Scene

Id
1959  
Name
Ein Fan.  
Summary
 
Position
18  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2014-11-09 12:49:53  
Edited At
2015-02-04 16:50:55  
Show
Vendetta 106  


Robert Barker sitzt an einer Theke und stochert nachdenklich mit irgendetwas Spitzem in seiner linken Hand auf der Theke herum. In der anderen Hand hält er ein halbgeleertes Bierglas. Es ist nicht das erste an diesem Abend. Er muss bei der Vendetta morgen schließlich kein Match bestreiten. Also nutzt er die Chance und „denkt nach“. Er weiß, dass er heute keine weisen Entschlüsse mehr fassen würde, aber entgegen all dieser Klischees über die USA ist das Bier hier gar nicht so Scheiße. Anders als Mad Dog. Der ist entgegen aller anderslautenden Meinungen ein verdammtes Arschloch und keiner außer ihm will es sehen. Der Bastard musste sich ja unbedingt in sein Match einmischen. Hat er wegen ihm verloren? Natürlich! Warum sonst? Er kann Eleven schlagen, das hat er längst bewiesen. Es bedurfte schon diesen aufdringlichen Pisser namens Mad Dog. Andererseits…

„Hallo Mr. …“

Robert kann hören, wie neben ihm jemand kräftigt schluckt. Es klingt wie Angst, die hinuntergewürgt wird.

„…Barker.“

Er dreht den Kopf leicht zur Seite und sieht einen Jungen. Keinen jungen Mann, sondern einen Jungen. Sofort fluten ihm bittere Erinnerungen an Blake das Hirn. Alkohol mindert innere Barrieren.

Robert Barker: „Was?!“

Ein Wort. Eine Frage. Eine Drohung.

Junge: „Ich wollte… Ihnen nur sagen…wie sehr ich… sie bewundere.“

Die Worte stolpern zwischen tiefen Atemzügen über seine zitternden Lippen. Ein Fan.

Junge: „Sie sind… mein Idol… seit ich… zum ersten Mal… meine Stiefel… geschnürt habe.“

Robert lässt den Gegenstand von seiner linken Hand in seine Hosentasche gleiten und nimmt dann einen großen Schluck Bier aus seinem Glas. Sollte der Kerl noch da sein, wenn er ausgetrunken hat, würde er ihm Beine machen. Oder brechen.

Junge: „…und ich… wollte sagen… dass Sie… über die Niederlage… nicht nur… sauer… sein sollten.“

Eine imaginäre Nadel kratzt über eine ebenso imaginäre Schallplatte. Barker ist auf einmal hellwach. Dreht sich zu dem vorlauten Fan und schaut ihn zum ersten Mal richtig an. Lange schwarze Haare, Sonnenbankbräune, seine Unterlippe zittert. Er wirkt angestrengt, obwohl er nur da steht.

Robert Barker: „Wovon zum Teufel redest du?“

Die leuchtendgrünen Augen vergrößern sich. Er ist das Reh im Scheinwerferlicht von Roberts drohender Stimmlage.

Robert Barker: „Ich habe dich was gefragt…“

Und dann scheint irgendwo ein Damm zu brechen. Das Reh sprintet davon.

Junge: „Ich habe gehört, wie Sie mit sich selbst geredet haben, ich habe nicht gelauscht, oder irgendwas, ich stand einfach nur schon eine Weile da und habe, also ich habe, ich wusste nicht genau, wie ich Sie ansprechen sollte, was ich sagen sollte, weil Sie mein Idol sind, auch wenn ich das schon gesagt habe, aber Sie sind es wirklich, ich will unbedingt so sein wie Sie und auch wenn ich das niemals schaffen kann, will ich es trotzdem immer versuchen und vielleicht bin ich dann auch mal erfolgreich, vielleicht kann ich dann auch…“

Kein normaler Fan. Er gehört zur Gruppe, wegen derer das Wort erfunden wurde. Fanatiker.

Robert Barker: „Halt die Schnauze.“

Sofort hört der fanatische Fan auf zu reden. Er atmet panisch durch die Nase und bekommt absolut nicht genug Luft dafür.

Robert Barker: „Ich will wissen, was du mit der Niederlage meintest. Sie interessiert mich nicht weiter. Wie kommst du also darauf, dass sie mich… belasten würde?“

Irgendwie kommt Robert der Kerl bekannt vor. Meint ihn schon einmal gesehen zu haben.

Junge: „Ich… wie gesagt. Ich stand schon eine Weile… in Ihrer Nähe. Saß. Um genau zu sein. Oh Gott. Sie haben leise von Eleven gesprochen. Uuuuund… über das Match geflucht. Über Mad Dog und so weiter.“

Wieder schluckt er einen ganzen Batzen Angst herunter.

Junge: „Dabei war es… unter den Umständen… das Beste… was Ihnen passieren konnte.“

Robert hebt eine Augenbraue. Der Junge holt kräftig Luft.

Junge: „Eleven hat es total gestunken, dass Sie ihn beim Rumble besiegt haben. Er hat damit nicht gerechnet und hat versucht es danach zu überspielen. Hat versucht sich alles schön zu reden. Genau wie Sie es ihm gesagt haben. Und vielleicht noch mehr. Deshalb brauchte er dieses Match. Brauchte es viel mehr als Sie. Ich glaube Ihnen, wenn Sie sagen, dass Sie kein Interesse mehr daran haben, Eleven zu bekämpfen. Warum auch? Sie haben längst deutlich bewiesen, dass Sie der Bessere sind.“

Er strahlt mit riesigen, von Stolz erfüllten Augen zu Robert auf, obwohl er in der momentanen Position eigentlich zu ihm heruntergucken muss.

Junge: „Aber Eleven hätte keine Ruhe gegeben, er hätte Sie verfolgt und solange in all Ihren weiteren Plänen gestört, bis er seine Revanche bekommen hätte. Und weil er in einem fairen Match keine Chance gehabt hätte, wäre das ewig so weiter gegangen. Jedes Mal, wenn Sie sich einen neuen Titel ausgesucht hätten, der in Ihre Sammlung kommen soll, hätte er Sie daran gehindert. Aber jetzt hat er seinen Ausgleich, begünstigt durch den betrügerischen Hund, und kann sich seinem angeblichen Masterplan widmen.“

Roberts Abwehrhaltung lässt nach. Der Junge ist nicht ganz dicht, aber er scheint intelligenter, als er aussieht. Seinem Gesicht nach zu urteilen dürfte der Junge nicht alt genug sein, um hier in den USA eine Bar zu betreten. Drinnen war er trotzdem.

Junge: „Bei Vendetta 104 haben Sie erklärt, dass der Rumble für Sie vor allem eins bringen sollte: Freiheit. Und bei Vendetta 105 haben Sie es endlich geschafft. Das letzte Hindernis ist aus dem Weg geräumt. Sie können endlich völlig frei aufkämpfen und Mad Dog heimzahlen, was er schon viel zu lange verdient hat. Schon bei Vendetta 106 können Sie ihm einen Vorgeschmack geben.“

Vendetta 104. Da war was. Robert meint, er hätte den Jungen dort irgendwo gesehen. Genau wie bei Vendetta 105. Aber wo?

Robert Barker: „Könnte ich. Werde ich aber nicht. Egal, wie sehr Mad Dog es verdienen würd, bis zu unserem Match, werde ich ihn nicht anrühren. Ich habe mein Wort gegeben, dass ich die Spielchen bis Out of Ashes sein lasse und daran halte ich mich… wenn ich ihn jetzt angreifen würde – und bei Gott, von Tag zu Tag will ich das mehr – dann würde ich wie ein verdammter Feigling dastehen. Als wenn ich ihn nicht anders besiegen könnte. Das gönne ich ihm nicht. Vor mir ist Mad Dog deshalb in diesem Moment zum ersten Mal in seinem Leben wirklich sicher.“

Der Junge hört aufmerksam zu und, viel schlimmer, er versteht.

Junge: „Natürlich, Mr. Barker. Ihnen sind die Hände gebunden.“

Robert fährt sich mit der Linken übers rechte Handgelenk.

Robert Barker: „Aber wer weiß. Vielleicht erledigt das jemand anderes für mich. Er darf gegen Lucifers Jünger antreten. Lucifer hatte schon immer ein Auge für besondere Menschen und in den seltensten Fällen lag das daran, dass diese Menschen besonders freundlich waren. Für gewöhnlich waren sie einfach nur besonders.“

Saß er vielleicht im Publikum? Oder war es Backstage?

Robert Barker: „Und wenn Lucifer sich endlich melden würde, könnte man auch das noch klären, aber dieser verdammte Bastard weigert sich, zu reden.“

Eine fast schon spastische Zuckung durchfährt den Körper des Jungen, als er das Gefühl bekommt, helfen zu können.

Junge: „Ich weiß wo er ist.“

Robert Barker: „Wer?“

Junge: „Gabriel Lucifer. Er wurde angekündigt.“

Er blickt auf seinen linken Arm, an dem eine goldene Uhr prangt.

Junge: „In knapp zwei Stunden soll er von Virchowa Craven an der Union Station interviewt werden. Eine ganze besondere Version von Virchowas Lounge. Alle Fans sprechen davon. Schließlich hat er für die spektakulärste Ausgabe der Lounge aller Zeiten gesorgt. Damals. Mit Barqas und Pearl. Zumindest bis Sie ihn übertroffen haben, natürlich. Die Lounge Session mit Mad Dog war deutlich spekta…“

Doch Robert hat den Rest seines Bieres schon gestürzt und ein wenig Geld auf den Tresen geschmissen. Er ist halb aus dem Laden verschwunden, während der Junge noch immer verdattert am gleichen Platz steht.

Robert Barker: „Union Station in zwei Stunden sagst du?“

Junge: „Ja. Genau.“

Und dann ist Robert verschwunden und der Junge blickt auf das Geld auf dem Tresen. Schnell greift er in seine Hosentasche, zieht ein dickes Portmonee hervor und legt einige Geldscheine auf den Tresen, nur um dann Roberts Scheine einzusammeln. Der Barkeeper guckt ihn neugierig an, doch auf dem Tresen liegt mehr als genug Geld, sollen die scheiß Ausländer doch machen, was sie wollen.



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