst reproduzierendes System der Gewalt, eine Dystopie die Realität geworden ist. Und obwohl jeder kritische Worte gegen diesen Zustand findet, wenn die Kameras laufen, finden sie sich letztendlich doch alle damit ab. Weil sie sich insgeheim wünschen genau so zu sein, weil sie glauben, dass sie die monolithische Macht ebenfalls besitzen können, wenn sie nur lange genug Zeit damit verbringen, Ränke und Pläne zu schmieden.“

SVC: „Soll ich raten? Ihr werdet diejenigen sein, die dieses System besiegen, nicht wahr?"

Kriss Dalmi erwidert das spöttische Schmunzeln und verneint kopfschüttelnd.

Dalm1: „Wir waren beileibe nicht die ersten, die diese Tatsache erkannt haben. Der Erste, der diesen Kreislauf für eine Weile erfolgreich durchbrechen konnte, war Mad Dog! Er war der, der dafür gekämpft hat, diese Liga zum Positiven zu verändern. Weg von den Lügen, weg von dem Wahnsinn, weg von exzessiver Gewalt, nur um am Ende doch zu scheitern, weil er seinen eigenen Ansprüchen nicht genügen konnte. Aber du, Stevie, du bist anders als der Köter mit den tausend Gesichtern! Du hast sein Scheitern beobachten können, du hattest Zeit, deine Schlüsse aus der Distanz zu ziehen und hast nun die Gelegenheit, es besser zu machen als er. Du hast die Chance erhalten, das Versprechen einzulösen, welches Mad Dog der PCWA gegeben hat, als du emporgestiegen bist, um die Undisputed Gerasy Championship einzufordern. Dir sind die Flügel des Phoenix gewachsen und deshalb gibt es keinen passenderen Ort, an den ich dich hätte locken können, als das Dach des PCWA Theaters.“

Das Gesicht des nach wie vor auf dem Boden sitzenden Serben nimmt verschwörerische Züge an. Wie ein vorfreudiges Lächeln, das die kurz bevorstehende Pointe eines tiefschwarzen Witzes markiert.

Dalm1: „Du bist die Seele der PCWA, du bist der Phoenix egal, was der inzestuöse Adel über dich behauptet! Du bist das absolut Gute in dieser Liga, weil du diesen Kreislauf beenden willst, weil du das System ändern willst, ohne einen Vorteil für dich herauszuschlagen. Darum bist nur du es, der diese Botschaft erhalten kann! Eine Botschaft von Nicotine & Bacteria, eine Vision aus der Zukunft, die dich mit eigenen Augen sehen lässt, was mit dieser Liga passieren wird, nachdem wir in ihr gewütet haben. Keine Veränderung zum Guten, aber auch kein Erhalt des Status Quo. Nur brennende Ruinen, die den Nachthimmel erhellen und ihn blutig färben, der endgültige Zusammenbruch des Systems! Ihr könnt so viele Männer von Gabriel Security um euch scharen und Bündnisse untereinander schließen, wie es euch beliebt, doch es gibt nichts, das den Niedergang aufhalten kann. Für euch gibt es keine Zukunft! Du, Díego, Michael und jeder andere in der PCWA wird in den kochenden Fluten flüssigen Teers untergehen. Und heute wird der erste symbolträchtige Beweis erfolgen, indem wir euch in eurem eigenen Spiel schlagen, indem wir dich und Kevin Sharpe im Ring besiegen werden!“

Diego Sanchez ist ein paar Schritte auf Stevie zugegangen, jedoch immernoch vorsichtig genug, dass den Beiden niemand in den Rücken fallen kann.
Wütend funkelt er Kriss Dalmi an.

Sanchéz: "Du bist Abschaum, Kriss Dalmi. Du bist ein jämmerlicher Irrer. Und bei der nächsten Vendetta werde ich dich erneut büßen lassen. Büßen dafür, was du Michael angetan hast. Dass du meine Familie immer wieder beschmutzt und beleidigst. Du bist wahnsinnig, wenn du glaubst, ihr könnt die PCWA in Schutt und Asche legen. Vendetta 109! Und du wirst sehen, zu was der 'Mexe' fähig ist."

Schallendes, sich überschlagendes Gelächter mengt sich unter das unnachgiebige Zischen der nach wie vor Qualm spuckenden Fackeln, die Drohungen von Díego Sanchéz für den Serben eine einzige weltfremde Absurdität. Dann greift der Serbe zum ersten Mal in diesem Aufeinandertreffen zu der Prothese, die in seinem Schritt steckt, zieht sie heraus und legt sie mit einem Grinsen auf seinem Schoß ab.

Dalm1: „Das kannst du dir gerne einreden, esé. Du kannst mich in deiner Fantasie deinen Zorn dafür spüren lassen, dass ich Theras Hand geklaut oder weil ich dein Familienvermächtnis entweiht habe. Am Ende bleiben Rachefantasien aber genau das: Fantasien! Fantasien, die ich für meine Königin im Keim ersticken werde! Denn für euch bin ich unantastbar! Ihr könnt weder mich, geschweige denn Nicotine & Bacteria aufhalten! Ihr seid verloren und es wäre einfacher für euch alle, wenn ihr das sinkende Schiff einfach verlasst, bevor es auf dem Meeresgrund aufschlägt.“

Klick. Klack. Klick. Klack. Da ist wieder das metallische Geräusch, das unaufhörliche Auf- und Zuschnappen.
Stevie Van Crane hat inzwischen einen Entschluss gefasst.
Er hat genug gehört. Und auch wenn er sich nicht frei machen kann von diesem quasi brennenden Dach des Unternehmens, an dessen sportlicher Spitze er derzeit steht, so will er nur eines in diesem Moment.

Dalmi aus dem Weg treten und die Prothese seines Freundes holen.
Doch kaum hat er diesen Gedanken als finalen Entschluss zuende gedacht, unterbricht ihn der warnende Ruf von Díego Alejandro Sanchéz.

Sanchéz: "Stevie.. Warte!"

Allein der Tonfall sorgt dafür, dass sich Stevie Van Crane keinen Millimeter bewegt. Sein CRAFT-Freund hatte es bereits vor ihm gesehen. Jetzt folgt der Undisputed Gerasy Champion dem sorgenvollen Blick des Mexikaners.

Aus dem immer wieder entfachten roten Schein aus Feuer und dichtem Nebel, der das gesamte Dach abdeckt, tauchen überall Gestalten auf. Zuerst nur Umrisse und Silhouetten, doch je mehr sich Stevie’s Augen schmerzhaft auf die Gestalten konzentrieren, desto schneller erkennt er die Armee, die sich überall aufrichtet, um eine eindeutige Botschaft zu schicken.

Es sind Boten mit schwarzen Hoodies, auf denen hier und da die Initialien DCN zu erkennen sind. Es ist die personifizierte Bewegung der Strasse, die Eleven über Jahre hinweg mobilisiert hat. Männliche Anarchisten, die Wache halten. Mädchen mit blutrot gefärbten langen Haaren und Metall in den Zungen.

Ehe Stevie Van Crane etwas sagen kann, ertönt – nicht weit weg von ihm – eine nur allzu bekannte, fast sanfte und viel zu vertraute Stimme.

„Ins eigene Fleisch schneiden.. ich glaube, noch nie hatte dieser Satz so eine tragische Bedeutung wie in diesen Tagen.“

Bleed schaut nichteinmal zu Stevie, als sie aus dem Feuernebel auftaucht. Ihre Augen blicken schwarz und sehnsüchtig über das Dach hinweg in die blutenden Wolken.

Bleed: „Ich habe Gabriel so oft gesehen.. allein im Keller, Tapes vergangener Tage. You know, Stevie. Er hat sie alle an der Nase herumgeführt – und sie danach gebrochen. Er war eine Legende. Es war beispielhaft.. Lucifer war sich so sicher, dass er mit IHM dasselbe tun kann.. dass er Eleven ‚outsmarten’ und verletzen kann, wenn er dessen Security zu sich zurückholt.. Und am Ende aller Dinge.. führte es nur dazu, dass wir unsere ‚Fans’ zu uns riefen.. und Legionen folgten. Und Gabriel? Er hat ein hübsches Kollektiv aus stattlichen Männern, für die er nicht die geringste Verwendung hat.“

Stevie Van Crane lächelt und schüttelt dabei den Kopf.
Die Gedanken an Bleed kehren zurück. Es ist eine lange Zeit her, und dennoch kann er die verlockende Kühle ihrer Haut fühlen. Sie schmecken..
Es ist widerlich und herzzerreissend zugleich.

SVC: „Bleed, natürlich.. Sag mir, wirst du es Dalmi und Lee irgendwann sagen? Dass du NICHTS für sie übrig hast.. dass sie nur Schablonen sind für dich, angelockt und gefüttert durch ein Spiel, dass du seit gefühlten Äonen beherrschst? DU liebst keinen von ihnen. Nichtmal annähernd. Sie lieben und folgen nichts weiter als einer Lüge. Und das weisst du ebenso wie ich, Amiya..“

Wütend reisst sie den Kopf herum und funkelt Stevie an.

Bleed: „Das ist nicht mein Name!“

SVC: „Das war er. Ich weiss nicht was du für eine Rolle in diesem letzten Akt deines Meisters spielst. Aber du wirst niemals mehr sein als das kleine trotzige Mädchen, dass sich in Ketten legen lässt. Und all die, die dir folgen.. sind genauso gefangen.“

"Well... ich weiß nicht, wovon Du redest, aber ich fühle mich freier als je zuvor."

Der Stimme folgend, gleitet Stevie’s Blick zur anderen Seite des Daches. Dort taucht wie ein drohendes Ungetüm die Gestalt von L33 aus dem Nebel auf, tastet theatralisch seinen Oberkörper ab, über den er sich einen schwarzen Kapuzenpulli gezogen hat.

L33: "Keine Ketten, keine Seile, keine Handschellen. Und was am allerbesten ist, kein Kevin Sharpe mehr. Frei von Lobotomy Blues, endlich bei den richtigen Verbündeten, die einem den Rücken freihalten. Keine falschen Freunde, die nur zu dir kommen, wenn sie etwas wollen. Die nur zu dir kommen, um dir deine Verfehlungen vorzuhalten. Oder dir den falschen Mittelfinger ihrer Prothese in's Gesicht strecken. Aber willst uns was von Lügen erzählen, denen wir angeblich folgen. Weißt Du, Van Crane, Du magst zwar viel mehr Zeit mit Bleed verbracht haben als ich. Bis jetzt. Aber verstanden hast Du sie nie. Es ist ganz bestimmt kein Zufall, dass wir uns heute abend gleich zwei Mal gegenüberstehen."

Stevie Van Crane stösst verächtlich Luft aus.

SVC: „Es wird mir eine Freude sein, dich dem Erdboden gleich zu machen. Eine grössere Freude jedoch, Kevin dabei zuzusehen, wenn er deine Reste entsorgt. Ich habe immer Respekt für dich gehabt, aber..“

L33: "Respekt? Bullshit! Es ist doch so, dass Du den bei Out of Ashes gänzlich verloren hast, anders kann es gar nicht sein. Wir treffen uns immer wieder, denn diese Liga, diese Gebäude sind im Prinzip genauso klein wie all die anderen, in denen wir schon angetreten sind. Hier und da mag es vielleicht mal ein klein wenig um Respekt gegangen sein, aber das liegt schon weit hinter uns. Und der Tag wird kommen, an dem wir uns abermals gegenüberstehen, weil es einfach so sein muss. Nicht heute, nein, Face to Face, One on One, Cryption schlägt Gerasy. Checkmate. Denn dann wirst Du erfahren haben, wieviel Respekt Du von mir noch verdienst."

Stevie Van Crane schaut auf die drei Mitglieder der Nicotine & Bacteria.
Auf die bedrohlich aufgebaute Gestalt des Cryption Crown Champions.
Auf Kriss Dalmi, der buchstäblich mit dem Feuer spielt und in dessen Schoss die Prothese von Thera liegt.
Und er sieht Bleed, die die Arme verschränkt ihren vernichtendsten Blick zu ihm schickt, während der rot gefärbte Nebel an ihrer Gestalt vorbeizieht und mit ihren Haarspitzen spielt.

Dann erhebt sich der Serbe aus seinem Schneidersitz, ächzt dabei wie ein gebrechlicher, alter Mann, um sich daraufhin zu voller Größe aufzubauen, in der einen Hand immer noch die Prothese haltend, in der anderen das Feuerzeug.

Dalm1: "Ich denke, wir sind hier fertig. Du weißt, welche Nachricht du in deinen eigenen angstvollen Worten in die Welt tragen musst, Stevie. Sag DEINER Liga, dass ab sofort UNSER Name auf dem Klingelschild der PCWA steht! Und selbst wenn es stimmen sollte, dass sich hinter eben jener dazugehörigen Haustür nur ein selbstzerstörerisches Inferno für uns offenbart, selbst wenn es sich bei den Worten unserer Königin um die größte Lüge seit des Sündenfalls durch die Neugier Evas handelt, trägt die Frucht der Erkenntnis doch immer noch den süßen Geschmack ihrer Lippen. Es gibt keinerlei Unterschied zwischen der Wahrheit und der Lüge. Ob mit oder ohne ihr verzauberndes Wispern, das Ziel bleibt das gleiche: Verbrannte Erde, das pure Chaos und ein Himmel, den ich in der Farbe des Blutes erstrahlen lasse. In dieser Nacht weint der Himmel scharlachrote Tränen. Rock'n'Roll, Baby!“

Kriss Dalmi lässt das Feuerzeug ein weiteres Mal klicken. Diesmal sticht jedoch die Flamme hervor, die er an die Prothese von Thera hält. Innerhalb von Sekunden fängt das Ding Feuer und flackert – hell und schwarzen Qualm verursachend – im Angesicht des Serben, bevor er sie im hohen Bogen direkt in den blutroten Himmel hineinschleudert.

Die brennende Prothese zieht eine rote Leuchtspur hinter sich her, bevor sie fällt und in der Dunkelheit der Nacht verglüht.

Stevie Van Crane ist übel. Er möchte speien und sich auf Dalmi stürzen, doch ebenso fühlt er die schützende Hand von Sanchez, die sich in seine rechte Schulter gekrallt hat. Der Mexikaner zieht ihn zurück in Richtung Dachtür, wohl wissend, dass es hier nichts mehr zu gewinnen gab. Denn die Übermacht ist allgegenwertig. Und sie zeigt sich auf diesem Dach voller Feuer, als Botschaft überbracht von den Wachen des Dying Culture Networks. Personifiziert in Form der unheiligen Dreifaltigkeit in Gestalt von L33, Mr. Kriss Dalm1 und Bleed.
Und irgendwo, im Schutz der Massen, glimmt die Zigarette unter dem Saum der schwarzen Stoffkapuze, und der Qualm vermischt sich mit dem Nebel, der nach Brandopfer und Tod riecht.
Und er betrachtet das Werk der Bacteria, die sich wie ein gewaltiges Monster nach einer schreienden Geburt zum ersten Mal auf die eigenen Beine stellt, um die Welt zu überrennen.
Like ICE CUBE said.
Today was a good day.

 

Der Undisputed Gerasy Champion ist auf dem Rückzug.
Stevie’s funkelnder Blick aus dem zusammengezogenen Augen schickt tausend Flüche in Richtung der drei Gestalten.
Und vor allem das Versprechen, beim Main Event Taten sprechen zu lassen, die nach Schmerz und Vergeltung schmecken würden..

 

Vincent Craven: "WAS? WAS IST DA PASSIERT?"

Mike Garland: "Und so langsam sind wir an einem Punkt angekommen, wo Jona Vark sich das doch nicht mehr einfach nur angucken kann. Sie muss reagieren. Sie MUSS!"

Vincent Craven: "Vielleicht verlässt sie sich auf Stevie, auf seine Ehre? Denn nicht als Champion dieser Liga, auch vorher hat er die PCWA schon sein Zuhause genannt. Und er wird nicht dabei zuschauen, wie die PEST erneut eine Liga zugrunde richtet!"

Mike Garland: "Dennoch, ich erwarte von unserer Chefin mehr Einsatz. Ich sage es laut und deutlich: Jona muss reagieren. Das muss Konsequenzen haben!"

Vincent Craven: "Vielleicht kann Stevie Van Crane die Bedrohung gemeinsam mit Kevin Sharpe ja schon im heutigen Main Event ausschalten, das Feuer löschen."

Mike Garland: "Ich hoffe es... denn sonst gibt es hier einen Waldbrand."



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