Unruhig ist Alistair Brunswick durch den Backstage-Bereich gewandert. Noch immer kreisen seine Gedanken um Cinderellas Ankündigung. ‚Eine Show, eine ganze Vendetta, könnt ihr noch lästern, hassen, streiten, schlagen… wie ihr wollt‘. Worte, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Ihr Tonfall und ihr Gesichtsausdruck hatten Bände gesprochen, dass sie es ernst meinte, was erwartete ihn also am Ende des heutigen Abends? Was hielt die Zukunft für ihn bereit?

Ohne dass er es wirklich gemerkt hat, haben Alistairs Schritte ihn zur Gorilla Position gebracht, diesen kleinen Aufenthaltsbereich hinter dem Entrance, in dem sich die Wrestler kurz vor ihrem Einzug zum Ring bereithalten. Und, wie der PCWA-typische Zufall es nun einmal immer wieder so will, stößt er dort fast mit zwei Männern zusammen.

Alistair: „Lobotomy Blues.“

Scheinbar ein wenig nervös tigert der Grizzer umher, immer drei Schritte von einem zu einem anderen Punkt. Als er Brunswick bemerkt, ändert sich sein angespannter Gesichtsausdruck nicht, aber er nickt dem Superstar immerhin zu. Die Frage, die er sich natürlich stellt, ist nicht zu beantworten: Mutiert Barker während des Matches zum Schlächter? Die unterschiedlichen Szenarien sind im Kopf schon alle durchgegangen worden. Aber vielleicht hat er eines übersehen und kann dann nicht adäquat reagieren. Doch genau dafür hat er seinen Buddy bei sich, der sich ebenfalls zu Alistair umdreht.

Die Anspannung löst sich augenblicklich bei Sharpe und er legt Brunswick die Hand auf die Schulter.

Sharpe: "Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, Barker will das Match hinter den Kulissen beginnen!"

Alistair zuckt mit den Schultern und blickt grinsend an sich hinunter.

Alistair: „Nun, wie Barker sehe ich nicht gerade aus.“

Er blickt wieder auf und richtet seinen Blick direkt auf Grizz Lee, der hochkonzentriert wirkt.

Alistair: „Keine Sorge. Ich werde dich hier nicht attackieren. Dazu besteht überhaupt kein Anlass, also entspanne dich.“

Alistair hebt beschwichtigend die Hände und nun entspannt sich auch der Grizzman.

Grizz: „Vor einem Match angespannt zu sein, ist nie falsch.“

Das bärtige Kinn ist leicht erhoben, so als wolle er dem Jungen noch etwas beibringen.

Grizz: „Vor allem, wenn es gegen Barker geht. Euren Schlächter. Offenbar der böseste Mensch, der jemals in diesen Hallen gewandelt ist. Aber ich glaube diese Mythen schon lange nicht mehr. Im Ring seid Ihr alle gleich, und ganz gewiss nicht besser als ich.“

Klarer Verweis an Eleven. Ein weiteres Mal lockert er seine Muskulatur, lächelt den Sunnyboy dabei an.

Grizz: „Aber sag‘ mir, Brunswick, ist es nicht Dein Verdienst gewesen, dass er wieder hier hergekommen ist? Zu Deinem persönlichen Schutz vor Blake Milton?“

Prompt wird der Gesichtsausdruck etwas abfälliger.

Grizz: „Wenn dem so gewesen sein sollte, dann hast Du ganz schlechte Arbeit geleistet. Denn so, wie sich das letzten Monat präsentiert hat, sind die beiden mittlerweile gute Freunde geworden. Warte, waren sie das nicht vorher schon? So ‚Brüder im Geiste‘-mäßig? War es nicht abzusehen, dass sie irgendwann gemeinsam dahergelaufen kommen, wie… Nikotin und Bakterien?“

Der Gewinner des Quest 4 The Best wirkt betreten. Ja, irgendwie hat Grizz Lee recht. Er hatte gedacht, dass Robert sich ändern könne. Er hatte gedacht, dass der Schlächter Vergangenheit sei. Nun ist er sich aber nicht mehr so sicher, ob er Recht behielt.

Alistair: „Robert Barker wäre auch ohne mein Zutun irgendwann wieder in der PCWA aufgetaucht. Ich habe ihm nur einen kleinen Anstoß gegeben.“

Kevin räuspert sich.

Sharpe: "Hör mal, niemand hat etwas dagegen, wenn Robert Barker hier in der PCWA sein Unwesen treibt. Nur scheint mir sein Geisteszustand im Moment etwas... hm... labil zu sein. Seine dunkle Seite, den Schlächter, den braucht hier wirklich niemand!"

Es reicht wenn ich ab und zu durchdrehe. Kevin verscheucht den Gedanken schnell wieder.

Alistair hebt die Augenbrauen. Gewiss, Robert war seltsam in letzter Zeit, aber…

Alistair: „Der Schlächter ist tot. Er wird nie wieder kommen.“

So überzeugt, wie er diese Worte ausspricht, ist er selbst allerdings nicht.

Grizz: „Ist das so?“

Lee bemerkt, dass sich ihr Gegenüber wohl selbst nicht so recht glauben mag. Vielleicht ist es angebracht, ein bisschen in Wunden zu bohren. Vielleicht auch nicht, schließlich setzt auch er – ob man es nun glauben mag oder nicht – Hoffnungen in den Jungen, der die Gerasy-Herrschaft des selbsternannten Gottes beenden soll.

Grizz: „Nun ja. Es hat den Anschein, als würde der Schlächter immer stärker in ihm werden. Was immer das auch bedeuten mag. Ich meine, er fantasiert ja sogar schon von Gemetzeln, die niemals stattgefunden haben… wenn ich das richtig verstehe. Und wer war da das Opfer? Denke, Du hast es selbst mitbekommen. Aber was machst Du? Denkst an Dich selbst, an Cindy, Rage, den Gerasy, Deine eigenen Dinger. Hey, im Prinzip kein Problem. Doch um die Scheiße, die Du hinter Dir liegen lässt, muss sich trotzdem jemand anderes kümmern.“

Und zeigt mit einem Daumen auf sich selbst.

Grizz: „Kein feiner Zug für einen sogenannten Freund.“

Beruhigend fasst Kevin seinen Freund an der Schulter. Ihre Blicke treffen sich, der Trouble Magnet nickt und die ankommende Aggression weicht abermals aus seinem Körper.

Alistair wirkt nachdenklich.

Alistair: „Ich glaube daran, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Auch Robert, auch der ehemalige Schlächter. Aber ist er deshalb ein Freund gewesen? Er war immer ein Einzelgänger, hat sich nie geöffnet… und das habe ich respektiert. Genau wie ich ihn im Ring respektiere. Wie viele Leute haben mich vor unserem Match beim CORE gewarnt, er würde mich hintergehen? Ich aber habe ihm vertraut und bin nicht enttäuscht worden. Das ist der Respekt, den er sich verdient hat, echte Freundschaft aber muss erst einmal wachsen. Er ist nicht mein Freund, nicht so wie es…“

Alistair stockt.
Er denkt an Stevie, er denkt an Mad Dog. Aber sind diese Männer wirklich seine Freunde?

Grizz: „Wer? Glaubst Du, dass es reicht, eine verdammte Himmelsbar zu errichten, um jemanden zu deinem Freund zu machen?“

Zwei Meter abseits des Geschehens tippt ein Mitarbeiter auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. Gleich dürfte auch das Thema hier auftauchen. Der Grizzer zwinkert ihm zu.

Grizz: „Und einen von ihnen dann auch noch mehr oder weniger auszuschließen? Für den Du Respekt hast und so weiter. Weißt Du, Brunswick, Freundschaft baut sich über eine gewisse Zeit auf. Vertrauen und Respekt ebenso. Man muss schon lange mit jemandem durch die unterschiedlichsten Abenteuer und Gefahren gehen, um ihn als seinen Freund bezeichnen zu können. Ja, man muss sich mit seinem Freund vielleicht auch mal prügeln, um gewisse Dinge zu beweisen und zu klären.“

Spontane Bro-Fist beim Blues.

Grizz: „Du wirst heute mit Stevie in den Ring steigen. Aber wirst Du ihm komplett trauen können? Seid Ihr die Freunde, die Ihr Euch wünscht zu sein? Ich meine… er wollte mich als Trauzeugen. Und er hat klar gemacht warum. Bist Du nicht die offensichtlichere Wahl gewesen? Denk‘ mal drüber nach.“

Alistair blickt ihn für einen Moment schweigend an. Grizz Lee hatte recht, andererseits aber auch nicht. Ach, wenn das alles doch nicht kompliziert wäre. Er tippt sich selbst mit einem Finger auf die Brust.

Alistair: „Verdammt, gibt es überhaupt Freunde in diesem Geschäft? Ich habe Stevie bei Azrael gesehen und sofort bin ich misstrauisch geworden. Ist es das, was dieses Business aus uns macht? Zu paranoiden Angsthasen, die hinter jeder noch so kleinen Sache gleich Intrigen und Verrat wittern? Ach, ich weiß es nicht…“

Er breitet die Arme zu einer ratlosen Geste aus, bevor er die beiden wieder anblickt.

Alistair: „Wie habt ihr es nur solange miteinander ausgehalten?“

Kevin lacht kurz auf.

Sharpe: "Das ist die Definition einer Freundschaft. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, es knallt ab und zu auch mal. Wie gesagt."

Manchmal zu sehr. Er schweift mit seinen Gedanken zur GWF ab. Ihre "Blutfehde". Er fährt sich über den Kopf.

Sharpe: "Aber man muss auch lernen, die Fehler des anderen zu akzeptieren. Und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Man weiß irgendwann einfach, dass man sich auf den anderen verlassen kann. Egal was passiert! Eine Freundschaft besteht eben aus Geben und Nehmen."

Alistair nickt. Er hat verstanden. Ob er allerdings selbst dazu in der Lage ist? Wer ist er denn schon mit seinen gerade einmal 23 Jahren? Ein wenig Bewunderung liegt in seinem Blick, als er erst Grizz Lee und dann Kevin Sharpe anblickt.

Alistair: „Ich bewundere euch für das, was euch verbindet. Irgendwann werde ich auch soweit sein. Irgendwann…“

Sharpe nickt.

Sharpe: "Du bist auf einem guten Weg, Junge. Vielleicht solltest du auch anderen mal diese Seite von Alistair Brunswick zeigen. Nicht immer nur den Superstar raushängen lassen... und vielleicht etwas weniger den Pantoffelheld geben."

Alistair blickt ihn mit fragendem Blick direkt an.

Grizz: „Ganz genau. Denn viel Zeit scheint Dir nicht mehr zu bleiben.“

Alistair: „Was meinst du damit, Grizzman?“

Der Grizzer schüttelt lächelnd den Kopf, schaut Alistair beinahe schon ein wenig bemitleidend an.

Grizz: „Du hast das verdammte Turnier gewonnen, das dir ein Match deiner Wahl gewährt. Und kein Schwein… weder im Theatre noch vor den Fernsehern oder im unsäglichen Internet würde Dir abnehmen, dass Du etwas anderes, als einen Shot auf den Undisputed Gerasy willst. Du willst diesen wunderschönen Titel, Du willst Rage auf der größtmöglichen Bühne besiegen. Vendetta 100!“

Wie selbstverständlich breitet er die Arme aus.

Grizz: „Aber es ist deine Frau, die Frieden fordert. Frieden zwischen ihrem Ehemann und ihrem Vater. Wenn es um den HÖCHSTEN Titel im Business geht. Scheiße, Kev, kannst Du das glauben?“

Nope. Sharpe schüttelt belustigt den Kopf. Lee zeigt auf seinen Partner.

Grizz: „Dieser Mann hat seine Frau sehr geliebt. Er hätte alles für sie getan. Aber das einzige, wofür er noch mehr getan hätte, wäre ein World Title gewesen.“

Sharpe nickt.

Sharpe: „Sie war eigentlich immer dagegen, dass ich nach der Sache damals nochmal in den Ring steige, aber tief in ihrem Inneren hat sie gewusst wie viel mir das Business bedeutet. Es ist wie eine Sucht ,von der du nicht los kommst.“

Bestätigendes Nicken ebenfalls beim Trouble Magnet.

Grizz: „DAS ist unser Ding, Brunswick. Genau deswegen läufst Du hier durch die Gegend. Und das solltest Du ihr endlich mal klarmachen. Ob Vater oder nicht, es geht um DEN Titel. Und Du willst ihn, verdammt nochmal!“

Alistair kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
Grizz Lee hat genau erkannt, was ihn nun schon den ganzen Abend beschäftigt. Kevin Sharpe ist es, der den Gedanken als erster ausspricht.

Kevin:  "Es ist doch offensichtlich. Ihr steht nachher gegeneinander im Ring. Denken wir doch einmal darüber nach."

Kevin kratzt sich am Kinn, während er beginnt, auf und ab zu gehen.

Sharpe: "Was wäre, wenn sich heute eine Gelegenheit böte? Was, wenn Azrael Rage nach dem Match so angeschlagen ist, dass Alistair Brunswick nur noch das Match einfordern bräuchte? Was, wenn Stevie Van Crane alles dafür täte, um Azrael während des Matches so schwer wie möglich zuzusetzen, um seinem Buddy im Anschluss den Titelgewinn zu ermöglichen?"

Der Kalifornier ist nun nachdenklich geworden.

Alistair: „Ich…“

Ein Gedanke jagt den nächsten.
Kann, ja darf man diese Option überhaupt verfolgen?

Alistair: „Ach, was weiß ich.“

Der Trouble Magnet lacht auf und winkt ab. Auf diese halbgare Zielstrebigkeit hat er offenbar keine Lust mehr.

Grizz: „Wenn ich noch ein offenes Auge hab‘, schau‘ ich mir die Sache später an. Egal wofür Du Dich entscheidest, Junge, Du wirst damit leben müssen. Aber jetzt muss ich erst mal einem Deiner anderen… Freunde gegenübertreten.“

Alistair nickt und streckt Grizz die Hand entgegen.

Alistair: „Ich wünsche dir alles Gute bei diesem Match. Wer auch immer diesen Kampf gewinnt, hat es hoffentlich verdient… solange es nicht der Schlächter ist oder Blake Milton seine Finger irgendwie im Spiel hat.“

 Grizz greift nach der Hand und auch Kevin schlägt mit ein.

Sharpe: "Viel Glück später da draußen... mach das Beste draus..."

Er stutzt kurz, dann schleicht sich ein schelmisches Grinsen auf sein Gesicht.

Sharpe: "Superstar!"

Alistair: „Du auch, Kevin. Und mach dir keine Sorgen wegen Anna... das wird schon mit der Zeit.“

Kevin zuckt zusammen, aber Alistair nickt nur knapp.

Alistair: „Blicke können nicht täuschen. Gib ihr einfach etwas Zeit.“

Mit einem Nicken verabschiedet er sich. Zurück bleiben Kevin Sharpe und Grizz Lee. Nur noch Augenblicke bis zum Match.

Sharpe schüttelt den Kopf.

Sharpe: "Anscheinend wird der Junge langsam erwachsen, was meinst du?"

Grizz: „Pff. Hätten wir noch ein paar Jahre mehr, könnte er unser unehelicher Sohn sein. Aber dann würde er nicht so verweichlicht daher labern und seiner Alten nachhängen, die ihm bei Jona Vark doch sowieso irgendwas aushandelt.“

Sharpe: „Tatsache?“

Grizz: „Hab‘ sie vorhin auf dem Weg zum Büro gesehen, die Tochter des Teufels.“

Anführungszeichen schwirren in der Luft umher.

Grizz: „Wird bestimmt was aushecken. Aber ob das so gut ist für unseren jungen Superstar… ich weiß nicht.“

Sharpe runzelt die Stirn.

Sharpe: "Vielleicht sollten wir von nun an ein besonderes Auge auf dieses Rage-Gesindel haben. So langsam wird mir sein Größenwahn nämlich etwas zu viel. Es kann nicht schaden, wenn der selbsternannte Gott der PCWA noch mehr Messer im Rücken hat."

 

Mike Garland: "Alistair holt sich ein paar Ratschläge zum Thema Freundschaft von Grizz Lee und Kevin Sharpe. Die beiden müssen es ja wissen."

Vincent Craven: "Die beiden haben schon so oft zusammen aber auch gegeneinander im Ring gestanden und wissen, wie wichtig Vertrauen ist. Darauf basiert eine jede gute Freundschaft."

Mike Garland: "Interessant ist auch der Gedankengang, der uns allen wohl im Kopf herumspukt. Was ist, wenn Alistair sich nachher tatsächlich die Chance auf ein Titelmatch bietet? Wird er diese dann ergreifen und damit seine Ehe gefährden?"

Vincent Craven: "Der Undisputed Gerasy Title oder die eigene Ehefrau. Eine wirklich schwere Entscheidung. Liebe ist eines, aber das höchste Ziel eines jeden Wrestlers das andere."

Mike Garland: "Wie auch immer Alistair sich entscheiden wird, er wird sich das vorher gut überlegt haben. Ein wenig Zeit bleibt ihm ja noch."

Vincent Craven: "Erst einmal erwartet uns der Kampf zwischen Grizz Lee und Robert Barker. Aber vorher schalten wir noch einmal ganz kurz in den Backstage-Bereich."