Scene

Id
1302  
Name
Die Kate Moss des professionellen Wrestlings.  
Summary
 
Position
26  
Scenetype
Video  
Created At
2014-02-04 14:35:55  
Edited At
2014-02-13 21:28:48  
Show
Vendetta 99  


Ihr blondes, gewelltes Haar liegt genau an Ort und Stelle. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu Urteilen allerdings scheint es Jona Vark bei weitem nicht so gut zu gehen, wie ihr Stylist sie aussehen lässt. Sie sitzt in einem hellgrauen Blazer und einem schwarzen Kleid an ihrem Schreibtisch im Büro und scheint ein Selbstgespräch zu führen. Keine Kamera läuft, dementsprechend scheint die Britin diese Gunst der Stunde zu einem Selbstgespräch zu nutzen.

„Ich... ich kann es nicht erklären. Nicht wirklich in Worte fassen. Natürlich habe ich mir das Ganze ein wenig anders vorgestellt. Dass die Jungs und Mädels hier mehr an einem Strang ziehen und ja, vielleicht der Person, die ihr die Arbeitsplätze gesichert hat, mit ein wenig mehr... Respekt will ich nicht sagen, wieso sollten sie Respekt vor mir haben... aber vielleicht Wohlwollen? Vielleicht... vielleicht Sympathie? Vielleicht so etwas in der Art?

Aber sie scheinen zu denken, dass ich das Ganze hier nur als Karrieresprungbrett nutzen will oder ein größerer Star werden will, als sie. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, warum jeder verdammte Titelträger, von Kriss Dalmi, der seine Gegner abschlachten will, über Robert Breads, der das Ganze hier für einen Witz hält bis hin zu Azrael Rage, für den hochnäsig noch ein Kompliment wäre... ich weiß nicht, warum diese Männer... Testosteron? Vielleicht habe ich mich auch einfach überschätzt? Vielleicht bin ich nicht geschaffen, für diese Position?

Ich meine, ich schaffe es nicht einmal, Leute im Zaum zu halten, die ich selbst auf meiner Wunschliste hatte, denen ich zugetraut habe, die PCWA in neue Dimensionen zu führen. Jeffrey Ron Arrow. Dieser widerliche... ich... vielleicht mache ich einfach zu viele Fehler.“

Die Geschäftsführerin der PCWA lässt ihren Blick sinken und vergräbt dann das Gesicht in ihren Händen, als es leicht knackt und eine Stimme aus dem Lautsprecher ihres Smartphones dringt, welches vor ihr auf ihrem Schreibtisch steht. Eine Männerstimme mit südländischem Akzent.

"Miss Vark, wenn ich Sie unterbrechen darf... es ist nur ein Gedanke, aber haben Sie schon einmal daran gedacht. Wenn man seine Feinde nicht einzelnd außer Gefecht setzen kann... den Rest können Sie sich ja denken."

Ob Jona Vark es sich denken kann oder nicht, verrät ihr Schweigen nicht. Stattdessen führt die Männerstimme fort.

"Ein Neustart ist immer eine holprige Angelegenheit. Wir alle sind von ihren Fähigkeiten überzeugt und wir wissen, dass Sie die richtige Person am Steuer der PCWA sind. Machen Sie sich keine Gedanken, auch die Wrestler werden dies eher früher als später erkennen."

Es dauert einen Moment, bis die Stimme der Geschäftsführerin die Stille bricht.

"Sieht mein Vater dies genauso?"

"Da sind wir uns absolut sicher."

Der Blick in Miss Varks Gesicht, den der Gesprächspartner nicht sieht, schreit nach purer Verzweiflung. Nach Unglaube. Nicht nach Zustimmung. Eher nach Unsicherheit. Unsicherheit, die auch in ihrer Stimme durchklingt.

"Wenn Sie das so sehen... okay. Ich werde mich nun wieder der Show widmen. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben."

"Kein Problem, Miss Vark. Auf Wiederhören."

"Bis dann..."

An anderer Stelle jedoch...

Nervös läuft er auf und ab. Kleine Gespenster aus warmer, ausgeatmeter Luft tanzen durch die eiskalte Luft der Berliner Nacht, greifen nach den Sternen und verschwinden irgendwo im Nichts. Er läuft eine weitere Bahn… und noch eine. Greift in die Bauchtasche seines gelben Kapuzenpullovers, befördert mit unruhigen Fingern eine Packung Kippen zutage, lässt sie fallen und tritt mit einem unverständlichen Fluchen wütend gegen einen Pfeiler, der das Vordach des PCWA Theaters stützt. Er ist die Lüge, Jeffrey Ron Arrow. Und er fühlt sich nicht wohl.

Leise Schritte sind zu vernehmen. Verraten einen tänzelnden, federnden Gang. Eine nestelnde Stimme. Verrät Unsicherheit.

???: „Hallo… äh… suchen sie da etwas?“

Langsam hebt die Lüge den Kopf. Verharrt in der gebeugten Position, in der er sich gerade auf der Suche nach der gefallenen Zigarettenschachtel befindet. Kneift die Augen zusammen.

Arrow: „Schon gefunden. Sagen sie, kennen wir uns?“

Arrows Gegenüber fährt sich unsicher durch die zu langen Haare. Stemmt die Hände in die schmächtigen Hüften.

???: „Ich… äh… Johannes Ullrich mein Name. Ich bin einer der Ringrichter der PCWA. Wurde allerdings diese Vendetta nicht eingesetzt. Seitdem Miss Vark die Geschicke leitet… äh…“

Mit einem Knacken der Wirbelsäule richtet sich die Lüge auf. Schüttelt eine Kippe aus der Packung, macht allerdings keine Anstalten, Ullrich ebenfalls eine anzubieten. Die Zigarette wird in den Mundschlitz der Maske geschoben, entfacht und beiläufig wieder aus dem Mund genommen. Arrow legt den Kopf schräg. Bedeutet dem jungen Ringrichter, fortzufahren.

Ullrich: „Nun, ich habe das Gefühl, sie übersieht mich.“

Ein schallendes Lachen entfährt der Lüge. Er mustert Ullrich. Dessen weibische Locken, welche die schmalen Schultern einer ebenso weibischen Figur herunterdrücken, als müsse der junge Mann die Last der Welt alleine auf seinen Schultern tragen. Unsicher, beinahe eingeschüchtert, weicht Ullrich einen Schritt zurück. Doch die Lüge winkt ihn sogleich wieder heran.

Arrow: „Entschuldigen sie bitte. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich… ich empfinde es nur als Ironie des Schicksals, dass wir uns hier treffen. Sie werden sicher die letzten Shows der PCWA verfolgt haben?“

Noch ehe Ullrich antworten kann, fährt die Lüge fort.

Arrow: „Sicher haben sie das. Vielleicht in der Hoffnung, wieder eine Rolle spielen zu dürfen. Vielleicht in der Hoffnung, dass sich ein Kollege verletzt, damit endlich ihre Zeitrechnung anbricht. Sicher werden sie dann auch miterlebt haben, wie ich Monat für Monat, Show für Show, Jona Vark aufgesucht habe, um ein kleines bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen. Jeden Monat der gleiche Gang, jeden Monat aufs Neue gedemütigt den Kopf in den Nacken legen, um die eigene Unsicherheit auszublenden, die sich wie ein beschissener Tumor von den Zehen über den Unterleib aufwärts frisst.“

Eifriges Nicken des Ringrichters. Er öffnet den Mund, scheint sich dadurch ermutigt zu fühlen, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Doch ehe auch nur ein Laut entweichen kann, schnellt die Lüge vor, presst dem unerfahrenen Referee eine Hand auf den Mund. Während dieser verstummt, zieht Arrow ein weiteres Mal an seiner Zigarette. Pustet eine Säule aus weißlichem Rauch in den Nachthimmel. Möge sie die Gespenster jagen.

Arrow: „Shshshshhhhh… kannst du dir dieses Gefühl vorstellen? Zuerst habe ich versucht, mit ihr zu sprechen. Habe versucht, all die Reife einfließen zu lassen, die ich in den letzten Jahren dazu gewonnen habe. Der Dank? Ignoranz. Pure Ignoranz. Also was tun? Ich wurde erfinderisch. Ich schrieb Botschaften aus Menschenfleisch. Penetrierte eine Abbildung von ihrem Vater. Besudelte ihr gummiertes Antlitz mit dem Blut, das aus den Venen ihrer Auserkorenen sprudelte wie aus einem verfluchten Springbrunnen. Ich hinterließ Nachrichten und Botschaften, die eindeutig waren.“

Unbewusst lässt die Lüge die Hand von Ullrichs Mund sinken. Weicht einen Schritt zurück. Schüttelt leise den Kopf. Ein leises Wispern.

Arrow: „Ich wollte das alles nicht, das können sie mir glauben.“

Das Nicken wird heftiger. Die Stimme lauter. Ullrich zuckt unvermittelt zusammen.

Arrow: „Ich – wollte – das – alles – nicht. Verdammter Mist, ich wollte doch einfach nur Achtung erfahren. Ich habe es auf jedem erdenklichen Weg versucht. Als Zeichen, das Kriegsbeil begraben zu wollen, habe ich im letzten Monat in einem stillgelegten Vergnügungspark gehockt und verschiedenen Leuten Zuckerwatte angeboten. Ich habe irgendwo in der Dunkelheit gesessen und nichts getan, alles in der Hoffnung, dass Jona Vark die Zeichen richtig deutet und mir endlich eine faire Chance gibt. Und was ist passiert?“

Die Lüge pfeffert die halb abgebrannte Kippe auf den Boden, prescht vor und greift Ullrich an dem Kragen seiner verknitterten Jacke. Erschrocken hebt der Referee die Hände.

Arrow: „Nichts ist passiert. Nichts und wieder nichts. Ich hab es satt, all das Blutvergießen, all das Leid, all die Schmerzen. Ich hab es satt…“

Weit aufgerissene Augen werden durch die Schlitze der Maske sichtbar, lassen erahnen, zu welcher Fratze das Gesicht der Lüge verzogen ist.

Arrow: „Ich bin es so leid, Monat für Monat in dieses Büro zu kommen und durch halbgare Phrasen meine Fragilität zu verdecken. Ich bin es leid, dass Jona Vark… dass die Leute nur zuhören, wenn das blutrünstige Monster spricht. Ich bin es leid, ewig als das Monument aus morschen Knochen, gerissenen Sehnen und zerfetztem Fleisch gesehen zu werden, das ich einst selbst errichtet habe. Ich will einfach nur meinen beschissenen Frieden. Und was passiert? Immer und immer wieder werde ich dazu genötigt, noch mehr Leuten wehzutun.“

Die Lüge sackt vor dem vollkommen überwältigten und unbeholfenen Referee auf die Knie.

Arrow: „Ich will in meinen Sonnenuntergang reiten können, ohne dass die Hufe meines Gauls eine leuchtende Spur aus scharlachrotem Blut hinterlassen. Verstehen sie das, Johannes Ullrich?“

Beinahe flehentlich sieht die Lüge den Referee an. Dieser legt ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Als er keine Gegenwehr spürt, klopft er Arrow langsam auf den Rücken.

Ullrich: „Sagen sie ihr das… sagen sie ihr, was sie mir gesagt haben.“

Wortlos blickt Arrow den Ringrichter an. Wischt sich in einer reflexartigen Geste über das gummierte Kinn. Nickt stumm. Streicht Ullrich eine lockige Strähne aus dem Gesicht. Tätschelt ihm zart die Wange.

Arrow: „Danke.“

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Nur Minuten später.

Er zieht seinen gelben Pullover straff. Schüttelt einige Falten aus seiner gräulichen Jeans. Zieht die Schnürsenkel der abgeranzten, weinroten Chucks nach. Streicht sich einige wilde Strähnen hinter die Ohren. Leises, von Unsicherheit zerfressenes Hüsteln. Die Finger der rechten Hand werden zu einer lockeren Faust zusammengeschlossen. Die Linke verschwindet unsicher in der Hosentasche. Zaghaft klopft Arrow an ihre Tür. Jona Varks Tür.

Ein durch die Tür gedämpftes

„Herein!“

ertönt. Arrow folgt der Aufforderung. Schlüpft durch einen beinahe nur handbreiten Spalt. Senkt den Blick. Schaut auf seine Füße. Die Geschäftsführerin der PCWA dagegen traut ihren Augen kaum und reißt diese weit auf, als sie erkennt, wer da in ihr Büro einschleicht. Ihr Blick spricht Bände, denn er sagt deutlich: Das kann wohl kaum ernstgemein sein?

Auch die zweite Hand verschwindet in der Hosentasche. Bedächtig hebt Arrow den Kopf. Hüstelt ein weiteres Mal.

Arrow: „Miss Vark.“

Ein lautes Durchatmen ist zu vernehmen. Entweicht portionsweise durch den schmalen Mundschlitz der gummierten Maske.

Arrow: „Ich habe lange nichts von ihnen gehört.“

Es dauert einen Augenblick, bis Miss Vark sich zu einer Antwort bequemt. Sie mustert die Lüge eindringlich, bevor sie ihre Stimme erhebt.

Jona Vark: "Wahrscheinlich haben Sie es noch nicht mitbekommen, aber Sie sind nicht die einzige Person, die einen PCWA-Vertrag hat, Mister Arrow. Dementsprechend kann ich meine Aufmerksamkeit leider nicht 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche nur auf Sie lenken. Ich gehe davon aus, dass Sie das früher oder später verstehen werden."

Die Lüge wischt sich mit einer Hand über das Gesicht des weinenden japanischen Mädchens, das zu seiner zweiten Haut geworden ist. Er ist so verdammt schlecht in so was.

Arrow: „Ich… habe letzten Monat versucht, mich zurückzuhalten. Ich dachte, wenn ich der Halle fern bleibe, kann nichts passieren, was mir weiteren Unmut ihrerseits zuzieht.“

Mit leicht zusammengekniffenen Augen und verzogenem Gesicht schüttelt die Geschäftsführerin leicht ihren Kopf, die blonden Haare setzen sich in Bewegung.

Jona Vark: "Das scheint ja außerordentlich gut geklappt zu haben, Mister Arrow. Wenn ich mich recht erinnere, dann haben Sie in den Main Event eingegriffen. Haben Sie die Fanreaktionen online gelesen? Es wurde davon gesprochen, dass Sie den Main Event kaputt gemacht haben..."

Erstaunt blickt die Lüge auf. Erstmals in diesem Gespräch hebt er überhaupt den Kopf. Verständnislos hebt er die Schultern ein kleines Stück.

Arrow: „Ich habe… was? Den Main Event kaputt gemacht?“

Ein hüpfender Adamsapfel verrät, dass die Lüge tief schlucken muss. Bemüht ist, die Contenance zu behalten. Er zieht laut vernehmbar die Nase hoch.

Arrow: „Ich war da, um ein Auge auf Kriss Dalmi zu haben. Nicht mehr, nicht weniger. Ich habe eingegriffen, als der Kampf vorbei war. Und davon ab, als Rage den Kampf verlassen hat, hat er den Kampf kaputt gemacht. Ich habe lediglich die Scherben aufgefegt, die er hinterlassen hat. Und wissen sie, was ich noch getan habe?“

Arrow presst die Lippen aufeinander. Nickt. Um sich selbst zu bestätigen. Um zu zeigen, dass er auf dem richtigen Weg ist.

Arrow: „Ich habe Menschlichkeit gezeigt.“

Seine Augen scheinen Jona Vark direkt ins Herz zu starren. Doch die reagiert nur mit Spott.

Jona Vark: "Menschlichkeit? Oder Zivilcourage? Oder haben Sie den Main Event wie üblich zu ihrer eigenen Bühne umfunktioniert, Mister Arrow? Mir ist Ihre Intention eigentlich gleichgültig, der Fakt bleibt bestehen, dass Sie sich in Angelegenheiten eingemischt haben, die Sie nichts angehen."

Es ist deutlich zu erkennen, wie sich Arrows Hosentaschen zusammenkrampfen. Die Hände bilden Fäuste. Ein letzter Ausweg, um nicht die Fassung zu verlieren. Abermals tanzt sein Kehlkopf einen wilden, einsamen Cha-Cha-Cha. Die Lüge legt den Kopf schräg. Argwohn tränkt seine Stimme. Ertränkt sie. Verzerrt sie.

Arrow: „Ich war also wieder dort draußen, um sie zu boykottieren, ja? Um ihre Show, ihren Main Event zu boykottieren? Um kaputt zu machen, was sie mit bemüht ruhigen Fingern zusammengezimmert haben, als wäre es das I-Tüpfelchen ihres wunderbaren Puppenhauses, das die PCWA für sie darstellt?“

Die Hände schnellen aus den Taschen, der Oberkörper zuckt nach vorne wie das gerissene Gummi einer zum Zerreißen gespannten Zwille. Die Lüge schlägt die flachen Hände auf den Schreibtisch seiner Chefin. Geifernd erklingt seine Stimme.

Arrow: „Sie haben keine Ahnung, was sie hier tun, Jona Vark. Mal für Mal kitzeln sie die Fußsohlen des Monsters mit den Federn des Engels, den es selbst gerissen hat und erwarten, dass es in Dankbarkeit lächelnd ihre Folter erträgt? Ist es wirklich das, was sie denken? Dass sie die Lüge unter Kontrolle halten, indem sie ihm Monat für Monat Wahrheiten in den Weg stellen, die so mies sind, dass sie am besten niemals erzählt würden? Barbarian? O’Kelly? McFly? Für was halten sie mich, Jona Vark?“

Die Lüge spuckt angeekelt auf den Büroboden, schlägt wie rasend mit den flachen Händen wieder und wieder auf den Schreibtisch. Jona zuckt dabei leicht zusammen. Ein Riss in der Fassade?

Jona Vark: "Ich... bin nicht dazu da, um sie zu kontrollieren. Glauben Sie, dass es darum geht, Kontrolle? Ich bin nicht als Polizistin hier, sondern als Geschäftsführerin. Um das Maximale für die Fans und Investoren heraus zu holen. Sie sind ein Zahnrad, in meinem Plan ein Wichtiges, aber die Maschine funktioniert auch, wenn sie weit unten eingebaut werden, auch wenn Sie eigentlich nach oben ins System gehören. Sie sind Jeffrey Ron Arrow. Ein PCWA-Wrestler. EINER. Nicht DER. Entweder erkennen Sie ihren Platz, ihre Wichtigkeit in der PCWA, die Ihnen zugeteilt wird oder wir müssen eine andere Lösung suchen."

Schicht. Für. Schicht. Bröckelt das ab, was die Lüge sich als Selbstschutz und als Schutz für andere aufgetragen hatte. Fassung. Souveränität. Gelassenheit. Tropfen wie heißer Wachs herunter, offenbaren die pure Hässlichkeit, die tief in der zerrissenen Seele der Lüge wohnt und mit manipulativen Fingern an den Knöpfen spielt, die seine Sinne verpesten. Arrow will noch weiter nach vorn, noch näher an die Frau, die unablässig Salz in die Wunden streut, die sie selbst tief in das Fleisch der Lüge gerissen hat. Wie ein unkontrollierbarer Köter rotzt Arrow seine Silben heraus.

Arrow: „Sie haben absolut keine Ahnung, wen oder was sie vor sich haben. Sie haben die alten Videos und DVDs gesehen? Sie wissen einen Scheißdreck, sie haben nicht den Arrow gesehen, der sich gezeigt hat, wenn die Kameras ihr panoptisches Auge geschlossen haben. Sie denken, sie hätten viel zu tun mit den Blakes, die ihre kindlich neckischen Spiele mit Leuten treiben, die sich ihrer eigenen Identität nicht sicher sind und deswegen versuchen, sicherheitshalber die eigenen Initialen in jedes Stück Fleisch zu ritzen, das ihnen gerade über den Weg läuft? Viel zu tun mit einem arroganten Stück Dreck von Gerasy Champion, dessen größte Leistung es in den letzten Monaten war, schlecht erzählte Reproduktionen von altbackenen Mythen und Sagen von sich zu geben, weil ihm bewusst geworden ist, dass seine eigene Legende nur eine hingeschmierte Notiz im verranzten Taschenkalender seiner spätpubertären Tochter ist? Viel zu tun… mit der Kreuzigung eines Angestellten, der am liebsten gar nicht hier wäre?“

Höhnisch schüttelt Arrow den Kopf. Senkt die Stimme. Beinahe liebkosend umspielen seine Worte Jona Vark.

Arrow: „Doch das ist nicht alles, Jona Vark. Wissen sie, was ich noch bin? Ich bin die beschissene Kate Moss des professionellen Wrestlings. Ich hab das alles hinter mir, die Drogen, Affären und Beziehungen, beschissen ausgesehen und damit zum Rolemodel der Generation X geworden, getanzt auf dem Boulevard der gebrochenen Träume, ich bin wunderschön, irgendwo unter den Narben aus Erinnerungen und Sehnsucht, ich wurde gefeiert, weil ich das repräsentiere, was die kleinen Jungs sich im Ferienlager mit gezückter Taschenlampe unter ihren sperma- und speichelgetränkten Fliesdecken mit ängstlich aufgerissenen Augen zu wispern.“

Schwer atmet die Geschäftsführerin der PCWA durch, scheint ihre Worte im Kopf weise zu wählen, bevor sie dann mit ruhiger Stimme antwortet.

Jona Vark: "Ich habe genug gehört, Mister Arrow. Das war das letzte Mal, dass Sie so mit mir gesprochen haben. Machen Sie sich auf Konsequenzen gefasst und... VERLASSEN SIE MEIN BÜRO!"

Ruhig war die Stimme am Ende dann doch nicht mehr. Bereitwillig gleitet Arrow vom Schreibtisch. Tänzelt einige Schritte rückwärts. Deutet dabei mit dem Zeigefinger auf seine Chefin.

Arrow: „Ich bin mehr als ein Match vier auf einer Vendetta Card. Mehr als ein Tag-Team-Match gegen den Streuner des professionellen Wrestlings und seinen Partner der Wahl. Ich bin Geld, das sie sich nicht durch die Finger rinnen lassen sollte. Ich drehe Filme in Japan, ich durchkreuze die Träume ihres Nummer-1-Herausforderers, rehabilitiere Kriss Dalmi, schreibe neckische Liebesbriefe an Eleven. Ich manipuliere und verändere die Figuren, ich verdrehe die Wahrheit und all das, ohne mir einen Spickzettel auf die untere Seite meines Schachbretts zu schreiben, damit ich in all meiner geistlosen Bosheit nicht vergesse, wen ich eigentlich warum zu hassen vorgebe. Ein letztes Mal, Miss Vark… profitieren sie von mir. Oder verrotten sie bei dem elendig dummen Versuch, einem Monster Fleischfetzen hinzuwerfen, in der Hoffnung, dass es sich damit zufrieden gibt.“

Arrow stößt die Tür auf. Lässt sie offen stehen. Verschwindet, während Jona Vark sprachlos zurückbleibt.

Die Lüge hält inne, unmittelbar nachdem er aus Jonas Blickfeld verschwunden ist. Lehnt sich gegen die Wand. Rutscht ein Stück herunter. Schüttelt den Kopf. Leises Flüstern.

Arrow: „Hör doch bitte einfach auf, mich in die Ecke zu drängen, Jona Vark. Hör doch einfach auf..."

Eine Hand streckt sich der Lüge entgegen. Die Finger sind feminin, gleichzeitig jedoch von einem Hauch von Schwielen übersät. Erstaunt blickt Arrow nach oben.

Arrow: „Du?!"

Die Hand streckt sich der selbst ernannten Kate Moss des professionellen Wrestlings weiter entgegen. Zuckt ungeduldig. Eine weibliche, nur allzu dominante Stimme ertönt.

???: „Frag nicht. Folge mir einfach."

 

Vincent Craven: "Jeffrey Ron Arrow bei Jona Vark - und wieder einmal stellt er Forderungen, auf die sie nicht eingehen kann, wenn sie glaubwürdig bleiben möchte."

Mike Garland: "Was denn? Arrow fordert doch nur den Respekt, den er auch verdient."

Vincent Craven: "Welchen Spot hier wer verdient, das entscheiden immer noch nicht die Wrestler selbst. Jeffrey Ron Arrow mag anderswo bereits große Erfolge gefeiert haben, aber in der PCWA hat er noch nichts erreicht. Hier muss man sich den Main Event hart erarbeiten."

Mike Garland: "Arrow wird heute McFly und welchen Partner der auch immer anschleppt aus dem Ring squashen und dann wird Miss Vark nicht umhin kommen, ihm endlich das zu geben, wonach es ihm verlangt."

Vincent Craven: "Irgend jemand wird ihn schon in seine Schranken weisen."

Mike Garland: "Das wird dann aber ein wahres Meisterstück."



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