Scene

Id
1674  
Name
Sünden und andere Dinge, die Spaß machen  
Summary
 
Position
27  
Scenetype
Live  
Created At
2014-07-10 01:44:46  
Edited At
2014-07-28 16:53:44  
Show
Brawlin Rumble X  


"Vergib mir, Vater, denn... ich habe gesündigt."

Meine Stimme zittert leicht, als ich diese Worte ausspreche. Irgendwie ist es schon eine komische Situation, in einem Beichtstuhl zu sitzen. Man hockt auf einem harten Holzschemel, während auf der anderen Seite einer dünnen Wand ein Priester Platz nimmt und sich deine Missetaten anhören will. Das kann eine ganz schön langwierige Angelegenheit werden wenn man ein Leben wie ich führt. Am Ende gibt's dann eine kleine Buße und alles ist wieder vergeben. Ein Vaterunser dafür, dass man seinen Schwiegervater geschlagen hat. Drei für vorehelichen Analsex (gegenseitig wären vier gewesen, ich habe nachgefragt). Fünf für Verrat an dem, was die Kirche ein "gutes Gewissen" nennt. Und so weiter, und so weiter.

Ein leichter Schauer jagt mir über den Rücken, während ich meine Sünden runterrattere. Als ich geendet habe, herrscht erst einmal Schweigen. Der Priester hat noch kein Wort gesagt, aber ich höre ihn deutlich atmen. Freunde, ihr könnt vielleicht meine leichte Nervosität verstehen, wenn ihr euch vor Augen haltet, dass ich noch nicht einmal katholisch bin und diese Aktion hier eigentlich nur aus reinem Nervenkitzel mache. Da kann man doch einmal ein wenig aufgeregt sein, oder?

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass just in diesem Moment eine hübsche junge Dame vor mir im Beichtstuhl kniet und sich daran macht, meinen Penis auf Betriebstemperatur zu bringen. Deutlich spüre ich ihre Zunge an meinem Vorhautbändchen spielen, während ihre flinken Finger sanft meine Hoden kneten.

"Uahhhh... und verdammt, ich werde es wieder tun..."

Als meine Gespielin schließlich meinen prallen Schaft (Siehe auch: Die vollen 28 Zentimeter. Siehe auch: Die Atomrakete von Hiroshima) ganz in ihrem Mund verschwinden lässt, da kann ich ein lustvolles Stöhnen nicht verhindern. Gut, sie ist nicht so geschickt wie das Mädchen, das ich mir gestern Nacht aufgegabelt hatte, aber ich will mich nicht beschweren.

"Oh, Baby, gib's mir so richtig."

Deine Extraportion Eiweiß sollst du noch bekommen, dein persönliches Andenken an den Superstar.

"W-was?"

Das war der Priester. Verdammt, ihn hatte ich ganz vergessen.

"Kann es sein, dass sie nicht allein im Beichtstuhl sind?"

Okay, das ist das Aufbruchsignal. Eiligst ziehe ich meine Hose hoch. und schlage den Vorhang beiseite, hinter dem ich gesessen habe.

"Oh, sorry. Habe noch einen Termin vergessen und muss dringend los. Bye und beste Grüße an deinen Chef da oben."

 

Und just in diesem Moment wird die Szenerie auch von den allgegenwärtigen Überwachungskameras eingefangen, die sogar hier, in der frisch eingerichteten Kapelle auf dem Gelände des Phönix Centers, an der Decke hängen. Der Saal ist einem klassischen Kirchenschiff nachempfunden, aber bei genauem Hinsehen kann man erkennen, dass vieles doch nur Staffage ist. Durch die deckenhohen bunt verglasten Fenster fällt diffuses Licht, das den Saal in eine andächtige Athmosphäre taucht. Die Sitzreihen mit den vielleicht drei Dutzend Plätzen sind nur spärlich besetzt. Ein Großteil der Besucher des Fanfestes ist mittlerweile im Dome, um den Opener nicht zu verpassen. Nur eine Handvoll Besucher sind noch hier, vermutlich um kurz vor Toresschluss noch für ihre Lieblinge zu beten. Das kostet auch nur fünf Euro, Vark Enterprises will ja Gläubigen nicht mehr Geld aus der Tasche ziehen als unbedingt nötig.

Einer dieser Lieblinge der Fans kommt just in diesem Moment aus einem der Beichtstühle, die an einer Stirnseite des Saales aufgebaut sind. Alistair Brunswick wirkt etwas gehetzt, aber ein spitzbübisches Grinsen umspielt seine Mundwinkel. Mit einer Hand nestelt er an dem Reißverschluss seiner stone washed Jeans, während er mit der anderen nach einer Sporttasche greift, die er vorher auf dem Boden abgestellt hatte. Er macht einen Schritt und scheint dann erst die direkt über ihm installierte Kamera zu bemerken. Mit einem schnellen Satz ist er sofort wieder bei dem Beichstuhl und scheint jemanden, der diesen gerade verlassen wollte, wieder dorthin zurück zu schieben.

"Hey, Alistair, da bist du ja."

Fuck. Fuckfuckfuckfuck.
Alistair wirbelt herum. Ist es wirklich schon so spät? Direkt vor ihm stehen Stevie Van Crane, Mad Dog und Michael Thera. Er hatte sie hierher bestellt, aber irgendwie war die Zeit beim... Beichten schneller vergangen als er sich das vorgestellt hatte. Verlegen streicht Alistair sich das weit aufgeknöpfte weiße Rüschenhemd zurecht und streicht sich eine widerspenstige blonde Haarsträhne aus dem Gesicht.

Alistair: "Öhm. Hi, Jungs."

Scheiß auf den Ort hier, bei Michael Thera brennt wieder ein Tütchen in der verbliebenen Faust. Er hat sich sein Filter-Basecap tief ins Gesicht gezogen, darunter trägt er ein Muscle-Shirt auf dem THE CRAFT steht. Seine Füße stecken in Quiksilver Sandalen. Stevie Van Crane – in weissem Nike-Shirt und knöchellangen, schwarzen Combat-Pants – hat die Hand zum Gruss gehoben.

Leicht abseits von Stevie und Thera steht der Night Fighter, in kurzer Hose, lockeren Nike Free und dem Shirt, welches er bereits gestern Abend getragen hat. Der Blick fällt nur kurz auf Alistair, der ohne Gerasy Titel um seine Hüften für einen Mann wie den verrückten Hund deutlich weniger interessant ist... MD betrachtet lieber das Lichtspiel, welches die Sonnenstrahlen in Kombination mit den farbigen Kichenfenstern und dem Kerzenlicht im Raum erzeugen.   

Mad Dog: "Ein ungewöhnlicher Ort für dich, Alistair. Schließlich bist du bereits im Himmel, huh?!"

Mit einem Lächeln überspielt der Fighter den ironischen Unterton seines Satzes und schnappt sich einen der Leuchter, der wie eine Fackel in seiner linken Hand liegt und damit den Fokus auf Mad Dog wirft.

Alistair tritt auf sie zu und begrüßt jeden einzeln mit einem Handschlag. Die drei waren also tatsächlich pünktlich hier, aber wo ist...?

Der letzte Mann, den Alistair erwartet, ist Blaze. Der Kubaner ist auch bereits auf dem Weg, er hegt keinen Groll gegen Alistair, wenn der keinen gegen ihn hegt. Dass der Titel in der letzten Show nicht gewechselt ist, das hat Blaze verdaut, er sieht diesen Kampf als Aufwärmung für die wichtigeren Kämpfe, die heute sind. Gerade verharrt er, unweit entfernt von der Kapelle, auf einem Stück Rasen im Grün. Ein Baum wiegt ihn im Schatten einer Sommersonne, die langsam in eine Dämmerung übergeht und vom Schlund der Nacht ergriffen wird. Er betet auf seine ganz eigene Art und Weise, isoliert von der Welt und einsam. Eine Einsamkeit, in die er sich selbst gestoßen hat und die er ungemein beruhigend findet. Sie ist verantwortlungslos und befreiend. Er muss sich um nichts mehr kümmern, außer um sich selbst. Seine Rache an Dalmi, es wird keine, die er für Abelia vollbringt, seine verräterische Schwester, sein Sieg im Rumble, den er anschließend herbeisehnen wird, es ist kein Sieg für irgendeine Seele außer die seine. Wenn niemand an dich glaubt und du an niemanden glaubst, dann gilt all dein Glaube dir und deiner Hoffnung. Worte, die ihm durch den Kopf gehen und zufrieden stellen. Sie sind einfach und einfach - einfach ist gut. Kurz gönnt er sich einen Blick auf die alte Buche, die dort vor ihm steht und ihre Blätter, die wie Wellen sanft im Wind liegen und säuseln wie brechendes Wasser am Strand in einer ruhigen Nacht. Dann setzt er seinen Weg fort und sieht schon wenige Augenblicke später Alistair, Mad Dog, Michael Thera und Stevie Van Crane vor der Kapelle stehen.

< >

Futurum

Fern ab von den anderen sitzt ein gealterter Blaze mit grauen Haaren am Hafen Havannas draußen in der Sonne. Er trägt ein weißes Leinenhemd, seine Haut ist sonnengebräunt und der Körper auf den ersten Blick für das Alter gut erhalten. Er blickt auf eine lange Karriere zurück, die bereits vor Jahren endete. An seiner Seite sitzt... niemand.

Doch er ist zufrieden, keine Reue liegt in seinen Augen vergraben.

Seine Entscheidungen haben ihn hierher geführt. Auf seinem Tisch steht ein Glas und liegt die Einladung zu einem Treffen "20 Jahre danach", unterschrieben von Alistair Brunswick und mit seinem Foto verziert.

Mit einem kräftigen Schluck leert er seinen Rum, steht auf und wirft die Einladung in das Meer vor der Terrasse.

Humpelnd murmelt er ein letztes Wort.

"Verräter."

< >

Da steht auch Alistair schon direkt vor ihm. Das Zahnpastalächeln des Kaliforniers blitzt der Rache ins Gesicht. Alistair streckt ihm sogar die Hand entgegen.

Alistair: "Komm', geselle dich doch zu uns. Zwischen uns ist doch alles wieder cool, right?"

Blaze wiegt die Worte des Gerasy einen Augenblick ab, bevor er ihm die Hand reicht.

Blaze: "Wenn du nach meiner Hand greifst, tu es, aber tu es nur, wenn du meine Freundschaft wahrhaftig akzeptierst. Ich will deinen Titel, ich werde ihn weiter wollen, ich lasse mich nie wieder dafür beschimpfen, dass die Tragödie um meine Schwester mich davon abgehalten hat, dir zu helfen, ich werde dir aber jedes mal zur Seite stehen, wenn es in meiner Macht liegt, ich gebe dir auch nächstes mal einen fairen Kampf, so mir mein Knie und das Glück hold sind, ich ihn bekomme und mir den Titel verdiene. Und ich werde alles dafür geben, erst Dalmi zu schlagen und dann den Rumble zu gewinnen, um ihn mir schon bald zu krallen. Wenn das für dich cool ist..."

Das cool klingt etwas abfällig.

Blaze: "...ist es für mich cool."

Diesmal klingt es neutral und es scheint sich sogar ein gutgemeintes Lächeln in den Augen und Lippen des Kubaners abzuzeichnen.

Alistair zögert selbst einen Augenblick, aber scheint sich dann für den Moment mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Er ergreift die Hand des Kubaners, die beiden Männer nicken sich zu und schlendern anschließend zurück zu den anderen.

Hier sitzt man nun also, inmitten dieses Kirchensaales. Eine irgendwie... seltsame Atmosphäre liegt in der Luft. Irgendwo im Hintergrund zetert ein Priester lautstark über den fehlenden Respekt der heutigen Jugend. Und nunge namenlose Dame schleicht unerkannt von dannen. Aus den Augen, aus dem Sinn, so wie viele vor ihr.

Alistair blickt seine Freunde reihum an und lässt die Sporttasche, die er die ganze Zeit noch in der Hand hielt, neben sich auf den Boden fallen.

Alistair: "Danke, dass ihr gekommen seid. Sorry, dass ich euch so spät noch mit etwas behelligen muss, aber irgendwie... denke ich, dass wir diesen besonderen Abend nicht angehen sollten, bevor wir uns über einige Dinge klargeworden sind."

Alistair hält für einen Moment inne und blickt in die erwartungsvollen Gesichter seiner Kameraden.

Thera: „Hö? Ich dachte, es wär’ schon alles klar. Ich meine nur, wer kommt hierher und hat keinen Plan von der Materie oder von dem, was einen erwartet? Wir sind doch, so ganz ehrlich ma’, Profis unseres Fachs, also der eine mehr und der andere gar nich’. Nein nein nein. Ich mach’ nur Spaß, wo brennt’s denn – und was wollen wir darin grillen?“

Alistair kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Seine Augen wandern dabei von einem zum anderen und auch durch den immer spärlicher gefüllten Saal. Inzwischen ist ein Priester nach vorne an den Altar getreten. Als dieser ein Gebet zu sprechen beginnt, zuckt Alistair leicht zusammen – es ist der Priester, der ihm im Beichtstuhl gegenüber saß. Der Kalifornier wendet sich ein wenig ab und rückt etwas dichter an Stevie, Michael, Blaze und Mad Dog heran. Ja nicht erkannt werden.

Alistair: „Heute ist die Nacht der Nächte. Der Brawlin‘ Rumble ist der Event, auf den wir alle so lange hingearbeitet haben. Uns allen stehen wichtige Kämpfe bevor, aber wem erzähle ich das?“

Sein Blick geht in Richtung des ehemaligen Night Fighters.

Alistair: „Du, Mad Dog, machst den Anfang. Ich selbst stand schon gegen Blake Milton im Ring und weiß daher, dass man diesen Burschen nicht unterschätzen darf. Viele sehen in ihm nur einen kleinen Burschen, aber er ist so viel mehr als das. Der Wahn, der ihn antreibt, ist nicht zu unterschätzen. Ich bin froh, dass du ihn zu diesem Kampf herausgefordert hast.“

Mad Dog: "Wow. Du bist froh über eine meiner Entscheidungen... Aber ich bin es auch! Und das ist vielleicht noch erstaunlicher, huh?!"

Seine Freude spiegelt sich in einem Lächeln, dass er den anderen schenkt.

Mad Dog: "Ich musste Blake herausfordern. Nicht nur, weil es die logische Fortführung des Kampfes gegen Nicotin & Bacteria ist. Nein, wie ihr wisst, geht die Geschichte mit Blake noch viel tiefer. Ich war sein Mentor. Blaze, wir haben ihn in die PCWA eingeführt."

Der Blick fällt auf Blaze und in stiller Übereinkunft ob ihrer Fehler klopft MD ihm auf den Rücken, nachdem es ihm Blaze gleichtut. Die beiden haben ihren Frieden geschlossen und ihre Freundschaft erhalten.

Mad Dog: "Ich habe sicher nicht alles richtig gemacht, aber er hat noch andere Einflüsse erlebt. Und er ist auch von sich aus... anders. Manche mögen sagen, er sei wahnsinnig. Geworden oder schon immer, huh?! Die Schuldfrage ist nun egal; sie stellt sich mir nicht mehr. Heute geht es mir einzig und alleine darum, ihn für alle Mal loszuwerden. Ich kann heute nicht alles rückgängig machen, so wie bei Butterfly Effect. An den Anfang zurückgehen und eine jahrelange Beziehung ungeschehen machen. Aber ich kann ein Ende setzen! Das ist meine Verantwortung. Blake ist vielleicht anders, aber er ist kein Betrüger. Er hält sein Wort. Wenn ich ihn also heute besiege, ist das der Schlussstrich. Es war gewiss nicht alles schlecht, aber nachdem es vorbei ist, können wir beide einen neuen Anfang wagen. Getrennt. Und damit frei für den Rumble!" 

Stevies Blick ist durch die Kirche geschweift. Dann erklingt auch seine Stimme, absichtlich etwas leiser gehalten als sonst.

SVC: „Du bist schlau genug, nicht an das Rumble Match zu denken, bevor du nicht Blake Milton gegenüber getreten bist. Der lässt sich nicht einfach so abfrühstücken, befürchte ich. Jeder der zulange im Dunstkreis von Eleven existierte, wird brandgefährlich. Und Blake Milton war schon unberechenbar, bevor er sich Nicotine & Bacteria anschloss. Dazu noch die Stipulation des I QUIT-Matches, das kostet Nerven, Kraft und frisst vor allem Ausdauer. Da kann ich dir nur die Daumen drücken. Und zwar nicht nur für dein Match gegen Blake Milton, sondern auch für das Rumble-Match. Für mich hört da die Freundschaft nicht auf, ganz ehrlich. Ich wünsche mir, das wir uns wiedersehen, wenn der letzte Countdown runtergezählt ist und ich zum Ring komme, um das Rumble Match – na klar – zu gewinnen.“

Mit einem Lächeln in den Augen betrachtet MD den Leuchter, den er immer noch in der Hand hält. Er steht symbolisch für die Fackel, die er wieder erringen möchte.

Mad Dog: "Natürlich willst du gewinnen, Stevie. Jeder will gewinnen. Aber musst du uns nochmal etwas beweisen, musst du dir noch etwas beweisen? Oder ist es wie bei mir... Willst du einem guten und vielversprechenden Anfang, einer gelungenen Karriere... auch ein gutes Ende bereiten? Soll sich das herausstellen, was von Beginn an schon klar war? Diese Männer, Stevie Van Crane, der Night Fighter Mad Dog, sind Superstars. Große Männer dieses Sports. Von überragender Strahlkraft. Es war nicht nur am Anfang gut. Nein, diese Karrieren sind insgesamt so gut, dass sie nicht und nie mehr wieder schlecht gemacht werden können." 

< >

Futurum

Die Einladung zum 20jährigen Jubiläum in der linken Hand, den rechten Arm eingehakt in den Arm einer jungen Dame. Mad Dog geht stolz den provisorisch dort hingelegten roten Teppich entlang. Es sind zwar kaum Fans an der Seite hinter den Absperrungen, aber dennoch ist dieser Weg ein Fingerzeig, dass hier große Persönlichkeiten hinüber gehen.

MD schmunzelt. Alistair Style.

Die wenigen Fans, die ihn noch kennen, rufen ihm zu, als er seinen Weg zur Location des Treffens genießt. Wollen noch eines der vielleicht letzten Autogramme ergattern. Und tatsächlich deutet der Fighter seiner Begleitung an, den Fans diesen Wunsch erfüllen zu wollen.

Mad Dog stutzt. Es ist das Poster des Brawlin' Rumble X, auf welchem er unterschreiben soll. Der Tag, der den Anfang vom Ende besiegelte. Kurz huscht ihm jetzt der Name "Blake" durchs Gedächtnis. Fast wehmütig, aber dennoch in stillem Frieden. Mit sich. Mit ihm. Mit allem.

"Sie sind der Größte aller Zeiten!"

MD schüttelt den Kopf und deutet auf die Dame neben sich, der diese Beschreibung eher gelten sollte. Sie lächelt verlegen und dennoch blitzt durch das Feucht ihrer Augen das Gefühl, was er jeher suchte. 
Liebe.

Ihre Lippen berühren zärtlich seine Wange. Ein Kuss. Viel mehr als jedes Wort.
Der Kuss seiner Tochter.   

< >

Alistair nickt und stimmt den beiden somit zu. Dann wendet er sich Blaze zu.

Alistair: „Kommen wir zu dir, José. Ich weiß, dass wir uns in der letzten Show Dinge an den Kopf geworfen haben, die vielleicht besser niemals gesagt worden wären. Schwamm drüber. Ich habe eine offene Herausforderung gestellt und du hast sie angenommen. Fine. Das war dein gutes Recht, denn du hattest dir diesen Kampf verdient. Wir sind Kämpfer und wir sollten unsere Chancen auch nutzen.“

Verschmitzt lächelt er.

Alistair: „Ich habe es bei Azrael Rage nicht anders gemacht und sollte deshalb vielleicht auch der letzte sein, der anderen eine Moralpredigt hält. Deshalb biete ich dir meine ehrliche Entschuldigung an.“

Blaze braucht keine Entschuldigung mehr, nachdem er gerade losgeworden ist, was er wollte, also nickt er Brunswick stumm zu und hört sich an, was er zu sagen hat.
Erleichtert atmet Alistair aus. Diese simple Geste genügt ihm. Er ist froh, dass der Kubaner wahre Größe beweist.

Alistair: „Du hast es heute mit einem nicht minder gefährlichen Gegner zu tun als Mad Dog. Wenn ich von Blake Milton in irgendeiner Form als Ehrenmann spreche, dann muss ich Dalmi dieses Prädikat absprechen. Dieser Kerl hat keine Ehre im Leib. Für ihn gibt es nur eine Sache, die ihn antreibt, und dass ist seine verdammte… Kunst… oder wie auch immer er seine blutigen Spuren nennen mag. Dalmi ist ein Wahnsinniger, jemand der eigentlich nichts in dieser Liga zu suchen hätte. Aber dennoch ist er hier und es muss jemandem geben, der ihn aufhält. Danke, dass du dich ihm entgegen gestellt hast. Zeig’s ihm und hole dir deine Rache.“

Mad Dog verfolgt jedes Wort und ehe der Fokus auf Blaze liegt, zieht er auch hier verwundert die Augenbrauen nach oben. "Ich bin froh, dass du...", "Danke, dass du"... Es sind besondere Worte von Alistair Brunswick.

Auch Blaze hat jedes Wort von Alistair verfolgt und nimmt sich die Zeit, seine Antwort in Ruhe vorzubereiten und ebenso ruhig auszusprechen.

Blaze: "In den Augen von Dalmi bin ich selbst ein Wahnsinniger, ein ewig getriebener, dessen größte Stärke darin liegt, aus Schmerz Kraft zu schöpfen. Das ist, was er als Kunst begreift und ich neige ihm zuzustimmen. An diesem Tag des Brawlin' Rumbles und schon seit der letzten Show, fühle ich mich befreit und von der Leine gelassen. Ich meine das Steuer meiner Galeere wieder in der Hand zu haben, das ist auch Dalmis Verdienst. Es ist auch Mad Dogs Verdienst, der mir seine Freundschaft nicht verwehrt hat, als ich sie am dringendsten gebraucht habe, es ist auch dein Verdienst, Alistair, der mir die Vergangenheit um Patricia nicht nachgetragen hat. Auch Stevie, den ich an unserem letzten Treffen blutig geschlagen habe, steht mir offen gegenüber. Ich wertschätze diesen Respekt, aber ich mag keine exekutive Gewalt mehr sein und keine Rache, die für andere schreit. Ich will wieder für mich kämpfen und ich will meine Rache sein. Dalmi verdient seine Strafe dafür, dass er richtig liegt. Ich bin wahnsinnig und ich bin getrieben vom Sieg! Ich zerstöre ihn, weil ein blutiges Schlachtfeld mir die Adern zum Kochen bringt - im besten Sinn. Doch es reicht nicht, wird nie reichen, bis ich nicht auch den Rumble gewinne und den Gerasy. Ehre gebührt euch, weil ihr das akzeptiert und mich trotzdem in eurer Mitte begrüßt."

Der Blick der Rache wandert jetzt zwischen den Männern entlang, er sucht nach Provokation und Missgunst, aber da ist keine. Eine innere Zufriedenheit packt ihn, da er seine erste Entscheidung des Abends - Abelia zu verbannen - nun endgültig bestätigt sieht. Heimat und Familie hat er am falschen Ort gesucht. Hier weiß jeder, wovon er spricht, hier stehen Wrestler.

Stevie Van Crane verleiht diesen Gedanken des Kubaners Ausdruck, indem er ihm ruhig antwortet.

SVC: „Ganz ehrlich, ich möchte nicht mit dir tauschen, Blaze. Dalmi ist die Unberechenbarkeit in Person, ich wüsste nicht, wie ich ihn packen sollte. Mit Vollgas in den Kampf hinein, versuchen ihn auf dem falschen Fuss zu erwischen, es schnell zu beenden – bevor er sich in diesen Kampf reinsteigert? Oder auf den Faktor Zeit zu setzen, ihn abzunutzen, müde werden lassen? Ich glaube niemand von uns prügelt sich um einen Kampf gegen jemanden wie Kriss Dalmi. Und schon gar nicht, wenn er den wunden Punkt seines Gegners auf dem Silbertablett geliefert bekommt. In diesem Fall – Abelia.“

Abelia. Alistair merkt sofort, dass Blaze dieses Thema sehr beschäftigt.

Alistair: „Sie ist deine Schwester. Nicht mehr, nicht weniger. Das macht sie zu keiner Heiligen, aber auch nicht automatisch zu keiner Verbrecherin. Jeder Mensch sollte anhand seiner Taten beurteilt werden. Welche Schlüsse du daraus ziehst, das bleibt dir selbst überlassen. Ich werde mich nicht darin einmischen. Nicht mehr."

Sein Innehalten wurde anscheinend falsch interpretiert.

Stevie Van Crane hält inne.
Er kräuselt die Stirn. Hatte Alistair über die Abelia-Sache bei Vendetta 103 nicht ganz anders gesprochen? Er versucht sich, Brunswicks Worte ins Gedächtnis zu rufen..

‚Ich höre immer wieder das Wort ‚Familie‘ und je häufiger es mir zu Ohren kommt, desto mehr widert es mich an. Familie hier, Familie da. Was ist aus diesem Business geworden, weshalb uns unsere sogenannte ‚Familie‘ wichtiger ist als Versprechen, Ehrlichkeit und ein fairer Kampf? Abelia mag deine Schwester sein, aber darf sie sich deshalb alles erlauben?’

All das klingt nicht nach „ich werde mich nicht darin einmischen“.
Stevie Van Crane spürt die innerliche Distanz, die zwischen ihm und Alistair mehr und mehr aufgebaut wird.
Und sie fühlt sich nicht unangenehm an.

Wieder hat sich der Kubaner einen Moment genommen, seine Worte mit Bedacht zu wählen. Die Männer, die ihn umgeben, mögen gerade seine Freunde sein, aber er weiß, dass sich das jederzeit ändern kann. Sie alle waren Kämpfernaturen und da würde es stets auf das Gleiche hinauslaufen - wann würde der Punkt kommen, da einer von ihnen dem anderen ins Gehege kommt?

Blaze: "Macht euch keine Sorgen um Abelia, meine Schwester ist Geschichte. Heute bin ich dankbar, dass es Menschen gibt, die verstehen, wie wichtig einem der Kampf sein kann. Nur darum geht es. Niemand ist Verbrecher und Heiliger, wir werden vom einem zum anderen und von manchen zu manchem gemacht. Was dem einen heilig ist, ist dem anderen Verbrechen. Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein. Was passiert, wenn uns allen hier alles gelingt? Wenn am Ende des Abends Alistair noch Champion ist, Mad Dog Blake besiegt hat, ich Dalmi und die letzten drei Namen des Rumbles lauten Mad Dog, Stevie Van Crane und Blaze?"

Blaze hat sich mit dieser Frage in den letzten Monaten intensiv auseinandergesetzt. Was ist, wenn Schwester und Bruder in zwei verschiedene Richtungen streben? Dann schweißt auch kein Blut mehr zusammen, es wird dünn und wässrig. In keiner anderen Situation sind die hier versammelten Männer. Blaze weiß, was er tun wird, wenn die Zeiger auf Zwölf stehen - er wird kämpfen.

Thera: "Tschuldigung. Aber dann seid ihr alle am Arsch. Nee, ernsthaft. Wir sind doch nich' im Kindergarten. Wir sind Männer. Wir trinken Bier, haben Bohrmaschinen in der Garage, klatschen den Frauen auf den Arsch und hauen uns auf's Maul, wenn der Tach lang is'."

SVC: "Was du da sagst, Blaze, wäre für mich ein Traum-Szenario statt einer unbequemen Situation. Über die Folgen muss sich jeder für sich Gedanken machen."

MD schüttelt den Kopf.

Mad Dog: "Ich werde mir keine Gedanken machen... Sondern rauswerfen, was zwischen mir und dem Sieg steht. Ob ihr das seid oder andere, ist einerlei. Im Rumble sind alle Gegner gleich."

Alistair lacht.

Alistair: "Bin ich froh, dass ich nicht im Rumble stehe. Das regelt ihr schon untereinander. Beim Out Of Ashes gegen einen von euch antreten? Warum eigentlich nicht?"   

Nun wendet sich Alistair Stevie und Michael zu, die nebeneinander stehen.

Alistair: „Gee. Die einhändige Minderheit und die lebende Legende. Von euch beiden hatte ich früher Poster in meinem Kinderzimmer hängen. Eure Loyalität und euer Einsatzwille beeindruckt mich auch heute noch.“

Thera: „Jetzt halt’ ma kurz den Rand, wir sind alle BEIDE Legenden. Um das ma’ festzuhalten. Ansonsten hoff’ ich ma das die Poster immer noch in deinem Zimmer hängen, denn da gehören sie auch hin. Wärst du mal nach Frankfurt gekommen, dann hätte ich dir ’n Autogramm gegeben und einen MiXery-Wimpel geschenkt. Das hätte dich wahrscheinlich noch glücklicher gemacht. Aber wie sagt man so schön, die GCW-Fans von gestern werden wahrscheinlich auch die PCWA-Champions von morgen. Auf der anderen schönen Seite werden die GCW-Champions von gestern IMMER die PCWA-Champions von morgen sein. Das is’ so’n Kreislauf, weisste bescheid. Wie Ying und – das andere Ding.“

Alistair lacht kurz auf. Michael versteht es wie immer für gute Laune zu sorgen.

Alistair: „Du hast wie immer vollkommen Recht, Waschmaschine.“

Das letzte Wort betont er besonders. Er weiß, wie sehr Michael dieser Spitzname früher selbst zur Weißglut getrieben hat. Das scheint so unendlich lange her zu sein.

< >

Futurum

20 Jahre danach.

Er ist der Erste hier.
War ja klar.
Der, der sich am wenigsten um dieses „Treffen“ reisst, ist immer zuerst am Start. Hier an der Bar säuselt leise Saxophon-Musik, untermalt vom Klimpern der Eiswürfel, die die hübsche Bedienung in sein Whiskeyglas löffelt.

Ungeduldig klackern die silikon-ummantelten Carbonfinger seiner Prothese auf der glänzenden Holztheke. Sein schwarzer Schlips hängt schief vor einem faltigen Seidenhemd. Fast schon schmierig hat er seine Haare zu einem Scheitel gekämmt, während in der rechten Hand seine Cohiba glimmt.

„Was halten Sie von Klassentreffen?“, raunt seine tiefe, raue Stimme in Richtung der Bardame.

„Also ich finde das toll! Zu sehen, was aus den einstigen Freunden geworden ist.“

Thera ascht die Zigarre ab.

„Und was, wenn man die alle ausnahmslos nich’ sehen will? Warum kommt man dann eigentlich her. Ich versteh’ halt nich’, warum ich hier sitze. Ich wollt’ gar nich’ kommen. Gestern abend erst so Hals über Kopp meinen Privatflieger geentert. Aber warum?“

Die Bardame schiebt Michael Thera das Whiskeyglas hin.

„Vielleicht weil sie sich aussprechen wollen? Vielleicht ist ja alles anders.“

Die einstige Purity Machine seufzt und holt die Einladung aus der Jackettasche.
Er schaut auf das Gesicht von Alistair Brunswick, dreht dabei das Glas in der anderen ‚Hand’.

„Wissen sie, da reicht manchma’ eine Gelegenheit, eine Minute oder eine Sekunde aus, damit man zu einem schlechten Menschen wird.
Reichen 20 Jahre aus, um ein besserer Mensch zu werden?“

< >

Alistair: „Du, Stevie, hast heute einen ganz großen Traum. Du willst beweisen, dass du es immer noch drauf hast. Niemand wird das nach deinem Match gegen Robert Breads bei Vendetta 100 bestreiten können. Heute aber, da gilt es. Heute aber, da will es der alte Stevie Van Crane noch einmal wissen und zeigen, dass er die verdammt nochmal am besten besetzte Battle Royal, die der Brawlin‘ Rumble jemals erlebt hat, gewinnen kannst. Und ich drücke dir die Daumen.“

Blaze sieht argwöhnisch in die Richtung von Alistair. Ihm passt es nicht, wie er Stevie Van Crane als denjenigen hochstilisiert, der um den Rumble kämpft. Auch Blaze will im Rumble scheinen. Die Mauer dorthin namens Dalmi würde er einfach einreißen müssen. Und er würde... er wird... sein Bestes geben.

SVC: „Un danke dafür. Ich muss aber auch dir widersprechen, Nightfighter. Natürlich muss ich etwas beweisen.. und NATÜRLICH muss ich auch MIR etwas beweisen. Jemand wie ich hat einen gewissen Anspruch an sich selbst, egal ob die Jahre einen müder machen und die Knie am Morgen länger schmerzen. Die Leute erwarten mehr von mir in der PCWA. Genau diesen Druck, diese Erwartungshaltung, habe ich mir in meiner Karriere erarbeitet. Wenn ich das Rumble-Match gewinne, dann bin ich endgültig da wo ich hin will. Dann bin ich mit einem Schlag in der Position..“

Kurzer, unbemerkter Blick aus dem Augenwinkel zu Alistair Brunswick.

SVC: „.. um neue Ziele zu formulieren, hier in der PCWA. Ich weiss, ich hab vorhin gesagt, Mad Dog solle nicht an das Rumble-Match denken, bevor er nicht Blake abschütteln konnte. Und ich sollte eigentlich nicht an mehr denken, als an meinen Sieg im letzten Kampf dieses Abends. Aber ich komme näher. Und ich spüre, wie sich eine Idee in mir formt, ein Vorstellung davon, welche Bedeutung ich dem Gerasy Title geben, wofür er unter meine Regentschaft stehen könnte. Doch das sind zwanzig Schritte vor dem ersten. Es muss heute alles perfekt laufen. Niemand ist Rumble-Sieger geworden, wenn er kurz vor dem Ziel ins Stolpern, ins Schlingern geriet. Da muss alles auf einer Linie sein. Alle Sterne, alle Planeten, alle günstigen Fügungen und alle guten Geister. Und ich danke euch allen für die Unterstützung.“

Alistair klopft Stevie auf die Schulter und blickt auch seine anderen Kameraden noch einmal an.

Alistair: „Ich drücke euch jedenfalls allen die Daumen.“

Mad Dog: "Das ist sehr respektvoll, Alistair, wenn auch leicht in deiner Situation. Dennoch hoffe ich, dass wie bei Abelia ihre, auch deine Taten diese Worte unterstreichen."

Der verrückte Hund kneift ihm freundschaftlich in den Nackenmuskel. Fokussiert kurz van Crane.

Mad Dog: "Ich denke unsere Ansprüche sind ähnlich, Stevie. Vielleicht ist mein Bedürfnis nach einem Happy End im realen Leben gar noch anspruchsvoller... Aber jeder von uns hier hat seine Ansprüche. Sowohl wir hier... als auch unsere heutigen Gegner. Alistair, Respekt ist sicherlich nicht die schlechteste Voraussetzung, um einen Kampf ernst zu nehmen und ihn zu gewinnen. Heute stehst du mit Azrael Rage im Ring und wer kennt ihn dort besser als ich, huh?! Er ist ein verdammt harter Gegner, nutzt jede Schwäche, kennt aber auch alle Tricks. Er will gewinnen. Wie auch immer... Er hat keinen Anspruch an einen fairen Sieg. Aber ich denke du hast deinen Respekt selbst vor ihm nicht verloren... Du profitierst von einen guten Rückhalt. Wenn ihn also jemand heute schlagen kann, dann du."

Stevie Van Crane schaut Michael Thera an. Er erinnert sich an die letzte Show.
Im Nachgespräch fühlten sie beide sich nicht wohl, Azrael Rage dermassen in die Unterzahl gezwungen zu haben, ganz egal was für ein allerletztes Arschloch der auch ist.

SVC: „In unserer Überzahl wären wir zahlenmässig auch Nicotine & Bacteria überlegen. Ob es insgesamt eine gute Idee ist..“

Ein Blick zu dem Mann, der für ihn die Entscheidungen trifft.
Thera wischt sich mit der Hand über sein Gesicht und deutet ein Kopfschütteln an, das nur Stevie Van Crane entziffern kann.

SVC: „.. das wag’ ich zu bezweifeln.“

Gegenseitiges Zunicken. Alistair aber bleibt erstaunlich ruhig. Sein Blick ist ernst geworden.

Alistair: „Genau darüber wollte ich mit euch sprechen.“

Erstaunte Blicke.

Der Undisputed Gerasy Champ hat sich derweil von seiner Sitzbank erhoben. Ein vorsichtiger Blick in Richtung des Priesters, aber der scheint die fünf gar nicht weiter zu beachten. Gut so. Ärger kann Alistair schließlich nicht gebrauchen.

Alistair: „Es wird heute keine gegenseitige Unterstützung geben. Für keinen von uns.“

Die Ernsthaftigkeit, mit der er diese Worte spricht, scheint erdrückend. Die Anderen werden still. Der Kalifornier seufzt leise.

Alistair: „Versteht mich nicht falsch. Es war ein großartiges Gefühl, mit euch gemeinsam im Ring zu stehen letzte Show. Wirklich phantastisch. Rage geschlagen am Boden und die Fans um uns herum, die uns und sich feiern. Für solche Momente leben Kämpferherzen wie wir, keine Frage. Aber dennoch fühlt es sich manchmal… falsch an.“

< >

Futurum

Geduldig schreibt der alte Mann Autogramme, noch immer beschreibt das ‚S’ am Anfang seines Namens diesen markanten, wunderschönen Bogen. Und sein Mund unter dem dichten, grau-weissen Bart verzieht sich zu seinem typischen Lächeln, das immer noch so aussieht wie in seinen jüngeren Jahren.
Schelmisch, leicht spitzbübisch und vor allem sympathisch.

Nach der letzten Unterschrift zieht er seine Lesebrille von der Nase und öffnet sein leicht verknittertes, braunes Tweed-Jacket.
Er geht, leicht gebeugt und sich auf seinen Stock stützend, in den Menschen vorbei, die erwartungsvoll ihren Platz einnehmen.

Vor ihnen, am Ende des kleinen Ladens, lässt er sich auf einem Stuhl nieder und sein Blick gleitet durch die Gesichter der Menschen.
Ein paar junge Mädchen, wahrscheinlich im College-Alter. Ältere Frauen mit sympathischen Gesichtern.
Sogar ein End-Fünfziger in einem vergilbten Wrestling-Shirt.

Van Cranes Augen glitzern leicht. Und das Lächeln hinter seinem Bart scheint alles zu überleben.

„Nun dann.“

Seine Stimme klingt rau und gealtert, gleichzeitg weich und angenehm.
Es ist die Stimme eines Weisen, eines Märchenerzählers. Eines Mannes, dem man zuhören möchte.

„Vielen, vielen Dank für Ihr Kommen. Ich freue mich wirklich sehr, in so viele junge Gesichter zu sehen – und auch in ältere, ich sage ‚erfahrenere’.
Was furchtbar nett ist, denn dann fühle ich mich nicht so allein.“

Leises Lachen erfüllt den kleinen Laden.
Er zückt seine Lesebrille und sein Blick fällt auf das Schild, das von der tiefen Decke des Geschäfts hängt.

„Steven Van Crane – 'Tender Origins Of Winter', Booksigning“

Recht so. Irgendwann wirkt jeder zu alt für das ‚Stevie’
Er räuspert sich und öffnet das Buch. Sofort fällt sein Blick auf die Einladung von Alistair Brunswick, die er kurzerhand als Lesezeichen genommen hatte. Van Crane nimmt die Einladung heraus und legt sie beiseite, ohne einen Blick darauf zu verschwenden.
Ein genussvoller Blick zu seinem Publikum, ein Blick wie ihn nur ein Mann seines Alters geniessen konnte.
Dann erklingt seine markante Stimme.

„Terrence war schon tausende Male auf diesen Baum geklettert, diesen unfassbar schönen Baum inmitten des Gartens seines Vaters. Ein Baum, der im Frühling nach süssen Blüten duftete und im Sommer den kühlsten Schatten spendete, den sich ein Junge seines Alters erträumen konnte. Und selbst als Terrence im Winter vom großen Ast rutschte, der wie ein gewaltiger Arm zum Haus zeigte, so fing ihn gnädig der weiche Schnee auf, der in den letzten Nächten des Jahres reichlich gefallen war. Und als Terrence – glücklicherweise unverletzt – voll freudigem Schock aus dem flockigen Weiß krabbelte, um ins Haus zurückzukehren, verschwieg er seiner stets besorgten Mutter dieses Missgeschick. Zumindest so lange, bis sie den Abdruck eines Jungen mit ausgestreckten Gliedmaßen im Schnee entdeckte.“

Leises, aber herzliches Lachen der Menschen auf den Stuhlreihen.
Über seine Lesebrille hinweg blickt Steven Van Crane auf sein kleines, aber feines Publikum in diesem wunderschönen alten Buchgeschäft, während das Glas mit dem Sprudelwasser einen nassen Rand auf der Einladung zum 20-Jährigen hinterlässt.

< >

SVC: „Klar fühlt es sich falsch an. Ich weiss genau was du meinst. Ich habe auch nicht geglaubt, dass du in irgendeiner Blase lebst.“

Alistair: „Natürlich sind mir die kritischen Stimmen nicht entgangen. In den Dirtsheets, in den Podcasts. Alistair Brunswick ist kein richtiger Champion, schreiben sie. Alistair Brunswick habe sich seine Erfolge nur ergaunert, so heißt es. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr muss ich zugeben: Ja, einige dieser Stimmen haben recht. Der Makel meines ersten Titelgewinnes hängt mir noch heute nach, obwohl das über zwei Jahre her ist. Gabriel Lucifer ermöglichte mir diesen Kampf um den Tribune Title gegen einen ausgelaugten James Godd, der gerade ein Iron Man Match hinter sich hatte. Tja, der Rest ist Geschichte. Wenige Minuten später hatte ich mir den Tribune Title geholt.“

Mad Dog: "Ich weiß nicht, ob ein schlechter Anfang noch zu etwas Gutem führen kann."

Als alle auf MD schauen, hebt er fast entschuldigend die Arme.

Mad Dog: "Es kommt sicherlich auf die Einstellung an. Auch ich habe meinen ersten World Title zugeschanzt bekommen und bin daran zu Grunde gegangen. Seitdem möchte ich wahre Triumphe, weil ein unfairer Sieg einfach nicht dasselbe ist. Er ist noch nichtmal ein Zehntel von dem, weil es sich für mich so beschissen anfühlt, den Sieg nicht aus eigener Kraft vollbracht zu haben. Azrael Rage macht das nichts, er achtet immer nur auf das Äußere. Ich achte immer nur auf das Innere - ist vielleicht auch falsch. Ich schätze in jedem Fall, deinen Umgang damit, Alistair. Du willst es wieder gut machen. Hast als Tribune die beste Titelregenschaften seit Diego hingelegt und durch Einsatz und Ausdauer viel vom schlechten Anfang wett gemacht. Warum du allerdings für den Gerasy Title einen ähnlichen Anfang gewählt hast und da deinem Schwiegervater entsprichst, bleibt mir nach deinen Worten gerade schleierhaft."

Als der Night Fighter Quest for the Best wurde, legte er gleich fest, dass er beim Brawlin' Rumble VIII gegen den damaligen Gerasy Robert Barker kämpfen wolle. An dieser Stelle hakt sich der Kubaner wieder ins Gespräch ein. Lange war er schweigend um diese Männer gestanden, die sich gegenseitig Freunde nennen wollen, die er Freunde nennen soll, die ihn Freund nennen wollen. Er fühlt sich fehl am Platz, fühlt sich gezwungen hinter die Fassade zu sehen, die hier aufrecht erhalten wird, aber ebenfalls dazu gezwungen, die Wahrheit zu sprechen.

Blaze: "Alistair hat sich diesen Titel erschlichen, aber darauf kommt es nicht an. Er ist trotzdem seit Vendetta 100 jede Show in den Ring gestiegen und hat Raphaellus Krueger und mir ein Titelmatch gegeben, so wie er es angekündigt hat. Stets wird unser Handeln anhand von Momentaufnahmen bewertet und stets wählt in dieser Liga jeder nur die bitteren Momente, in denen er mit dreckigen Nadeln wühlen kann, wie in Wunden, die ständig eitern sollen. Ich sage jetzt, was sich anscheinend keiner traut: Alistair ist heute ein würdiger Champion, selbst wenn er vielleicht anders begonnen hat. Ich habe es selbst so satt, an meiner Vergangenheit gemessen zu werden und Mad Dog, ich kann nur annehmen, dass es dir ähnlich geht, Töle... Legen wir die Karten endlich auf den Tisch!"

Blaze wird lauter und ein Hauch von Zorn schwingt in seiner Stimme jetzt mit.

Blaze: "Heute kann es im Rumble keine Freundschaft geben und es kann für den Rumblesieger und Alistair keine Freundschaft geben. Wir sind Wrestler und wir sind Männer mit Herz für den Kampf. Ich respektiere euch, euch alle, aber mehr ist da nicht für diese Show. Ich wünsche euch alles Glück der Welt gegen jeden, aber ich wünsche euch jedes Pech gegen mich. Jeder für sich!"

Mit diesen Worten hat der Kubaner alles gesagt. Es reicht ihm jetzt. Die verstörten Gesichter seiner Begleiter sagen das ihre. Es wird Zeit, dieses andauernde Gespräch zu beenden. Alistair hatte es selbst bereits gesagt: es wird heute keine gegenseitige Unterstützung geben, also genug der Heuchelei. Jeder einzelne wird mit einem Abschiedsnicken bedacht, dann dreht Blaze sich um und die Rache zieht energisch von dannen.

Blaze weiß, dass er sich damit vielleicht jede Rücksicht der anderen im Rumble verspielt hat, aber die Rache will keine Rücksicht, sie will keine Freunde. Blaze will heute scheinen. Erst gegen Dalmi, dann sollten vierzig andere fallen, es war egal. Er hatte sich gewappnet, jede Mauer einzurennen, die er konnte, er hatte sich gewappnet, daran zu scheitern, er würde mit voller Wucht sprinten, springen und rumpeln. Die Laune seiner Freunde kümmert ihn heute nicht, heute würden Mauern eingerissen, das war alles, was zählt.

Der Kalifornier blickt betreten zu Boden und dem Kubaner hinterher. In dieser Härte kennt er Blaze nicht, in dieser Härte mag er ihn nicht, soll er doch gehen... An die anderen gewandt, fährt er fort.

Alistair: „Ihr habt ja alle Recht.“

Er erhebt sich von seinem Platz.

Alistair: „Heute herrschen andere Regeln. Das heute ist der Brawlin‘ Rumble. An diesen Abend möchte ich mich in 20 Jahren noch zurück erinnern können, ohne immer an diese Stimmen im Hinterkopf zu hören. Niemand soll sagen können, Alistair Brunswick habe diesen Kampf nur gewinnen können, weil er Freunde an seiner Seite hatte. Heute Abend möchte ich Azrael Rage besiegen… aber, verdammt, ich möchte es mit eigenen Mitteln schaffen, ganz ohne Hilfe und ohne Unterstützung von außen. Egal was kommt.“

Thera: „Erstens sind wir in 20 Jahren wahrscheinlich alle tot, bis dahin is’ die Neutronenbombe gefallen. Zweitens kann ich dich scho’ verstehen, Ali. Du bist jetzt plötzlich auf die Idee gekommen, dass es Scheiße aussieht wenn du dir eine Überzahl von korrekten Kriegern am Ring aufbaust, während Azrael nur seine Eri da rumhocken lässt. Das is’ natürlich eine Erkenntnis, die einzigartig da steht in der Welt der Kunst. Drittens kannste aber auch nich’ völlig ausschließen, das Azrael heut auch ganz andere Geschütze auffährt, um seinen Big Mac zu ernten.“

 Alistair blickt ihn ernsthaft an.

Alistair: „Glaube mir… ich werde darauf vorbereitet sein. Was auch immer kommen möge, ich werde darauf vorbereitet sein. Wenn Rage zu unlauteren Mitteln greifen will, dann soll er das tun. Ich werde darauf vorbereitet sein und ich werde ihm jeden einzelnen Schlag, jeden Tritt und jede hinterhältige Attacke mit gleichen Mitteln zurückgeben.“

Er bückt sich kurz und hebt die Sporttasche an, die er vorhin neben sich abgestellt hatte. Schnell öffnet er den Reißverschluss und zieht etwas daraus hervor.
Den Gürtel des Undisputed Gerasy Champions.

Als er den Titel in der Hand hält und mit den Fingern fast zärtlich über das blankpolierte Metall streicht, flackern seine Augen für einen kurzen Moment.

Alistair: „Heute werde ich allen beweisen, dass ich vollkommen zurecht diesen Belt trage.“

Das Gold zieht ihn in seinen Bann. Wie schön es ist. Wie wertvoll.
Niemand hat diesen Titel so verdient wie er.
Weil niemand so viel dafür gelitten hat.

SVC: „Bist du okay.. ‚my precious’?“

Der Angesprochene schreckt auf.
Für einen Moment hatte er alles um sich herum vergessen.

Alistair: „Hm. Sorry. Ich war etwas in Gedanken.“

Mad Dog: "Das macht nix. Wichtig ist, dass du das beherzigst, was du eben gesagt hast."

Mad Dog gibt Alistair den Leuchter, den er seit Beginn in den Händen hält. Übt hier etwas für die Zukunft. Denn welch schönes Ende wäre es, wenn er eines Tages tatsächlich eine solche Übergabe machen könnte? Ein gutes Ende.

Mad Dog: "Du kannst heute einen neuen Anfang setzen. Die Sünden von vorher ablegen.. DAS ALLES beenden. So wie ich die Beziehung zu Blake Milton beende und damit auch meine Niederlagenserie, hast du die Chance, die du bei James Godd nicht hattest und die auch ich damals nicht hatte. Du hast Azrael Rage noch einmal im Ring. Kannst alles auf null stellen und beweisen, dass du ihn fair und richtig besiegen kannst. Und das auch noch beim Brawlin' Rumble. Damit setzt du den schmierigen Titelgewinnen ein Ende und einen neuen Anfang als wahrer Champion. Es wäre mir eine Freude dann gegen dich anzutreten."

Er blickt zu den anderen, die da heute sicherlich noch ein Wörtchen mitreden wollen.

Mad Dog: "Du hast also Recht, wir sollten unsere Matches alleine bestreiten. Auch in der Battle Royal sollten wir nachher alle alleine kämpfen. Wir respektieren uns, klar... aber unsere Freundschaften sollten für diesen einen Abend ruhen. Nur so kann dieser Abend zu einem wahren Triumph für uns alle werden, huh?!"

Und für einen, den Gewinner der Battle Royal, im Besonderen, denkt sich Mad Dog noch.

SVC: „Es ist der einzige Weg. Alles andere führt zu Verrat.“

Thera: „Der Kikifax hier ändert aber bei aller Liebe nix daran, dass mein Mann Stevie Van Crane heute den Scheiß Rumble gewinnt. Wenn wir uns da alle einig sein können, dann is’ da schon viel erreicht in unserem kleinen PCWA-Weltsicherheitsrat.“

Stumm nicken die vier sich zu.
Heute heißt es: Jeder kämpft alleine.

Und in Alistairs Fall heißt das vielleicht auch, andere nicht mit hinein zu ziehen.
In was auch immer kommen möge.
Er stellt den Leuchter ab.

Mit einem letzten kurzen Gruß verabschieden die vier sich voneinander. Es ist Zeit, der Brawlin' Rumble wartet nicht.
Alistair Brunswick geht einige Schritte vor den anderen. Als er hinaus tritt, blendet ihn das helle Licht für einen Moment.
Ein Rasensprenger läuft und benetzt seine Haut mit dicken Tropfen.

Und Alistair beginnt zu laufen. Im Regen.

 

Mike Garland: "Was sind diese fünf jetzt eigentlich? Freunde? Verbündete? Oder kurz davor, sich gegenseitig eine zu verpassen?"

Vincent Craven: "Vielleicht wissen sie das ja selbst noch nicht einmal genau. Hier scheinen die Wogen allerdings einigermaßen geglättet zu sein. Alles im Lot, jeder konzentriert sich auf die Aufgaben, die ihm bevor stehen."

Mike Garland: "Mich überrascht allerdings, dass sie sich bei ihren Kämpfen nicht gegenseitig unterstützen wollen. In der letzten Show haben wir gesehen, wie gut das funktioniert."

Vincent Craven: "Alistair hat da allerdings recht: Ein Triumph, den man anderen zu verdanken hat, der ist kein wirklicher Triumph mehr. In der PCWA muss man auch alleine bestehen können. Und ehrlich: Wenn's hart auf hart kommt, dann ist der Weg vom Backstage-Bereich zum Ring nicht so weit. Ich bin mir sicher, dass sie da niemanden komplett auflaufen lassen wollen."

Mike Garland: "Das werden wir sehen."

Vincent Craven: "Wir bekommen aber gleich eine ganz andere Sache zu sehen... nämlich den Opener! Damen-Wrestling liegt an!"



Actions