Scene

Id
1960  
Name
Morgens im Museum  
Summary
 
Position
10  
Scenetype
Video  
Created At
2014-11-09 21:35:37  
Edited At
2014-11-20 17:40:02  
Show
Vendetta 106  


Am Morgen von Vendetta 106...

Das Field Museum of Natural History in Chicago: 85.000 Quadratmeter auf 5 Ebenen mit einem Jahresetat von mehr als 50 Millionen Dollar und etwa 2 Millionen Besuchern jährlich. Eine der bestbesuchten kulturellen Einrichtungen der USA. An einem einzigen Tag ist eine komplette Besichtigung kaum möglich. Also muss man sich fokussieren, wenn die Zeit knapp bemessen ist. Eine der größten Attraktionen sind die ausgestopften Tsavo-Menschenfresser.

„Hach, Terra, welch klischeehaft perfekter Ort für eine Unterhaltung mit dir. Wir sollten die Tier-Metapher vielleicht auch nicht völlig überstrapazieren, was?“

Der Blick des Naturliebhabers verharrt bei den ausgestopften Tsavo-Löwen.

TNK: „Überstrapazierung scheint doch offensichtlich unser beider größter gemeinsamer Nenner zu sein, oder? Gerade du, dessen Vokabular auf Begriffe wie ‚DNA‘ oder ‚PCWA‘ geschrumpft ist, sollte dies bedenken.“

Ein bestätigendes Schmunzeln beim Angesprochenen. Er fasst sich in die Westentasche und holt eine Broschüre des Museums heraus, beginnt darin zu blättern.

Gabriel Lucifer: „Nun, immerhin ist die Frage nach der ‚DNA‘ anscheinend DAS Gesprächsthema der ‚PCWA‘. Genau die Richtigen fühlen sich angesprochen und bemüßigt, die von mir dargelegten Wahrheiten als Unsinn abzuqualifizieren. Dabei habe ich bereits das erste Mitglied für meinen ‚Berlin Villians Club‘ gefunden und die letzten Tage sehr intensiv mit Hannibal trainiert. Ein beeindruckender junger Mann, der Mad Dog alles abverlangen wird.“

TNK: „Dieser Hannibal Cain scheint tatsächlich zu dir zu passen. Er gab dir eine vorbildliche Hilfestellung, mich nach meinem Sieg über dich letzte Vendetta zu attackieren. Und? Muss ich auch dieses Mal mit einer unnötigen Attacke deinerseits rechnen? Vor oder wieder nach unserem Match? Oder wird dein neuer Schüler gar während unseres Kampfes zu deinen Gunsten eingreifen?“

Terra No´Kaie wendet seinen Oberkörper abfällig vom Mythos ab und zeigt eine abwinkende Handgeste.

Gabriel Lucifer: „Lieber Terra, wie soll das funktionieren? Es ist doch nachher aufgrund deines Rumgejammers in Jonas schickem Büro ein Käfig um uns herum. Naja, vielleicht wäre eine Zelle sinnvoller gewesen, wenn du soviel Angst vor einem Eingriff hast. Aber ok. Ein Käfig passt in unsere kleine Story. Nachdem wir erst in Ketten gelegt wurden, sind wir nun eingesperrt.“

Er spricht die Worte so auffallend süffisant, dass No’Kaie sie direkt ignoriert. Terra weiß, dass er später auf alles vorbereitet sein muss und der offene Käfig nicht vor Eingriffen von außen schützt. Darum ging es ihm bei der Forderung nach der Matchart auch gar nicht. Bei einem Feind wie Lucifer, der die PCWA wie seine Westentasche kennt, geht es darum, Zeichen zu setzen. Der Naturliebhaber deutet mit dem Zeigefinger auf die beiden Löwen, während Lucifer nebenbei in dem Museums-Guide stöbert.    

TNK: “The Man-Eaters of Tsavo: Nach einem langen und von Menschenblut getränkten Beutezug vom Oberstleutnant der britischen Armee, John Henry Patterson, geschossen. Er schrieb auch ein anerkanntes Dokumentarwerk darüber, du kennst wahrscheinlich die Verfilmung der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts über seine Abhandlung. Er beaufsichtigte im späten 19. Jahrhundert einen Brückenbau am Fluss Tsavo in Afrika. In dem Werk beschreibt er die Angriffe der beiden Löwen auf die Arbeiter. Weder Barrikaden aus Dornensperren, noch nächtliche Feuer, hielten diese Bestien davon ab, die Arbeiter nachts aus ihren Zelten zu zerren."

Gabriel Lucifer: „Keine Sorge. Du wirst heute Nacht nicht aus unserem ‚Zelt‘ gezogen. Ich werde Dich innerhalb des Käfigs so übel zurichten, dass du, in deinem eigenen Blut schlafend, gar nicht merken wirst, wenn ich den Ort des Gemetzels im Spaziergang durch die Tür verlasse. Satt und zufrieden!“

TNK: „Vor unserem letzten Aufeinandertreffen hast du dich im Voraus bereits als Sieger unseres Kampfes vorgestellt, doch ich war es, dessen Arm zuerst von den Ketten befreit werden konnte. Und doch, noch immer unterschätzt du mich. Das kristallisiert sich als deine größte Schwäche heraus. Du bist selbst gefällig und satt, ja. Du hältst dich für einzigartig, für einen Mythos. Du nennst dich einen... DEN König, so wie diese Löwen es taten. Diese mähnenlosen Geschöpfe, wie sie nur im Tsavo-Gebiet vorkamen. Außergewöhnlich groß, ja, außergewöhnlich.“

Der eherne Mythos streift sich über die mittlerweile kurzen schwarzen Haare, die früher mähnenartig bis zu seinem Nacken reichten.

Gabriel Lucifer: „Du laberst und laberst und laberst. Einige bezeichnen dich bereits als Öko-Eleven. Was glaubst du denn, was mir die Niederlage vergangene Vendetta sagen sollte? Die PCWA kennt keine Gnade. Sie hat mir mit dieser Schmach eine Botschaft gesendet. ‚Gabriel, pass auf‘! Gabriel, ich beobachte dich‘! ‚Gabriel, du bist kein König, du bist ein Diener - ein Feind'! Die Niederlage war ein Warnschuss. Weißt du, dieses Museum war eines der ersten mit museumspädagogischem Angebot. Dieser Fundus an Wissen und Erfahrung investiert in die Ausbildung von Schülern. Ich tue das ebenfalls, damit die PCWA ihr frisches Blut nicht gierig aufsaugt bis es ganz versiegt.“

TNK: „Versteckte Nachrichten und Botschaften in der PCWA für dich? Gabriel, alles, was man backstage über dich hört, stellt sich als wahr heraus. Dein dich leitender Geist ist auf unverbesserlichen und unverständlichen Pfaden unterwegs und vielleicht durch deine kranke Ideologie gefährlicher für die PCWA, als die Bedrohungen, die du selbst in Eleven siehst. Und mich betitelt man da als Baumkuschler oder Öko-Terrorist?“

Durch ihre Metallschlitze in der silbernen Maske funkeln Terra No´Kaies Augen bedrohlich zu Gabriel Lucifer.

TNK: „Nun, ich empfange sicher keine allgegenwärtigen Signale von Mutter Erde, sondern habe erkannt, meine Heimat und meine Lebensspender so zu akzeptieren, dass ich in Einklang und Synergie mit ihr und ihnen lebe. Ich achte auf jede kleinste Vibration, jeden Windhauch und alles Andere, was die Natur mir aufzeigen kann. Und sie lehrt mich, Gefahren zu erkennen und diese mit Geduld zu beseitigen. Diese Löwen waren eine Gefahr für die Menschen, sie waren für viele sogar weit mehr als das. Doch sie konnten nicht mit John Henry Patterson rechnen, der sich mutig in dieser unbekannten und uneinschätzbaren Situation den Löwen stellte. Er war es, der es wagte, sich mit den Löwen, welche die Arbeiter ‚Geist‘ und ‚Dunkelheit‘ nannten, zu messen. Nach unzähligen Versuchen tötete er schließlich den ersten… und etwa einen Monat später den zweiten Löwen. Daraufhin feierten die Arbeiter und Einheimischen ihn als Held.“

Lucifer versteht selbstverständlich, was Terra ihm in Bezug auf ihre kleine Matchserie sagen will. Abfällig winkt er ab.

Gabriel Lucifer: „Diese gezwungenen Parabeln, seien sie auch augenscheinlich noch so passend, haben ein erklärtes Defizit. Sie verkürzen die Geschichte auf das Ende. Dabei finden sich die interessanten Details versteckt mittendrin. Die afrikanischen Arbeiter waren überzeugt, dass die Löwen böse Geister seien und gekommen sind, um jene zu bestrafen, die sich am Fluss Tsavo mit dem Brückenbau zu schaffen machten. Als die Ursache dieses Übels machten sie schnell Patterson aus, denn die Angriffe begannen schließlich mit seiner Ankunft. 135 Menschen mussten angeblich sterben, bevor Patterson zum Held wurde. Wie viele Wrestler sollen deiner Meinung nach fallen, bevor Eleven als Herr der PCWA anerkannt wird?“

Diesen abrupten Themenwechsel hat Terra nicht erwartet und ehe er sich überhaupt eine Antwort zu Recht legen kann, spricht Lucifer schon weiter, deutlich aggressiver als zuvor. Dabei tritt er ganz nahe an die Absperrung zu den toten Löwen heran.

Gabriel Lucifer: „Menschenfressendes Verhalten ist für Löwen völlig ungewöhnlich. Es existieren mehrere Theorien, warum die Löwen plötzlich Menschen angegriffen haben. Schlechte Zähne, ein Mangel an natürlichen Beutetieren oder die mangelnde Beerdigungspraxis zu jener Zeit. Durch Krankheiten und Verletzungen starben etliche Arbeiter einen qualvollen Tod. Außerdem führte eine Sklavenroute quer durch das Gebiet, in dem die Löwen lebten. Leichenteile blieben unbeerdigt oder Gräber wurden nicht sachgemäß ausgehoben. Die Löwen passten sich diesem leicht verfügbaren Versorgungsmaterial an. Ihre natürliche Beute konnten sie aufgrund des zähen Fleisches und ihren schlechten Zähnen ohnehin kaum noch zerlegen. Die Menschen wurden schließlich irgendwann als primäre Nahrungsmittelquelle betrachtet. Also begannen die Löwen damit, wider ihre Natur, die Menschen zu jagen. Es war nicht die Schuld der Löwen. Die Menschen sind in ihren Lebensraum eingedrungen. Mit Mad Dog fing es an. Es folgte Breads. Sharpe. Lee. Van Crane. Cuts. Dalmi. Und Du, Terra. Ihr seid in die PCWA eingedrungen. Und wir passen uns an, so wie es die Tsavo-Löwen taten. Schau, wo sie jetzt sind. Von Patterson für 500 Dollar verkaufte Ausstellungsstücke, beherbergt neben 22 Millionen anderen toten Organismen in diesem Naturkundemuseum. Patterson war kein Held, er war ein Eroberer. Eleven… Ha… Eleven will nicht mal ein Held sein.“

Nachdenklich schaut Terra seinen heutigen Gegner an. Bisher kennt er ihn nicht von dieser Seite. Der Mann neben ihm hat ihn bisher nur großspurig klein geredet und bösartig attackiert. Der Mythos bezeichnete sich in ihrem ersten Gespräch als den König der Tiere. Gerade erkennt Terra, dass er sich damit nicht über andere stellen wollte, sondern lediglich seine Rolle als ihr Beschützer einnahm. Für Gabriel Lucifer existieren in der PCWA mehrere Spezies und er stellt sich an vorderster Front vor die seine. Er greift mit seiner linken Hand an seine silberen Eisenmaske, zieht sie nach oben, sodass er Gabriel Lucifer sein - dieses Mal unbemaltes - Gesicht zeigt. Ein warmes, anerkennendes Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er seine Maske wieder über sein Gesicht zieht.

TNK: „Die Lösung auf fast alle Fragen lautet Koexistenz. Im Einklang sein mit der PCWA. Gaia hat genügend Möglichkeiten für ein gemeinsames Leben auf ihrem Planeten geschaffen. Respekt und Achtung, das muss ein Jeder füreinander aufbringen. Dieses Museum zeigt doch die Vielfalt der Natur. 22 Millionen verschiedene Organismen... Gabriel, du sagst es doch selbst.“

Ein heiseres Lachen dringt aus Lucifers Kehle. Er wendet sein Haupt gen Terra und kneift die Augen zusammen.

Gabriel Lucifer: „Tote Organismen. Ich sagte ‚TOTE Organismen‘! Alles hier in diesem Gebäude ist tot. Museen sind Eintritt nehmende Leichenhallen. Die PCWA jedoch ist ein Hort voll Lebendigkeit. Ja, Terra, noch lebe ich. Noch sind meine Zähne gut genug, um mich an zähem Fleisch zu laben. Auch, wenn Eleven mir letzte Vendetta bereits mein eigenes Museum spendiert hat. Röntgenbilder. Krankengeräte. Eine vergammelte Leber…“

Schnaufend fasst der vermeidlich älteste Wrestler der Liga sich an den Bauch, ehe er Terra am Kragen packt und an die Scheibe des Aufbewahrungsgeheges drückt. Dabei blickt er respektvoll zu den ausgestopften Löwen.

Gabriel Lucifer: „… Doch ihm fehlte die Hauptattraktion. Ich. Dort in der Kabine befanden sich Teile meines Lebens, aber nicht MEIN LEBEN. Ich habe noch Leben in mir. Ich habe noch Zeit. Ein paar große Momente sind mir noch vergönnt?“

Den letzten Satz formuliert er mehr als Frage, denn als These. Als wenn das Leben aus ihm weichen würde, lässt er von Terra ab, der sich bewusst nicht gewehrt hat. Lucifer hebt das heruntergefallene Info-Heft auf und blättert gedankenverloren darin herum.

TNK: „Dank mir wird heute im Käfig kein weiterer dieser großen Momente auf dich warten. Mein Mitleid mit dir hält sich nach wie vor in Grenzen. Du bist jemand, der alle Möglichkeiten nutzt, um einen Vorteil für sich zu erringen. Dir geht es nicht um die PCWA, sondern um dich, um dein Leben, dein Erbe... Gabriel Lucifer, ich werde dich besiegen... Nein... Ich werde dich ERNEUT besiegen und damit endgültig dafür sorgen, dass auch du nur noch ein Ausstellungsstück in einem Museum der Wrestlingwelt sein wirst.“

Irre lachend lässt Gabriel den Museumsführer aus seiner Hand gleiten und wendet sich ab.

Gabriel Lucifer: „Dafür ist nicht der richtige Zeitpunkt. Dafür nicht.“

Dann zieht er zuversichtlich durch die Menschenmassen hindurch wankend von dannen. Der ihm hinterher blickende Terra No’Kaie hebt das herunter gefallene Büchlein auf. Auf der aufgeschlagenen Seite findet sich die Rubrik Völkerkunde mit dem Motto ‚Untergegangene Kulturen‘.

 

Vincent Craven: "Ganz schön symbolisch, so bei den ausgestopften Menschenfressern."

Mike Garland: "Tja, so endet man, wenn man's zu bunt treibt. Ausgestopft und hinter Glas, wo einen Touristen gegen Eintritt anglotzen. Da fällt mir ein: Hat jemand Matt Mason in den letzten Monaten mal gesehen?"

Vincent Craven: "Lenk nicht ab, Mike. Gabriel und Terra stehen sich bald im Ring gegenüber. Und ich kann überhaupt nicht sagen, wem ich größere Chancen einräume."

Mike Garland: "Gabriel wird's machen. Er hat einfachd ie größere Erfahrung und sein Kumpel Azrael ist im Notfall einfach die bessere Unterstützung als Gaia es jemals sein könnte."

Vincent Craven: "Nichts ist stärker als die Natur."

Mike Garland: "Wenn wir schon bei fiktiven Gestalten sind, dann könnte ja auch der Weihnachtsmann eingreifen."

Vincent Craven: "Dazu wird es aufgrund des stählernen Käfigs nicht kommen. In diesem Match kann es nur einen Sieger geben und der wird hoffentlich fair bestimmt."



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