Zielstrebig blickt er über die umstehende Meute der Gaffer und Kamerateams. Angesichts seiner eher... unbequemen und absolut nicht förderlichen Situation, was den heutigen Main Event betrifft, gibt es nur noch eins, was er jetzt tun kann: wie so oft in den letzten Jahren, aus der Not eine Tugend machen. Und so hatte er nach Rolan schicken lassen, sobald die Sanitäter bei ihm waren. Hoffentlich kommt der Kerl auch noch rechtzeitig!

Unsanft wird Raffael Schneider mitsamt seiner Transportliege in den Krankenwagen bugsiert. Glühender Schmerz schießt durch seinen Brustkorb, nimmt ihm für einen kurzen Moment die Luft.

Dieses verdammte Untier hatte ganze Arbeit geleistet, wie es scheint.

Sanitäter: „Geht´s?“

Schmerzverzerrtes Nicken als Antwort Schneiders, dazu Getuschel und Gelächter seitens der Umstehenden. Für Schneider ein willkommener Anblick, um auf andere Gedanken zu kommen und den Schmerz auszublenden. Mit seinen Aktionen der letzten Monate, erst recht der von der letzten Vendetta, hatte er sich alles andere als beliebt gemacht. Dass man ihm jetzt größtenteils mit Schadenfreude begegnet, war abzusehen. Aber das ist ihm egal. Er ist wie er ist. Man muss sich nehmen, was man haben will, ohne Rücksicht auf Verluste. Und er würde bekommen, wonach er strebt. Man hatte ihm eine neue Chance gewährt, und die würde er nutzen. Einen Scheiss auf die Meinungen anderer!

Raffa: „Können wir noch warten, bitte?“

Kurzes Zögern des Sanis.

Sanitäter: „O.k... 5 Minuten!“

Raffa: „Danke, Mann!“

Vielleicht hätte er ja die Hundekacke doch werfen sollen. Verdammte Asche, hatte es ihm in den Fingern gejuckt! Allein schon, um sich nach der Machtdemonstration der verdammten Schlampe Vark abreagieren zu können. Eines Tages würde er diese Stute zureiten. Hübsch genug ist sie ja! Und die Hundescheisse? Verdient hätten es diese blut- und actiongeilen Gaffer ja gehabt... Ein Lächeln umspielt seine Lippen bei dem Gedanken daran, wie er versucht hatte, Rolan weiß zu machen, dass nur alte, vergammelte Schokolade auf der Schaufel gelegen hatte. Sein Partner hatte sich damit zufrieden gegeben, aber er würde jederzeit sein Monatsgehalt darauf verwetten, dass Rolan dennoch weiß, dass dies eben sehr wohl keine Schokolade war. Das würde auch zu ihm passen. Im Sinne der Harmonie sich selbst belügen. So, wie er es für gewöhnlich in Bezug auf seine Fähigkeiten macht. Himmel, was könnte dieser Kerl im Ring alles erreichen, wenn er nur mal den Fuß von der Bremse nehmen würde! Raffael hatte nie wirklich verstanden, warum man mit diesem Auftrag an ihn herangetreten war – bis er Rolan die ersten Male im Ring erleben durfte. Niemand, wirklich niemand kann einfach so mit einer solchen Perfektion wrestlen, wie er es tut. Nicht einfach so, aus dem Stegreif heraus. Wenn er nur...

Sanitäter: „So, wir fahren jetzt!“

Ein panischer Blick durch die geöffneten Türen des Wagens, in die Menge.. Da! Endlich!

Raffa: „Warten Sie! Noch eine Minute!“

Schon klettert sein maskierter Partner in den Wagen. Bereits fix und fertig für seinen Auftritt im Rumble. Bis auf diese eine Sache. Raffael lächelt und beantwortet die stumme Frage Rolans.

Raffa: „Ach, nicht der Rede wert. Ein paar geprellte Rippen und das rechte Bein hat etwas abbekommen. Aber nichts von Dauer.“

Mit fliegenden Fingern deutet Rolan an, was Raffael befürchtet hatte.

Rolan: („Ich komme mit.“)

Raffael schüttelt den Kopf.

Raffa: „Nein, nein! Hör mir zu!“

Mit schmerzverzerrtem Gesicht kurz durchatmen. Eindruck schinden. Und hoffen, dass Rolan die Szene seines.. Missgeschicks, von der er mittlerweile mitbekommen hatte, dass sie live gesendet wurde, noch nicht gesehen hat und am heutigen Abend auch nicht mehr sehen wird. Nur in der Kabine zu hocken, abgeschottet von allen anderen, ja das kann hin und wieder ein Vorteil sein.

Raffa: „Ich weiß nicht, wer mich angegriffen hat. Aber sie schienen auf mich gewartet zu haben. Dieser Zeitpunkt konnte kein Zufall sein.“

Hach, wie ist die Wahrheit doch ein herrlich dehnbarer Begriff!

Raffa: „Ich glaube, man hat mich angegriffen, um dich vom Ring, von der Battle Royal fernzuhalten! Sie konnten sich denken, dass du mit mir ins Krankenhaus fahren würdest. Sie haben mich ausgeschaltet, weil Sie in mir... in uns eine Bedrohung sehen!“

Kurze Andeutungen seines stummen Partners. Dank der Maskierung Rolans nur schwer zu verstehen. Wenn er wieder vom Bett hoch ist, würde man die Maske etwas.. offener gestalten müssen. Von mir aus könnte man die auch weglassen. Aber das ist ja leider nicht gewollt... Eindringlich schaut Schneider Rolan in dessen tiefblaue Augen.

Raffa: „Nein, eine Beschwerde bei Vark bringt nichts. Verstehst du denn noch immer nicht? Dies ist ist kein normaler Arbeitsplatz mit normalen Angestellten! Dieser Zirkus macht seine eigenen Gesetze. Rolan, dies ist ein Dschungel, in dem es nur das Gesetz des Stärkeren gibt! Der Stärkere frisst den Schwächeren. Nicht nur im Ring. Wenn du jetzt mit mir fährst, dann werde ich zukünftig vor jedem deiner Kämpfe das Opfer sein. Und wenn du zu Vark gehst und dich beschwerst, wirst du damit nur eines erreichen: den Anschein erwecken, dass wir nicht in der Lage sind, in dem Dschungel PCWA zu überleben. Man würde uns feuern, trotz deines... Potentials.“

Kurze Pause, um das Gesagte wirken zu lassen. Von Rolan kommt keine Reaktion. Nachdenklich blickt er vor sich hin. Sehr gut!

Raffa: „Das Einzige, was wir, was DU jetzt noch tun kannst, ist, in den Ring zu steigen und diesen Kampf ohne mich, aber umso mehr für UNS zu bestreiten. Leg deine Zurückhaltung ab! Du kannst nicht in einen Wrestling-Ring steigen und versuchen, niemanden zu verletzen! Das geht nicht! Schau, was sie mit mir gemacht haben! Leg deine Zurückhaltung ab. Tue es für mich, lass mein Opfer nicht umsonst gewesen sein. Räche mich, mein Bruder! Steige in den Ring und vernichte sie, alle, bis zum letzten! Nimm den verdammten Fuß von der Bremse!“

So, das war´s. Entweder, oder. Mehr Euphorie, mehr Enthusiasmus geht nicht. Dies war das Letzte, was er am heutigen Abend noch tun konnte. Hoffnungsvoll schaut Schneider zu Rolan. Der ist noch immer in sich gekehrt.

Raffa: „Komm schon. Lass sie nicht so davonkommen!“

Raffael streckt seinem Partner den rechten Arm entgegen. Noch ein kurzer Moment vergeht, dann das Nicken des Wrestlers. Der entgegen gestreckte Arm wird im Kriegergruß ergriffen.

Raffa: „Gut so!“

Sei mein Krieger. Mein Schildwall. Mein Vollstrecker!

Rolan: („Die Startnummer?“)

Schneider schüttelt traurig den Kopf.

Raffa: „Ich konnte leider nichts erreichen.“

Das würde sicherlich noch Ärger geben, nicht nur mit Rolan. Aber jede Sekunde mit diesem Mädel war den Ärger wert gewesen. Wohlige Wärme sickert beim Gedanken an van Crane´s Groupie in seine Lenden. Vielleicht kriegt er die Kleine ja nochmal zu fassen. Vielleicht als Manager eines der anderen Idioten in diesem Zirkus. Ne Maske aufsetzen und gut ist. Und überhaupt..wäre danach dieses Mistviech mit seiner Keule und seinem geldgierigen Partner nicht gewesen, hätte er trotzdem noch genug Zeit gehabt, sich um Rolan´s Wunsch zu kümmern. Scheisskerle!

Sanitäter: „Wenn wir jetzt nicht fahren, verpasse ich ihnen einen Rollstuhl und haue ab. Dann können sie sich selbst zum Krankenhaus befördern!

Ein fragender Blick seines maskierten Schützlings. Raffael nickt. Einen Moment später ist Rolan wieder draußen. Noch im Schließen der Türen blickt der Manager seinem Schützling hinterher, sieht, wie dieser sich seinen Weg durch die gaffende Menge bahnt. Ist Rolan tatsächlich etwas größer geworden?

 

Vincent Craven: "Raffael Schneider könnte einem glatt leid tun. Also, wenn er nicht so ein Ekelpaket wäre. Ihn scheint die Attacke ganz schön mitgenommen zu haben."

Mike Garland: "Er weiß nicht einmal mehr, wer oder was ihn da erwischt hat. Tja, so geht es allen, die sich mit dem Barbarian anlegen. Nicht nur Blake Milton scheint unter Amnesie zu leiden."

Vincent Craven: "Bevor er aber ins Krankenhaus gebracht wird, hat er noch einige Worte für seinen Schützling Rolan. Ob der sich wirklich Chancen im Rumble ausrechnen kann? Raffa war ihm wirklich immer eine große Hilfe."

Mike Garland: "Oder ein Klotz am Bein. Rolan ist ein klasse Wrestler, ein Naturtalent im Ring. Er hat die miesen Tricks seines Managers doch gar nicht nötig."

Vincent Craven: "Vielleicht wird er umso befreiter auftreten können."

Mike Garland: "Das werden wir dann ja sehen."