Scene

Id
1409  
Name
Ruhe und Frieden?  
Summary
 
Position
5  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2014-03-12 21:18:38  
Edited At
2014-03-23 08:37:07  
Show
100. Vendetta  


Friedhöfe.

Orte voller Trauer.

Alles grau in grau. Typische Friedhofspflanzen. Nadelgehölze, Trauerweide, immergrüne Stauden und Sträucher.

So oder so ähnlich wird sich jeder einen normalen Friedhof vorstellen.

Doch wir begleiten Diego Alejandro Sanchez, der abseits von allen Kameras den Friedhof von Merida betritt. Beinahe täglich ist er hier, wenn er auf Heimaturlaub ist. Nahezu täglich sucht er die Nähe seiner Eltern.

Hier springen einem sofort die farbenfrohen Gräber ins Auge. Gräber, die bunt geschmückt und kreativ verziert sind. Etwas wasin Deutschland in dieser Art und Weise wohl unmöglich wäre. Friedhöfe sind hier eben nicht ausschließlich der Trauer vorbehalten, sondern auch der Feiern.

Langsam läuft der Deutschmexikaner durch die Reihe. Mit verbundene Augen würde er den Weg finden, hat er sich doch tief in seinem Herzen eingebrannt. Der Weg zu dem steinernen Grab, auf dessen Steinplatte ein Miniatur-Ring steht. Das Grab von Emanuel Oscar Sanchez. In der Ringmitte liegt die blaue Maske mit den silbernen Verzierungen, die schon häufiger in der PCWA gesehen worden ist. Der Mexican Dream trägt so eine Maske. Ein Geschenk von Diego, das der Dream hütet wie sein Augenlicht.

Neben der Maske ruht der Replica-Belt des Tribune-Titels. Sein einziger, richtiger Erfolg in der PCWA, den sein Vater nie erlebt hat. Zu gern würde er einen weiteren Gürtel dazu legen, doch hat er noch das Zeug dazu?

Er senkt seinen Kopf und schaut auf das Grab seiner Mutter. Julia Sanchez, geb. Luer. Die steinerne Platte ist aus irgendeinem Marmor und von ihr hebt sich ein großes, rotes Herz ab. Nichts anderes hätte besser gepasst.

Der Deutschmexikaner liebt die mexikanische Kultur und die Traditionen, die so sehr abweichen von den deutschen Bräuchen. Doch in diesem Fall ist er zu sehr deutsch. Diego vermisst sie zu sehr, als dass er sie endlich loslassen und in Frieden ruhen lassen kann. Nach dem Tod seines Vaters war sie sein Halt, seine Inspiration und Leidenschaft. Er sollte jedes Jahr seinen Geburtstag herbei sehnen. Den Dia de los muertos. Der Tag der Toten. Auf den Friedhof gehen und feiern. Zusammen mit der Familie und den geschmückten Gräbern. Doch dafür ist er zu schwach. Allein der Gedanke daran zerreißt ihm das Herz.

Diego Sanchez schwelgt in Erinnerungen, wie so oft wenn er hier ist Wünscht sich zurück in eine Zeit in der sie bei ihm war und er Erfolg hatte. Er streicht zärtlich über das Herz auf der Steinplatte.

Sanchez: ''Seitdem du gegangen bist, läuft gar nichts mehr. Mein Fokus. Weg. Der unbändige Wille. Getrübt. Die Karriere. Verloren in den tiefsten Tälern meiner Seele."

Wäre ihre Krankheit nicht gewesen, er hätte sofort nach der Kündigung durch die Firma alles getan um wieder Teil der PCWA zu sein. Doch das Schicksal ist grausam. Er verlor nicht nur seine Heimat. Seine Mutter, seine Karriere, sein Leben. Mit einem Schlag wurde aus der schimmernden, glänzenden Welt eines PCWA Superstars ein schwarzer, rauchender Trümmerhaufen. Eben noch No. 1 Contender auf den Gerasy, plötzlich von allen verlassen und vergessen. Er legt die Stirn auf die steinerne Platte um ihr so nah zu sein, wie möglich. 

Sanchez: "Ich halte mich seit so langer Zeit immer nur über Wasser, ohne mit dem Schwimmen anzufangen. Warum? Warum ausgerechnet du? WARUM?!"

Mit der linken Hand schlägt er immer wieder neben sich auf den Boden. An guten Tagen spürt er diesen tiefen Schmerz kaum. Doch die letzten Tage waren nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Ein paar Vögel trällern eine Melodie und genau jetzt zerbricht das letzte bisschen Stärke im ehemaligen Tribune. Ein verkrampftes Schluchzen öffnet alle Dämme und ein feuchtes Glitzern legt sich n seine Augen.

Sanchez: "Warum kann der Schatten nicht endlich der Sonne weichen? Dios mio!! Wann ist dieser verdammte Albtraum endlich vorbei?"

Plötzlich knackt es hinter ihm. Ein Ast zerbricht unter den Schritten seines Schützlings, seines Freundes. Der letzte, der ihm geblieben ist. Der Mexican Dream, ohne Maske, nähert sich seinem Freund und legt ihm die Hand auf die Schulter.

Dream: "Diego, mein Freund. Warum muss ich dich immer hier suchen?"

Der Griff an die Schulter wird fester, eindringlicher, nachdrücklicher. Er will Diego doch einfach nur helfen.

Dream: "Ich dachte du hast erkannt und verstanden. Doch du belügst dich nur selbst. Du beschwörst die Zukunft, verteufelst deine Vergangenheit und verbringst dennoch jede einzelne Minute hier. Du klammerst dich an diesen Ort, unfähig loszulassen."

Worte, die genauso gut für Diegos Verhältnis zur PCWA benutzt werden könnten.

Dream: "Du hoffst und betest damit alles wieder so wird, wie es früher gewesen ist. Als SIE noch gelebt hat. Aber das ist eine Lüge, amigo. Sie wird nie mehr wieder kommen. Du musst dich diesem Schmerz stellen."

Eindringliche Worte, doch kann er ihn überhaupt erreichen?

Dream: "Wenn du die Vergangenheit hinter dir lassen willst, dann musst du das auch vollständig. Ganz oder gar nicht, Diego."

Die Hände ballen sich. Er weiß, dass Raffa recht hat, doch er will es nicht hören. Der Schmerz reißt ihn mit, er legt die Hände auf die Ohren.

Sanchez: "Warum lässt du mich nicht allein? Mit meinem Schmerz, mit meiner Trauer? Reicht es nicht, dass ich Show für Show versuche, den Strahlemann zu spielen? Kann ich nicht mal hier allein sein?"

Worte, die der Schmerz formt, um sich selbst zu vergrößern. Einsamkeit ist genau der falsche Weg. Genau darum ist der Dream hier.

Dream: "Weil du mein Amigo bist. Du kannst trauern, Diego. Aber nutze den Schmerz. Nimm ihn mit in den Ring der PCWA und zeige ihn den andere . Lass sie ihn fühlen. Lass ihn dich stärken! Niemand verlangt von dir, dass du strahlst. Sonden nur dass du kämpfst. Dass du wieder so fightest, wie du es gegen Gabriel getan hast. Sei endlich wieder dieser Kämpfer!"

Der Deutschmexikaner sieht dem Mexikaner lange in das narbige Gesicht ehe er wieder das Wort ergreift.

Sanchez: "Warum bist du eigentlich so hartnäckig?"

Dream: "Ein mexikanischer Volksheld hat mir einmal gesagt, ich darf nie als aufgeben. Immer fokussiert sein und das Ziel im Blick haben."

Sanchez: "Hmm... vielleicht sollte dieser Mexikaner mal anfangen, seine eigenen Worte zu beherzigen, was?"

Er starrt auf den Miniatur-Ring, dann auf das rote Herz.

Sanchez: "5 Minuten, ok? Wartest du bitte vorn?"

Der Dream nickt nur und macht sich auf den Weg. Diego bleibt zurück. Er streicht über die Steinplatten der beiden Gräber und lauscht erneut den Vögeln. Zwei Tränen rinnen seine Wangen herab zum Kinn.

Sanchez:" Ich vermisse euch so sehr. Doch ich werde vorerst nicht mehr hierher zurück kommen. Raffa hat recht. Ich darf nicht nur hier bei euch leben. Ich muss mein Leben wieder in den Griff bekommen."

Er steht auf, küsst die beiden Steinplatten.

Sanchez:" Ich liebe euch."

Dann dreht er sich um, der Sonne entgegen und marschiert zum Tor. Hoffentlich hat er seinen Frieden nun endlich gefunden.

 



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