Scene

Id
1372  
Name
Dalmi, Abelia & Blaze: Vergeben  
Summary
 
Position
44  
Scenetype
Live  
Created At
2014-03-01 15:51:22  
Edited At
2014-03-18 17:08:25  
Show
100. Vendetta  


Er muss wissen, was seine Schwester getan hat. Sein Ausbruch gerade... wie viel unterdrückte Wut schläft wohl in ihm, die er selbst nicht begreift? Bereits vor Wochen ist er zu Bernd Hohlstein gegangen und hat ihn gebeten die Kameraufnahmen durchzugehen und herauszufinden, ob Abelias Gespräch mit Dalmi, das sie geführt haben muss, aufgezeichnet worden war, selbst wenn es zu keiner Ausstrahlung kam.

Er war nie gut darin, zu vertrauen. Seiner Schwester aber hatte José vom ersten Moment an vertraut. Sie war Familie. Entsprechend unentschlossen steht er jetzt vor der Tür der Security der PCWA und Zweifel plagen ihn.  Schlussendlich überzeugt er sich selbst und tritt, auf seine Krücke gestützt, ein.

Bernd Hohlstein sitzt an einem Monitor. Als er Blaze entdeckt, lächelt er und geht freundlich auf ihn zu. José kommt ihm humpelnd entgegen. Sofort greift Hohlstein nach einem Bürostuhl und positioniert ihn vor seinem Tisch. Eine freundliche Geste, die ihrer langen Verbindung geschuldet ist. Ächzend lässt sich der Kubaner auf dem Stuhl nieder und lehnt seine Krücke an den Tisch.

Denn auch Blaze stand einst an der Spitze des Securityteams um Bernd Hohlstein, ganz wie Blake Milton heute. Exekutive Gewalt nannten sie ihn damals, die ausführende Hand von Gabriel Lucifer, der im Krankenbett lag.

José: „Hast du etwas gefunden?"

Bernd nickt.

Hohlstein: „Tatsächlich, zwar keine Videoaufnahme, na ja, doch, es ist nichts zu sehen, aber das Gespräch selbst haben wir per Ton eingefangen.“

Auch José nickt. Ihm liegt die Erkenntnis, was bevor steht, bitter auf der Zunge, aber es muss sein, wenn er Frieden finden will.

José: „Also gut. Dann los.“

José blickt gespannt auf den Monitor. Bernd geht kurz zu einem Regal in der Ecke, holt das Band mit der Aufnahme und legt es schließlich ein. Kurz flimmert der Monitor, dann geht es los. Der Zeitstempel verrät ihm, dass die Aufnahme von Vendetta 98 stammt, etwa in der Mitte der Show.

Sie zeigt, wie Kriss Dalmi die Kabine Azraels Rage verlässt. Der Serbe beginnt, den Korridor entlang zu schlurfen, biegt kurz darauf in einen anderen Gang ein...

...und stockt. Eine weibliche Stimme erklingt.

„Kriss Dalmi, wir müssen reden!“

Langsam ziehen sich die Mundwinkel zu einem debilen Lächeln auseinander.

Er wendet sich ihr zu und verlässt damit den Ausschnitt der Kamera. Josés Augen driften in die Ferne, als er die Stimme seiner Schwester erkennt. Zeit für die Wahrheit.

Dalmi antwortet ihr.

Kriss Dalmi: „Bist du dir sicher, dass du wirklich mit mir reden willst? Du weißt ja offensichtlich, wer ich bin, also müsstest du doch wissen, dass ich nicht hier bin, um zu reden, mein Täubchen!“

Ein erschrockenes Aufatmen ist daraufhin zu hören. Gott weiß, was Kriss Dalmi Abelia gerade antun wollte, zu einem Schrei kommt es jedoch nicht. Ein Zögern schleicht sich in die Stimmmelodie Abelias.

Abelia: „Genau darum geht es. Ich bin Abelia, die Schwester von Blaze.“

Schwester von Blaze... Sein Name ist José. Blaze liegt in der Vergangenheit. Kurz bleibt es still. José stellt sich vor, wie Dalmi seine Schwester jetzt mustert. Wie sie dem Serben wohl begegnet? Welches Kleid trug sie nochmal an diesem Abend? Das rote, welches ihre schlanken Beine so gut betont?

Kriss Dalmi: „Blaze, huh?! Schon mal gehört den Namen. Und welche Angelegenheit seiner Schwester könnte so dringlich sein, dass sie ausgerechnet mit mir das Gespräch sucht?“

Abelia: „Ich glaube..:“

Ihre Stimme klingt verführerisch.

„...du könntest genau der Mann sein, den ich brauche.“

Ein Kichern wie der Jungfrau nach ihrem ersten Orgasmus. Obwohl er die Szene nicht sieht, dreht sich José vor Ekel vom Monitor weg.

Es hört sich an wie Dalmi, als einer der beiden zu pfeifen beginnt. Die Melodie eines wohlbekannten Kinderlieds. Schlaf, Kindlein, schlaf... José fühlt Magensäure in seinem Hals aufsteigen.

Kriss Dalmi: „Entschuldige, ich musste gerade an etwas denken. Hast du vielleicht Lust, einen Lolli zu lutschen?“

Die Hand des Kubaners ballt sich zur Faust.

Das irritierte Räuspern einer weiblichen Stimme.

Auf dem Monitor ist weiter nichts als der leere Gang zu sehen und das driftende Licht einer Deckenlampe, deren Laufzeit auf Hospizbesuch steht.

Abelia: „Ich habe ein Problem. Mit meinem Bruder, wenn du so willst.“

Die Gesprächspause erzählt von vermeintlicher Verwunderung und Neugier.

Kriss Dalmi: „Kein Lolli? Na gut. Dann schieß mal los.“

Wieder ein Räuspern.

Abelia: „Nun, das Knie meines Bruders ist angeschlagen, wie du vielleicht weißt. Er...“

Kriss Dalmi: „Ich hätte jetzt aber eigentlich voll gern einen Lolli. Einen Moment bitte.“

Unterbricht Dalmi Abelia und das knisternde Geräusch von Kramen in einer Tasche zieht sich durch den leeren Gang. Josés Augen sind mittlerweile wieder auf den Monitor gerichtet. Ein einziges, andauerndes Kopfschütteln durchfährt seine Glieder.

Abelia: „Ich will, dass du sein Knie zertrümmerst.“

So wie José vor dem Monitor hellhörig wird, muss es auch Dalmi an Vendetta 98 ergangen sein.

Kriss Dalmi: „Das klingt ja durchaus interessant, aber wie du vielleicht auch weißt, bin ich ein vielbeschäftigter Mann und als solcher..."

Abelia: „Du stehst auf Gewaltorgien, oder nicht? Ich gebe dir hiermit die Gelegenheit sie an meinem Bruder auszuleben. Beende Josés Karriere.“

José wirft einen kurzen Blick auf seine Krücke. Mit großen Augen beginnt er das Gesagte und dessen Bedeutung zu verdauen.

Ein Laut der Verblüffung ist zu hören, dann ein sich leise aufbauendes Kichern, das all den Blutdurst und die perverse Erregung zu transportieren scheint, die den Serben ausmachen.

Ein dicker Kloß bildet sich im Hals des Kubaners. Selbst mehrfaches Schlucken will nicht hilfreich sein. Er hatte geahnt, was ihn erwarten würde, aber die Kälte in ihrer Stimme überrascht ihn doch.

Kriss Dalmi: „Nun hast du meine komplette Aufmerksamkeit! Aber verrate mir vorher noch eins: Wie niederträchtig muss die eigene Schwester sein, um ihren Bruder so ans Messer zu liefern? Versteh mich nicht falsch, das ist eine wirklich spannende Prämisse für mich, es interessiert mich aber trotzdem, was für Gründe dahinterstecken! Du musst ihn ja wirklich hassen, wenn du seine Karriere beenden willst!“

Abelia schweigt einen Augenblick und fährt dann fort.

Abelia: „Das hat damit nichts zu tun! Ich will mit meinem Bruder zurück nach Kuba. Er aber hat nichts anderes im Hirn als diese scheußliche Liga. Wrestling, wie primitiv. Und erst diese Kälte hier... So lange seine Gesundheit es ihm erlaubt, wird er wieder in den Ring steigen wollen. Wenn sein Knie aber dauerhaft beschädigt bliebe... Dr. Häuser wollte mir nicht helfen und so komme ich zu dir.“

Jeder andere wäre für José spätestens jetzt das nächste Ziel seiner Rache geworden. Doch wo Liebe ist, da ist auch Schwäche. Vielleicht will er nur nie wieder einsam sein, aber Abelia jetzt zu verbannen... Er kann es nicht. Und so vergibt er ihr bei all der Brutalität dieses Verrats in diesem Moment. Letztendlich bringt sie mit ihren Worten nur den Kern ihrer Liebe auf den Punkt. Und auch José will seine Schwester nicht verlieren. Er hat nur sie. Niemand sonst. Familie.

Da gackert Dalmi entzückt los. Das Tapsen von Füßen auf Beton ist zu hören, als würde er einen Freudentanz aufführen. Vielleicht mit Lolli, wer weiß das schon...

Außerdem... warum eigentlich nicht? Das Bild hat was.

Kriss Dalmi: "Wunderschön, Abelia! Wahrlich, eine wunderschöne Geschichte, du dir da überlegt hast, um deinen Bruder aus der PCWA zu treiben! Welch verkrüppelte Blüten die Liebe doch ans Tageslicht fördert. Fantastisch!! Du sollst deinen Bruder aus den Klauen der PCWA zurückbekommen und ich kriege dafür seine Karriere! Klingt für mich nach einem fairen Deal!"

Abelia: „Also hilfst du mir?“

Kriss Dalmi: „Ja, ich will. Ich will, mein Kind.“

Wieder pfeift Dalmi die Melodie von schlaf, Kindlein, schlaf. Hallende Schritte von zwei verschiedenen Paaren Schuhe, einmal klingen sie nach High Heels, einmal nach festen Lederstiefeln. Dann endet die Aufnahme und der Monitor ergießt sich in Schneegestöber.

Etwas bleich im Gesicht steht José auf. Ein Griff zu seiner Krücke. Er atmet auf, als er sein Knie entlastet. Humpelnd und mit gebeugten Schultern geht er anschließend davon. Vergeben erfordert ungleich mehr Kraft als blinde Rache, vor allem dann, wenn Liebe im Spiel ist. Bevor er das Büro verlässt, ruft er Hohlstein noch keuchend einen Abschied hinterher.

Zurück im Flur steht er still. Seine Schultern beben. Die Muskelfasern spannen sich. Äderchen auf den Armen erscheinen. Die Kieferknochen zermalmen sein Gebiss, bis eine Träne sich aus geröteten Augen löst.

Blaze: „Warum? Warum, Schwester?“

Dann stampft er die Krücke wütend in den harten Beton.

Sein Knie schreibt ihm die Quittung.

Schmerz.

 

Mike Garland: "Was für ein kleines, durchtriebenes Miststück. Wir alle wollen Blaze. Wir wollen Blaze, wie er seine Gegner vernichtet, sie besiegt und wie er endlich Undisputed Gerasy Champion wird. Und dann kommt hier Abelia und geht einen Pakt mit Kriss Dalmi ein? Deswegen diese Attacke auf das Knie?"

Vincent Craven: "Blut ist eben nicht dicker als Wasser. Das hat Abelia eindeutig bewiesen. Und sie wird mit den Konsequenzen leben müssen. Und wenn ich mir Blaze so anschaue, wie er vor Wut kocht, möchte ich jetzt nicht in ihrer Haut stecken."

Mike Garland: "Das kann übel enden..."

Vincent Craven: "Wird es... so oder so."



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