Scene

Id
1749  
Name
Turn that frown upside down. Or so.  
Summary
 
Position
68  
Scenetype
Live  
Created At
2014-07-24 13:24:39  
Edited At
2014-08-03 16:54:10  
Show
Brawlin Rumble X  


Virchowas Lounge ist kein Ort, der während eines gerade stattfindenden PPVs sonderlich oft frequentiert wird. Besonders gilt dies natürlich, wenn es sich bei jenem gerade stattfindenden PPV um das große Brawlin' Rumble-Jubiläum handelt. Dennoch lädt das stimmungsvolle Ambiente dieses Ortes mit seiner gedämpften Beleuchtung, der geschmackvollen Einrichtung und der entspannten Jazzmusik im Hintergrund in genau solchen Momenten Menschen ein, die sich abseits des großen Rumble-Trubels ein wenig Ruhe gönnen wollen oder vorübergehende Anonymität suchen. Letzteres ist offenbar auch für jene Frau der Fall, die sich in der Lounge eine der dunkelsten Ecken ausgesucht hat, um unbeobachtet ein paar heimliche Tränen zu vergießen.

Ashley Stanton sitzt in besagter Ecke an einem Tisch. Vor ihr steht ein kaum angerührtes Wasserglas, daneben der sauber zusammengelegte ATHENA World Title. Sie trägt nach wie vor ihr Ringoutfit, hat lediglich ein schwarzes Girlie-Shirt übergestreift, um nicht komplett aus dem anwesenden Klientel herauszustechen und doch könnte ihr das in ihrer momentanen Situation nicht egaler sein. Man würde in den kommenden Tagen sowieso hinter vorgehaltener Hand über sie reden. Nach ihrer verunglimpfenden Rede über die PCWA und ihre Worker sogar ziemlich sicher.

Ihr verheulter Blick wandert von der blubbernden Oberfläche ihres Mineralwassers zur schimmernden Reflexion des Titels und instinktiv wischt sie sich über die Augenlider, um die restlichen Spuren des verlaufenen Mascaras zu beseitigen. Der Anblick ihres verzerrten Spiegelbilds lässt Ashley dabei kurzzeitig schmunzeln. Keine allzu abwegige Darstellung ihrer selbst, spiegelt das, was sie dort in der Oberfläche sieht, doch ihre jetzige Gefühlslage ziemlich genau wider.

Unbemerkt von Ashley öffnet sich die Eingangstür der Lounge. Herein tritt eine Person, die wir heute schon in zwei höchst unterschiedlichen Situationen erlebt haben. Mara Johari tritt ein. Man merkt ihr sofort an, dass sie momentan ein Gefühlschaos durchmacht. Ein einziger Abend genügte, um nahezu ihr gesamtes Weltbild zum Einsturz zu bringen. Darüber muss sie nachdenken und ironischerweise ist es in der Lounge gerade weitaus ruhiger als im gesamten Backstage-Bereich.

Mara spürt die Blicke der männlichen Besucher auf sich ruhen, als sie gazellengleich durch die Reihen der Sitze und Polstermöbel schreitet. Auf der Suche nach einem Platz erspäht sie schließlich - Ashley Stanton. Eigentlich weiß sie nicht wieso, aber sie hält auf die Amerikanerin zu und bleibt direkt vor ihr stehen.

Mara Johari: "Das ist ein reichlich merkwürdiger Ort, um die eigene Titelverteidigung zu feiern."

Ashley schreckt hoch, hat die Ankunft der hochgewachsenen Afrikanerin offenbar nicht bemerkt. Sogleich versucht sie, den Neuankömmling mit einem freundlichen Lächeln zu begrüßen, allerdings wirkt es nicht nur aufgrund der verwischten Schminke unehrlich und aufgesetzt, ein Umstand, welcher auch Mara nicht verborgen bleibt, die ihren Kopf fragend schief legt ohne dabei eine bestimmte Emotion kenntlich zu machen.

Ashley Stanton: "Hey. Du bist Mara Johari von den Berlin Wrestling Heroes."

Sie gibt sich Mühe, das Vibrieren ihrer Stimme zu unterdrücken. Einmal mehr wischt sich Ashley mit dem Zeigefinger über die angefeuchteten Augenlider. Sie wollte doch vor anderen keine Schwäche zeigen, doch die Unternehmungen, einen besonnenen Eindruck für die Kriegerin aus Tansania zu schaffen, scheinen aussichtslos. Absolut jeder kann sehen, dass sie am Boden zerstört ist.

Mara nickt nur knapp.
Scheinbar hat sie Ashley in einem schwachen Moment erwischt. Mara überlegt, ob es vielleicht höflicher wäre, jetzt zu gehen. Dann aber kommt ihr ein Gedanke: Nimmt Stanton nicht auch an der Battle Royal teil? Insofern könnte es ihr zum Vorteil gereichen, etwas mehr über ihre Gefühlslage zu wissen. Manchmal machen kleine Nuancen den Unterschied aus zwischen Sieg oder Niederlage. Und selbst, wenn man diesen Aspekt einmal ausklammerte: Mara ist eine gute Zuhörerin. Sie musste ihr halbes Leben lang zuhören, wenn Jackson wieder einmal betrunken war und ihr Befehle erteilte. Das waren die Regeln, die sie am Leben hielten.

Mara Johari: "Und du bist Ashley Stanton. Ich habe dein Match gesehen. Beeindruckend. Warum hast du geweint? Du hast doch gewonnen."

Reflexartig senkt Ashley bei dieser Frage mit betretener Miene den Blick, obwohl sie weiß, dass es offensichtlich ist. Sie spürt wie eine Gänsehaut über ihren Rücken fegt. Scham. Scham für die Worte, die sie zu Beginn der Show sagte.

Ashley Stanton: "Ich weiß nicht mehr, wer ich bin..."

Sie senkt erneut ihren Kopf, wobei ihr Blick auf den Titel fällt. Schweigend streicht sie über den engravierten Namen auf der angeschraubten Plakette. Ihren eigenen.

Ashley Stanton: "Dieser Titel trägt zwar meinen Namen, aber wenn ich in den Spiegel schaue, dann erkenne ich mich nicht mehr wieder. Seit ich hier in Berlin bin, habe ich mich so sehr verändert. Zum Negativen. Und ich weiß nicht woran es liegt."

Mara sitzt einfach nur still da, das Gesicht fast zu Eis erstarrt.
Zu gut kennt sie dieses Gefühl, wenn man sich selbst fremd ist. Wenn man am liebsten aus seinem eigenen Körper flüchten möchte. Aber was für einen Grund hat diese Ashley Stanton überhaupt? Ist es ihr überbordender Enthusiasmus, dem sie selbst nicht standhalten kann?

Ashley Stanton: "Ich wollte als ATHENA Championesse ein Vorbild sein. Ich wollte der Welt beweisen, dass ich kein One Trick Pony bin, dass ich diesen Titel auch in anderen Ligen würdevoll vertreten kann. Doch was mache ich stattdessen? Ich rede die PCWA schlecht, ich rede meine Herausforderinnen schlecht, rede mir hingegen selbst ein, ich wüsste, was gut oder schlecht für ATHENA ist, obwohl ich mich nicht in der Position befinde, darüber ein Urteil zu fällen. Das, was ich über die PCWA gesagt habe... Das, was ich über meine Gegnerinnen gesagt habe, tut mir leid, aber wahrscheinlich ist das nun sowieso egal. Ich kann so nicht noch mal vor die PCWA-Fans treten. Ich kann so nicht am Brawlin' Rumble teilnehmen. Ich schäme mich so."

Ihr Blick gleitet wieder von Maras schwarzen Augen zu dem Titel hinüber und augenblicklich überkommt sie wieder unsägliche Trauer.

Ashley Stanton: "Ich habe heute Nacht als Championesse und Gesicht von ATHENA versagt. Zwar habe ich den Titel verteidigt, aber was heißt das schon, wenn ich ihn mit meinem unangemessenen Auftreten mit Füßen trete?! Wenn ich..." 

Die Ohrfeige kommt aus dem Nichts und lässt ein nicht zu überhörendes Klatschen durch die Virchowa Lounge hallen. Vereinzelte Gäste drehen sich perplex zu dem Paar um, nur um sich daraufhin in der nächsten Sekunde wieder ihren eigenen Sorgen und Problemen zuzuwenden. Aus schockgeweiteten Augen starrt Ashley ihr Gegenüber an und streicht sich mit der Handfläche über die schmerzende Wange. Sie will etwas entgegen, will sie fragen, warum sie das gerade getan hat, aber ist nicht in der Lage dazu. Mara erhebt sich von ihrem Sitzplatz und mustert sie mit kühler Miene.

Mara Johari: "Das ist also von der großen Ashley Stanton übrig geblieben, die von der Wrestlingwelt in höchsten Tönen gelobt wurde, als sie das Titelturnier gewann?! Ein sich selbst bemitleidendes Häufchen Elend?"

Noch immer glotzt Ashley sie bloß an, unfähig etwas zu sagen.

Mara Johari: "Deine Schwäche widert mich an. Du vergießt Tränen aufgrund von selbstgeschaffenen Problemen, die in Wahrheit keine sind. Hast du jemals echte Probleme erlebt?"

Ihre Augen funkeln wütend. Zorn lodert in ihnen.

Ashley Stanton: "W-was willst du damit sagen?"

Mara Johari: "Du machst es dir zu einfach, Ashley Stanton. Du hast deine erste Titelverteidigung vollbracht und dabei gleich vier Herausforderinnen besiegt. Trotzdem sitzt du in vollkommener Einsamkeit in dieser Bar und ertränkst dich in Tränen und Selbstmitleid, weil du dich wie eine Idiotin aufgeführt hast? Lachhafte Probleme in einer Welt, der es viel zu gut geht und die den Fokus für die wirklich wichtigen Dinge verloren hat."

Ein höhnisches Zischen ist von der tansanischen Kriegerin zu hören. Ihr Gesicht bleibt dagegen weiterhin ausdruckslos. Etwas, das sie sich über die Zeit antrainierte und ihr, wann immer sie nun im Ring stand, zu Gute kam, um ihre Gegner nicht in ihren Emotionen lesen zu lassen.

Mara Johari: "Lange bevor ich in dieses Land kam, lange bevor ich mit dem Training bei den Berlin Wrestling Heroes begann, vergoss ich Nacht für Nacht viele Tränen. Es waren so viele, dass ich sie unmöglich alle zählen könnte. Menschen, die von dort herkommen, wo ich herkomme, haben gute Gründe zu weinen, existentielle Gründe. Aber irgendwann gelangt man an einen Punkt, an dem man nicht mehr weinen kann. Irgendwann gelangt man an dem Punkt, dass jede Sekunde, die man aufwendet, um zu weinen, statt etwas an den Umständen zu ändern, die einen zum Weinen bringen, vergeudete Zeit ist."

Sie zuckt kurz zusammen bei dem Gedeanken an diese schrecklichen Momente.
Der Tag, an dem sie aus ihrer Familie gerissen wurde, selbst noch ein Kind.
Die Nächte, in denen Jackson über sie hergefallen war wie ein Tier.
Und noch viel schlimmer die ganzen Jahre, in denen sie sich einfach gefügt hatte. Dies als ihr Leben angesehen hatte.

Mara Johari: "Ich weine nicht mehr, weil ich mein Leben selbst in die Hand genommen habe. Darum bin ich in dieses fremde Land gekommen, darum habe ich mir einen Platz für den Brawlin' Rumble erkämpft, darum will ich an die absolute Spitze und den Brawlin' Rumble-Sieg. Meine große Chance. Meine einzige Chance vermutlich. Morgen schon wird sich niemand mehr an Mara Johari erinnern, morgen schon könnte ich wieder in der Gosse sein."

Ashley schaut sie aus fragenden Augen an. Was hatte das jetzt mit ihr zu tun?

Mara Johari: "Wenn du glaubst, dass du dabei versagt hast, ATHENA würdevoll in der PCWA zu vertreten, dann solltest du dich von der Vergangenheit nicht weiter beeinflussen lassen, sondern in der Zukunft nach Möglichkeiten suchen, wie du deine Fehler wieder berichtigen kannst. Du hast dich zum Brawlin' Rumble angemeldet. Statt hier herumzusitzen und Trübsal zu blasen, solltest du dich auf den Rumble vorbereiten."

Nun schleicht sich zum ersten Mal seit sie dieses Gespräch begonnen haben, so etwas wie eine Emotion in die sandbraunen Züge der BWH-Wrestlerin. Einer ihrer Mundwinkel verschiebt sich leicht nach oben.

Mara Johari: "Ich will schließlich, dass du dich wehrst, wenn ich dich, die ATHENA Championesse, aus dem Rumble werfe. Ansonsten macht es mir keinen Spaß. Ich will Konkurrenten, keine Opfer."

Tatsächlich verziehen sich die Lippen der Afrikanerin für den Bruchteil einer Sekunde zu einem Lächeln. Ashley erwidert es, doch das sieht Mara Johari nicht mehr. Sie hat sich bereits umgedreht und steuert die Ausgangstür an. In ihrer Tasche spürt die ihr Handy virbieren. Sushi schien etwas von ihr zu wollen.

Ashley Stanton: "Wir sehen uns dann im Rumble!"

...ruft sie Mara hinterher, die diesen Ruf im Gehen mit einer winkenden Geste ihres erhobenen Arms beantwortet. Als die Tansanierin aus der Lounge verschwunden ist, springt auch Ashley von ihrem Platz auf und schnappt sich ihren Titel. Immer wieder lässt sie die Worte ihrer Rumble-Rivalin in ihren Gedanken Revue passieren.

Mara hatte völlig recht! Was würde es ihr bringen, vergangene Fehler noch länger zu betrauern? Sie konnte sie sowieso nicht wieder rückgängig machen. Das einzige, was sie machen konnte, war, diese Fehler wieder gut zu machen und in die Zukunft blicken. Diese unmittelbare Zukunft war der Brawlin' Rumble.


Mike Garland: "Ashley Stanton bereit also, was sie getan hat? Nun, dafür dürfte es nun wohl zu spät sein."

Vincent Craven: "Ist der Ruf erst einmal ruiniert..."

Mike Garland: "Ihren Titel hat sie verteidigt, aber etwas anderes verloren: Den Respekt der Fans. Und den wird sie sich nicht so einfach zurückholen können, indem sie sich heulend in ihre Kabine setzt."

Vincent Craven: "Mara Johari hat ihr auch ordentlich die Meinung gesagt. Sie kennt ganz andere Probleme als solche wie sie Ashley Stanton hat."

Mike Garland: "First World Problems. Ashley ist damit auf Maras Liste der lohnenswerten Ziele gelandet, falls die beiden beim Rumble aufeinander treffen sollten. Bitchfight!"



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