Scene

Id
1474  
Name
Nachts sind alle Katzen grau...  
Summary
 
Position
31  
Scenetype
Live  
Created At
2014-04-11 18:46:44  
Edited At
2014-04-19 08:42:41  
Show
Vendetta 101  


Man mag es kaum glauben, doch es gibt Moment im Leben eines Kriss Dalmis, in denen es tatsächlich passiert, dass er über sein Leben reflektiert. Zuletzt ist einer dieser rat gesäten Augenblicke geschehen, als er in die Exile-Villa von Jeffrey Ron Arrow eingeladen wurde, wo er hautnah miterleben durfte, wie die Lüge ihren trügerischen Schleier gelüftet hat. Der Zeitpunkt, als er das Taschentuch in seiner Hand hielt, es immer wieder mit seinem Speichel befeuchtete und damit Schicht für Schicht von dem falschen Gewebe abtrug, um das echte Gesicht von Jeffrey Ron Arrow zu erblicken, war so rein, so voller Glückseligkeit, so voller Tränen, so voller Liebe! Egal wie viele drogenabhängige Huren er in den Straßen von Belgrad aufgegabelt und anschließend weggefickt hat, egal welche tiefschürfenden Bande ihn mit inzwischen toten Freunden aus der Vergangenheit eines vom Krieg gebeutelten Serbiens verband, egal was einst in ihm vorging, als er das erste Mal ein Mädchen danach fragte, ob sie mit ihm, einem armen und traurigen Niemand aus einem fremden Land, ausgehen würde und diese (aus welchen Gründen auch immer) mit "Ja" antwortete. Nichts von dem ließ sich damit vergleichen. Ein Moment der puren, nicht replizierbaren Wahrheit!

Es bleibt nur die Erinnerung daran, die Erinnerung, die seine Faust umschließt und ihn aus schwarzen Augenhöhlen anstarrt. Das letzte Relikt der Lüge, die Maske des Jeffrey Ron Arrow. So sitzen sie gemeinsam da, im Schneidersitz auf dem Dach des PCWA Theatres und betrachten das funkelnde, unendlich weite Sternenmeer, das sich über den gesamten Himmel erstreckt. Es gab Momente, in denen konnte er Flüstern vernehmen, das von ihnen zu stammen schien. Botschaften einer Sternengöttin, der Richterin, der Zerstörerin, deren Ankunft er mit seiner Dienerschaft, der Junkie World Order, auf dieser Welt bereiten wollte. In dieser Zeit begab er sich oft in die Natur, um fernab der Zivilisation neue Instruktionen zu erhalten, um das Ende der Welt, die allumfassende Umwälzung voranzutreiben. Das stellte sich als Lüge heraus, so wie alles, was darauf folgte. Außer die Lüge selbst! Dennoch hielt er in jenen seltenen Momenten des Innehaltens an diesem Brauchtum fest. Ein Anker der Konstanz in einem unberechenbaren Sturm.

Kein Wort verlässt seine Lippen. Aus der Ferne dröhnen Musik und das Rauschen aufbrandenden Jubels aus der Halle. Plötzlich hält er inne. Ein Geräusch.

Er wendet sich von der majestetischen Kulisse der Himmelslichter ab, sucht die Umgebung des Daches ab. Obwohl sich seine Augen schon halbwegs an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann er nichts erkennen. Aber Dalmi ist sich ganz sicher, etwas gehört zu haben. Er legt die Maske zur Seite und schaut sich um.
Da! Ein Huschen.

Kriss Dalmi: "Wer ist da?"

Er blinzelt, kneift seine Augen zusammen, um mehr zu sehen. Da steht ganz zweifellos ein Mann. Durch die dunkle Kleidung aber kaum von der Umgebung unterscheidbar. 

Kriss Dalmi: "Was willst du?"

Die Gestalt schreitet auf den Serben zu. Dieser wird hektisch. Springt auf.
Da bleibt der Unbekannte plötzlich stehen. Zähne blitzen bei einem Grinsen auf.
Der Mann zieht die Hände aus seinen Manteltaschen und hebt sie beschwichtigend.

Wiley Cuts: "Nachts sind alle Katzen grau, Kriss."

Kriss Dalmi: "Du?!"

Die 'White Cat' lächelt noch immer, als sie sich die Kapuze absetzt und neben Dalmi stehen bleibt. Skeptisch folgt der Serbe der Aufforderung, sich wieder zu setzen.
Beide Akteure nehmen auf der Kante des Daches Platz. Wiley seufzt wohlig, als er die kühle Nachtluft Berlins in sich saugt. Misstrauische Blicke folgen seinen Bewegungen.

Kriss Dalmi: "Du hast ein Talent dafür, im falschen Moment aufzutauchen, Wiley! Weißt du das eigentlich? Was hast du hier verloren?"

Den Blick ungenau in die Ferne gerichtet, beginnt Cuts mit der Antwort.

Wiley Cuts: "Ich musste nur kurz etwas in der Nähe erledigen. Und da sah ich, dass die Tür zum Dach offen...-"

Er bricht ab. Wendet sich Dalmi zu und lächelt.

Wiley Cuts: "Wen interessierts, hm? Was dich doch eigentlich mit der Frage bewegt hat, Kriss..."

Der Amerikaner beugt sich nach vorne und blickt auf den Boden.

Wiley Cuts: "Du brauchst keine Angst haben, dort unten zu zerschellen."

Der Belgrader bricht in Lachen aus, wirft seinen Kopf nach hinten, hält sich mit beiden Händen seinen Bauch und baumelt mit den Beinen, die sich mehrere Meter über dem Boden befinden.

Kriss Dalmi: "Würdest du das wirklich tun, Willi? Nachdem du den größten Teil deiner Karriere in der PCWA damit verbracht hast, zusammen mit Broti Leuten wie mir den Dreck hinterherzukehren und die Gewalt einzudämmen, würdest du das wirklich tun? Du würdest versuchen, mich in den Abgrund zu schubsen?! Ich bin ehrlich: Das würde ich sogar begrüßen! Wen kümmert es, ob einer von uns beiden den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen muss, weil er sich alle Knochen gebrochen hat oder gar sein Leben lässt. Deswegen sind wir doch hier, hier in der PCWA! Blut für Quoten und die Schaffung wortwörtlich atemberaubender Werke. Vielleicht versuchst du es ja einfach mal, mich den Abgrund hinunterzustoßen, vielleicht bestätigst du damit alles, was ich über dich, Robbie und dieser ganze verfluchte Liga schon von Anfang an immer gesagt habe. Trau dich!"

Mit einer ausladenden Geste deutet er auf die Tiefe, die sich vor den beiden erstreckt. Die Höhe, in der sie sich befinden, konnte man durchaus als schwindelerregend bezeichnen. Ob man einen Sturz aus dieser Höhe überleben würde, war höchst zweifelhaft, und selbst wenn, dann konnte man im Anschluss wohl kaum mehr von einer lebenswerten Existenz sprechen. Die "White Cat" quittiert diese begeisterten Worte mit einem leichten Schmunzeln.

Wiley Cuts: "Aber ist nicht dein ganzes Leben ein Wandeln am Abgrund? Die Drogen. Das Extreme. Hardcore-Wrestling. Du hast viele mächtige Feinde. Gibt sicher ungefährlichere Lebensstile, was?"

Rhetorische Frage.

Wiley Cuts: "Aber wo wir bei deinen Ausführungen vom Sturz waren. Ich habe doch auch nichts zu befürchten?"

Für eine kurze Dauer scheint Kriss Dalmi nicht genau zu wissen, wie er darauf antworten soll. Was für eine blöde Frage! Und trotzdem war sie auf gewisse Weise amüsant. Kriss Dalmis Mund bildet ein Lächeln ab.

Kriss Dalmi: "Nein - nein, das hast du fürs Erste nicht. Noch muss ich mich anderen Dingen widmen, die meiner vollen, schöpferischen Aufmerksamkeit bedürfen. Außerdem unterhältst du mich in der neuen Rolle, die du dir ausgesucht hast, vorzüglich. Ich bin gespannt, zu sehen, wie du es schaffen willst, Ordnung in das unbändige Chaos dieser Liga zu bringen, Sheriff! Alledings rate ich dir für deine eigenen Gesundheit, dich mit deiner kleinen Wildwest-Nummer aus meinen Angelegenheiten rauszuhalten. Nichts, was ich in dieser Liga mache, ist für dich von Interesse!"

Wiley Cuts stützt die Handflachen auf den Boden, lehnt sich zurück, betrachtet den Himmel. Es vergehen einige Sekunde, bevor er sich zu einer Antwort hinreißen lässt.

Wiley Cuts: "Der Konfrontation werden wir nicht aus dem Wege gehen können, fürchte ich. Ich bin einer von den Guten, du bist ein Feind der PCWA. Leider habe ich den Eindruck, dass ich an dieser Stelle mit Belehrungen aber an der falschen Adresse bin. Aber anderes Thema..."

Fragend blickt er Dalmi in die Augen. 

Wiley Cuts: "Gibt es denn in der PCWA Leute, die da unten aufkommen sollten."

Der Serbe wendet seinen Blick ab, schaut in den Abgrund, der sie schon die ganze Zeit zu beschäftigen scheint. Auf die eine oder andere Weise.

Kriss Dalmi: "Ob es PCWA-Leute gibt, die da unten aufkommen sollten?"

Der AstroHappiker wiederholt die Frage laut, lässt sie gleichsam um seine Gedanken kreisen. Gibt es sie tatsächlich?

Kriss Dalmi: "Da würden mir in der Tat einige Namen einfallen. Falsche Könige, unverbesserliche Kreuzritter, Wiedergänger längst vergangener Tage. Seit neustem gibt es hier auch Ratten, denen man mit solcherlei Maßnahmen ihr verlogenes Mundwerk stopfen könnte."

Die Augen des Serben blitzen auf, zeichnen ein Bild sich anbahnender Wut.

Wiley Cuts: "Du meinst diesen Hathaway, nicht?"

Kriss Dalmi: "..."

Keine Antwort ist in diesem Fall auch eine Antwort. Und so fährt Cuts fort. Er greift einen der feinen Kieselsteine, die auf dem Dach liegen und wirft ihn in die Nacht.

Wiley Cuts: "Aber mit Kritik muss man leben, Kriss. Mich mag er offensichtlich auch nicht. Doch schlussendlich ist es egal, ob die Kritik von einem Gegner im Ring, von Internetmenschen oder von einem Keek Hathaway kommt, der seit Neuestem scheinbar dafür bezahlt wird, aus Nichts große Verschwörungstheorien und kontroverse Meinungen zu entwickeln.
Doch eigentlich mag ich diesen Kerl sogar. Kritik ist wichtig, auch wenn sie in diesem Fall mich trifft. Im Grunde mache ich ja auch nichts Anderes, wenn ich den Monstern dieses Geschäfts den Spiegel vorhalte. Ich richte die Kritik an den Richtigen, er an mich, Stevie van Crane und Lobotomy Blues. Und natürlich an dich. Aber das kann ich ihm nicht so ganz verübeln."

Erstmals klingt in der Stimme der 'White Cat' durch, dass er Dalmi keinesfalls so gern mag, wie es der freundschaftliche Gesprächsverlauf suggerieren könnte. Cuts schnalzt mit der Zunge.

Wiley Cuts: "Akzeptieren wir Keek einfach, wie er ist. Ein höchst kultiger Kerl eigentlich. Doch, doch... ich mag ihn."

Kriss Dalmi: "Wer weiß schon, in welcher Gosse dieses Schandmaul mit seinen verleumdenden Theorien letztendlich landen wird."

Sein Kopf dreht sich zu Arrows Maske, die immer noch dort liegt, wo er sie eben noch abgelegt hat. Ein wehmütiger Ton legt sich in die Stimme des einstigen Cryption Crown-Trägers.

Kriss Dalmi: "Was weiß er schon?! Er kennt die Wahrheit nicht. Ich habe sie gesehen, war dabei, als sie sich vor meinen Augen entschält hat. Dieser Narr sitzt in seinem kleinen Studio und spricht über Dinge, die ihm fremd sind. Und sollte er seine scheinheilige Zunge nicht hüten, könnte es gut möglich sein, dass ich sie ihm einfach aus dem Mund schneide und ihn so wirklich zum Kult erhebe."

Für einen Moment scheint es so, als wolle Cuts dem Serben beschwichtigend eine Hand auf die Schulter legen. Dann zieht er sie zurück.

Wiley Cuts: „Wenn man an Gerechtigkeit in dieser Welt glaubt – und das tu ich trotz allem – dann weiß man, dass jeder irgendwann bekommt, was er verdient. Auch Keek.“

Die 'White Cat' greift sich erneut einen der kleinen Steine, die auf dem Hallendach liegen, und wirft ihn fort. Er lächelt in sich hinein.

Wiley Cuts: „Keek Hathaway wird dann keine Ausnahme von dieser Regeln sein. Aber noch ist er ja nicht zu weit gegangen, oder?“

Der Belgrader rutscht zurück, zieht die Beine an und legt seine Arme auf seinen Knien ab. Murmelnd folgt seine Antwort.

Kriss Dalmi: "Spätestens wenn du ihn findest, wie er in seinem eigenen Blut liegt, wirst du erfahren, ob es so ist oder nicht. Wenn nicht ich mich diesem wichtigtuerischen Plagegeist annehme, dann wird es jemand anderes tun."

Wiley Cuts: „Wieso reden wir an einem schönen Abend wie diesen eigentlich nur über Keek? Das ist ein so negatives Gesprächsthema, wenn du ihn nicht magst.“

Bedauernd zieht Cuts die Unterlippe vor. Dann steht er auf, bleibt aber noch neben Dalmi stehen.

Wiley Cuts: „Dabei habe ich grad so gute Laune.“

Er kichert in die Nacht hinein.

Wiley Cuts: „Sehr gute Laune sogar.“

So schnell, wie er gekommen ist, entschwindet Wiley Cuts wieder in die Dunkelheit.
Zurück bleibt Kriss Dalmi.

 

Vincent Craven: "Kriss Dalmi und Wiley Cuts - Gegensätze, die sich anziehen?"

Mike Garland: "Zumindest haben sie sich da auf dem Dach gerade recht gesittet unterhalten. War zwar kein Moonlight-Romance-Dinner, aber wenigstens haben sie sich nicht gegenseitig die Köpfe eingeschlagen. Und das ist in der PCWA schon eine Menge wert."

Vincent Craven: "Der Serbe würde Keek Hathaway also gerne das Mundwerk stopfen. Oh-oh, das riecht förmlich nach Ärger. Kriss ist nicht dafür bekannt, besonders zurückhaltend zu sein, wenn es um seine Antipathien geht."

Mike Garland: "Wiley dagegen scheint gut gelaunt zu sein. Das ist doch einmal eine gute Abwechslung zwischen all den Miesepetern hier."



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