Scene

Id
1756  
Name
Wer bist du?  
Summary
 
Position
94  
Scenetype
Live  
Created At
2014-07-24 21:41:14  
Edited At
2014-07-28 17:25:16  
Show
Brawlin Rumble X  


Er kann es einfach nicht glauben, weshalb er jetzt auch hier steht und dem Blaulicht frönt. Er betrachtet die Sanitäter, wie sie die Trage zum Krankenwagen rollen und er hadert mit sich, ob er diesen Schritt wirklich tun sollte. Nach all dem, was er gehört hat und nicht gehört hat, macht er sich nun doch Gedanken und geht rüber zum Wagen.

„Wie geht’s ihm?“

Betretene Gesichter bei den Sanitätern.

„Lasst ihr mich bitte kurz mit ihm allein?“

Der junge Mann auf der Trage stützt sich vorsichtig auf, weil jede noch so unwichtige Person ein Stück Erinnerung zurückbringen kann. Doch da vor ihm steht nur ein Mann mit kurzen Haaren. Er könnte praktisch jeder sein. Blake bittet die Sanitäter um einen Augenblick Geduld.

Blake Milton: „Wer bist du?“

Ein kurzes Zögern.

„Kannst du dich wirklich an nichts mehr erinnern? Weißt du, ich hatte auch mal so eine Phase, auch wenn man das jetzt so direkt nicht vergleichen kann, weil es eigentlich doch etwas ganz anderes war, aber ich kann es dir nachfühlen. All diese fremden Menschen, die behaupten Dich zu kennen, deine Freunde zu sein...oder deine Feinde.“

Blake Milton: „Ich kann dir gerade nicht wirklich folgen.“

„Dabei konntest du gerade DAS immer am besten. Aber die Zeiten ändern sich nun mal, für dich, für mich, für den Brawlin‘ Rumble, für die PCWA. Der Wandel ereilt uns alle. Immer und immer wieder. Und das ist gut so, denn es eröffnet neue Chancen und Perspektiven.“

Blake Milton: „Entschuldige, aber ich hatte deinen Namen nicht mitbekommen…“

„...Ich habe ihn gar nicht genannt. Er tut auch nichts zur Sache.“

Der ältere Mann streichelt Blake sanft über den Kopf, was diesen sichtlich irritiert. Dennoch lässt er es geschehen.

Blake Milton: „Was bist Du?“

„Was meinst Du?“

Blake Milton: „Ein Freund oder ein Feind?“

Eine Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist.  

„Wir haben viel gemeinsam unternommen. Wobei, gemeinsam ist das falsche Wort. Du hast viel mit mir unternommen.“

Blake Milton: „Also sind wir Freunde?“

„Das waren wir. Zumindest sowas in der Art.“

Leicht traurig wendet sich der Ältere ab. Blake hingegen wird nun neugierig, erhebt sich von der Trage.

Blake Milton: „Haben wir uns gestritten?“

Noch während er die Worte spricht wird ihm schwindelig. Er wankt. Der ältere Mann stützt ihn, setzt Blake zurück auf die Trage. Dieser fasst sich an den Kopf.

„Nein. Zum Streiten war ich zu schwach. Vielmehr haben wir uns einfach auseinandergelebt. Und das obwohl wir viel Zeit miteinander verbracht haben. Irgendwann war Ich einfach nicht mehr der Gleiche. Das habe ich dir zu verdanken. Das ist gut.“

Blake Milton: „Ich habe dich verändert.“

Der Junge spricht diese Worte nicht in Form einer Frage.

„Das hast du definitiv. Ohne Dich stünde ich heute nicht hier - Nicht so. Bereit. Das, was mich zum Streiten zu schwach gemacht hat, hast du auf brutale Weise aus meinem Körper geholt. Meinen Geist hast Du sogar komplett wiederbelebt. Um eine schöne banale Metapher zu verwenden, die dir gerecht wird: Du hast dein Lieblingsspielzeug gegen seinen Willen repariert und die Batterien gewechselt.“

Der junge Mann seufzt. Ihm wird erst jetzt so richtig klar, dass er eigentlich kein Leben mehr hat. Dass alles, was er einmal war und sein sollte, nicht mehr existiert. Er wird nervös, denn er weiß noch nicht einmal, ob er einer von den Guten oder einer von den Bösen ist. Und er weiß nicht, ob es da draußen etwas gibt, was er nie hätte vergessen dürfen.

Blake Milton: „Gibt es hier irgendjemanden, dem ich sehr nahe stehe? Kennst du da jemanden? Kannst du mir sagen, wie diese Person aussieht, damit ich - wenn sie mich im Krankenhaus besuchen kommt - ihr das Gefühl geben kann, dass alles nicht so schlimm ist, wie es scheint?“

Der alte Mann seufzt. Der arme Junge denkt wirklich, jemand würde ihn besuchen kommen.

„Sicher. Da sind Männer mit so klangvollen Namen wie Eleven, Robert Barker und irgendwie auch...Mad Dog.“

Blake verzieht grübelnd das Gesicht.

Blake Milton: „Barker und Mad Dog…? Die waren vorhin, glaube ich, bei mir. Und Eleven…? Das war wohl der, der mir vorhin beim Match wieder auf die Beine geholfen hat, oder wer war das?“

Der junge Mann senkt den Kopf. Warum kann er sich einfach nicht mehr daran erinnern? Es quält ihn. Genau wie die Frage, welche Rolle er spielt.

Blake Milton: „Bin ich einer von den Guten, oder einer von den Bösen?“

„Ach, Junge, diese Frage stellst du mir jedes Mal.“

Blake Milton: „Und was antwortest du darauf?“

„Du bist…speziell.“

Blake wispert das Wort „speziell“ betroffen nach.

Blake Milton: „Habe ich wenigstens Erfolg?“

„Klar. Du hast den vergangenen Brawlin‘ Rumble gewonnen.“

Blake Milton: „Ist das gut?“

„Natürlich ist es das. Jeder Wrestler möchte dieses Event siegreich bestreiten. Der Brawlin‘ Rumble-Sieg ist neben dem Undisputed Gerasy Title die höchste Auszeichnung der PCWA - wenn auch ein direkter Vergleich hinkt. Der Rumble ist...wie Du...speziell. Ein Rumble Sieg beweist, dass du dich gegen viele unterschiedliche Gestalten durchsetzen konntest. Hier gibt es nur schwarz und weiß, keine Graustufen. Die Fragen nach gut oder böse, Freund oder Feind, Erfolg oder Mißerfolg sind im Rumble ganz leicht zu beantworten. Alle außer Du selbst sind böse, sie sind Deine Feinde und Alle außer Dir sind zum Mißerfolg verdammt. In diesem speziellen Sinne ist ein Rumble-Sieg etwas, dass jeder in seiner Vita stehen haben will, denn dieser Triumph bedeutet: 'Jetzt bist du ganz allein'!"

Der Junge hört gebannt zu, versucht nachzuempfinden, wie sein eigener Rumble Sieg sich wohl angefühlt haben muss. Wenn dieses Erlebnis ein solch fantastisches Gefühl sein soll, wie kann man es dann vergessen? Bevor Blake sich dieser Frage hingeben kann spricht sein Gegenüber bereits euphorisch weiter.

"Alles im Rumble ist so herrlich unkompliziert. Warst du siegreich, bist du ganz oben...und zwar nur für diesen einen Moment. Keiner bereitet dich darauf vor, was nach dem Rumble kommt. Es ist nämlich wirklich nur dieser eine kurze gigantische Moment. Der Höhepunkt Deiner Karriere. Fälschlicherweise denken die meisten jedoch, es wäre ein Sprungbrett, glauben tatsächlich, dieser eine Sieg würde dich dauerhaft an die Spitze katapultieren. Unsinn ist das. Dem Höhepunkt immanent ist, dass es anschließend nur noch runter gehen kann. Alles was danach kommt, ist nur noch trister Alltag. Umso wichtiger ist es, sich an den blumigen Erinnerungen dieses tollsten Momentes zu laben. Ich selbst habe noch nie den Rumble gewonnen...aber ich kenne den Alltag danach besser als jeder andere. Dieser Alltag kann mir nichts mehr anhaben. Das ist mein Schlüssel zum Erfolg. Ich habe diesen Alltag ohne die süßen Gedanken an den Höhepunkt überlebt. Bevor ich also gänzlich abtrete, will ich mir für all die Mühen meines Alltags in der PCWA ein letztes schönes Erlebnis generieren, an das ich mich zeitlebens erinnern kann und das mich für alles entschädigt, was ich im Alltag ertragen musste. Für mich wäre dieser Sieg kein Spungbrett. Vielmehr wäre es ein würdiger Abgang...vielleicht gar noch gekrönt mit einem finalen Gewinn des Undisputed Gerasy Title beim Out of Ashes!"

In seinen schwarzen Augen lodert ein Feuer, das den fasziniert zuhörenden Blake Milton in den Bann zieht. Er mag diesen alten Mann irgendwie. Seine Stimme. Seinen Geruch. Es ist alles so fremd, aber irgendwie hofft Blake für ihn das Beste.

Die Sanitäter helfen Milton auf die Trage.

"Ja, und wenn ich ehrlich bin, dann will ich auch noch dieses verdammte Gold ein letztes Mal um meine schäbigen Hüften tragen. Und dann trete ich ab. Endgültig. Ein für alle Mal. Denn auch, wenn ich bereits Gerasy war, so bekam ich den Gürtel damals nur über eine Intrige und verlor ihn bei meiner ersten Titelverteidigung direkt an Keevan. Dieser Makel heftet mir ewig an. Und diese Jona...Jona Vark. Sie soll sehen, was ich wert bin, wozu ich fähig bin, warum Meine Legende alles andere in der PCWA überstrahlen wird. Es wird Zeit, dass Ich endlich die Geschichtsbücher mit dem auffülle, worin Valkos Heritage und Keevan mir noch überlegen sind. Sie waren glorreiche Gerasys. Das war ich nicht. Noch nicht. Sie waren jedoch nie Sieger des Brawlin' Rumble. Das war ich auch nicht. Noch nicht. In nur zwei Kämpfen kann ich all mein Versagen vergessen machen, kann ich mir einen würdigen Abschied aus MEINER PCWA bereiten!“

Sein düsterer Blick fällt auf den mittlerweile auf der Trage festgeschnallten Blake.

„Nun, es wird Zeit für mich. Und für dich auch.“

Und während die Sanitäter die Trage in den Krankwagen schieben, dreht sich der alte Mann um und entfernt sich mit leisen Schritten. Dabei flüstert er leise.

„Du wirst mir fehlen.“

Die Worte hallen trotz der geringen Lautstärke durch die Ohren Miltons.

Blake Milton: „Verrate mir bitte deinen Namen.“

Der Adressat der Worte stoppt seinen Gang. Nachdenklich wendet er sein Haupt leicht nach hinten. Ein letzter Blick auf den Jungen auf der Trage. Auf einmal sieht er in Blake wieder diesen unschuldigen Jungen. Vermutlich war dieser nie unschuldig, aber er sah diese Unschuld trotzdem. Er wollte sie sehen.

Blake Milton: „Sage mir bitte deinen Namen, vielleicht macht es dann ja wieder 'Klick' bei mir.“

'Klick'. Genau das soll es nie wieder machen. Wenn er dem Jungen einen letzten Gefallen tun kann - sei es drum, ob er ihn verdient oder nicht - dann, dass es nie wieder 'Klick' macht. Noch immer starrt er in die Augen von Blake Milton, der auf eine Antwort wartet.

Blake Milton: „Ich muss doch wissen, wem ich die Daumen für den Rumble drücken muss, von dem du erzählt hast.“

Ohne den Hauch einer Regung reagiert der alte Mann auf die netten Worte des Jungen. Bevor er endgültig aus der Szenerie tritt, schleudert er ihm ein paar letzte Worte zum Abschied entgegen, die vermutlich für beide irgendwie gelten.

„Jetzt bist du ganz allein. Au revoir.“

 

Vincent Craven: "Armer Blake Milton."

Mike Garland: "Arm? Der Junge kann sich an gar nichts mehr erinnern. Hol die Tröte und das Partyhütchen heraus, das ist das Beste was uns überhaupt passieren konnte."

Vincent Craven: "Auch wenn das jetzt gemein klingt, aber da hast du vielleicht Recht. So ein Reset-Button wäre für Blake Milton ein echter Segen. Er hat viel zu viele schlimme Dinge in den letzten Monaten getan."

Mike Garland: "Nicht einmal seinen Gesprächspartner hat er gerade erkannt."

Vincent Craven: "Wir doch auch nicht genau. Wobei aufgrund der Stimme und des Gesagten wohl jedem klar sein müsste, um wen es sich da gerade handelte."

Mike Garland: "Sagen will er es Blake allerdings nicht."



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