Scene

Id
2068  
Name
Ein offener Liebesbrief an Jona Vark  
Summary
 
Position
29  
Scenetype
Live  
Created At
2015-01-14 21:46:54  
Edited At
2015-01-31 14:28:45  
Show
Vendetta 107  


Grauenhaft verzerrte Klänge bilden die klangliche Grundlage für ein Sperrfeuer chaotischer Schlagzeugschläge und dämonischer Beschwörungen. Aphex Twins "Come To Daddy" ist der Soundtrack die Snuff-Träume eines jeden Menschen, der in seinem Leben schon alles gesehen hat und als allerletzten Schritt in die totale Dekadenz Geld dafür bezahlt, einen anderen Menschen sterben zu sehen. Die passenden Szenen solch schierer Brutalität und Menschverachtung flimmern dazu im unruhigen Stakatto-Schnitt über den Alieratron und wechseln sich mit Highlight-Szene aus Kriss Dalmis gewalttätigen Schaffen in der PCWA ab. Blut, Wrestling, Gedärme, Wrestling, Knochenbrüche, Wrestling – ein abartiger Rhythmus, der die Menschen im PCWA Theater trotz der enormen Fallhöhe des einstigen, selbsternannten Königs der Gewalt erstaunlicherweise immer noch dazu animiert, aus überreizten Kehlen zu buhen, während er selbst kurz darauf hinter dem Vorhang hervorkommt und in der einen Hand ein Mikrofon bereithält und in der anderen einen zusammengeklappten Stuhl hinter sich herschleift.

Der Serbe, der eine viel zu weite schwarze Jeans, ein ebenso farbiges, enganliegendes "Canada's Own"-Logoshirt, welches einem Whiskey Label nachempfunden ist, und Combatboots trägt, macht einen merkwürdig zufriedenen Eindruck, als er sich, auf der Bühne stehend, umblickt. Man erinnere sich noch einmal an Out of Ashes: Nachdem er bei seinem Last Man Standing-Match gegen das vermeintliche Schlusslicht der Liga, Díego Alejandro Sanchéz, die Tracht Prügel seines Lebens abholte, mündete sein Jahresausklang darin, noch in der gleichen Nacht in ein Krankenhaus gebracht zu werden, wo man ihn in den darauffolgenden Tagen dabehielt – Verdacht auf einen angebrochenen Halswirbel nach dem Dragon Suplex in die Guard Rail, der sich am Ende aber (un)glücklicherweise als falsch herausstellte. Im Hinblick darauf, wie erfolglos das Jahr für den Ex-Junkie endete und wie unterwürfig und ängstlich er noch in dem Preshow-Video mit Bleed agierte, sorgt die besonnene Art und Weise, mit der er die Aisle hinunterflaniert, dann zurecht für einige verwunderte Blicke, die von dem Kamerabild bei einer Fahrt über die ersten Reihen festgehalten werden.

Am Seilgeviert angekommen, wird der Klappstuhl erst in den Ring geschoben, sich selbst danach hinterhergerollt und samt Stuhl aufgerichtet. Dann stellt er ihn im Zentrum des Squared Circles auf, richtet ihn mit der Sitzfläche in Richtung der Stage aus und lässt sich mit einem erleichternden Seufzen darauf sinken, derweil "Come To Daddy" kurz darauf ausfadet. So wie er da halb sitzend, halb liegend und mit geschlossenen Augen seine Beine von sich gestreckt hat, sowie die Arme zu den Seiten und den Kopf nach hinten baumeln lässt, könnte man glatt denken, dass der Belgrader kurz vor diesem Auftritt wieder rückfällig geworden ist und nach seinem jüngsten Misserfolg wäre dies sicherlich gar nicht mal so unwahrscheinlich, so tiefenentspannt, wie er hier nach außen wirkt. Sekunden verrinnen, ohne dass etwas passiert. Sekunden, die nach kürzester Zeit ein Lauffeuer der Unruhe entfachen, das sich auf die gesamte Crowd ausweitet und in ihren mannigfaltigen Gesichtern nun eine einheitliche Miene der Konsternierung erschafft. Was soll dieser Auftritt? Warum setzt er sich hier in den Ring und macht... nichts?

Die banale Wahrheit war, dass jede einzelne dieser verschwendeten Sekunden für AlieraTV wertvolle Sendezeit war, die man für den Mann vom Balkan opfern musste. Für ihn, den Verstoßenen, der nun mehr als jemals zuvor in seiner Karriere eine Randexistenz führte. Ihm, dem man die Gefahr, die von ihm ausging, besonders nach dem Match gegen den Deutschmexikaner nicht mehr abkaufte, obwohl er in seiner Historie so viel dafür leistete, die Menschheit durch sein exemplarisches Handeln zurück zu ihren instinktgetriebenen Wurzeln zu führen. Aber selbst wenn er zu den Verlierern des PPVs gehörte, selbst wenn die Zeiten, in denen besorgte SJWs unter den PCWA-Smarks befürchteten, dass der Serbe spätestens nach der Verbannung des Schlächters in das Unterbewusstsein Robert Barkers diese Liga in einen Moloch aus Gewalt und Wahnsinn verwandeln würde, vorbei waren und die Enttäuschung in der einlullend süßen Stimme Bleeds weitere Risse in dem verkümmerten, schwarzen Klumpen in seiner Brust hinterließ, er würde die Aufmerksamkeit schon wieder an sich reißen. Er würde wieder dafür sorgen, dass man seinen Namen im Backstage nur noch im schauerlichen Flüsterton ausspricht.

Langsam, fast schon in Zeitlupengeschwindigkeit hebt Kriss Dalmi seinen rechten Arm und nähert sich mit dem handlichen Schallwandler seinem von einem buschigen Goatee umrahmten Mund, der daraufhin ein funkelnd weißes Lächeln abbildet. Nach wie vor hält er die Augen geschlossen, sieht vor seinem imaginären Auge jene Frau, die eine Besessenheit in ihm hervorrief, die weit stärker war, als die Abhängigkeit von jeder Droge, mit der er früher in Kontakt kam. Und sie lächelt ihrem Köter zu. Seine Königin lächelt zufrieden.

Kriss Dalmi: "Ich habe nachgedacht."

Über 12.000 Augenbrauen verziehen sich gleichzeitig, etwas, das Kriss Dalmi in diesem Augenblick freilich nicht mitbekommt, aber so absurd wie diese Aussage aus seinem Mund klingt, scheint sie auch für ihn selbst zu sein.

Kriss Dalmi: "Aber es stimmt. Dafür hatte ich schließlich mehr als genug Zeit, nachdem ich mich von Sanchéz demütigen lassen habe. Und wer würde es in meiner Lage nicht genau so tun?! War es bei Out of Ashes Emanuel Oscar Sanchéz' Bastardsohn, der am Scheideweg seiner Karriere stand, sollte nun ich es sein, der für sich entscheiden muss, in welche Richtung seine Karriere verlaufen soll. Werde ich in der Gunst selbsternannter Wrestlingexperten weiter hinabrutschen? Werde ich mich in Kürze vielleicht sogar Marc Stevens unbedeutenden Wrestlingzirkus anschließen müssen? Oder stehe ich vielleicht sogar kurz davor, dass ich mir bei Jona Vark meine Papiere abholen kann?"

Keine allzu abwegigen Gedankenspiele, die der Serbe hier laut ausspricht und besonders letztere in den Raum gestellte Frage bringt einige schadenfrohe Fans zum Jubeln.

Kriss Dalmi: "Oder bemühe ich stattdessen die tausendfach reproduzierte Metapher eines jeden verfickten PCWA-Wrestlers, der wie Phönix aus der Asche aufersteht und sich mit lodernden Flügelschlägen erneut dazu aufschwingt, einen Angriff auf die Spitze der Liga zu starten, so wie es Mad Dog jedes mal tut, wenn er versagt hat, so wie es Blaze jedes Mal tut, wenn er versagt hat, so wie es John Smith jedes Mal getan hat, wenn er versagt hat?"

Kurz lässt er das Mikrofon sinken und klappt seinen Kopf wieder nach vorne, sodass sein Blick nun auf die Stage gerichtet ist. Dann fährt er fort.

Kriss Dalmi: "Oder so wie es Díego Sanchéz getan hat."

Einmal mehr regt sich bei der Nennung dieser PCWA-Veteranen und ganz besonders bei Díego Sanchéz großer Jubel aus den Zuschauerreihen. Kriss Dalmi, hingegen, schüttelt bloß verständnislos, aber keineswegs verärgert den Kopf.

Kriss Dalmi: "Sicherlich, sprechen wir über diese gesichtslosen Epigonen, mag das zutreffen und wäre ich an Mad Dogs Stelle, würde ich mir nun ernsthaft Sorgen über den Fortbestand meines Arbeitsverhältnis machen, aber das bin ich nicht. Ich existiere außerhalb dieser Dimension, die von Sieg-und-Niederlagen-Verhältnissen und Titelmatches bestimmt ist, und deshalb sind die Regeln dieser Welt für mich auch von keiner Bedeutung. Ich kann durch sie nicht kategorisiert werden, nicht ergründet oder analysiert werden, und wenn ihr es noch so sehr versucht. Denn würden diese Konventionen, denen sich die anderen unterwerfen, für mich wirklich gelten, würde ich doch nicht hier sitzen und euch das alles erzählen, oder? Das ist doch irgendwie seltsam, meint ihr nicht auch? Wäre ich an eurer Stelle würde ich nun viele Fragen haben und wer wäre dafür besser geeignet, sie zu beantworten, als die Frau, die diesen Umstand zu verantworten, richtig, Jona?"

Ihre Antwort bleibt wie erwartet aus und der Serbe scheint damit nicht unbedingt ein Problem zu haben. Mit seinem Oberkörper lehnt er sich leicht nach rechts und legt den Ellenbogen auf der Rückenlehne ab, während er weiterspricht.

Kriss Dalmi: "Jona, ich weiß, dass du eine vielbeschäftigte Frau bist und nur deshalb nicht hier draußen sein kannst, weil du unersättliches Drecksstück gerade damit beschäftigt bist, dich von den vermeintlichen Moneymakern dieser Liga auf deinem hübschen Mahagoni-Tisch so hart von hinten durchnehmen zu lassen, dass die Aktenordner aus ihren Regalen und deine ganzen geschmacklosen, impressionistischen Gemälde von den Wänden deines Büros fallen. Aber welcher Wrestler-Schwanz auch immer gerade deinen Darmtrakt ausfüllt, du weißt, dass du mit mir nicht einfach verfahren kannst, wie mit all den anderen, die da hinten im Backstagebereich sitzen und darauf warten, dass sie drankommen, denn auch wenn sie vergessen haben, wer ich bin und was ich in dieser Liga getan habe, du hast es definitiv nicht. Du erinnerst dich noch sehr gut daran, wie oft du in den letzten zwei Jahren gleich beide deiner süßen, rehbraunen Äuglein zugedrückt hast, als ich mir und anderen vor laufenden Kameras diesen flüssigen Dreck namens AstroHappy injiziert habe. Du siehst die Bilder von Vincent Craven und Mike Garland noch sehr klar vor dir, als du direkt neben ihnen standst, während Azrael Rage sie im Ring halb totprügelte und ich ihm bei dieser Tat half. Du musstest mit schockgeweiteten Augen und vollkommen hilflos an der Gorilla Position dabei zusehen, wie ich Robert Breads gekreuzigt habe und auch als ich Bleed das antat, was ich ihr antat, hast du statt, wie jeder vernünftige Geschäftsmann es gemacht hätte, nicht die Reißleine gezogen, sondern deinen verlotterten Anwalt Kabuschke und deine Protokolle abtippende Nanny Madeleine vorgeschickt, damit sie sich um deine Probleme kümmern. Ich, noch vor allen anderen gequälten Seelen in der PCWA, noch vor Robert Barker, noch vor Blake Milton, noch vor Azrael Rage, habe dir in unserer gemeinsamen Vergangenheit hunderte von Gründen geliefert, mich auf der Stelle vor die Tür zu setzen und mir lebenslanges Hausverbot auf dem gesamten Gelände des Phoenix Centers zu erteilen..."

Mitten im Satz stockt der Serbe und lehnt sich in entspanntem Tempo mit seinem Oberkörper nach vorn und stützt seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab. Das Kamerabild fängt sein hinterhältiges Lächeln frontal ein, er spricht direkt in die Kamera, zu Jona Vark.

Kriss Dalmi: "Aber du tust es nicht. Du tust es einfach nicht und alle fragen sich, warum du es nicht tust, warum du dich einem ehemaligen Junkie, dessen wirtschaftlicher Nutzen sich mit jedem weiteren Skandal und jeder weiteren Niederlage nach den Gesetzen der Logik immer weiter reduziert, nicht endlich entledigst? Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir in den letzten Tagen genau diese Frage ebenfalls gestellt, oder musste sie mir vielmehr im Angesicht meiner Königin stellen. Welchen Nutzen habe ich, wenn ich es nicht mal schaffe, diesen nichtsnutzigen CRAFT-Parasiten namens Díego Sanchéz zu besiegen? Was bedeutet es, dass ich hier sitze und dir das alles erzähle, anstatt mich auf ein Contendermatch vorzubereiten, in dem eigentlich ich stehen sollte? Bin ich genauso wertlos wie all die anderen Versager, die bei Out of Ashes ihre Matches verloren haben oder die, die ein vergebliches Rennen gegen die Zeit führen, nur um am Ende doch kläglich zu scheitern? Inzwischen wissen wir beide ganz genau, dass diese Fragen vollkommen irrelevant sind und wir die Antworten darauf schon längst wissen, richtig, Jona? Die einzigen, die es nicht wissen..."

Ein kurzes Neigen des Kopfes nach links, ein kurzes Neigen des Kopfes nach rechts.

Kriss Dalmi: "...sind diese Entarteten in der Halle und vor den Fernsehern."

"BUUUUHHHH!!!"

Kriss Dalmi: "Sie sind diejenigen, die nicht begreifen, was ich für dich und was ich für sie darstelle. Sie begreifen nicht, warum sie dicht aneinander gedrängt hier sitzen und mit ihren Augen und Ohren an meinen Lippen hängen. Warum sie sich nicht von ihren Sitzen lösen können, als hätte sie dort jemand festgekettet. Das ist doch der Unterschied zwischen ihm und mir in deiner kleinen, von schwarzen und roten Zahlen beherrschten Welt, oder, mein kleines Täubchen? Wenn ich hier sitze und rede, bleiben sie, um mir zuzuhören und gieren nach den nächsten Perversitäten, die ich zur Belustigung aller hier orchestriere. Sie wollen sehen, was ich hier veranstalte, und kaufen und kaufen und sorgen für erfolgreiche Quoten, konsumieren blind alles, was du ihnen vorsetzt, lassen sich dazu herab, als Teil deiner willigen Schafsherde zu agieren, damit du dich am Ende des Tages voller Stolz vor Daddy stellen kannst. Um ihm brav vorzubeten, was du alles Signifikantes zum Wachstum seines Konzerns beigetragen hast und dir bei ihm die Bestätigung holen kannst, die du sonst nur erfährst, wenn du deinen Twitter-Account öffnest und dich durch die Myriaden anzüglicher Antworten liest, die dir notgeile Geeks auf deine Bikini-Bilder hinterlassen haben. Stevie Van Crane mag den Undisputed Gerasy Title halten, Grizz Lee mag der Träger der Cryption Crown sein, und Sanchéz mag mit mindestens vier anderen Idioten in einem Match stehen, um zum neu gekrönten Gesicht dieser Liga aufzuschließen, aber letzten Endes sprechen wir heute immer noch von den gleichen Fans, die schon damals die Tickets gekauft haben, als der Schlächter durch die Liga wütete, als Blakey durch die Liga wütete, als Rage durch die Liga wütete... als ich durch die Liga wütete."

Kriss Dalmi senkt das Mikrofon und schaut lächelnd in die verständnislosen, bisweilen sogar verärgerten Gesichter der PCWA-Fans, die er gerade als unselbstständigen Teil einer von Jona Vark kontrollierten Schwarmintelligenz hingestellt hat. Dann lehnt er sich wieder zurück legt sein rechtes Bein mit dem Knöchel auf dem linken Oberschenkel, während sein freier Arm lässig von der Rückenlehne baumelt.

Kriss Dalmi: "Ich bediene ihre niederen Gelüste, ich bin die Hure, die dafür bezahlt wird, ihre geheimsten Gewaltfantasien wahr werden zu lassen, und genau dafür brauchst du mich doch, du berechnendes Miststück! Auch wenn du vor den Kameras die moralische Instanz mimst, während du dich im Verborgenen mit gespreizten Beinen von deinen Angestellten wegflanken lässt und dabei Geldbündel zählst, für dich besitze ich heute noch immer den selben hohen Stellenwert, wie an dem Tag als du und Daddy vor zwei Jahren die PCWA vor ihrem Untergang gerettet habt. Für Menschen wie mich, wird es an diesem Ort immer einen Platz geben, egal, ob ich gegen jemanden wie Sanchéz verloren habe oder nicht. Ich bin dein Goldesel und aus meinem Arsch strömt ein kontinuierlicher Regen bunter Scheine, als wären wir in einem verfickten Stripclub! Weil auf jede Form der Provokation, weil nach jedem Skandal, der durch mich produziert wurde, noch mehr ungebrochene Medienpräsenz für deine Firma folgt, noch mehr Tickets verkauft werden, noch mehr Merchandise abgesetzt wird. Du siehst, ob du es willst oder nicht, Jona, unsere kleine Hassliebe ist von symbiotischer Natur. Du verabscheust mich für meine vergangenen Taten und die, die noch kommen werden, trotzdem brauchst du mich, damit du deinen begehbaren Kleiderschrank mit noch mehr Paaren von Versace, Prada und Louboutin füllen kannst. Ich, hingegen, verachte Menschen wie dich, weil sie in ihrem Leben alles Gute auf einem Silbertablett serviert bekommen haben, während Menschen wie ich, um jeden Krümel Brot kämpfen mussten, aber trotzdem brauche ich dich, Goldilocks, denn auch wenn meine Niederlage gegen Sanchéz aus wirtschaftlicher Sicht keine Bedeutung trägt, so muss ich letztendlich doch zugeben, dass sie an meinem Stolz nagt. Ich habe meine Königin enttäuscht und ich will und werde nicht mit dieser Schande leben, Jona. Also musst du jetzt etwas für deinen mehrfachen Angestellten des Monats tun, denn der Mexe wird wieder so tun, als würde das hier alles gar nicht passieren. Du musst für mich bei Vendetta 109 ein Rematch gegen Díego Sanchéz ansetzen, damit ich ihn im Ring vor laufender Kamera umbringen und die Schande ungeschehen machen kann. Würdest du das für mich tun?"

Sein Blick richtet sich auf die Bühne, über der der gigantische Alieratron stoisch die immergleiche Vendetta-Logo-Animation abspielt. Offenbar zieht es die PCWA-Präsidentin nach dieser ihr gewidmeten Ansprache des Serben jedoch vor, sein Gesuch nicht zu erhören, ein Fakt, der das Anhängsel von Bleed nicht sonderlich zu überraschen scheint. Hämisch lächelnd tippt sich Kriss Dalmi mit dem Zeigefinger an die Schläfe und hält das lustlos angewinkelt gehaltene Mikrofon erneut an seine Lippen.

Kriss Dalmi: "Ich verstehe. Nachdem ich dir also meine Zuneigung lang und breit offenbart habe, antwortest du mir einfach nicht mehr. Oder dauert das Richten deines Rocks und deiner Frisur nach deinem Tischfick vielleicht doch noch ein bisschen länger? Dann würde ich auch noch kurz auf dich warten. Zwar lässt es die gute, britische Schule, die du als wohlhabende Tochter eigentlich hättest durchlaufen müssen, ein wenig vermissen, aber keine Angst, meine Teuerste, ich habe verdammt viel Zeit mitgebracht! Von mir aus warte ich hier, bis die Prestige Challenge begonnen hat. Also?"

Und schon verändert sich die Vendetta-logo-Animation, gepaart mit ein paar liebevollen Worten, die scheinbar aus dem Off kommen.

"Halt endlich deine große Fresse, du serbisches Arschloch und schläfer unsere Fans nicht mit deinen ewig langen Monologen ein!"

Nun schallt auch schon "Phönix" aus den Boxen des PCWA Theaters und die Fans jubeln auf vor Erleichterung. Vorhang auf für den ehemaligen Tribune und Cotatores Champion. Bühne frei für Díego Alejandro Sanchéz!

Der Deutschmexikaner schlägt den Vorhang zur Seite, in seinen Händen ein Mikro, und starrt von der Stage in den Ring. Ein kurzes Posing und die Menge tobt. Sie erhoffen sich Erlösung von dem Bösen und er ist gewillt, alles dafür zu tun. Er trägt schon sein Ringoutfit und so schlendert er die Aisle entlang, auf dem Weg zum Ring. Díego klatscht immer wieder mit den zahlreichen Fans ab, die ihm die Hände reichen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reichen sich heute die Hand und erleuchten seinen Weg. Den Serben nicht aus den Augen lassend, betritt er die Stahltreppe und besteigt von außen die Ringecke. Der ehemalige Tribun der PCWA steht auf der Ringecke, schenkt seinen Fans ein strahlendes Lächeln und wirft sich in Pose. Dieser Sieg beim Out of Ashes muss ausgekostet werden und genau das tut er auch. Doch leider hat sich Kriss Dalmi noch nicht in Luft aufgelöst und so muss er sich nun doch dem Ernst des Geschäfts widmen.

Sanchéz: "Hast du Angst, Kriss Dalmi? Angst, deine Worte könnten wieder ungehört bleiben? Musst du gleich zu Muttis Rockzipfel rennen und mit deinem Hundegesicht ein Rematch erbetteln?"

Die Augenbrauen werden fragend erhoben, doch er will keine Antwort. Neuerliche Pops aus der Crowd für diese Spitze des Deutschmexikaners. Man merkt ihm mit jeder Faser seines Körpers an, welche positiven Energien sein dominanter Sieg bei Out of Ashes in ihm freigesetzt hat. Seine Körpersprache, sein gefestigter Blick, alles schon davor vorhanden und dennoch wirkt es irgendwie anders. Kriss Dalmi, hingegen, nach wie vor auf dem Stuhl sitzend, legt seinen Kopf schief und scheint sich im Moment ein spöttisches "Cute." zu denken. Aber Díego Sanchéz ist noch lange nicht fertig.

Sanchéz: "Für dein Rematch hättest du dich nicht an Jona wenden brauchen, du kleiner, serbischer Bastard! Das wäre auch den Fans hier zugutegekommen, die für die Action bezahlen und nicht, um sich von dir in den Schlaf labern zu lassen."

Weitere Zustimmung aus dem weiten Rund.

Sanchéz: "Doch ich sollte auch meine eigenen Worte beherzigen, darum werde ich es kurz machen. Du hast mich eines gelehrt, Kriss. Ich werde dich nicht los, wenn ich dich ignoriere. Ich werde dich auch nicht los mit Worten. Du verstehst einfach nur eine Sprache und das ist die Gewalt. Ich will dich endlich los werden, Cabron, und so nehme ich deine Herausforderung an. Von mir aus steigen wir bei Vendetta 109 erneut in den Ring, doch es wird sich dadurch nichts ändern. GAR NICHTS! Du kannst deine Niederlage bei Out of Ashes dadurch nicht ungeschehen machen. Das, was in San Diego passiert ist, Kriss, war nicht nur ein einfacher Sieg gegen dich. Dios mio, no! Das war ein Sieg über mein Schicksal, ein Sieg für meinen Vater, für das Lucha Libre, für meine neue Familie und natürlich für die PCWA!"

Er lässt die Worte wirken und badet im Jubel der Fans.

Sanchéz: "Dieses Match, Kriss, hat alte Geister wieder erweckt. Feuer, das längst verloschen geglaubt schien, hat wieder begonnen zu lodern. Es ist mir egal, was du dir für das Match ausmalst, was für kranke Perversionen sich dein kleines, krankes Hirn ausdenkt. Meinen Sieg ... meinen moralischen Sieg ... habe ich beim Ashes erlangt und den kannst du mir nicht mehr nehmen. Das Feuer brennt und ich werde meinen eingeschlagenen Weg in der Prestige Challenge nachher fortsetzen. Ich werde alle anderen mit meinem Feuer verbrennen und neuer #1 Contender auf den Undisputed Gerasy. Ich habe meinen Glauben zurück und ich habe auch wieder Menschen um mich, die an mich glauben."

Und wenn jetzt ein Rhesusaffe in Begleitung von zwei weiteren Affen zum Ring gerannt kommt, um ihm ein High-Five anzubieten, dann wird sich die PCWA demnächst mit einer Klage des Tierschutzbundes auseinandersetzen müssen.

Sanchéz: "Ich habe großartige Fans, die wieder hinter mir stehen und mich nach vorn schreien. Ich kann und werde NICHT zulassen, so kurz vor der Ziellinie wieder einzuknicken."

Kriss Dalmi: "Yeah, right."

Abfälliger könnte ein Tonfall nicht sein. Der Serbe hat sich die inbrünstigen Worte seines Gegenübers mit einem müden Lächeln angehört, erhebt sich daraufhin von dem Stuhl. Beide Wrestler stehen sich nun gegenüber, der Belgrader wirkt allerdings nicht so, als wolle er etwas gegen den Hijo del Fuego etwas unternehmen.

Kriss Dalmi: "Eiferst du seinem Leben, jetzt da du die Maske deines Vaters wieder zurückerlangt hast, erneut nach und hast von dem entblößten Arsch einer mexikanischen Nutte eine Line Powder gezogen, oder woher kommt das plötzliche Selbstvertrauen?"

Abermals probiert es der Mann vom Balkan auf die persönliche Schiene, abermals spielt er auf seinen verstorbenen Vater an. Anders als noch bei Behind the Blood bleibt El Dragón aber ruhig, etwas, das auch dem Serben nicht verborgen bleibt und für die Dauer eines Augenaufschlags einen Riss in der porzellanen Maske der Gleichgültigkeit auf seinem Antlitz erscheinen lässt.

Kriss Dalmi: "Du hattest Glück, dass ich im entscheidenden Moment umgeknickt bin, das war alles. Dieses Glück hätte jeder andere haben können, sogar solche notorischen Versager wie Jacob Kwabena. Dass du dieses Glück zu einem symbolischen Triumph gegen alles Verdorbene in der PCWA hochstilisiert, beweist nur, dass du immer noch der gleiche Versager bist, wie zuvor. Stell dich morgens vor den Spiegel und sag dir mehrmals ins Gesicht, dass du Erfolg haben willst, wenn du nur fest daran glaubst. Das war offensichtlich dein Vorsatz für das neue Jahr, aber anders als Alchemisten kannst du mit dieser Formel Scheiße eben nicht zu Gold machen. Scheiße bleibt in deinem Fall weiterhin Scheiße und das wirst du spätestens bei der Prestige Challenge begreifen, wenn du merkst, dass Glück eben nicht automatisch zu Können führt. Und wenn es dann nicht schon geschehen ist, wirst du spätestens Vendetta 109 wieder dort landen, wo du angefangen hast, wenn die Wirkung des Koks nachgelassen hat. Im Dreck zu meinen Füßen."

Ein leichtes Lächeln, gepaart mit einem Nicken, bei Sanchéz. Anerkennung für spitze Worte.

Sanchéz: "Kriss, du kannst so viel reden, zetern, jammern und hetzen wie du willst. Das einzige, was zählt, wenn am Ende des Matches die Glocke ertönt, ist, wessen Arm am Ende in die Luft gehoben wird. Sowohl heute im Main Event, als auch bei Vendetta 109, oder in jedem anderen verdammten Match. Du erkennst meinen Sieg nicht an? Du schiebst es auf Pech, auf unglückliche Umstände? Dann liegt es nun an dir zu beweisen, dass du besser bist. Dass du mich schlagen kannst. Mehr wirst du zu diesem Thema von mir nicht hören. Denn wenn du auf die Card schaust, dann wirst du sehen, dass es heute wichtigere Dinge gibt, als sich mit dir in endlosen Diskussionen im Kreis zu drehen. Ich habe ein Match zu gewinnen und dazu bedarf es der entsprechenden Vorbereitung. Wir sehen uns bei Vendetta 109, Arschloch!"

Gesagt, getan. Díego Sanchéz öffnet die Hand, die das Mikrofon umschlossen hielt, welches mit einem gedämpften Ploppgeräusch auf den Ringboden fällt. Dann dreht er sich und steigt zwischen die Seile, als...

Kriss Dalmi: "Bevor du gehst."

Der Belgrader macht einen Schritt auf den Deutschmexikaner zu und streckt seine Hand nach ihm aus, so, als wolle er ihn greifen und schließt zu ihm auf. Díego setzt einen misstrauischen Blick auf, als er sieht, wie Mundwinkel seines einst ärgsten Feindes nach oben schieben.

Kriss Dalmi: "Weil du ja jetzt ein fester Bestandteil der CRAFT bist und deine neuen BFFs heute sicherlich noch mal sehen wirst, wollte ich dich fragen, ob es möglich wäre, dass du dem neuen wichtigsten Mann der Liga etwas von mir ausrichtest?"

Der Hijo del Fuego zuckt stutzig mit den Schultern, als ihn urplötzlich die rechte Faust des Serben trifft und der Schwung ihn aus dem Ring fallen lassen. Sofort steht er wieder auf, steigt auf den Apron und will den Ring entern, als er sieht wie Kriss Dalmi den Stuhl, der eben noch herrenlos im Ring stand, zusammengeklappt in seinen Händen hält. Und er hält inne. Die Fans ergießen sich in Abscheu und Zorn, aber Díego und Kriss wissen beide, dass es der größte Fehler wäre, jetzt eine wilde Prügelei anzufangen. Nicht vor diesem Match. Nicht, wenn es um alles geht. Und so springt Díego Sanchéz wieder vom Apron und zieht sich ruhigen Schrittes in den Backstagebereich zurück. Bei Vendetta 109 würde er noch genug Gelegenheiten bekommen, sich an dem Serben zu rächen. Heute jedoch, gab es einen wichtigeren Kampf auszutragen, einen Kampf der zukunftsweisend für den Deutschmexikaner war. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass er alles haben kann, wenn er nur will. Und er will. Er will in einem fairen Duell gegen seinen Freund um den Titel antreten. Alles andere ist unwichtig.

 

Vincent Craven: "Der Serbe ist einfach nur... krank. Absolut widerlich."

Mike Garland: "Ja, aber in seiner ganzen Radikalität ist er doch so etwas wie die goldene Cash Cow der PCWA. Ohne Bösewichter kann es keine Helden geben. Und da Jona Vark das genau weiß, hat sie Kriss Dalmi nicht schon längst aus der Liga geworfen. Kriss Dalmi handelt so, wie es sein kranker Verstand ihm vorgibt. Das macht ihn gefährlich. Aber es gibt immer noch Männer, die sich ihm entgegen stellen."

Vincent Craven: "So wie Díego Sanchéz`"

Mike Garland: "So wie Díego Sanchéz. Ich bin sicherlich nicht der größte Fan des Mexikaners, aber eines muss man ihm lassen: Er drückt sich vor keiner Herausforderung. Er könnte sich auf seinem Sieg gegen Dalmi ausruhen, könnte den Konflikt für beendet und sich für den Sieger erklären. Aber genau das macht er nicht. Er stimmt einem Re-Match zu und das, obwohl er dabei alles verlieren könnte."

Vincent Craven: "Wie meinst du das?"

Mike Garland: "Nun, man stelle sich doch einmal folgendes Szenario vor: Sanchéz gewinnt heute und wird tatsächlich neuer Herausforderer auf den Titel seines Freundes Stevie Van Crane. Das ist die Chance, auf die er seit vielen Jahren gewartet hat. Und dann bestreitet er in der letzten Vendetta davor ein Match gegen einen Mann, der offenbar wahnsinnig ist und schon agekündigt hat, ihn zerstören zu wollen?"

Vincent Craven: "Ich verstehe worauf du hinaus willst. Sanchéz könnte Schaden davon tragen, der ihn daran hindert, den kommenden PPV zu headlinen. Im Nu wäre er wieder in der Versenkung verschwunden. Ein echtes Dilemma."

Mike Garland: "Wie es wirklich kommen wird - das sehen wir bei Vendetta 109!"



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